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Mails aus dem Jenseits. Walter RuppЧитать онлайн книгу.

Mails aus dem Jenseits - Walter Rupp


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Menschheit nicht in einer großen Gemeinschaft zusammenzufassen, sondern in kleinen, überschaubaren Gruppen, wie sich das bei unseren psychotherapeutischen Gesprächskreisen auf Erden bewährt hat. Denn Problemfälle können eine ganze Gruppe sprengen. Ich halte es für wichtig, dass der Aufenthalt im Himmel, gerade weil er eine Ewigkeit dauert und so viele verschiedene und schwierige Charaktere miteinander auskommen müssen, so geordnet sein sollte, dass Reibungsflächen vermieden werden. Aber leider hat man es noch nicht für nötig gefunden, meinen Antrag zu beantworten.

      Immer noch im Aufnahmebüro

       Man bringt nichts mit. Nur das, was man geworden ist!

       Und das ist meist nicht gut gelungen.

       Hallo!

      Die meisten kommen mit diesen Erwartungen: Sie „möchten im Jenseits Menschen vorfinden - solche, die sie schon kennen, und solche, die sie schon immer kennenlernen wollten. Sie möchten dort einen Körper besitzen, und zwar am liebsten wieder den gewohnten - nur jünger, schöner, und vor allem gesünder. Sie möchten sich an die Zeit auf Erden erinnern können. Sie möchten ein großzügiges Angebot an Unterhaltung: Sämtliche irdischen Fernsehprogramme müssen zum Beispiel auch im Jenseits zu empfangen sein.

      Wenn man im Jenseits ist, ist man noch nicht im Himmel. - Die Warteschlange vor der Aufnahmestelle wird nicht kleiner, weil immer neue hinzukommen. Es ist erstaunlich, wer hier so alles ankommt und auch rein gelassen wird. Man ist da – meiner Meinung nach - allzu großzügig. Ich hatte erwartet, dass man schon bei der Aufnahme eine Vor-Auswahl trifft. Es ist doch so mancher dabei, dessen Lebenswandel ich von früher her kenne und von dem ich weiß, dass er sich nicht gerade durch eine moralische und christliche Lebensweise ausgezeichnet hat.

      Erstaunlich ist, was die einzelnen so alles mitbringen. Sie kommen - wie die Verstorbenen der Urzeit - mit Grabbeigaben an, die ihnen ihre Angehörigen mitgegeben haben: meistens sind es Blumen, Kränze, Armbanduhren, Kreditkarten, Schmuckstücke, Fotos oder Briefe von einem geliebten Menschen und Führerscheine oder Handys. Und das erstaunlichste ist, dass man ihnen das alles nicht abnimmt. Einige, die schon länger hier sind, sagen, sie hätten immer wieder ihren Spaß daran, mit anzusehen, welche Mühe die Neuankömmlinge bald haben, ihren Plunder, an dem sie so sehr hingen, loszuwerden.

      Auf Titel legt man hier keinen Wert. Einem, der sich bei seiner Ankunft mit Doktor vorstellte, gab der Engel im Aufnahmebüro in überaus höflicher Form – mir fällt auf, dass man hier, im Unterschied zu Euch drunten, nie ein unfreundliches Wort hört – den Rat, diesen Titel künftig wegzulassen, damit kein Neid aufkommt. Und er fügte die Bemerkung bei, aus der jeder, der zu hören versteht, den feinen und versteckten Spott heraushören konnte: Schließlich gebe es auch keine promovierten Engel.

      Mir musste man nichts abnehmen, weil mir vor meiner OP im Krankenhaus ohnehin alles abgenommen worden war. Ich hatte ja nur ein Hemd an und wurde erst einmal richtig eingekleidet. Zu meiner Überraschung gab man mir nicht – wie ich erwartet hatte - ein Büßerhemd, sondern vorläufig ein wohl einfaches, aber überaus farbenfrohes Gewand. Anschließend durfte ich in einen mit Entschlafenen aus aller Herren Länder dicht besetzten Erholungsraum, wo ich warten muss, bis man mich aufruft. Man lässt sich hier Zeit, weil die Ewigkeit ja genug davon hat. Allerdings nervt mich das Warten, das ich schon drunten in Ärztesprechzimmern nie leiden konnte. Ich habe den Verdacht, dass das zu einem Umerziehungs-programm gehört, damit wir uns allmählich auf die ganz anderen und neuen Raum- Zeitdimensionen einstellen.

      Bis später!

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