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Loslassen. Pirmin LötscherЧитать онлайн книгу.

Loslassen - Pirmin Lötscher


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      Es gibt die verschiedensten Ursachen, warum wir Menschen uns schwer damit tun loszulassen und liebend gern festhalten. Wenn ich etwas festhalte, fühle ich mich damit verbunden, nicht mit mir allein, und eines der zentralen Motive ist dabei das Thema »Sicherheit«. Viele Menschen halten aus Angst und dem dazugehörigen starken Drang zur Sicherheit an Dingen, Partnerschaften, Freundschaften, Mustern oder auch Jobs fest. Ängste wie »verlassen zu werden«, »ausgestoßen zu sein« oder »allein zu sein« spielen beim eigenen Bedürfnis der Sicherheit eine wichtige Rolle. Oft haftet man aus Angst vor dem Neuen an Altbekanntem fest, weil dies ein vertrautes, sichereres Gefühl in uns bewirkt, als wenn wir uns der Unsicherheit des Neuen zuwenden. Das kann so weit gehen, dass ich sogar bereit bin, schmerzhafte Erinnerungen festzuhalten, ich mich mit dem Schmerz identifiziere, ihn auch als eigene Identität annehme und ich mich so selbst in Sicherheit fühle. In einer schmerzhaften Sicherheit, aber wenigstens einer Sicherheit, die durch ein bekanntes Gefühl ausgelöst wird.

      Oft haften wir auch an einer Sache oder Überzeugung fest, weil aufgeben sich wie eine Niederlage anfühlen kann. Man hat schon viel Zeit und Geld in eine Sache, in eine Partnerschaft, in einen Traum oder ein Projekt gesteckt und obwohl es nicht funktioniert, halten wir daran fest.

      Aufgeben kann bitter sein, aber uns auch befreien, uns zurück zu uns selbst bringen und uns neu ausrichten, sodass wir wieder Energie und Freude für uns selbst finden können. Denn Festhalten kann auch »Gebunden« bedeuten, gebunden an Fesseln, die mich im Gefängnis meines Selbst halten. Das Loslassen gleicht also auch immer einem inneren Abschied von einem Gedankenmuster, einer Vorstellung oder einer Überzeugung und oft müssen wir loslassen, ohne genau zu wissen, was danach kommt, wenn wir die Fesseln abstreifen. Es kann vorkommen, dass wir uns erst einmal schlechter, leerer fühlen. Das ist so, weil durch das Loslassen etwas Vertrautes von uns geht und so ein Vakuum entsteht und kein direkter Ersatz sofort ersichtlich ist. Aber wenn du erkennst, dass du durch das Loslassen auch immer wieder einen Schritt näher zu dir kommst, dann wirst du erkennen, dass du selbst der Ersatz für das Losgelassene bist.

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      Ich kann dir hier nicht einfach eine Übung mitgeben, mit der es dir grundsätzlich immer gelingt loszulassen, weil es da verschiedenste Techniken (die wir auf den folgenden Seiten anschauen) für verschiedenste Dinge, die wir festhalten, gibt. Ein unangenehmes emotionales Erlebnis muss ich auf ganz anderen Wegen loslassen als eine materielle Sache. Teils bedeutet Loslassen, dass wir Abschied nehmen, teils, dass wir uns befreien oder dass wir uns der aktuellen Lebenssituation anpassen, teils kann es aber auch bedeuten, dass wir in einer passiven Rolle einem Ereignis ausgesetzt sind und es einfach akzeptieren müssen. Was aber klar ist: »Loslassen« passiert immer in uns, auf emotionaler oder/ und auf Kopfebene. Wenn wir loslassen, entscheiden wir uns, den Blick nach vorne zu richten. Dabei können dir folgende »Grundeinstellungen« helfen:

      °Zu wissen, dass du nicht alles perfekt machen musst.

      °Zu wissen, dass du nicht für alles auf dieser Welt die Verantwortung trägst.

      °Zu wissen, dass Loslassen unabhängig von »Gutheißen« passieren kann.

      °Zu wissen, dass Loslassen nicht gleich versagen, scheitern oder verlieren bedeutet.

      °Zu wissen, dass du Einfluss auf deine Gedanken und Gefühle hast.

      °Zu wissen, dass du selbst die Entscheidung loszulassen fällen kannst.

      °Zu wissen, dass zum Loslassen immer auch Vertrauen gehört, Vertrauen in dich selbst und in das Leben.

      Und wir müssen lernen anzunehmen, damit wir loslassen können.

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      Wenn wir etwas loslassen möchten, müssen wir uns zuerst bewusst der Sache annehmen, sie uns selbst bewusst machen und die Tatsache dessen annehmen. Denn erst wenn wir die Situation, die Sache akzeptieren, wie sie ist, uns mit der Kraft der Gedanken nicht mehr gegen sie wehren, können wir sie auch loslassen. Solange wir uns gegen die Sache aufbäumen, schenken wir ihr die nötige Energie, damit sie in uns weiter existieren kann. Das kann etwas sein, was schon weit in unserer Vergangenheit liegt, aber weil wir die Tatsache nicht annehmen, gelingt es uns auch nicht, die damit verbundenen Gefühle loszulassen.

      Wenn ich bereit bin, den damaligen Moment und die Geschehnisse anzunehmen, wie sie sind, dann öffnet sich auch mein Geist, um die positiven Dinge, die sich daraus ergeben haben, zu erkennen. Eine Niederlage will man selten lange festhalten und daher ist sie meist förderlich, sofern man sie annehmen kann. Annehmen und Loslassen geschehen immer gleichzeitig und in gegenseitiger Reihenfolge. Das heißt, dass du sowohl etwas zuerst annehmen musst, um etwa loszulassen, als auch, dass du etwas loslassen musst, um etwas Neues annehmen zu können. Wie schon im Zitat gesagt: Die Annahme und das Loslassen sind die Werkzeuge der Balance!

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