Klinische Hypnose und Hypnotherapie. Agnes Kaiser RekkasЧитать онлайн книгу.
erreichen?
10. Wieviel Zeit wird nach Ansicht des Patienten bis zum Erreichen des Therapiezieles vergehen?
11. Liegt die Bereitschaft vor, maßvoll und nicht maßlos zu sein?
12. Abklären: Auf welcher Stelle der Linie ist der Patient postiert?
13. Frage: „Heute schon Hypnose?“ (Pseudofrage)
14. Frage: „In welchem Sessel in Hypnose?“ (Pseudofrage); „Jahaltung“ provozieren
15. Momentane Beschwerden (z. B. Angst, Schmerz, Unruhe) auf einer Skala von 0–100 einschätzen
16. Hypnose (evtl. auf Tonband für den Patienten mitschneiden)
17. Nach der Hypnose Tranceverifikation durch die Frage nach Zeitwahrnehmung und Eintreten von erwünschten Phänomenen.
18. „Wie ist es jetzt anders?“ Einschätzung auf der Skala nach der Hypnose. Ist der Glaube an Therapie bzw. die Fähigkeiten zur Veränderung höher?
19. Partner zu Partnersitzung bereit (systemische Einbettung)?
20. Therapiekontrakt, Absprachen, gegenseitige Verpflichtungen, Honorar.
Nicht erst Hypnose nach Vertrauensaufbau, sondern Hypnose zum Vertrauensaufbau
1.4 Therapieplanung, Verlauf und Rückfallprophylaxe
Kommt ein Patient ausdrücklich wegen Hypnose in die Therapie, schwingt in seiner Motivation die Erwartung mit, er möge schnell Fortschritte machen und geheilt werden. Da mit Hypnose verstärkt unbewußte Prozesse aktiviert werden, können in vergleichsweise wenigen Sitzungen oft gute Fortschritte erzielt werden. Das beruht auf mehreren Faktoren:
– schneller Aufbau von Vertrauen durch therapeutische Veränderungen schon in der ersten Sitzung
– Dichte und Prägnanz der hypnotherapeutischen Diagnostik mit Hilfe ideomotorischer Signale
– vereinfachtes und direktes Auffinden von Widerstand
– Involvierung des Patienten durch Spannung, Spiel, Freude
– stimulierende Zusammenarbeit zwischen Patient und Therapeut, beruhend auf dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen
– Beteiligung des Patienten an der Arbeit durch Ausüben von Selbsthypnose und damit Gewinn an Autonomie
– spielerische Breite des Verfahrens zwischen Traumaarbeit in der Zeitregression und lösungsorientiertem Vorgehen in der Zeitprogression
– Möglichkeit, parallel auf Ursachen- und Symptomebene zu arbeiten
– Depoteffekt der Hypnosearbeit, besonders dank der posthypnotischen Suggestionen
– assoziative Trancearbeit mit der Halluzination von Zuständen, in denen das Therapieziel schon erreicht worden ist (siehe Übung: „Stell dir vor, heute nacht geschieht ein Wunder, und das Problem ist morgen früh gelöst. Was ist anders?“, nach der Technik „Kristallkugel“ von de Shazer 1985). Es ist zu vermuten, daß diese Arbeit permanente Aufträge an die unbewußte Ebene gibt, sich mit dem Weg zur Problemlösung zu beschäftigen.
– möglicher Einbezug von Partner oder Familie in hypnotherapeutische Übungen (Arbeit mit dem System, systemische Einbettung)
und: Veränderungen und Entwicklungen dürfen und sollen Zeit brauchen.
Natürlich kann es zu Spontanheilungen kommen, und wir sollten dem Patienten diese Option nicht versperren. Normalerweise aber braucht jede Therapie ihre Zeit. Unser Patient lebt nicht in luftleerem Raum, sondern ist in menschliche Systeme eingebunden, deren Rückkoppelungsprozessen er – auch wenn er diese mitgestaltet – unterworfen ist. Er hat während seiner Therapie eine Menge anderer Menschen in seinem Schlepptau, die sich (oft notgedrungen) mit ihm verändern werden. Das erklärt die gewisse Trägheit des Prozesses, aber auch die oft frappierenden Auswirkungen der Therapie auf Partnerschaft oder Familie. Wenn ein Mitglied sich weiterentwickelt, bleibt das nicht ohne Spuren im gesamten Systemmechanismus. Und manchmal wirkt es gerade so, als ob der Partner sich verändere, und nicht derjenige, der brav die Therapie aufsucht. Das sind alles ganz normale Erscheinungen, die die Vielfalt der Reaktionen menschlicher Systeme widerspiegelt. Ganz abgesehen davon, sollte der Patient seine Fortschritte wirklich Schritt für Schritt genießen dürfen. Gönnen wir ihm den Stolz auf seine Veränderungen, seien sie objektiv auch noch so klein.
