Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Sinclair Lewis


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ihr vom Körper wegzuschweben. Ihr Arm war schwach.

      Nicht das Blut, sondern das Knirschen der Knochensäge auf dem lebendigen Knochen gab ihr den Rest, und sie wußte, daß sie mit der Übelkeit gekämpft hatte, daß sie von ihr besiegt war. Es schwindelte ihr. Sie hörte Kennicotts Stimme:

      »Schlecht? Geh für ein paar Minuten an die Luft. Adolph bleibt jetzt schon unter Narkose.«

      Sie tappte an einem Türschloß herum, das sich in wahnsinnigen Kreisen herumdrehte; sie war auf der Schwelle, keuchte, atmete gewaltsam Luft in die Brust, ihr Kopf wurde klarer. Als sie zurückkam, sah sie das Bild als Ganzes: die kellerähnliche Küche, zwei Milchkannen an der Wand, Schinken, die an einer Stange baumelten, Lichtstreifen an der Ofentür, und in der Mitte, im Licht einer kleinen Küchenlampe, die eine erschrockene, untersetzte Frau hielt, beugte sich Dr. Kennicott über einen Körper unter einem Leintuch – der Chirurg, die nackten Arme mit Blut beschmiert, seine Hände mit den hellgelben Gummihandschuhen lockerten die Aderpresse, sein Gesicht zeigte nur dann Bewegung, wenn er den Kopf hochhob und der Farmersfrau beruhigend zurief: »Halten Sie das Licht nur noch eine Sekunde ruhig – nur noch ein wenig.«

      »Er spricht ein gemeines, gewöhnliches, unkorrektes Deutsch von Leben und Tod und Geburt und Dreck. Ich lese das Französisch und das Deutsch der sentimentalen Liebespaare. Und mich hab' ich für die Gebildete gehalten!« dachte sie anbetungsvoll, während sie auf ihren Platz zurückkehrte.

      Nach einer Weile sagte er kurz: »Das genügt. Gib ihm keinen Äther mehr.« Seine Gedanken waren beim Abbinden einer Arterie. Seine Barschheit kam ihr heroisch vor.

      Als er den Fleischlappen zurechtlegte, murmelte sie: »Ach, du bist wirklich wundervoll!«

      Er war überrascht. »Nanu, das ist doch eine Kleinigkeit. Ja, wenn es so gewesen wär' wie vorige Woche – gib mir noch Wasser. Also – vorige Woche hatt' ich 'n peritonitisches Exsudat, und, weiß der liebe Himmel, dann war's 'n perforierter Magen, auf den ich gar nicht gefaßt war, und – So. Hör mal, ich bin wirklich schläfrig. Bleiben wir hier. Es ist zu spät zum Nachhausefahren. Außerdem sieht mir's so aus, als ob ein Sturm käme.«

      4

      Sie schliefen auf einem Federbett, mit ihren Pelzmänteln zugedeckt; am Morgen mußten sie das Eis im Waschkrug aufschlagen.

      Kennicotts Sturm war nicht gekommen. Als sie aufbrachen, war es neblig und wurde wärmer. Nach einer Meile sah sie, daß er eine dunkle Wolke im Norden studierte. Er trieb die Pferde an. Allein in ihrem Staunen über die tragische Landschaft vergaß sie seine ungewohnte Eile. Der helle Schnee, die Stacheln der alten Stoppelfelder und die Klumpen zerfetzten Gebüschs verschwammen in finsteres Grau. Unter den Anhöhen lagen kalte Schatten. Die Weiden um ein Farmhaus wurden von dem lebhafter werdenden Wind bewegt, und die Flecken nackten Holzes an den Stellen, wo die Rinde sich abgeschält hatte, waren weiß wie das Fleisch eines Aussätzigen. Das ganze Land war grausam, und eine aufsteigende schwarze Wolke mit grauen Rändern beherrschte den Himmel.

      »Das sieht nach einem Blizzard aus«, meinte Kennicott. »Aber bis zu Ben McGonegal können wir auf jeden Fall noch kommen.«

      »Ein Blizzard? Wirklich? Und als ich ein Mädchen war, hat es uns immer Spaß gemacht! Papa mußte zu Haus bleiben und konnte nicht aufs Gericht, und wir haben am Fenster gestanden und dem Schnee zugesehen.«

      »Auf der Prärie ist es kein Spaß. Man verirrt sich. Erfriert und stirbt. Wir dürfen nichts riskieren.« Er lockte die Pferde. Diese flogen jetzt dahin, der Wagen schaukelte in den harten Fahrgeleisen.

