Эротические рассказы

Gesammelte Werke. Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Sinclair Lewis


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warum gehen Sie dann nicht vom Geländer weg?«

      Von den Felsen auf der anderen Flußseite sahen Carola und Kennicott auf St. Paul und seine Hügel zurück – ein herrlich geschwungener Bogen von der Kuppel der Kathedrale bis zur Kuppel des Staatskapitols.

      Die Flußstraße führte an felsigen Abhängen, tiefen Schluchten, an Wäldern, die jetzt im September flammten, vorbei nach Mendota: weiße Mauern und ein Turm zwischen Bäumen, an einem Hügel gelegen, eine alte Welt in stillem Frieden. Und für dieses neue Land ist der Ort auch wirklich alt. Hier steht das trotzige Steinhaus, das General Sibley, der König der Pelzhändler, im Jahre 1835 erbaut hat. Es wirkt, als wäre es Jahrhunderte alt. In seinen ruhigen Zimmern fanden Carola und Kennicott Bilder aus den früheren Tagen, die das Haus gesehen hatte – blaue Schwalbenschwanzröcke, schwerfällige Red-River-Wagen mit kostbaren Pelzladungen, Unionsoldaten mit Backenbärten, mit Käppis und Säbeln.

      Das bedeutete für sie gemeinsame amerikanische Vergangenheit, und es war denkwürdig, weil sie es zusammen entdeckt hatten. Sie sprachen vertraulicher, persönlicher, als sie weiterwanderten. Sie überschritten den Minnesota River in einer Ruderfähre. Sie stiegen den Hügel zu dem runden Steinturm von Fort Snelling hinauf. Sie sahen den Zusammenfluß des Mississippi und des Minnesota und gedachten der Männer, die vor achtzig Jahren hierhergekommen waren – neu-englische Holzfäller, York-Händler, Soldaten von den Maryland-Bergen.

      »Es ist ein gutes Land, und ich bin stolz darauf. Machen wir daraus, was diese Alten sich erträumt haben«, sagte der sonst unsentimentale Kennicott.

      »Ja!«

      »Kommen Sie. Kommen Sie nach Gopher Prairie. Zeigen Sie uns was. Machen Sie die Stadt – also – machen Sie sie künstlerisch. Sie ist kolossal hübsch. Aber ich geb' zu, wir sind nicht gerade künstlerisch. Wahrscheinlich sieht der Holzhof nicht aus wie ein griechischer Tempel. Aber gehen Sie ran. Lassen Sie's uns ändern!«

      »Das würde ich gern tun. Später!«

      »Jetzt! Gopher Prairie wird Ihnen gefallen. Wir haben in den letzten Jahren alles mögliche mit Rasen und Gärten gemacht, und es ist so gemütlich – die großen Bäume und – und die besten Leute von der Welt. Und tüchtig. Sicher hat Luke Dawson –«

      Carola hörte nur halb auf die Namen. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß sie je wichtig für sie werden sollten.

      »Sicher hat Luke Dawson mehr Geld als die meisten von den Protzen in der Summit Avenue; und Fräulein Sherwin von der Hochschule ist ein richtiges Wunder – die liest Lateinisch, wie ich Englisch; und Sam Clark, der Eisenhändler, der ist blendend – es gibt keinen Menschen im Staat, mit dem man besser jagen könnte; und wenn Sie Bildung haben wollen, da ist außer Vida Sherwin Reverend Warren da, der Kongregationalisten-Prediger, und Professor Mott, der Schulinspektor, und Guy Pollock, der Anwalt – es heißt, der schreibt richtige Gedichte, und – und Raymie Wutherspoon, der ist auch kein Trottel, wenn man ihn mal wirklich kennt, und er singt fabelhaft. Und – und da ist noch eine ganze Menge anderer. Lym Cass. Nur hat natürlich keiner von denen Ihre – Kultur, wie man sagen könnte. Kommen Sie! Wir sind bereit, uns von Ihnen führen zu lassen!«

      Sie saßen am Ufer unter der Tablettmauer der alten Festung, ganz unbeobachtet. Er legte seinen Arm um ihre Schulter; müde nach dem Spaziergang, ein wenig fröstelnd, sich seiner Wärme und Kraft bewußt, lehnte sie sich behaglich an ihn.

      »Sie wissen, daß ich in Sie verliebt bin, Carola!«

      Sie antwortete nicht, aber sie berührte den Rücken seiner Hand mit forschendem Finger.

      »Sie sagen, ich bin so lausig materialistisch. Wie kann ich anders werden, wenn ich Sie nicht hab', um aufgerüttelt zu werden?«

      Sie antwortete nicht. Sie konnte nicht denken.

