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Zwei Städte. Charles DickensЧитать онлайн книгу.

Zwei Städte - Charles Dickens


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als ob sie in tiefen Grüften von schwarzem Mahagony begraben lägen und kein erwähnenswerthes Licht von ihnen erwartet werden könnte, bis sie ausgegraben worden.

      So dämmerig dunkel war das Zimmer, daß Mr. Lorry, während er vorsichtig über den abgeschabten türkischen Teppich schritt, glaubte, Miß Manette befinde sich für den Augenblick in einem Nebenzimmer, bis er die beiden hohen Leuchter passirt hatte und an dem Tisch zwischen ihnen und dem Feuer eine junge Dame von nicht mehr als siebzehn Jahren in einem Reitmantel, und den Reisestrohhut an seinem Bande immer noch in der Hand haltend, stehen sah, zu seinem Empfange bereit. Wie seine Augen auf die kleine hübsche Gestalt mit vollen goldenen Locken, einem blauen Augenpaar, das dem seinen mit forschendem Blick begegnete und einer Stirn von merkwürdiger Fähigkeit (wenn man ihre Jugend und ihre Glätte bedenkt), sich in einem Ausdruck zusammenzuziehen, der nicht ganz Verlegenheit, oder Verwunderung, oder Erschrecken, oder nur aufgeweckte, gefesselte Aufmerksamkeit war, obgleich er alle diese vier Ausdrücke in sich schloß — als seine Augen auf alles Dieses fielen, wurde plötzlich das Bild eines Kindes in ihm lebendig, das er in einer kalten Nacht, wo der Hagel in schweren Schauern hernieder rauschte und die See hoch ging, auf der Ueberfahrt über denselben Canal auf den Armen getragen hatte. Das Bild schwand wieder, ungefähr wie ein Hauch von der Fläche des hohen Pfeilerspiegels hinter ihr, auf dessen Rahmen eine Procession von Mohren-Amoretten, mehrere ohne Kopf, und alle Krüppel, schwarze Körbe mit Früchten vom todten Meer schwarzen Göttinnen darboten, und er begrüßte Miß Manette mit einer förmlichen Verbeugung.

      „Bitte, nehmen Sie Platz, Sir,“ sagte sie mit einer sehr hellen und angenehmen jugendlichen Stimme, und ein wenig, aber sehr wenig fremd im Accent.

      „Ich küsse Ihnen die Hand, Miß,“ sagte Mr. Lorry, mit der Höflichkeit einer entschwundenen Zeit, während er seine förmliche Verbeugung wiederholte und Platz nahm.

      „Ich erhielt gestern einen Brief von der Bank, Sir, mit der Nachricht, daß eine neue Kunde — oder Entdeckung —“

      „Das Wort ist unwesentlich, Miß; eins ist so gut wie das andere.“

      „— in Bezug auf das kleine Vermögen meines armen Vaters — den ich nie gesehen habe — der schon so lange todt ist —“

      Mr. Lorry rückte in seinem Stuhle hin und her und warf einen beunruhigten Blick nach der Procession von Mohren-Amoretten. Als ob sie mit ihren albernen Körben Jemandem Hülfe bringen könnten!

      „— für mich eine Reise nach Paris nothwendig machte, um mich dort in Einvernehmen mit einem Herrn von der Bank zu setzen, der zu diesem Zwecke nach Paris unterwegs ist.“

      „Das bin ich selbst.“

      „Das dacht’ ich mir, Sir.“

      Sie machte ihm einen Knix. (Junge Damen knixten damals noch.) Mit einem sich hübsch ausdrückenden Wunsch ihn merken zu lassen, daß sie fühle, wie viel älter und weiser er sei, als sie.

      Er antwortete abermals mit einer Verbeugung.

      „Ich antwortete der Bank, Sir, daß, da diejenigen, die es wissen, und die so gütig sind, mir mit ihrem Rathe beizustehen, eine Reise nach Frankreich für nothwendig hielten, ich, als eine Waise und ohne einen Freund, der mich begleiten könnte, mich sehr verpflichtet fühlen würde, wenn ich mich während der Reise unter den Schutz dieses würdigen Herrn stellen dürfte. Der Herr war bereits von London abgereist, aber ich glaube, ein Bote wurde ihm nachgeschickt, ihn um die Gefälligkeit zu bitten, mich hier zu erwarten.“

      „Mir ist das Glück zu Theil geworden,“ sagte Mr. Lorry, „mit dem Auftrage betraut zu werden. Ich werde mich noch glücklicher schätzen, ihn auszuführen.“

      „Ich bin Ihnen sehr dankbar, Sir. Ich danke Ihnen auf das Herzlichste. Man sagte mir auf der Bank, der Herr werde mir die Einzelnheiten des Geschäfts auseinandersetzen und ich müßte mich darauf gefaßt machen, etwas sehr Ueberraschendes zu hören. Ich habe mein Möglichstes gethan, mich darauf vorzubereiten und bin natürlich sehr begierig, das Nähere zu erfahren.“

