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Die Kraft der Seelensprache. Martin ZollerЧитать онлайн книгу.

Die Kraft der Seelensprache - Martin Zoller


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Fällen wurde ich von der Presse angefragt, für sie eine Analyse zusammenzustellen. Es kam aber auch vor, dass ich von Politikern oder Militärs gebeten wurde, Vorhersagen zum möglichen Ausgang zu machen; oder es ging um klare Hinweise zu möglichen nächsten Handlungen.

      Fragen zur Hochkonjunktur und Analysen zu politischen Themen habe ich bereits vor dem offiziellen Beginn des Arabischen Frühlings beantwortet. Wie Sie auf meiner Webseite unter Visions lesen können, habe ich den Beginn der Aufstände vorhergesehen.

      Gleich zu Beginn der Unruhen wurde ich zudem von Journalisten zur Entwicklung der Revolutionen in den verschiedenen Ländern befragt. Meine Analysen waren von Land zu Land unterschiedlich und bis zum heutigen Datum sehr zutreffend.

      Im Falle Gaddafis habe ich, wie noch im Kapitel Libyen zu lesen sein wird, vorhergesagt, dass er den Aufstand zuerst überstehen und nicht wie Mubarak direkt aus dem Amt gejagt wird. Auch sah ich für den libyschen Präsidenten ein sehr unrühmliches Ende und mit größter Wahrscheinlichkeit den Tod voraus.

      Täglich fieberte ich mit den Aufständischen und wünschte mir deren Freiheit. Als medialer Profiler hingegen erwartete ich, dass sich Gaddafi noch halten und den Ansturm des Volkes zurückschlagen wird. Als die Nato in den Konflikt eingriff und die Rebellen vor einer erbitterten Niederlage rettete, war ich als Hellseher beruhigt. Gaddafi konnte nicht, wie seine Amtskollegen in Ägypten oder Tunesien, aus dem Amt gejagt werden. Meine Vorhersagen stimmten wieder einmal.

      Jetzt ging es darum, wie der Kampf ausgehen würde. Nach dem Fall von Tripolis verlor sich die Spur von Muammar al-Gaddafi. Es hieß, er sei im Ausland. Wäre dem tatsächlich so gewesen, hätte meine Vorhersage zu seinem Ableben nicht gestimmt.

      Ich machte weitere Analysen, auch zu seinem möglichen Aufenthaltsort und sendete meine Ergebnisse an verschiedene westliche staatliche Stellen. Es gab während dieses Krieges schon zu viele unnötige Opfer und Brutalität. Gaddafi hätte es verdient, für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht gestellt zu werden. Auch hier wieder mein Spagat. Aus menschlicher Sicht hoffte ich, dass Gaddafi vor Gericht gestellt wird. Aus medialer Sicht wünschte ich mir natürlich, dass meine Vorhersage zutreffen würde. Als in der Weltpresse die Fotos vom toten Despoten veröffentlicht wurden, war ich in keinster Weise überrascht und natürlich auch etwas beruhigt.

      Bei weltbewegenden Ereignissen wie Kriegen oder Naturkatastrophen gibt es keine Möglichkeit, zu helfen. Zumindest nicht, um die Ausgänge bestimmter Situationen zu verändern. Anders verhält es sich bei Einzelpersonen oder kleineren Gruppen. Hier können die zusammengestellten medialen Analysen einen Prozess in Gang bringen. Es kann Menschen konkret geholfen werden, um ein Ziel zu erreichen oder Probleme zu bewältigen.

      Dennoch kommt es auch hier immer mal wieder zu Spagatsituationen. Vor allem wenn ich in Ländern arbeite, die politisch und wirtschaftlich anders funktionieren als Westeuropa. In solchen Momenten darf und kann ich nicht als westeuropäisch erzogene Person arbeiten, sondern muss mich meiner Umgebung und den Umständen vor Ort anpassen. Ich kann unmöglich für einen südamerikanischen Militär die gleiche Sprache und Seelenführung benutzen wie für einen libanesischen Politiker. Diese zwei Menschen haben nicht nur unterschiedliche Sprachen, sondern vielleicht sogar gegensätzliche Religionen. Würde ich jetzt mit denselben moralischen oder ethischen Vorstellungen arbeiten, so würde ich sehr schnell an Grenzen stoßen, die nicht niederzureißen sind.

