Hypnosystemische Kommunikation mit inneren Beratern. Stefan SteinertЧитать онлайн книгу.
Maßnahmen ausrichten konnten, dienen uns heute diese Zeichen dazu, die eigene Haltung dahingehend zu ändern, dass sich unsere kommunikativen Fähigkeiten erfolgreich entwickeln können.
Das Spannende an einer umfassenden Wahrnehmung dieser Körpersignale sind aber nicht nur die Kenntnis der Symptome, sondern auch spezielle mentale Techniken, die als Übungen einer besonderen Form von Achtsamkeit eingesetzt werden können, als Schlüssel für den Zugang zu den Regelsystemen im Unbewussten oder eben zu unseren inneren Berater·innen.
Wenn wir Geschichten über schamanische Bräuche und Rituale längst vergangener Zeiten und von deren unglaublichen Ergebnissen hören, ist Misstrauen gegenüber manchen esoterischen Erklärungen sicher angebracht. So sei an dieser Stelle der Hinweis gegeben, dass die Methoden des in diesem Buch vorgestellten Modells mit großer Sorgfalt im Einklang mit aktuellen medizinischen und psychologischen Studien ausgesucht wurden. Vor allem im Bereich der Hypnotherapie können wir uns aufgrund neuer Forschungsergebnisse besser die Wirksamkeit der Naturheilweisen erklären. So gibt es zur Funktionsweise des unbewussten Nervensystems und seiner verschiedenen Anteile interessante naturwissenschaftliche Entdeckungen, auch wenn wir von einem in sich schlüssigen Erklärungsmodell noch weit entfernt sind. Trotzdem kann uns die Betrachtung alter traditioneller Naturheilverfahren weiterhelfen, sofern wir darauf achten, spekulative Sichtweisen von bewährten, naturwissenschaftlich nachgewiesenen Erkenntnissen zu unterscheiden. Derzeit sind viele Wirkungen im menschlichen Körper nachweisbar, ohne dass die Wirkmechanismen bekannt sind, sodass uns im Moment zwar keine exakten Beweise, aber doch brauchbare Arbeitshypothesen vorliegen, die sich nach der vorhandenen Literatur traditioneller Heilverfahren, z. B. der TCM, seit über 5000 Jahren bewährt haben.
Ein weiterer Vorteil dieses Modells sind die speziellen Trancebilder, die das Einüben konkreter mentaler Techniken deutlich erleichtern. Die praktischen Anleitungen für die Trancen im zweiten Teil des Buches ermöglichen es, emotionale Empfindungen und das Erspüren von Körpergefühlen leichter miteinander zu verbinden. Sie können direkt eins zu eins als Selbsthypnoseübung oder aber in therapeutischen Kontexten, unabhängig vom jeweiligen Therapieverfahren, als Anfangs- oder Zwischentrance verwendet werden.
In der Begriffsdefinition können die Unterschiede zwischen Tiefenentspannung, Achtsamkeitsübung und Selbsthypnose noch Diskussionsbedarf auslösen, was aber den Erfolg in der praktischen Anwendung, wie sie im Buch beschrieben wird, nicht mindert. Aus dem Nachlass traditioneller Heilverfahren alter Kulturen steht uns hier eine Arbeitshypothese zur Verfügung, die zur Erkennung richtungsweisender vegetativer Zeichen als wichtiges Werkzeug dient, das sowohl therapeutisch als auch in anderen kommunikativen Kontexten genügend Freiraum für die situationsabhängige Weiterentwicklung neuer Lösungswege bietet.
1 Aspekte von Kommunikation aus ganzheitlicher Sicht
1.1 Was erwarten wir von einem konstruktiven, d. h. erfolgreichen Zwiegespräch?
Wollen wir im Beruf erfolgreich sein, einen guten Geschäftsabschluss erreichen, uns im Freundeskreis mit unseren Ansichten bestätigt sehen oder mit unserem Lebenspartner bzw. unserer Lebenspartnerin Beziehungsfragen klären, die wir vielleicht schon längere Zeit vor uns herschieben und die immer drängender werden? Wenn wir uns bei solchen Themen nicht nur emotional immer schlechter fühlen, nervös oder gereizt, sondern uns auch noch lästige körperliche Symptome plagen wie z. B. Verspannungen im Nacken, ein Kloß im Hals oder ein Druck im Magen, dann tauchen hier bereits Aspekte auf, die uns den Weg zum Aufbau einer heilsamen Kommunikation öffnen können.