      „Natürlich,“ sagte Mr. Lorry. „Ja — ich —“

      Nach einer Pause setzte er hinzu, während er sich die flachsblonde Perrücke über den Ohren zurecht rückte:

      „Der Anfang ist sehr schwer.“

      Er fing nicht an, sondern begegnete in seiner Unentschiedenheit ihrem Blick. Die jugendliche Stirn nahm wieder jenen eigenthümlichen Ausdruck an — aber er war nicht blos eigenthümlich, sondern auch hübsch und charakteristisch — und die Dame erhob die Hand, als ob sie mit einer unwillkürlichen Bewegung einen vorübereilenden Schatten aufhielte.

      „Habe ich Sie früher nie gekannt, Sir?“

      „O nein,“ sagte Mr. Lorry, indem er die Hände mit einem ablehnenden Lächeln ausbreitete.

      Zwischen den Augenbrauen und gerade über dem Mädchennäschen, dessen Umrisse so zart und fein waren, als man sich nur denken konnte, vertiefte sich der Ausdruck, wie sie gedankenvoll auf dem Stuhle Platz nahm, neben dem sie bisher gestanden hatte. Er beobachtete sie, wie sie nachdachte, und fuhr in dem Augenblicke, wo sie wieder den Blick erhob, fort:

      „In Ihrem Adoptivvaterlande, glaube ich, kann ich nichts Besseres thun, als Sie als eine junge englische Dame, Miß Manette anzureden?“

      „Haben Sie die Güte, Sir!“

      „Miß Manette, ich bin ein Geschäftsmann. Ich habe einen Geschäftsauftrag auszuführen. Während Sie denselben anhören, bitte ich, mich nur als eine Sprechmaschine zu betrachten, — ich bin wahrhaftig nicht viel mehr. Ich will Ihnen, mit Ihrer Erlaubniß, die Geschichte eines unserer Kunden erzählen.“

      „Geschichte!“

      Er schien absichtlich das von ihr wiederholte Wort nicht zu verstehen, als er eilig hinzusetzte: „Ja, von einem unserer Kunden; im Banquiergeschäft nennen wir die Leute so, mit denen wir zu thun haben. Er war ein französischer Herr; ein Gelehrter; ein Herr von vielen Kenntnissen — ein Arzt.“

      „Nicht aus Beauvais?“

      „Doch ja, aus Beauvais. Wie Monsieur Manette, Ihr Vater, war der Herr aus Beauvais. Wie Monsieur Manette, Ihr Vater, hatte der Herr in Paris großen Ruf und großes Ansehen. Ich hatte die Ehre, ihn dort zu kennen. Wir standen in Geschäftsbeziehungen zu einander, aber in vertraulichen. Ich war damals in unserm französischen Hause und zwar wohl — ach, schon seit zwanzig Jahren.“

      „Damals — darf ich fragen, wann das war, Sir?“

      „Vor zwanzig Jahren, Miß. Er verheirathete sich mit einer englischen Dame, für die ich mit als Vormund eintrat. Seine Angelegenheiten, wie die Angelegenheiten vieler anderer französischer Herren und französischer Familien, befanden sich ganz in Tellson’s Händen. In einer ähnlichen Weise bin ich Vormund oder Curator in der einen oder der andern Art für eine Menge, ach, eine Menge unserer Kunden gewesen. Das sind reine Geschäftsverhältnisse, Miß; es ist keine Freundschaft dabei, kein persönliches Interesse, kein Herz. Ich bin im Verlaufe meines Geschäftslebens von Einem zum Andern gegangen, gerade wie ich im Verlaufe meines Geschäftstages von einem unserer Kunden zum andern gehe; mit Einem Worte, ich habe keine Gefühle; ich bin eine bloße Maschine. Um fortzufahren —“

      „Aber das ist meines Vaters Geschichte, Sir, und ich fange an zu glauben,“ — die merkwürdig nachdenkliche Stirne wendete sich ihm noch nachdenklicher zu — „daß, als ich als Waise zurückblieb, obgleich meine Mutter meinen Vater nur zwei Jahre überlebte, Sie mich nach England gebracht haben. Ich bin fast überzeugt, daß Sie es waren.“

      Mr. Lorry nahm das zögernde Händchen, das sich ihm vertrauend entgegenstreckte und drückte es mit einiger Förmlichkeit an seine Lippen. Er führte die junge Dame dann wieder nach ihrem Stuhle, blieb hinter demselben stehen, die Stuhllehne mit der linken Hand fassend und die Rechte abwechselnd gebrauchend, um sich das Kinn zu streichen, die Perrücke an den Ohren zurechtzurücken, oder seinen Worten Nachdruck zu geben, und sah hernieder in ihr Gesicht, während sie zu dem seinigen hinaufschaute.

      „Miß


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