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Das Licht auf der anderen Seite des Flusses. Sergio BambarénЧитать онлайн книгу.

Das Licht auf der anderen Seite des Flusses - Sergio Bambarén


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und Nacht neu geboren. Manches ist weise eingerichtet und manches grausam. Dies ist ein Ort für jene, die stark genug sind, ihre Ängste im Griff zu haben, obwohl sie sich dessen voll bewusst sind, dass sich der Pfad, unmittelbar nachdem sie hindurchgegangen sind, wieder hinter ihnen schließt. Dies ist ein Reich, in dem man von den größten Moskitos gebissen wird, die man je gesehen hat, wo der Regen so stark schüttet, dass er dir die Kleidung vom Leibe reißen kann, ein Reich der Legenden und Mythen. Doch vor allem ist der Dschungel eine Welt, in der alles, was dich umgibt, echt ist, manchmal zu echt.

      Doch was das Echte oder die Realität ist, das entscheiden wir selbst. Einem Menschen, der schon lange jegliche Spur der Angst vor der Angst selbst verloren hat, dessen Leben bereits ein Strom wundervoller Erinnerungen und schmerzlicher Momente ist, die zum Wachstum einer menschlichen Seele dazugehören, dem passiert etwas sehr Märchenhaftes, auch wenn er weiß, dass er sich mit der Angst konfrontieren muss, manchmal sogar mit dem Tod, nur um weiterhin zu lernen.

      Hier geht es um Reisen zur Erlangung reiner Weisheit, für die sich ein demütiger Träumer vor so langer Zeit entschieden hat. Er war ein einsamer Träumer, dem das Schicksal die ganze Familie genommen hatte, einen nach dem anderen, bis niemand mehr übrig blieb, außer der Freundschaft und der Liebe einer jungen, erblühenden Knospe namens David, seinem Sohn, einem Sohn des Lebens.

      Das Leben kann manchmal so hart sein und dir genau in dem Moment, in dem du entdeckst, aus welchem Holz es geschnitzt ist, sogar den stärksten Lebenswillen nehmen; mitunter in Momenten schwieriger Entscheidungen, in denen du darauf vertrauen und glauben musst, dass es immer besser ist, etwas zu fühlen als nichts zu fühlen. Und ich entschied mich vor langer Zeit dafür zu fühlen, was auch immer geschehen würde, bis zum letzten Tag meines Lebens hier auf diesem wundervollen Planeten, den wir Erde nennen.

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      Das Gasthaus am Amazonas

      Es lag ein Träumer entspannt in seiner bequemen Hängematte. Die leichte Nachmittagsbrise des Dschungels bewegte ihn sanft von einer Seite zur anderen. Ein großer Schirm schützte ihn vor der erbarmungslosen Sonne, als ein paar schwarze Wolken aufzogen und den Himmel bedeckten. Und das bedeutet im Dschungel des Amazonasgebietes nur eins: Der Himmel wird des Nachts buchstäblich herabfallen. Der Regen wird so stark sein, dass alle Geschöpfe, die diesen Teil der Welt bewohnen, sich, bevor der Regen ankommt, einen Unterschlupf suchen, und dort regungslos ausharren, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, bis der Regen vorüberzieht.

      Der Regenwald des Amazonasgebietes ist ein atemberaubender Ort. In diesem Teil der Welt regiert die Natur. Von den höchsten Blättern all der hohen Bäume, die einander bekämpfen, um einen Sonnenstrahl zu erhaschen, bis hinunter auf die nasse Erde und sogar noch darunter, existiert die verworrenste und komplexeste Kette des Überlebens derer, die stark sind. Kein anderer Ort der Welt hat eine größere Vielfalt an Bäumen, Tieren, Vögeln oder Insekten, die hier Seite an Seite leben, immer im Wettstreit ums Überleben.

      In dem Gasthaus, in dem der Träumer wohnte, ist man sicher vor all den Gefahren, die der dichte Regenwald in jeder seiner einzelnen Nischen versteckt. Der Mensch ist in der Lage, sich in der Nähe des grünen Dschungels einen relativ sicheren Raum zu erschaffen. Doch wenn man es wagt, die Sicherheit dieses Raumes zu verlassen, dann ist man ganz auf sich selbst gestellt. Dies ist keine Gegend, in der markierte Wege dich sicher von einem Ort zum anderen führen. Das wäre weit gefehlt! Wenn man sich erst einmal aus dem Gasthaus herausgewagt hat und bei Tageslicht oder in der Dunkelheit des Regenwaldes zu gehen beginnt, einzig und allein mit der hilfreichen, verlässlichen Machete bewaffnet, und sich mit deren enormen Stahlklinge den Weg frei geschlagen hat, dann kann man sicher sein, das dieser Weg früher oder später wieder verschwunden und von dichtester Vegetation bedeckt ist.

