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Himmel und Hölle. Alexandre DumasЧитать онлайн книгу.

Himmel und Hölle - Alexandre Dumas


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dankt dem lieben Gott, der einen Tautropfen in ein zusammengerolltes Blatt fallen ließ, um ihm den weiten Weg nach dem Fluss zu ersparen.«

      Oder auch:

      »Er dankt dem lieben Gott, der zugab, dass ein Dorn am Wege den vorübergehenden Schafen ein wenig Wolle abriss, denn die Zeit ist gekommen, dass das Weibchen ihre Eier legen soll und aus jener Wolle will er sein Nest bauen.«

      Oder auch:

      »Er klagt, dass ein Kind aus dem Dorfe ihm seine Jungen genommen hat und doch nicht weiß, wie es dieselben füttern müsse, so dass die Kleinen verhungern werden.«

      Ebenso war es mit den Pflanzen, dem Grase und den Blumen. Niemals hätte Johann unnötiger Weise auf eine Pflanze getreten, Gras abgeschnitten oder eine Blume gepflückt. Hatte er ja einmal unversehens auf einen Stängel getreten, oder sah er einen, den Andere niedergetreten hatten, so richtete er das arme Pflänzchen empor, und sagte, wenn er es gewesen war: »Ich hatte Dich nicht gesehen, nimm es nicht übel,« und wenn es ein Anderer gewesen: »Zürne dem nicht, der Dich so geknickt hat, denn er wusste nicht, dass Du lebst, leidest und weinst wie wir; er hat zwar deinen Stengel geknickt, aber deine Wurzel ist Dir geblieben; aus deiner Wurzel wird ein neuer Stengel herauswachsen, er wird groß werden, blühen und seinen Samen umherstreuen, so dass Du im nächsten Jahre nicht mehr allein und einsam bist wie jetzt, sondern eine ganze Familie um Dich her hast.«

      Ebenso war es, wenn er Gras für den Faulen oder die schwarze Kuh ab sichelte oder wenn er eine Blume pflügte, um sie in den Gürtel oder in das Haar der kleinen Marie zu stecken. Ehe er die Sichel an das Gras ansetzte, sagte er zu demselben:

      »Es ist bekannt, warum ich Dich abschneide, armes Gras; es geschieht nicht, um Dir nutzlos Schmerz zu machen oder Dich gar zu vernichten, sondern weil der Faule, der Ochse des Vaters Kleine, und die schwarze Kuh der Frau Marie Hunger haben; weil der liebe Gott Dich wachsen ließ, um sie zu sättigen und ihnen die Kraft zu geben, dass der Ochse das Feld des Vaters Kleine pflügen kann, das uns nährt, und dass die schwarze Ruh Milch bekommt.«

      Pflückte er eine Blume, so sagte er zu ihr:

      »Du weißt es, dass ich Dich für deine Schwester Marie von dem Stängel breche; Du weißt, dass der liebe Gott Dich nicht darum schön und wohlriechend erschaffen hat, das mir Du einsam auf der Wiese ober im Walde sterbest, sondern damit Du von seiner Größe unter den Menschen zeugst, deren Augen und Herz Du erfreust.«

      In Folge dieser ihm von Gott verliehenen Fähigkeit, die ganze Schöpfung zu verstehen und zu begreifen, war der kleine Hans glücklicher im Umgange mit den Bäumen, den Pflanzen, den Vögeln, der freien Himmelsluft, dem Regen und Sonnenscheine, als in dem Verkehre mit den Menschen. Während die Bäume, die Blumen, die Vögel, die Himmelsluft, her Regen, der Sonnenschein in ihrer Sprache sagten: »er ist ein kleiner Engel, und zwar die Bäume, indem sie ihn mit ihrem Schatten bedeckten, die Blumen, indem sie seinen Weg schmückten, die Vögel, indem sie ihn durch ihren Gesang erheiterten, die Himmelsluft, indem sie seine Wangen liebkoste, der Regen, indem er ihn verschonte, und der Sonnenschein, indem er ihn wärmte, zuckten die Leute aus dem Dorfe, wenn sie ihn ernst und schweigsam in dem Alter hingehen sahen, in welchem die Kinder lärmen und spielen, mit den Achseln und sagten im Tone des Bedauerns oder des Spottes: »er ist einfältig.«

      Da er indes auf alle Fragen, die sie an ihn richteten, verständig antwortete, da er niemals gelogen hatte und allen die Wahrheit sagte, sie mochte denselben angenehm sein oder nicht, so nannten sie ihn nicht Hans oder Johann oder den kleinen Kleine, sondern Ehrlich.

      Nach einer gewissen Zeit nahmen selbst die kleine Marie, Frau Marie, der Vater Kleine, sogar Madelaine den Namen auf, unter welchem Johann im Dorfe allgemein bekannt war, und nannten ihn Ehrlich wie die Andern. Johann sah wohl ein, dass dies ein schöner Name sei, ein Name nach dem Herzen Gottes; er entwöhnte sich seines Namens Johann und gewöhnte sich daran, Ehrlich genannt zu werden.

