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Himmel und Hölle. Alexandre DumasЧитать онлайн книгу.

Himmel und Hölle - Alexandre Dumas


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nachgebenden Boden am Teiche vorsichtig vorzugehen.

      Als er nicht weiter konnte, war er noch immer acht bis zehn Fuß von der Becassine entfernt.

      Bastian, der ein so guter Jäger, so guter Reiter, so guter Fechter und Tänzer war, hatte eine schwache Seite, — er konnte nicht schwimmen. Mit dem Schwimmen war es also nichts, was er unbedingt versucht haben würde, wenn er es nur einiger Maßen verstanden hätte, um seine Beute zu erlangen.

      In diesem Augenblicke hätte er gewiss irgendeine andere seiner Fertigkeiten für die Schwimmfertigkeit hingegeben.

      Die Becassine musste trotz dem herbeigeschafft werden.

      Zum Glück hat der Teich von Wuala keine Strömung, so dass der Vogel an Ort und. Stelle liegen blieb.

      Bastian sah sich um und erblickte eine Weide; zu dieser ging er, brach von ihr den längsten Zweig ab und kehrte damit an das äußerste Ende seines beweglichen Vorgebirges zurück.

      Hier setzte er der Länge seines Armes die Länge der Weidenrute hinzu und erreichte so beinahe die Becassine. Er erreichte sie sogar wirklich. Nur war das Ende der Rute so biegsam, dass er den Vogel damit nicht an sich ziehen konnte.

      Er musste durch ein Wunder von Balancieren, durch Sich-Vorbeugen noch sechs oder acht Zoll weiter zu reichen suchen.

      Bastian bog, krümmte sich, beschrieb einen Halbkreis, er strengte sich so sehr an, dass der Kopf das Übergewicht erhielt und Bastian mit dem Kopfe voraus ins Wasser fiel. Die Folgen dieses Falles sah er sofort ein und ermaß sie. Es war zehn gegen eine zu wetten, dass er da ertrinke. Deshalb stieß er denn, so kurz auch die Zeit dazu ihm zugemessen war, einen Not- und Hilfeschrei aus, den die Lage, in welcher er sich befand, allerdings sehr kläglich machte.

      Zum Glück ging aber Ehrlich, der von Vauriennes kam, mit seinem treuen Bernhard auf dem Teichdamme hin; er hörte den Schrei und eilte fort nach der Stelle bin, von welcher derselbe gekommen zu sein schien.

      Es war ihm in dem Geröhricht bereits ein Weg gebahnt und so gelangte er bald an das Ende des Vorgebirges, von dem aus der Husar ins Wasser gefallen war.

      Er sah eine große Bewegung in dem durch Schlamm getrübten Wasser. Dann streckten sich an derselben Stelle ein Paar Hände heraus, die krampfhaft in der Luft umhergriffen.

      Mehr bedurfte es nicht; er erkannte, dass Jemand dem Ertrinken nahe sei und ohne zu wissen, wer der Gefährdete sei, winkte er Bernhard, der in den Teich sprang und in dem Wasser verschwand.

      Fünf Sekunden darauf erschien er wieder, hielt Bastian am Kragen gepackt und schwamm mit ihm nach dem Ufer, wo Ehrlich ihn empfing und halbtot herauszog.

      Da erst erkannten die Beiden einander, Ehrlich mit geheuchelter Freude, dass er Bastian aus so großer Gefahr befreit, Bastian mit einiger Scham, von Ehrlich einen so wichtigen Dienst erhalten zu haben.

      Da indes Bastian am Ende doch ein braver Bursch war und er an der Furcht das Leben zu verlieren die Größe des Wunsches ermessen hatte dasselbe zu behalten, so dankte er vor Allem Ehrlich aus Herzensgrunde; da aber auch Bernhard sehr viel zu seiner Rettung beigetragen hatte und er noch lieber einem Hunde Dank schuldig war als einem Menschen, suchte er es so einzurichten, dass das größte Verdienst dem Bernhard zufalle.

      So oft Bastian den Hund traf, streichelte er ihn mit übertriebener oder doch erheuchelter Dankbarkeit, in welcher etwas von Undank gegen Ehrlich lag.

      Ehrlich aber bemerkte dies nicht, was für jedes andere minder christliche Herz tief schmerzlich gewesen sein würde, und so oft das Gespräch auf jenen für Bastian höchst unangenehmen Vorfall kam, sagte derselbe mit gemachter Heiterkeit:

      »Ja, wahrhaftig, ich war schon weit hinunter und ohne den Bernhard hätten mich jetzt wahrscheinlich die Hechte des Vaters Charpentier bereits verzehrt, nicht wahr, Ehrlich?«

      Und Ehrlich antwortete einfach:

      »Ja, Bernhard ist ein guter Hund.«

      Die Lage, die Monate, die Jahre vergingen unter diesen einfachen Vorfällen, die mit Ausnahme des eben Erzählten einander so ähnlich sahen, dass ein Tag das Spiegelbild des andern war,

      Die letzten Lage des Monats Oktober 1813 waren herangekommen und um die Mitte eines dieser Lage hatte Vater Kleine, als er von einem Besuche von seinem Felde zurückkam, Frau Marie, Mariechen, den kleinen Peter, Madelaine, Ehrlich und Bernhard in der Tür des Häuschens rechts beisammen gefunden und in der bereits früher angegebenen Ordnung Mutter, Kind und Hund in das Häuschen links mit sich genommen.

