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Fälschung. Ole R. BörgdahlЧитать онлайн книгу.

Fälschung - Ole R. Börgdahl


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aufgeschüttet. Das tropische Klima in diesen Breiten des Pazifiks, mit seinen zum Teil heftigen Regenfällen, konnte die Wege und Straßen leicht zu Schlammpisten verwandeln, die auch mit einem geländegängigen Fahrzeug nur schwer befahren werden konnten.

      Das Krankenhaus auf Nuku Hiva bestand aus einem zweistöckigen Hauptgebäude, an das ein langgestreckter Flachbau angesetzt war. Vor dem Gebäudekomplex befand sich außen ein überdachter Weg, der zu den Eingängen der Stationen führte. Im Krankenhaus gab es alle wichtigen Abteilungen und medizinischen Einrichtungen. Eine gynäkologische Station, die Innere Medizin, Röntgenlabor, Augenklinik, Orthopädie. Die Apotheke der Familie Uzar war im Hauptgebäude, unmittelbar im Eingangsbereich des Krankenhauses untergebracht. Für die Menschen auf den Marquesas war eine medizinische Versorgung direkt hier auf den Inseln notwendig und wurde auch hervorragend geleistet. Tahiti als nächstgrößere Metropole lag zu weit entfernt, um im Notfall schnelle Hilfe zu gewährleisten. Die Apotheke bestand nicht nur aus dem Verkaufsraum mit seinen Regalen und Schränken und dem breiten Tresen. Direkt hinter dem Verkaufsraum befanden sich noch Büros, Lagerräume und ein gut eingerichtetes Labor. Seit dem Ausscheiden ihres Vaters führte Florence die Apotheke zusammen mit ihrem Bruder Noël. Florence betrat den Verkaufsraum. Betty Fallon hatte sie bereits gesehen, als Florence ihren Wagen auf dem Parkplatz abstellte. Sie kam ihr entgegen.

      »Ich habe Noël gestern noch gefragt, ob du heute zurückkommst und er hat es doch tatsächlich nicht genau gewusst«, begrüßte Betty sie fröhlich.

      »Stand es denn nicht im Terminkalender? Außerdem habe ich doch letzte Woche mit ihm telefoniert«, sagte Florence und umarmte Betty.

      »Er wusste schon, dass du die Tage zurück bist, aber eben nicht genau wann.« Betty hielt Florence an den Händen und sah sie ausgiebig an. »Wie geht es dir? Wie ist das mit dem Jetlag?«

      Florence prustete. »Es geht, noch. Ich fürchte der Jetlag macht sich erst in ein oder zwei Tagen richtig bemerkbar. Auf dem Hinflug war es zumindest so. Wo hast du meinen Bruder gelassen, Betty?«

      »Er ist in eurem Büro. Du kannst ihn ja mal aufwecken«, lachte Betty.

      Florence ging hinter den Verkaufstresen durch eine Tür, die auf einen Flur führte. Links ging es in das Labor, rechts zu den Lagerräumen. Am Ende des Ganges befanden sich die Büros. Es war ein großer Vorraum mit drei Arbeitsplätzen. Gori Toonon und Yves Clary standen auf und begrüßten Florence. In der kleinen Gemeinschaft ihrer Apotheke ging es freundschaftlich zu. Florence umarmte die beiden Männer und küsste sie auf die Wangen.

      »Bei euch alles in Ordnung?«, fragte sie schließlich.

      »Bis jetzt ging es noch, bis jetzt«, sagte Gori lachend.

      Gori Toonon war der Sohn eines einheimischen Fischers. Seine Familie lebte bereits auf den Marquesas, noch bevor es die Meuterei auf der Bounty gab, wie er selbst immer sagte. Sein Vater hatte mittlerweile ein Lobster-Restaurant und fischte nicht mehr selbst. Das Restaurant war bei Touristen sehr beliebt. Gori hatte auf Tahiti eine Handelsschule besucht und arbeitete als Buchhalter in der Apotheke. Außer ihm hatten Florence und ihr Bruder fast nur Angestellte, die aus den Ureinwohnerfamilien der Marquesas stammten. Eine Ausnahme war Yves Clary. Er stammte aus Marseille und lebte erst seit einigen Jahren auf Nuku Hiva. Er war der älteste Mitarbeiter und überlegte sich ständig, ob er noch in der Südsee bleiben oder wieder nach Frankreich zurückkehren sollte. Yves machte das Controlling und war für die Lagerbestände zuständig. Um den Einkauf kümmerten sich Florence und ihr Bruder selbst.

      »Übrigens, Stella hat nach dir gefragt«, kündigte Gori an.

      »Hat sie gesagt, was sie von mir will?«, fragte Florence.

      »Das soll sie dir lieber selber sagen, aber ich glaube es ist nichts Wichtiges, also Ruhe bewahren«, meinte Gori.