      So, und was macht also der Träumer der Ozeane, der Wellen, des Segelns, Tauchens und Surfens, der es liebt mit Walen und Delphinen zu spielen, so weit von seinem inneren Selbst entfernt?

      Nun, diese Frage kann man auch dem Träumer stellen, der vor langer Zeit viele Monate in einem tibetischen Kloster verbrachte, der die Erde dreimal umkreist hat, der durch die Savannen Afrikas gewandert ist oder der auszog, um nach Orten zu suchen, von denen er nicht wusste, dass sie existieren, der eine verlorene Oase in der Mitte der Sahara und viele andere Plätze gefunden hat. Für alle diese Reisen, die der Träumer unternommen hat, während der er viele weit abgelegene Orte der Erde aufgesucht hat, gab es nur einen Grund: Wissen und Verständnis für die existierende Wahrheit zu finden. Es ist die Reise eines Lebens, in dem es wichtig ist, zu entdecken, worum es im Leben geht, um seinen Sinn und Zweck zu finden. Weiter nichts.

      An einem sternklaren Abend begann er, durch die Gärten des Gasthauses zu gehen, was man ängstlichen Menschen nicht empfehlen kann. Taranteln aller Größen saßen auf der Außenwand der Gästezimmer. In den hohen Wipfeln der Bäume sah man schwarze Silhouetten von nachtaktiven Tieren, die herausgekommen waren, um Nahrung zu finden. Das konnten Affen sein, giftige Schlangen oder sogar Raubvögel.

      Der Dschungel schläft niemals. Tag und Nacht beleben Flussotter, elektrische Anguilla und sogar riesige, reglos lauernde Krokodile die Flüsse, die wie Ozeane erscheinen und sich langsam in Richtung des Amazonasbeckens, des atlantischen Ozeans dahinschlängeln. In manche Flüsse sind Piranhas vorgedrungen oder sogar Amazonasdelphine, die in diese Gewässer kommen, um sich zu ernähren, zu verstecken, zu paaren, zu leben und die hier versuchen zu überleben. Dies ist ein vollkommen unberührtes Land, in dem die Natur uneingeschränkt herrschen kann.

      Der Träumer trug spezielle Plastikstiefel, die den größten Teil seiner Beine bedeckten und die ihn vor gefährlichen Insekten und kleinen Schlangen schützten, als er in der Nähe des Gasthauses, in dem er Quartier genommen hatte, am Ufer des Flusses entlangspazierte und es plötzlich zum ersten Mal, nur eine Sekunde lang, sah …

      Das Licht auf der anderen Seite des Flusses

      Der Träumer ging gefährlich nah am Ufer des Flusses entlang, wo ihn ein Krokodil oder eine riesige Anakonda jederzeit hätte in die Strömung ziehen können, oder er hätte ausrutschen und von dem starken Strom braunen Schlamms verschluckt werden können, der manchmal eher wie ein Ozean zu sein schien. Weit weg, auf der anderen Seite des Flusses, vielleicht 400 Meter entfernt, glaubte er ein Licht zu sehen, das zuweilen erschien und wieder verschwand, da sich die riesigen Bäume im Wind und im strömenden Regen hin und her bewegten. Rundherum in wasserdichte Regenkleidung gehüllt, mit schwarzen Gummistiefeln, die ihm bis weit über die Knie reichten, blieb seine Aufmerksamkeit auf das schwache Licht gerichtet, das irgendwie versuchte, ihm etwas zu sagen.

      »Seien Sie vorsichtig, Sir!«, sagte da ein junger Mann, der in dem Gasthaus arbeitete und der bemerkt hatte, dass einer seiner Gäste nicht in seinem Zimmer war, wie all die anderen Gäste, denen gesagt wurde, dass sie, wenn die Nacht einfiel, in ihren Zimmern bleiben sollten.

      »Wissen Sie, was das für ein Licht ist, auf der anderen Seite des Flusses?«

      Doch der junge Wirt war mehr daran interessiert, seinen Gast in dessen Zimmer zu führen, als zu antworten, damit auch er selbst in sein eigenes Zimmer gehen konnte, um vor all den Gefahren geschützt zu sein, die im Dschungel des Amazonasgebietes des Nachts auf der Lauer liegen.

      »Wissen Sie, was das für ein Licht ist, auf der anderen Seite des Flusses?«

      »Welches Licht, Sir?«, fragte der Wirt mit seiner großen Machete in der Hand – nur für alle Fälle.

      »Das Licht nahe des Ufers auf der anderen Seite des Flusses, das zu erscheinen und wieder zu verschwinden scheint.«

      »Ich sehe kein Licht«, antwortete der.

      Jetzt begann es, in Strömen zu regnen, so, als ob jemand Eimer voll Wasser über beide ergießen würde, womit er sie nötigen wollte zu gehen, während die Blitze des Gewitters den Himmel erleuchteten.

      »Sir, ich bitte Sie! Lassen Sie uns zu Ihrem Zimmer


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