Die Zeitdauer mag tatsächlich kürzer, die Therapiestundenzahl weniger sein, was aber als wesentlicher Vorzug der Intervention mit Hypnose erscheint, ist, daß der Patient sich schneller wohl fühlt.
Arbeit sollte möglichst nicht aufgeschoben und Probleme nicht verschleppt werden, sonst wird der Erfahrung nach alles schlimmer. Wenn mich also jemand bezüglich eines Wunsches nach Therapie anruft, verabrede ich – wenn mir die Anfrage plausibel, das Problem bearbeitbar erscheint, und ich überhaupt noch Kapazitäten habe – möglichst bald, meistens innerhalb der nächsten zehn Tage einen Termin. Wenn dann die erste Sitzung eine gewisse menschliche Stimmigkeit zwischen uns ergibt, die Methoden abgeklärt sind und das Therapieziel formuliert ist, muß die Therapie wie ein Medikament richtig dosiert werden. Nach meinen Erfahrungen ist hoch dosiert am Anfang das Bewährteste. So werden die Sitzungen nach dem Abschließen des Therapiekontraktes mit einer Stunde wöchentlich über vier bis sechs Wochen geplant, während denen sich die Arbeitsbasis zwischen Therapeut und Patient bildet. Dieser erlernt Selbsthypnose und diverse Techniken, wie z. B. das ideomotorische Signalisieren. Erste Erfolge werden verbucht, eventuell ein Rückfall abgefangen. Die erste Partnersitzung findet statt. Der Patient darf mich jederzeit bei „Fragen, die nicht warten können“, anrufen, was überaus selten in Anspruch genommen wird. Der Patient formuliert eher: „Beinahe hätte ich Sie angerufen, aber dann habe ich es auf einmal alleine geschafft.“ Wir vereinbaren in gemeinsamer Absprache immer drei bis vier Termine im voraus. Ein Termin darf aber (rechtzeitig) abgesagt werden, wenn äußere Ereignisse sich überstürzen, er sich erstmals „prima“ fühlt und die Woche ohne Therapie bestreiten will oder wenn ihm alles „zu eng“ wird. (Dabei muß wiederum im Auge behalten werden, daß „Verschleppung“ z. B. der Konfliktsituation oder der Angstzustände, schlecht ist.) Genauso darf angefragt werden, ob schon früher als geplant ein Termin vereinbart werden kann.
Auch in der Hypnotherapie ist das Vorgehen prozeßorientiert. Das (sich evtl. modifizierende) Therapieziel immer im Auge behaltend, arbeitet man am aktuellen Geschehen, weil auf dieser Bühne die momentane Inszenierung spielt. Auf welchem inhaltlichen Gebiet ein Problem (der Abgrenzung, der Hierarchie, der Macht und Ohnmacht, des Ungleichgewichtes von Geben und Nehmen u.v.a.m.) gelöst wird, spielt keine Rolle. Es wird gelöst und ist übertragbar. Den gesamten Lebensrahmen immer überschauend, weiß der Therapeut Fortschritte zu verallgemeinern und zu unterstützen.
Arbeiten Sie permissiv! Drängen Sie nie! Der Patient kommt, weil er in Druck ist. Die Therapie selber darf nie zum Druck werden. So lassen sich die besten Erfolge verbuchen, da unbewußte Tätigkeit Freiraum braucht. Setzen Sie nicht auf Zwang und Kontrolle, sondern Vertrauen. Dann wird der Patient gerne kommen. Sie sind Modell für das, was Sie lehren. So adaptiert er automatisch, Vertrauen in sich selbst zu etablieren. Nach der Hypnose soll er die Wirkung verspüren und genießen, nicht analysieren oder interpretieren. Wenn er aber dazu neigen sollte, ist er nach der Beendigung einfach abzulenken (z. B.: „Was werden Sie mit dem Rest des Tages jetzt noch anfangen?“). Beispiele vom Gärtner, der sät und auch nicht täglich die Erde wieder aufwühlt, um zu prüfen, ob sich da wohl schon ein