      Arbeite ich mit einem Menschen, so tauche ich durch seine verschiedenen Schichten in seine Seele. Ich sehe mir an, in welchen Umständen diese Seele lebt und worum es im Leben dieses Menschen geht. Ich kombiniere die verschiedenen Aspekte zu einer großen Idee und setze diese mit meinem Klienten um.

      Sehr oft vor kommt es, dass ich mich persönlich weder mit der Situation noch mit dem Land identifizieren kann oder mit dem Menschen übereinstimme. In solchen Momenten ist der Spagat wieder gefragt. Ich muss einen Ausgleich finden zwischen dem, was ich durch meine Arbeit sehe, und meinen persönlichen Idealen oder Vorstellungen.

      Ich würde mir nicht anmaßen wollen, das große Überspiel zu verstehen. Wie bereits beschrieben, glaube ich aus Erfahrung fest daran, dass es einen höheren Plan gibt, den wir nur selten verstehen. Ich bin davon überzeugt, dass viele Menschen mit ihrer Arbeit diesem Plan helfen. Aus tiefster Überzeugung heraus hoffe ich, dass meine Arbeit auch Teil dieses Planes ist.

      In den vielen Jahren meiner Tätigkeit konnte ich immer wieder beobachten, wie meine Arbeit Früchte getragen hat, die im eigentlichen Moment der Arbeit nicht absehbar waren. Hätte ich im Moment der Handlung zu viele Fragen gestellt, hätte ich mir und meiner Arbeit nur im Weg gestanden. So bin ich meinem Instinkt gefolgt, habe gearbeitet und vertraut.

      Zurückblickend auf meine letzten zwanzig Jahre als medialer Arbeiter, kann ich behaupten, zum größten Teil genau gewusst zu haben, dass meine Arbeit ihre Richtigkeit hat.

      Es kam ohne Zweifel auch vor, dass ich mich ertappte, wie ich aus falschen Impulsen heraus handelte. In dem Fall habe ich gestoppt und bin in mich gegangen. Ich habe meditiert, um zu sehen, wo ich falsch gelegen habe und was getan werden muss, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen.

      An einem Punkt meines Lebens habe ich mich in Bolivien ganz klar auf der falschen Seite befunden. Ich habe gegen meine tiefste, innere Überzeugung weitergemacht und habe mich dabei selber geschämt!

      Als ich mich dann endlich zurückzog, war es bereits zu spät. Ich war jung, hatte viel Einfluss und wenig Erfahrung. Über Tage hinweg fühlte ich mich schlecht, betete und bat um Vergebung. Nach vielen Stunden des Meditierens hörte ich klar und deutlich eine Stimme in mir. Ich solle mir, so wurde gesagt, ein Zeichen setzen, um mich immer wieder an diesen Moment zu erinnern und daran, wie wichtig es ist, der inneren Wahrheit zu folgen.

      Nach kurzem Suchen stieß ich auf das lateinische Wort für Wahrheit: VERITAS!

      Ich überlegte mir, wo und wie ich mir dieses Mantra am deutlichsten anbringen könnte. Es dauerte nicht lange und ich hatte die Antwort. VERITAS musste auf meinen linken Oberarm tätowiert werden. Jeden Morgen beim Waschen, Rasieren oder Zähneputzen sehe ich mir gewollt oder ungewollt auf den Oberarm.

      Für den Rest meines Lebens erinnere ich mich der Wahrheit und trete ich einen Schritt zurück, so fängt es auf meinem linken Oberarm leicht an zu kribbeln. VERITAS macht sich bemerkbar und zeigt mir den Weg!

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