      Die ganze Luft kristallisierte sich plötzlich in große feuchte Schneeflocken. Die Pferde und die Büffelhautdecke wurden von den Flocken zugedeckt. Ihr Gesicht wurde naß; der dünne Peitschenstiel bekam einen spitzen weißen Rand. Die Luft wurde kälter. Die Schneeflocken waren härter; sie schossen in horizontalen Linien heran, schnitten ihr ins Gesicht.

      Sie konnte keine hundert Fuß vor sich sehen.

      Kennicott war ernst. Er beugte sich vor, die Zügel fest in den Waschbärhandschuhen. Sie war sicher, daß er durchkommen würde. Er kam immer durch.

      Nur er blieb, sonst verschwand die Welt und alles gewöhnliche Leben. Sie waren in wirbelndem Schnee verloren. Er beugte sich zu ihr, um ihr zuzuschreien: »Ich werd' den Pferden ihren Willen lassen. Die bringen uns schon nach Hause.«

      Mit einem fürchterlichen Stoß kamen sie von der Straße herunter, schleiften mit zwei Rädern im Graben, aber sofort wurden sie wieder zurückgeworfen, als die Pferde weiterflogen. Sie schnappte nach Luft. Sie bemühte sich, tapfer zu sein, als sie die Wolldecke ums Kinn zog, aber es gelang ihr nicht.

      Rechts von ihnen schoß etwas vorbei, das wie eine dunkle Mauer aussah. »Den Schuppen kenn' ich!« brüllte er. Er zog an den Zügeln. Aus den Decken hervorlugend, sah sie, daß er sich auf die Unterlippe biß, während er immer wieder die galoppierenden Pferde aufzuhalten suchte, indem er an den Zügeln scharf riß und ruckte. Sie blieben stehen.

      »Dort ist ein Farmhaus. Nimm die Decke um und komm«, rief er.

      Aus dem Wagen zu steigen, war wie ein Sprung in eiskaltes Wasser; als sie aber auf dem Boden stand, lächelte sie ihm zu, mit dem kleinen und kindlichen, geröteten Gesicht über der Büffelhautdecke, die sie um die Schultern geworfen hatte. In einem Wirbel von Flocken, die an ihren Augen kratzten, als wäre das Dunkel wahnsinnig geworden, machte er die Schnallen des Geschirrs auf. Er drehte sich um und ging mühsam rückwärts, eine wuchtige verschwommene Gestalt, die Zügel haltend; Carola hängte sich an seinen Ärmel und ließ sich mitschleppen.

      Sie kamen zu einer plumpen Scheune, deren Außenwand direkt an der Straße stand. Sich entlang tappend, fand er ein Tor, führte sie in einen Hof, in den Schuppen. Drinnen war es warm. Die schlaffe Stille betäubte sie.

      Sorgfältig brachte er die Pferde unter.

      Ihre Zehen glühten vor Schmerz. »Laufen wir zum Haus«, sagte sie.

      »Unmöglich. Noch nicht. Wir würden vielleicht nie hinfinden. Zehn Fuß von hier könnten wir uns verirren. Setz dich nur dort in den Stall, ganz nahe zu den Pferden. Zum Haus wollen wir, wenn der Schneesturm nachläßt.«

      »Ich bin so steif! Ich kann nicht gehen!«

      Er trug sie in den Stall, nahm ihr Überschuhe und Schuhe ab und hörte auf, sich die roten Finger zu blasen, während er an ihren Schnürsenkeln herumarbeitete. Er rieb ihr die Füße und hüllte sie in die Büffelhautdecke und in Pferdedecken von dem Stapel auf der Futterkiste ein. Sie war verschlafen, ganz im Sturm verloren. Sie seufzte: »Du bist so stark und doch so geschickt und hast keine Angst vor Blut oder Schnee oder –«

      »Ich bin dran gewöhnt. Unangenehm war mir nur gestern abend, daß die Ätherdämpfe jeden Augenblick explodieren konnten.«

      »Das versteh' ich nicht.«

      »Ja, Dave, der verdammte Trottel, hat mir Äther geschickt statt Chloroform, wie ich ihm gesagt hatte, und du weißt, Ätherdämpfe sind kolossal leicht entzündbar, besonders wenn die Lampe direkt am Tisch ist. Aber ich hab' natürlich operieren müssen – die Wunde war ja ganz voller Schmutz vom Scheunenhof.«

      »Du hast die ganze Zeit gewußt, daß – Du und ich, wir beide hätten in die Luft fliegen können? Das hast du gewußt, während du operiert hast?«

      »Freilich. Du nicht? Na, was ist denn schon dabei?«

      Fünfzehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Kennicott freute sich sehr über Carolas Weihnachtsgeschenke; sie bekam von ihm eine Brillantnadel. Aber es wollte ihr nicht gelingen, sich einzureden, daß er viel Interesse für die Zeremonien des Weihnachtsmorgens zeige, für den Baum, den


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