      »Sie sagen, ein Arzt könnte eine Stadt heilen, wie er einen Menschen heilt. Also, heilen Sie die Stadt von allen Schmerzen, wenn sie überhaupt welche hat, und ich will Ihr medizinisches Besteck sein.«

      Sie faßte seine Worte nicht auf, sie hörte nur die Entschlossenheit darin.

      Sie war entsetzt, aufgeregt, als er sie auf die Wange küßte und rief: »Es hat keinen Sinn, zu reden und zu reden und zu reden. Sagen Ihnen meine Arme nichts – jetzt?«

      »Ach, bitte, bitte!« Sie überlegte, ob sie böse sein sollte, aber der Gedanke huschte vorüber, und sie merkte, daß sie weinte.

      Dann saßen sie sechs Zoll voneinander entfernt und taten, als wären sie nie näher aneinander gewesen, während sie versuchte, sachlich zu sein:

      »Ich würde gern – ich würde Gopher Prairie gern sehen.«

      »Auf mich können Sie sich verlassen! Da ist es! Ich hab' ein paar Aufnahmen mitgebracht, um sie Ihnen zu zeigen.«

      Mit der Wange ganz nahe an seinem Ärmel, betrachtete sie ein Dutzend Dorfbilder. Sie waren zum Teil nicht gut, sie sah nur Bäume, Gebüsch, eine Veranda undeutlich im Laubschatten. Als sie aber die Seen sah, stieß sie einen Ausruf aus. Dunkles Wasser, in dem sich bewaldete Höhen spiegelten, ein Flug Enten, ein Fischer in Hemdsärmeln mit einem großen Strohhut zeigte seinen Fang.

      »Aber hier ist das Bild. Hier sollen Sie etwas machen.«

      Die Photographie einer Waldlichtung: schmerzlich neue Ackerfurchen, die sich zwischen Baumstümpfen hinzogen, eine plumpe Holzhütte, mit Lehm verschmiert, mit Heu gedeckt. Davor eine erschöpfte Frau mit straff zurückgekämmtem Haar und ein dreckiges, verschmutztes Baby mit strahlenden Augen.

      »Das sind die Leute, unter denen ich meine Praxis hab', zum größten Teil. Nels Erdstrom, ein prachtvoller junger Schwede. In zehn Jahren wird er eine blendende Farm haben. Aber jetzt – Ich hab' seine Frau auf einem Küchentisch operiert, und mein Chauffeur hat sie anaesthetisiert. Schauen Sie sich das arme Baby an! Das braucht eine Frau, die Hände hat wie Sie. Das wartet auf Sie! Sehen Sie sich nur die Augen von dem Kind an, sehen Sie, wie es bettelt –«

      »Nicht! Seine Augen tun mir weh. Oh, es wäre schön, ihm zu helfen, so schön.«

      Als seine Arme sich ihr näherten, gab sie allen Zweifeln zur Antwort: »Schön! So schön!«

      Drittes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Unter den jagenden Wolken bewegt sich eine Stahlmasse über die Prärie. Ein unerträgliches Klirren und Rattern, darüber ein unaufhörliches Brüllen. Scharfer Orangenduft zerschneidet den dumpfigen Geruch ungebadeter Menschen und alten Gepäcks.

      Ortschaften, so planlos gebaut, wie wenn man Pappschachteln auf einem Kammerboden verstreut. Die Fläche blaßgoldener Stoppeln wird nur von Weidengebüschen unterbrochen, die um weiße Häuser und rote Scheunen stehen.

      Es ist September, heiß, sehr staubig.

      Der Zug hat keinen bequemen Pullmanwagen, keine Bedienung ist da, keine Kissen, keine Schlafgelegenheit, den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie in dieser langen Stahlschachtel reisen – Farmer mit ewig müden Frauen und Kindern, die alle gleichaltrig zu sein scheinen; Arbeiter, die in neue Stellungen fahren; Reisende mit steifen Hüten und frisch geputzten Schuhen.

      Sie richten sich in verrenkten Stellungen zum Schlafen ein, die Köpfe an den Fensterscheiben oder auf zusammengerollten Mänteln auf den Lehnen, die Beine in den Gang gestellt. Sie lesen nicht; sie scheinen nicht zu denken. Sie warten.

      Für jeden der Mitfahrenden war sein Sitz sein zeitweiliges Heim, und die meisten von ihnen waren nachlässige Hauswirte. Eine Bank aber sah sauber und täuschend kühl aus. Auf ihr saßen ein offenbar wohlhabender Mann und ein schwarzhaariges, feinhäutiges Mädchen, dessen Schuhe auf einer sauberen Roßledertasche ruhten.

      Es waren Dr. Will Kennicott und seine


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