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Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl MayЧитать онлайн книгу.

Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten - Karl May


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Lagerplätzen und Dörfern

       der Bejat."

       "Dieser Plan ist gut ausgedacht."

       "Aber nun wohl ohne Erfolg. Der gefangene Bebbeh gehörte zu

       der Abteilung, die wir überfallen haben; er wußte, daß wir Bejat

       sind, und wird alles verraten. Er hat sicher geahnt, was wir

       beabsichtigten. Er hat ein sehr gutes Pferd. Wie nun, wenn er,

       noch während wir mit dem Ueberfalle beschäftigt waren, die

       Schnelligkeit seines Tieres benutzt hat, um die befreundeten

       Lager in der Nähe in Alarm zu bringen?"

       "Das wäre schlimm für euch und auch für uns, denn er hat uns bei

       euch gesehen," antwortete ich.

       "Er kennt auch unsern Lagerplatz, und es steht zu erwarten, daß

       der Eingang zu diesen Felsen den Bebbeh bekannt ist."

       Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, so erscholl vom

       Eingang her ein lauter Ruf:

       "Allah 'l Allah! Da sind sie! Nehmt sie lebendig gefangen!"

       Wir drehten uns um und erkannten den entflohenen Bebbeh,

       welcher mit funkelnden Augen auf mich zusprang; hinter ihm

       quoll ein zahlreiches Gefolge durch die Enge auf den Platz, und

       zugleich erhob sich ein fürchterliches Geheul, mit zahlreichen

       Flintenschüssen untermischt. Wir hatten den Vorgang außerhalb

       des Lagers gar nicht beachtet und sogar vergessen, den Eingang

       bewachen zu lassen.

       bewachen zu lassen.

       Ich hatte übrigens nicht die mindeste Zeit zum Nachdenken, denn

       der Bebbeh, in welchem ich jetzt einen Khan oder Scheik

       vermutete, kam auf mich zu. Er trug weder Lanze noch Büchse

       bei sich, ganz so wie seine Gefährten; aber in seiner Hand

       funkelte der gewundene afghanische Dolch.

       Ich empfing den kühnen Gegner mit freien Händen, ohne nach

       einer Waffe zu greifen. Mit der Linken umfaßte ich mit raschem

       Griff seine Rechte, welche den Dolch hielt, und meine Rechte

       legte ich ihm um den Hals.

       "Stirb, Räuber!" rief er, unter einem gewaltigen Ruck, seine

       bewaffnete Faust freizumachen.

       "Du irrst," antwortete ich. "Ich bin kein Bejat; ich wußte nicht,

       daß ihr überfallen werden solltet!"

       "Du bist ein Dieb, ein Hund! Du hast mich gefangen genommen;

       jetzt aber sollst du mein Gefangener werden. Ich bin Scheik

       Gasahl Gaboya, dem noch keiner entgangen ist!"

       Wie ein Blitz zuckte mir die Erinnerung durch das Hirn, daß ich

       diesen Namen schon als denjenigen eines der tapfersten Kurden

       gehört hatte. Da galt es kein Bedenken mehr.

       "So nimm du mich gefangen, wenn du kannst!" antwortete ich.

       Bei diesen Worten ließ ich beide Hände von ihm ab und trat

       zurück. Er mochte dies als eine Schwäche von mir erkennen,

       stieß einen triumphierenden Schrei aus und erhob den Arm hoch

       zum Stoße. Das wollte ich haben: ich rannte ihm meine Faust mit

       solcher Gewalt in die entblößte Achselhöhle, daß seine Füße

       augenblicklich den Halt verloren. Sein Körper beschrieb einen

       weiten Bogen und stürzte sechs Schritte von mir entfernt zu

       Boden, und ehe er sich wieder aufraffen konnte, schlug ich ihm

       die geballte Faust auf die Schläfe, so daß er liegen blieb.

       "Auf die Pferde, und mir nach!" rief ich.

       Ein Blick zeigte mir die ganze Szene. Es waren ungefähr zwanzig

       Bebbeh eingedrungen. Die Bejat standen mit ihnen im Kampfe.

       Master Lindsay hatte zwei gegen sich und entledigte sich soeben

       des einen mit einem Schlage seines Büchsenkolbens; die beiden

       Haddedihn hatten sich nebeneinander an den Felsen gelehnt und

       ließen keinen an sich kommen, und der kleine Halef kniete auf

       einem niedergeworfenen Feinde, dessen Kopf er mit dem

       Kolben seiner Pistole bearbeitete.

       "Sihdi, nicht fliehen! Wir werden mit ihnen fertig!" beantwortete

       der mutige Hadschi meinen Ruf.

       "Draußen sind mehrere; die Bejat sind überfallen. Vorwärts!

       Schnell!"

       Ich entriß dem an der Erde liegenden Gasahl Gaboya seinen

       Ich entriß dem an der Erde liegenden Gasahl Gaboya seinen

       Dolch, um ein Andenken an diesen unglücklich beginnenden Tag

       mitzunehmen, und sprang auf mein Pferd. Um den gehörigen

       Anlauf zu bekommen und zugleich auch den Freunden Luft zu

       verschaffen, zog ich den Rappen empor, gab ihm die Sporen und

       trieb ihn mitten in die Bebbeh hinein. Hier ließ ich ihn nach allen

       Seiten ausschlagen, bis ich die vier Gefährten beritten sah, und

       trieb ihn dann mit einem weiten Satze in [Illustration Nr. 2] den

       Busch hinein, den er mit seinen Hufen niederriß. Draußen mußte

       ich sofort halten, da man nur im Schritte vorwärts kommen

       konnte; doch erhielten die vier Kameraden immerhin Raum

       genug, um mir augenblicklich folgen zu können.

       Sobald ich die Felsen hinter mir hatte und mich mit einem Blick

       überzeugte, daß alle vier entkommen waren, gab ich dem

       Hengste die Schenkel und galoppierte in die offene Ebene

       hinaus. Die Andern folgten.

       Eine kurze Umschau erklärte mir den ganzen Sachverhalt. Dieser

       Scheik Gasahl Gaboya war wirklich ein kluger Mann; denn

       anstatt seine Abteilung zu warnen, die doch zum Wider- stande

       [Widerstande] zu schwach gewesen wäre, war er bemüht

       gewesen, die ganze Umgegend in Aufruhr zu versetzen, und

       während die mit Beute beladenen Bejat ahnungslos ihrem Lager

       zuzogen, war dasselbe bereits von drei Seiten, wenn auch in sehr

       weiter Entfernung, so eingeschlossen, daß die Räuber froh sein

       mußten, mit dem nackten Leben zu entkommen. Hinter uns tobte

       der Kampf. Wie es den Bebbeh dort gelungen war, unbemerkt

       der Kampf. Wie es den Bebbeh dort gelungen war, unbemerkt

       und plötzlich an die Bejat zu kommen, das zu untersuchen, hatte

       ich keine Zeit. Links von uns sah ich eine breite Linie von Reitern

       im Galopp sich dem Kampfplatze nahen. Und rechts von uns

       war die ganze Gegend bis hinaus zum äußersten Horizont mit

       beweglichen Punkten bestreut; auch das waren Reiter.

       "Vorwärts, Effendi!" rief Mohammed Emin. "Sonst schließen


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