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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIRЧитать онлайн книгу.

Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale - Frater LYSIR


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      Als Nächstes wird dann die sogenannte Juckbohne (Mucuna pruriens) thematisiert, die auch manchmal als „Seidenbohne“ bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um eine Pflanzenart aus der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae), und die als primäre Aufgabe einfach das „Juckpulver“ stellt, sodass hier eine Verwendung existiert, damit das Gift TTX, durch das Kratzen, durch das blutig Kratzen der Haut, in den Blutkreislauf des Opfers dringt. Da auch in Afrika die Thematik der Zombies gegeben ist, will ich hier sagen, dass diese Pflanze auch in Afrika bekannt ist, genauso wie auf Haiti. Ursprünglich stammt sie zwar aus Ostindien, aus Kaschmir, fand aber dann eine Verbreitung, sodass heutzutage die gesamten Tropen als Heimat deklariert werden können. Dies umfasst die Karibik, genauso wie die Länder Benin, Togo, Ghana und Nigeria. Wenn es also um das Zombiegift geht, welches mit der Hilfe von Juckpulver appliziert werden soll, dann findet man diesen Bestandteil im afrikanischen Voodoo, genauso wie im haitianischen Voodoo. Hier eine entsprechende Zeichnung der Juckbohne:

Grafik 143

      Wenn man sich dann auf die Kalabarbohne (Physostigma venenosum) bezieht, dann findet man auch hier wieder einen Schmetterlingsblütler, wobei die Herkunft sich hier speziell auf Westafrika bezieht, primär auf Nigeria. Es ist eine Pflanze, die hochgiftig ist, und zu Muskelkrämpfen führt. Speziell geht es hier um die Samen, da hier ausschließlich die Giftstoffe zu finden sind. Alle anderen Pflanzenteile sind in diesem Kontext ungefährlich. In den Pflanzen sind entsprechende Alkaloide vorhanden, die eben die Muskelkrämpfe auslösen können, speziell ist hier Physostigmin zu nennen. Wenn die Samen zu einem Pulver vorsichtig verrieben werden, und dieses Pulver einem Opfer ins Gesicht geblasen wird, dann würde eine Applikation über die Bindehaut der Augen erfolgen, sodass hier nach relativ kurzer Zeit ein Zittern der Glieder einsetzt, eine beschleunigte Herzfrequenz, Schweißausbrüche und natürlich allgemeines Unwohlsein. Mit der Zeit würden Entzündungen in den Luftwegen entstehen, genauso wie an den Bindehäuten der Augen selbst. Auch der Kehlkopf wäre betroffen, sodass hier eine entsprechende Heiserkeit, bis hin zu einem Verlust der Sprache möglich ist. Da jedoch das Physostigmin als Gegenmittel zum Atropin verwendet werden kann, würde dies eigentlich gegen die Nutzung der Kalabarbohne sprechen, es sei denn, dass Atropin, der Stechapfel, wird wirklich nur verwendet, um das Opfer vorab zu betäuben.

      Doch wenn man sich ein wenig auf die Historie der Kalabarbohne bezieht, und hier schaut, wie die kulturellen Verwebungen sind, dann wurde die Kalabarbohne bewusst für Vergiftungen eingesetzt, für Vergiftungen in Ritualen, um hier ein entsprechendes „Gottesurteil“ herbeizuführen, d. h. also, dass den „möglichen Verbrechern“ die Bohne gegeben wurde – die Samen – und dass es dann den Vodun oblag, zu richten, ob der Mensch es überleben würde, oder nicht. Nun ja, man kann hiervon ausgehen, dass sicherlich einige der Verurteilten an den Samen starben, während andere es knapp überlebten, da es hier natürlich auf die körperliche Konstitution ankommt. Jeder Mensch reagiert anders. Bei diesem Gottesurteil muss man aber wieder reflektieren, dass es hier eher um eine Schuld bzw. um eine Schuldfrage ging, nicht um eine direkte Verurteilung. Es wurde geschaut, ob hier eine Schuld vorliegt, oder ob die Person unschuldig ist. Nun ja, man wird es selber wissen, ob man ein Verbrechen begangen hat, oder nicht. Gleichzeitig wird man auch wissen, dass andere Menschen bei diesem Gottesurteil verstorben sind, sodass man hier lieber ein Geständnis abgeben konnte, um dann eine Wiedergutmachung zu geben – egal, ob man es jetzt war oder nicht. Bevor man stirbt, ist eine Wiedergutmachung die bessere Alternative. Da auch das Zombiepulver für eine Verurteilung verwendet wird, möglicherweise hier auch für eine Schuldfrage, kann man hier also wieder klassische Parallelen ziehen.

      Doch da die Pflanze primär in Afrika auftaucht, stellt sich jetzt die Frage, was es mit dem Voodoo in Haiti? Nun, erst einmal muss man sagen, dass die Kalabarbohne auch in Brasilien heimisch ist, obwohl sie dort „eingeschleppt“ wurde, hat sie trotzdem dort Fuß gefasst.