      An diesem Abend begannen die Spinnstubenzusammenkünfte. Früh hatte Ehrlich auf dem Rückwege von dem Milchverkaufe in der Stadt mit Mariechen aus dem Walde einen ganzen Sack voll Kastanien mitgebracht. Diese Maronen sollten nebst einigen Flaschen Apfelweines bei dem Dorf-Raout die Stelle des Abendessens und der Erfrischungen vertreten.

      Die Zusammenkunft fand in einem großen Keller statt, in welchen jedes Mädchen ihr Spinnzeug mitbrachte. Eine an der Decke hängende Lampe beleuchtete alle diese frischen Gesichter mit flackerndem Lichte; man konnte allerdings nicht wohl dabei sehen, aber zum Spinnen braucht man auch kein Gas; in dem Halbdunkel ging der Arbeit nichts ab, aber die Liebelei gewann viel.

      Wie man sich wohl denken kann, machte Bastian von dem Augenblicke an, in welchem die jungen Burschen eintreten durften, den Hauptschmuck der Gesellschaft aus. Er ersann für die Sonntagabende eine Menge Spiele, die freilich nicht alle das Glück hatten angenommen zu werden. Einige derselben erschienen dem Prüfungsrate der Mütter oder selbst den verständigsten Mädchen etwas zu husarenhaft.

      Wie alle Mädchen des Dorfes besuchte auch Mariechen diese Spinnstube; das Mädchen, welches in dem Alter Mariechens aus dem Kreise der Andern hätte wegbleiben wollen, würde sich in unangenehmer Weise bemerklich gemacht, würde Verachtung gegen die Andern ausgedrückt haben.

      Aber Mariechen sang selten Lieder, tanzte selten mit und spielte ebenso selten die Spiele mit. Sie blieb gewöhnlich in einer Ecke sitzen, in der sie so wenig Raum als möglich einzunehmen suchte und in der Ecke gegenüber lag ober stand dann immer Ehrlich mit Bernhard und sah das liebliche Gesichtchen des Mädchens nicht bloß mit den Augen, sondern mit dem ganzen Herzen an.

      Gewöhnlich machte man den Platz streitig, nicht dem Ehrlich, denn wenn Jemand diesen hätte kränken wollen, welchen das ganze Dorf lieb hatte, würden sich alle wie ein Mann gegen den Beleidiger erhoben haben, nicht dem Ehrlich, also, wohl aber dem Hunde Bernhard, der als solcher an dem Gesange, dem Tanz und den Spielen nur sehr geringes Interesse nahm, dagegen auf viel Platz Anspruch machte und somit der Gesellschaft hinderlich war.

      Der Abend ließ sich gut an. Das Weiter draußen war kalt, düster, stürmisch und so hörten die jungen Leute in dem warmgebeizten Keller mit allem Behagen den Wind in den Bäumen rauschen und pfeifen, von denen er die vergilbten Blätter abriss und in der Luft umherstreute, so dass sie aussahen wie ein Flug von Nachtvögeln.

      Ein jedes hatte seinen vorjährigen Platz wieder eingenommen. Diejenigen Mädchen, welche wie Mariechen nur zusehen wollten — es waren deren aber nur noch zwei oder drei — hatten glücklicher Weise das Spinnrad mitgebracht und spannen.

      Diese Abendgesellschaften begannen stets mit Liedern, die nicht selten in ihrer naiven Weise ziemlich leichtfertig waren, aber man weiß, es ja, die Züchtigkeit der Mädchen auf dem Lande ist nicht so schreckhaft als die der Stadtmädchen und das, was den letzteren die Schamröte ins Gesicht treiben würde, erregt bei den ersteren meist nur ein helles Herzliches Lacher.

      Es wurde gelost, welche das erste Lied singen sollte; da man aber wusste, dass Marie nie tätigen Anteil an der Unterhaltung nahm, ließ man sie natürlich auch nicht mit das Loos ziehen.

      Alle Namen wurden in einen Hut getan und diesen Hut hielt man Ehrlich hin, dem Blödsinnigen, der hineingriff und den Namen der Katharina herausholte.

      Alle hörten die Katherina sehr gern singen, denn sie kannte nicht nur die schönsten Lieder, sondern sang dieselben auch mit einem Ausdrucke, den sie im Theater in Paris gelernt haben sollte, wohin sie ihre Herrin begleitet


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