      Die Worte: »Also Ruhe bewahren«, verwendete Gori als Standardspruch zu allem und zu jedem. Florence sah sich um. Die Türen zu ihrem Büro und zum Büro ihres Bruders standen wie gewöhnlich offen. Sie konnte sehen, dass ihr Bruder nicht am Platz war.

      »Dann habt ihr also auch nichts Neues für mich?«, wandte sie sich wieder an ihre beiden Mitarbeiter.

      »Liegt alles auf deinem Schreibtisch, wenn es dein Bruder nicht schon weggefischt hat«, sagte Yves.

      »Und wo ist Noël denn nun, in seinem Büro wohl nicht?« Florence sah noch einmal hinüber.

      »Hast du schon dem Labor einen Besuch abgestattet?«, antwortete Gori achselzuckend.

      Florence schüttelte den Kopf. »Ich wollte zuerst meine Lieblingskollegen begrüßen.« Sie lachte zu ihrer Bemerkung.

      »Hey Gori, darauf brauchst du dir nichts einzubilden, ich habe gehört, dass sie das zu jedem hier sagt.«

      Florence klopfte Gori zustimmend auf die Schulter. »So Jungs, dann will ich mal nachsehen, ob Ihr mir hier kein Chaos veranstaltet habt.«

      Sie ging in ihr Büro, ließ aber die Tür offen. Auf ihrem Schreibtisch lagen tatsächlich nur wenige Unterlagen, einige Zeitschriften und die Post. Die meisten Briefe waren bereits geöffnet. Es waren geschäftliche Sachen, die ihr Bruder oder die anderen Mitarbeiter während ihrer Abwesenheit erledigt hatten. Sie setzte sich in ihren Schreibtischstuhl und blätterte eine Apothekerinformation durch. Sie überlegte schon, sofort im Labor vorbeizusehen, als ihr Bruder das große Büro betrat. Sie reckte den Hals und winkte ihm zu. Noël kam sofort zu ihr. Sie blieb in ihrem Stuhl sitzen und er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss.

      »Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt, aber ich rate dir, heute noch nicht mit der Arbeit zu beginnen. Das Krankenhaus will Inventur machen und wir müssen mithelfen, die Bestände auf den Stationen zu prüfen. Das gibt wieder ewige Diskussionen.«

      Florence verzog das Gesicht. »Es kommt jetzt also doch ein Wirtschaftsprüfer. Wissen die schon wann?«

      »Heute Nachmittag gibt es ein Meeting und dann erfahren wir alles von Dr. Clemens. Bis dahin will er zumindest ungefähr wissen, was im letzten Jahr alles an das Krankenhaus geliefert wurde und natürlich auch wofür.«

      »Da soll er seine Ärzte fragen«, sagte Florence gleichgültig.

      »Ja, schon klar, das wird er ja auch, aber wir sollen mal wieder unterstützen. Das ist ja auch in Ordnung.« Noël legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du brauchst um drei nur mit zum Meeting kommen. Gori und Yves kümmern sich nachher um die Inventur auf den Stationen. Die Schwestern dort wissen auch schon Bescheid.«

      »Na gut, ich bin natürlich dabei. Gibt es sonst etwas Neues? Was ist mit der Post, ist das hier alles?«, fragte Florence und tippte auf den Stapel, der auf ihrem Schreibtisch lag.

      »Alles schon erledigt, es war nicht viel, nichts, um das du dich noch kümmern müsstest.« Er stutzte kurz und lächelte dann. »Deine Liebesbriefe habe ich natürlich nicht geöffnet.«

      Florence lächelte zurück. Sie nahm die beiden ungeöffneten Umschläge und hielt sie hoch. »Du meinst diese Liebesbriefe hier.« Sie sah sich den Absender des Ersten an. »Dieser stammt von der ADD. Du hattest nur keine Lust den Fragebogen selbst auszufüllen, den sie alle drei Monate schicken, stimmt's.«

      Sie zog den Zweiten hervor und sah sich auch bei diesem den Absender an. »Oh, das könnte aber etwas sein. Laurent Koss, vielleicht ist es ja ein Monsieur Laurent Koss.«

      Sie riss den Umschlag auf, zog den Brief heraus und überflog ihn. »Schade, Laurent Koss ist nur eine Firma für Verbandsmaterial, wieder kein Liebesbrief für mich. Aber was soll's, ich habe ja auch keine Zeit für die Liebe, wo ich in der ganzen Welt herumreisen muss, um meiner Familie Geschenke aus Paris oder München zu besorgen.«

      »Geschenke sind immer gut«, tönte Noël begeistert.

      »Aber du musst dich noch gedulden«, sagte Florence und legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Ich habe Isabelle gesagt, dass du mich heute zum Essen mitbringst, dann verteile ich meine Gaben. Ich verrate dir nur, dass ich für dich etwas ganz Besonderes habe.«

      »Das hättest du nicht sagen dürfen. Jetzt


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