      Daher kann es sein, dass auch einzelne Gewächse auf Haiti existieren. Viel wichtiger ist aber, dass das Physostigmin zu der Gruppe der Indolalkaloide gehört, genauso wie Ajmalin, Reserpin, Yohimbin und auch die große Gruppe der Vincaalkaloiden, sodass man hier Pflanzen findet, die in den Familien der „Immergrün“ (Vinca), der „Schlangenwurz“ (Rauwolfia / Rauvolfia) und auch die Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) vorhanden sind. Und hier gibt es eben auch Vertreter auf Haiti, auf Kuba, allgemein in der Karibik. Es ist definitiv nicht die exakt gleiche Substanz, auch die Wirkung ist nicht absolut identisch. Auch die molekulare Struktur ist deutlich abweichend, dennoch sind hier starke Ähnlichkeiten vorhanden, sodass die Vergiftungserscheinungen ohne weiteres als „sehr ähnlich“ beschrieben werden können. Man muss einfach daran denken, dass das Zombiepulver hier nicht auf eine deutsche Arzneimittelreinheit basiert, sondern auf eine naturmagische und naturreligiöse Zusammensetzung. Somit findet man also auch entsprechende Pflanzen im Bereich des haitianischen Voodoos, sodass also auch hier die Möglichkeit gegeben ist, die besagten Bestandteile zusammenzufügen.

      Nun ja, Möglichkeiten sind immer und überall vorhanden, doch wenn man jetzt noch einmal die Kritik aufgreift, dass TTX möglicherweise hier falsch tituliert wird, als primäres Zombiegift, dann sind hier immer noch im Allgemeinen der Cholinesterasehemmer Physostigmin zu nennen, da dieser Giftstoff in vielen Pflanzen vorkommt, selbstverständlich aber auch im Giftstoffgehalt starken Schwankungen unterworfen ist, da auf der einen Seite einmal die Standortbedingungen berücksichtigt werden müssen, also Qualität des Bodens, Wasserangebot, wie viel Licht bekommt die Pflanze, welche Mineralien nimmt sie auf etc., und auf der anderen Seite man nicht ohne weiteres sagen kann: „Iss diese Pflanze, und du wirst 3,579 mg Physostigmin aufnehmen“. Man müsste in diesem Kontext also Pflanzenauszüge erschaffen, sodass man hier eine bessere Dosierung, eine gezieltere Dosierung erreichen kann. Gleichzeitig ist es im chemischen Kontext nicht ganz so einfach, dass das Physostigmin aus den Pflanzen herausgelöst werden kann, da es hier wieder darauf ankommt, ob die Substanz lipophil oder hydrophil ist, bzw. eher basisch oder sauer. Dennoch muss ja irgendwo die Grundidee einer Vergiftung bzw. einer Zombiefizierung mit der Hilfe von Pflanzengiften herkommen. Fakt ist, dass Acetylcholin zu den wichtigsten Neutrotransmittern im Körper gehört, und wenn hier eine Hemmung erfolgt, eben durch Physostigmin, dann werden alle Reizweiterleitungen gestört. Acetylcholin existiert im zentralen Nervensystem, genauso wie im peripheren Nervensystem, was wieder bedeutet, dass hier eine Hemmung ein Herzrasen, eine Bradykardie auslösen kann, aber auch eine Hypertonie, also einen klassischen Bluthochdruck, sodass hier natürlich Schwindel, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, aber auch Müdigkeit und eine große Schwäche, eine Asthenie vorhanden sind, wie auch eine immense Unruhe, eine Agitiertheit, möglicherweise ein Zittern des Körpers, also ein Tremor, dann selbstverständlich auch Albträume, Müdigkeit sind möglich, da diese natürlich noch forciert werden, da man hier permanent in einem Dämmerzustand ist, sodass hier jeglicher Cholinesterasehemmer als primäre Bestandteil auch ohne weiteres gehandelt werden kann.

      Auch die Dosierung ist etwas einfacher, denn während beim TTX noch 10µg pro Kilogramm Körpergewicht des Menschen als letale Dosis gilt, ist die Dosierung bei einem Cholinesterasehemmer bei ca. 10 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Dass in diesem Kontext dann ein Herzstillstand, und auch eine Atemlähmung, stattfinden, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit besteht, dass der Herzschlag minimiert wird, genauso wie die Atmung, sodass hier ein Scheintod eintritt, zeigt eine weitere Möglichkeit, dass eigentlich ein Cholinesterasehemmer primär als Zombiegift gehandelt werden könnte. Also ist die Kalabarbohne (Physostigma venenosum) hier wirklich ein heißer Kandidat, ein Kandidat für das Zentrum des Zombiepulvers. Doch nicht nur die Kalabarbohne ist hier zu nennen, sondern auch ein Stoff, der in Bärlappgewächsen (Lycopodium) vorkommt, und zwar „Huperzin A“. Es ist ein Lycopodium-Alkaloid, und wenn man dann noch weiß, dass es immens viele Arten gibt, dann wird die Wahrscheinlichkeit immer größer. Und da das Gewächs Lycopodium clavatum (gewöhnlicher Bärlapp) auch in der Karibik vorkommt, ist hier eine mögliche Quelle auch für das haitianische Voodoo denkbar. Tja, die Kalabarbohne (Physostigma venenosum), die eben auch Gottesurteilbohne genannt wird, ist wirklich der Klassiker, wenn es um die Aufzeichnungen


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