Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Sinclair Lewis


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sich befangen.

      Sie war von der Stadt vergewaltigt worden. Sie war Tante Bessies Nichte, sie hatte Mutter zu sein. Man erwartete von ihr, fast erwartete sie es selbst, daß sie in alle Ewigkeit dasäße und von Kindern, Köchinnen, Stickstichen und Kartoffelpreisen spräche oder darüber diskutierte, ob den einzelnen Ehegatten Spinat schmecke oder nicht.

      In der Lustigen Siebzehn fand sie eine Zuflucht. Mit einemmal begriff sie, daß sie sicher sein konnte, dort mit den jungen Frauen über Frau Bogart zu lachen; sie sah in Juanita Haydocks Klatsch jetzt nicht mehr etwas Vulgäres, sondern Fröhlichkeit und bedeutende Analyse.

      Ihr Leben hatte sich geändert, schon bevor Hugh erschien. Sie wartete auf die nächste Bridgepartie der Lustigen Siebzehn und auf das Flüstern mit ihren lieben Freundinnen Maud Dyer und Juanita und Frau McGanum.

      Sie gehörte der Stadt an. Die Philosophie und die Fehden der Stadt beherrschten sie.

      3

      Als Vater sah Kennicott sich bewogen, die erste Kindergesundheitswoche Gopher Prairies ins Leben zu rufen. Carola half ihm Babies wiegen und ihnen in den Hals sehen, sie schrieb stummen deutschen und skandinavischen Müttern die Diät für Kinder auf.

      Die Aristokratie Gopher Prairies, sogar die Frauen der ärztlichen Rivalen beteiligten sich, und einige Tage herrschte Gemeinschaftsgeist und großer Aufschwung. Aber die Macht der Liebe fand ein Ende, als der Preis für das prächtigste Baby nicht deinen Eltern, sondern Bea und Miles Bjornstam zugesprochen wurde! Die guten Ehefrauen starrten Olaf Bjornstam, seine blauen Augen, sein honigfarbenes Haar, seinen tadellosen Rücken an und bemerkten: »Na, Frau Kennicott, vielleicht ist das Schwedenbalg ja wirklich so gesund, wie Ihr Mann meint, aber ich muß Ihnen schon sagen, daß es mir fürchterlich ist, an die Zukunft zu denken, die einen Jungen erwarten muß, der ein Dienstmädchen zur Mutter und einen schrecklichen gottlosen Sozialisten zum Pa hat!«

      Sie raste, aber der Zug der allgemeinen Achtbarkeit war so heftig, Tante Bessie mit ihren schwatzhaften Besuchen so hartnäckig, daß sie verlegen war, als sie Hugh mitnahm, um ihn mit Olaf spielen zu lassen. Sie haßte sich selbst, weil sie hoffte, daß niemand sie zu Bjornstams Häuschen gehen sähe. Sie haßte sich und die gleichgültige Grausamkeit der Stadt, als sie sah, daß Bea beiden Kindern die gleiche strahlende Hingabe widmete; als sie sah, wie still und ernst Miles die Kleinen betrachtete.

      Er hatte Geld gespart, hatte Elders Hobelwerkstatt verlassen und auf einem leeren Grundstücke in der Nähe seines Häuschens eine Molkerei eröffnet. Er war stolz auf seine drei Kühe und sechzig Hühner und stand des Nachts immer auf, um nach ihnen zu sehen.

      »Bevor Sie sich nur umdrehen können, werd' ich ein großer Farmer sein! Ich sag' Ihnen, der kleine Olaf da wird mit den Haydockkindern in ein College im Osten gehen. Äh – 'ne Menge Leute kommen jetzt her und schwatzen mit Bea und mir. Ja! Einmal ist Ma Bogart gekommen! Sie war – Mir hat die alte Dame ausgezeichnet gefallen. Und der Vorarbeiter von der Mühle kommt immer her. O ja, wir haben 'ne Menge Freunde. Klar!

      4

      Obgleich die Stadt sich für Carola nicht mehr zu ändern schien als die Felder und Wiesen, die sie umgaben, war in diesen drei Jahren ein ständiges Hin und Her. Die Bewohner der Prärie ziehen immer westwärts. Vielleicht ist es das Erbe alter Wanderungen – vielleicht aber finden sie in ihrem Geist nur so kleine Erlebnisse, daß es sie treibt, sie zu suchen, indem sie ihre Umgebung wechseln. Die Städte bleiben unverändert, doch die einzelnen Gesichter wechseln wie die Jahrgänge in einer Schule. Der Juwelier Gopher Prairies verkauft, aus keinem ersichtlichen Grund, und zieht nach Alberta oder in den Staat Washington, um einen Laden zu eröffnen, der seinem früheren gleicht wie ein Ei dem anderen, in einer Stadt, die der früheren Stadt völlig gleich ist. Es gibt, von den Akademikern und den Wohlhabenden abgesehen, wenig Beständigkeit im Wohnen und im Beruf, Man wird Farmer, Kaufmann, Stadtpolizist, Monteur, Restaurantbesitzer, Postmeister, Versicherungsagent und wieder Farmer, und die Gemeinschaft leidet mit mehr oder weniger Geduld unter dem Mangel an Kenntnis, den man bei jedem dieser Experimente zeigt.