Erfolgreiche Kommunikation bedeutet nicht nur, anstehende Fragen verbal zu klären, sondern auch, ein seelisches und körperliches Wohlbefinden zu erreichen. Beides kann nur gelingen, wenn die Gefühle erkannt werden, welche für mich selbst und welche für mein Gegenüber in dieser Zeit bedeutsam sind. Denn bei jeder Unterhaltung habe ich es mit einem weiteren Menschen zu tun, der ein erfolgreiches Gesprächsergebnis vielleicht ganz anders definiert und Ziele verfolgt, die von meinen meilenweit entfernt sein können. Was mich mit meiner Gesprächspartner·in verbindet, ist der Wunsch nach Verständnis beim Gegenüber. Um diesem näherzukommen, lohnt es sich, die nächsten Fragen zu stellen:
Was will ich wirklich? Wie geht es mir, bevor das Gespräch überhaupt beginnt, und wie geht es meinem Gesprächspartner, meiner Gesprächspartnerin? Wie fühle ich mich just in dieser Zeit, wenn ich eine wichtige Information jemand anderem nahebringen möchte? In welcher Stimmung bin ich in diesem Moment, und wie färbt dies den Inhalt meiner Botschaft? Oder: Wieweit hängt meine Reaktion auf mein Gegenüber auch von meiner aktuellen Befindlichkeit ab, wenn mir jemand, meist unvorbereitet, eine Mitteilung macht, die mich mal mehr, mal weniger erfreut?
Geklärt werden soll, wie mich und mein Gegenüber dieser Prozess der Auseinandersetzung beeinträchtigt. Klärung wird an dieser Stelle als Heilung verstanden. Sie bedeutet, dass eine bisher ungeklärte, meist verbesserungswürdige, vielleicht sogar leidvolle, kränkende Situation, die uns als Individuum z. B. am Arbeitsplatz, innerhalb einer Partnerschaft oder auch als Gemeinschaft bedrückt oder schadet, geheilt werden soll. Letztlich soll auch das System, die Gemeinschaft, in der wir leben, gesund bleiben oder werden, und wir suchen die passende Medizin dazu. Der Arzt, die Ärztin sollte vor der Therapie eine Diagnose stellen, eine Kunst, die erlernt werden kann und aus der heraus sich ein besonderes Gespür entwickelt, um die notwendigen Informationen zu erhalten, die zur richtigen Diagnose führen.
Dieser Vorgang lässt sich in gleicher Weise auf den Aufbau und Ablauf einer konstruktiven Kommunikation übertragen: So wie in der Medizin und Psychotherapie im optimalen Fall eine richtige Diagnose die Basis für eine erfolgreiche Therapie bildet, so ist in der Kommunikation eine genaue Wahrnehmung der Befindlichkeit meiner Gesprächspartner·in notwendig, um mit den gewonnenen Einsichten einen erfolgreichen Abschluss zu erzielen, d. h. ein Ergebnis mit maximal erreichbarem Verständnis und ganzheitlichem Erfolg für alle Beteiligten.
Die folgenden Kapitel sollen die Türen öffnen, um das Wesen erfolgreicher Kommunikation von einer Seite zu betrachten, die uns bisher so nicht bekannt war. Verschiedene Techniken lassen uns Wege beschreiten, auf denen der Austausch mit unseren Gesprächspartner·innen konstruktiver wird.
1.2 Kommunikation mit mir selbst
Diese Vorstellung mag manchem, der sich als normale, individuell fühlende und denkende Persönlichkeit versteht, befremdlich erscheinen. Die wenigsten sprechen oder diskutieren häufig mit sich selbst. Und doch wird in der Psychotherapie diese seelisch-geistige Auseinandersetzung unseres Selbst differenzierter betrachtet.
Was uns von anderen Lebewesen unterscheidet, ist eine komplexe Art der Verständigung, eine vielschichtige Wahrnehmung und Sprache, die nur mit einem hochentwickelten Nervensystem möglich ist. Damit denken wir in erster Linie an das Gehirn, dessen Funktionsweise durch Forschungen auf den Gebieten der Neurowissenschaften entschlüsselt wird. Jede neue Erkenntnis, jede Tür, die geöffnet wird, bringt uns weiter im Verständnis unserer unbewussten Reaktionen, die uns davor nur mysteriös erschienen. Gleichzeitig tauchen mit jedem neuen Raum, den wir betreten, neue Fragen auf und neue Türen wollen geöffnet werden.
Eine wesentliche Erkenntnis des letzten Jahrhunderts ist, dass der Mensch nicht nur ein Gehirn besitzt, das seinen Körper durch das Leben steuert, sondern dass es zahlreiche Steuerungsmechanismen gibt, teilweise kompliziert und unter Beteiligung verschiedener Anteile des Gehirns. Vor über hundert Jahren hat Sigmund Freud vom Unterschied zwischen Bewusstem und Unbewusstem geschrieben, was für Menschen, die alles in ihrem Körper und Kopf klar strukturiert, also bewusst haben wollen, nicht leicht zu akzeptieren war. Es erscheint vielen eher unangenehm, dass neben unserem klaren Denken gleichzeitig unbewusste Aktionen in unserem Körper ablaufen, die wir nicht registrieren und die uns überraschen, weil sie manchmal zu Reaktionen führen, die wir uns selbst nicht zugetraut hätten.
Seither entwickeln sich Psychologie und Psychotherapie unaufhörlich weiter, neue Räume werden entdeckt und weitere Türen geöffnet. Wir stellen fest, dass das unbewusste Nervensystem mehr Vorgänge in unserem Körper steuert, als wir uns