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Der Intellektuelle, der klug genug war, sich nicht dafür zu halten. Joachim KathЧитать онлайн книгу.

Der Intellektuelle, der klug genug war, sich nicht dafür zu halten - Joachim Kath


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      Joachim Kath

      Der Intellektuelle, der klug genug war, sich nicht dafür zu halten

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1. Kapitel

       2. Kapitel

       3. Kapitel

       4. Kapitel

       5. Kapitel

       6. Kapitel

       7. Kapitel

       8. