Die Flusspiraten des Mississippi. Gerstäcker FriedrichЧитать онлайн книгу.
„Ei gewiß“, fiel ihm hier der Advokat in’s Wort. „Die am Fourche la fave haben sich freilich nicht weiter um sie bekümmert, denn sie wollten das Gesindel nur los sein; was aus ihm wurde, war ihnen gleichgültig. Die Flüchtlinge sind aber in der Woche darauf im Hot Spring County36 gesehen worden, und da Heathcott – der erschlagene Regulatorenführer – gerade dort früher ansässig gewesen, so hat man sie beide mit einer Wut und einem Eifer verfolgt, die über ihre gute Absicht nicht den mindesten Zweifel ließen. Cotton ist jedoch ein schlauer Fuchs und wird wohl um diese Zeit schon über dem Mississippi drüben sein.“
„Hm, ja“, fiel der Blaue ein, „man will ihn schon sogar drüben in Victoria gesehen haben. – Der wird sich nicht wieder in Arkansas blicken lassen.“
„Hat denn der Indianer den Prediger wirklich verbrannt?“ frug der Helener Kaufmann immer noch zweifelnd. „Allerdings stand es hier in allen Zeitungen, aber ich habe es nie glauben wollen. Wie hätten die Gesetze nur je so etwas zugegeben!“
„Die Gesetze – bah“, rief der Blaue verächtlich. „Was können denn die Gesetze machen, wenn das Volk seinen eigenen Kopf aufsetzt? Die Gesetze sind für alte Weiber und Kinder, die sich von jedem Dintenkleckser in’s Bockshorn jagen lassen. Wer sich hier nicht selbst beschützt, dem können die Gesetze auch keinen Pappenstiel helfen.“
„Da bin ich doch sehr verschiedener Meinung“, sagte der Farmer. „Die Gesetze gerade sind’s, die unsere Union auf den Standpunkt gebracht haben, auf dem sie jetzt steht, und jedes guten Bürgers Pflicht ist es, sie aufrecht zu erhalten. Daß es freilich noch manchmal in der Wildnis Strecken gibt, auf die sie ihren wohltätigen Einfluß auszuüben nicht im Stande sind, glaub’ ich auch, und gewaltsame Handlungen erfordern dann gewaltsame Mittel. Sonst aber sollte es für einen Bürger der Union nichts Heiligeres geben, als gerade die Gesetze, denn sie allein sind ihm die Bürgen seiner Freiheit. Doch, Gentlemen, es wird spät, und ich möchte noch gern vor Dunkelwerden hinauf zu Colbys – also gute Nacht. – In einigen Tagen komme ich wieder hier vorbei, und dann Broadly“ – wandte er sich an den Helener Kaufmann, „können wir auch den Handel abschließen, denk’ ich. Ich habe nur noch einige alte Schulden dort oben zu bezahlen, so viel Geld bleibt mir aber wahrscheinlich noch. Also good bye“, und mit den Worten zahlte er an der Bar seine kleine Rechnung, ließ sich die Satteltasche wieder herausgeben, legte sie über den Sattel seines ungeduldig am Reck scharrenden Braunen, stieg auf und trabte, noch einmal herübergrüßend, Elmstreet hinab in den das Städtchen begrenzenden Wald.
VIERTES KAPITEL
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