      Im Jahre 1805 war Ehrlich zehn ich aber kaum drei Jahre alt, da verließ mein Vater das Schloss des Fossés, das etwa ein Viertelstündchen von dem Hause des Vaters Kleine stand, um ein drei Stunden entferntes anderes Schloss, Antilley, zu beziehen.

      Mein Vater hatte aus dem Feldzuge in den Alpen von dem St. Bernhardskloster ein Paar jener prächtigen Kunde mitgebracht, deren wertvolle Race die Mönche so sorgsam erhalten. Sie sehen aus wie zweijährige Löwen. Eben als wir nach Antillen ziehen wollten, warf die Hündin fünf Junge; zwei davon wurden verschenkt, zwei behielt die Alte und das fünfte hatte ein roher Mensch grausam vor die Tür geworfen.

      Der immer im Freien umher wandernde Ehrlich ging zufällig vorüber, Hörte Das Winseln des armen kleiner Hundes, hob ihn auf und trug ihn nicht in das Häuschen seines Großvaters — an dessen Edelmut er zweifelte, da er bereite den Esel und den Ochsen zu füttern hatte — sondern in den Stall der Frau Marie.

      So lange Bernhard — Ehrlich hatte den Hund kurze weg so genannt — Milch bedurfte, brauchte er sich nicht eben sehr zu sorgen. Die schwarze Kuh war ja da und den vereinten Bitten der beiden Kinder wurde es nicht schwer, von der mitleidigen und gefühlvollen Frau Marie die ihm nötige Portion Milch zu erhalten. Da der Hund aber heranwuchs, musste er mit seinem gewaltigen Appetit eine schwere Last für das Haus werden.

      Trotzdem entschloss sich Ehrlich, den Bernhard in das väterliche Haus einzuführen. Er benutzte einen Augenblick, in welchem dasselbe leer war, ließ Bernhard eintreten und stellte sich vor denselben, um ihn gegen den ersten Zorn des Großvaters zu schützen. Aber nicht dieser kam zuerst, sondern Mutter Madelaine, die laut aufschrie, als sie ihren Ehrlich so neben dem Kunden stehen sah.

      Es war ja treffend das Bild des Einfältigen auf dem Gemälde in der Kirche, es fehlte nun zur Ähnlichkeit gar nichts mehr, nicht einmal der Hund. Madelaine war eine gläubige Seele, die in allem die Band der Vorsehung erblickte. So glaubte sie denn auch jetzt, dass der Hund sich nicht nutzlos auf dem Wege des Knaben gefunden habe und dass es fast eine Sünde sei, Beide zu trennen, da sie ja und auf dem Bilde in der Kirche beisammen wären.

      So blieb denn nur Vater Kleine zu fürchten, und diesem den Bernhard annehmlich zu machen war keine leichte Aufgabe. Vater Kleine hasste alles Nutzlose, und so fürchtete man denn sehr, er werde den Bernhard abweisen.

      Glücklicher Weise indes wurde seit einiger Zeit sehr viel von Diebstählen in der Gegend gesprochen, glücklicher Weise war es sogar dem Vater Kleine vor etwa zwei Nächten gewesen, als höre er in dem Hofe gehen. So stellte man ihm denn Bernhard als Wächter und Schutz vor, und nach dem er sich eine Zeitlang hatte bitten lassen, willigte er wirklich ein, den Hund zu behalten zur großen Freude Ehrlichs und der kleinen Marie.

      Es wäre auch wirklich schade gewesen, den Hund von dem Knaben zu trennen, denn sie hingen mit wunderbarer Freundschaft an einander. Bernhard namentlich hatte eine Anhänglichkeit an Ehrlich, dass man fast hätte glauben sollen, er besitze, wie die Tiere überhaupt, eine Seele. Die Seele Bernhards war seine Dankbarkeit gegen den, welcher ihm das Leben gerettet hatte, und diese Dankbarkeit sprach sich in einem fast fabelhaften Gehorsam aus. Auf den leisesten Wink Ehrlichs sprang Bernhard in das Wasser oder durch das Feuer; wo er sich auch befand, seine Augen wendeten sich von denen des Knaben nicht ab; schlossen sie sich eine kurze Zeit zum Schlafe, so öffneten sie sich immer nach der Richtung hin, in welcher sich Ehrlich eben befand. Immer sah man sie beisammen, neben einander, und Ehrlich ließ die Hand an der Seite herabhängen, an welcher sich der Hund befand, der sie im Laufen leckte.

      Und ein Glück war es, dass Bernhard so sanft war und dem Knaben so sehr gehorchte, denn er besaß Riesenkraft, und er wäre recht gefährlich gewesen, wenn ihn nicht ein Wink, ein Wort harmloser und unschädlicher gemacht hätte, als es der festeste Beißkorb nur immer vermocht haben würde.

      Nach Ehrlich liebte Bernhard am meisten die kleine Marie, dann Madelaine, dann Frau Marie; gegen die beiden Familienhäupter, Vater Kleine und den Schulmeister, empfand der Hund die allervollständigste Gleichgültigkeit.

      Der


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