      Der Kaufmann Ole Jenson und der Fleischer Dahl wanderten nach Süd-Dakota und Idaho aus. Luke und Frau Dawson steckten tausend Acker Prärieland in der zauberhaften tragbaren Gestalt eines kleinen Scheckbuchs in die Tasche und gingen nach Pasadena: eine kleine Villa, Sonnenschein und »Cafeterias«, Chet Dashaway verkaufte sein Möbel- und Leichenbestattungs-Geschäft und wanderte nach Los Angeles, wo, wie der »Unverzagte« berichtete, »unser guter Freund Chester einen schönen Posten in einer Land- und Heimstättenagentur angenommen hat, und er und seine Frau in den reizenden Gesellschaftskreisen der Königin unter den Städten des Südwestlandes sich derselben Beliebtheit erfreuen, die sie auch in unserer Gesellschaft genossen haben«.

      Rita Simons heiratete Terry Gould und machte Juanita Haydock Konkurrenz als munterste der Jungverheirateten. Doch auch Juanita erwarb Verdienste. Harrys Vater starb, Harry wurde Seniorchef des Bon Ton-Ladens, und Juanita zeigte sich unangenehmer, boshafter und klatschhafter denn je. Sie kaufte sich ein Abendkleid, in dem sie der Lustigen Siebzehn zur allgemeinen Verwunderung ihre Schlüsselbeine zeigte, und sprach davon, nach Minneapolis überzusiedeln.

      Carola sprach Kennicott von der Wahrscheinlichkeit, daß Montana und Oregon bessere Gelegenheiten für einen Arzt böten. Sie wußte, daß er mit Gopher Prairie zufrieden war, aber es gab ihr so etwas wie Hoffnung, wenn sie sich in Gedanken damit beschäftigen konnte, auf dem Bahnhof Fahrpläne zu studieren und mit unruhigem Zeigefinger über Karten zu fahren.

      Dem gleichgültigen Beobachter jedoch erschien sie nicht unzufrieden, erschien sie nicht als anormale und betrübende Verräterin am Glauben der Hauptstraße.

      Seitdem sie das Kind hatte, nahm sie Gopher Prairie und das braune Haus ernst und betrachtete sie als natürliche Stätten des Wohnens. Sie machte Kennicott Freude, indem sie in ebenso beschaulicher Reife wie Frau Clark und Frau Elder freundlich war, und als sie oft genug über den neuen Cadillac der Elders gesprochen hatte, oder über den Posten, den der älteste Sohn Clarks jetzt im Kontor der Mühle bekleidete, wurden ihr die Themen wichtig.

      Da neun Zehntel ihres Gefühlslebens auf Hugh konzentriert waren, kritisierte sie nicht Läden, Straßen, Bekannte … in diesen ein oder zwei Jahren. Sie lief in Onkel Whittiers Laden, um ein Paket Maisflocken zu holen, sie hörte zerstreut zu, wenn Onkel Whittier Martin Mahoney anklagte, er habe behauptet, daß am letzten Dienstag Süd- und nicht Südwestwind gewesen sei, sie ging zurück durch Straßen, die weder Überraschungen noch erschreckend fremde Gesichter zeigten. Ihre Gedanken beschäftigten sich unterwegs mit Hughs Zahnen, sie dachte nicht daran, daß dieser Laden, diese langweiligen Häuserblocks der Hintergrund ihres ganzen Lebens waren. Sie tat ihre Arbeit und triumphierte, wenn sie den Clarks beim Bridge fünfhundert Points abgewann.

      5

      Das bedeutsamste Ereignis in den zwei Jahren nach Hughs Geburt war Vida Sherwins Abgang von der Hochschule und ihre Heirat. Carola war Trauzeugin, und da die Hochzeit in der Anglikanerkirche stattfand, erschienen alle Damen in neuen Glacépumps und langen weißen Glacéhandschuhen und sahen fein aus.

      Seit Jahren war Carola Vidas kleine Schwester gewesen, ohne auch nur zu ahnen, in welchem Maße Vida sie liebte und haßte, in welch seltsamer Gefühlsverwirrung Vida an sie gebunden war.

      Zwanzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Grauer Stahl, der unbewegt erscheint, weil er sich so rasch im ausgewuchteten Schwungrad dreht, grauer Schnee in einer Ulmenallee, graue Dämmerung, hinter der die Sonne steht – das war das Grau von Vidas Leben, als sie neununddreißig Jahre alt war.

      Sie war klein, lebhaft und bleich; ihr gelbes Haar war farblos und sah trocken aus; ihre blauen Seidenblusen, bescheidenen Spitzenkragen, hohen, schwarzen Schuhe und Matrosenhüte


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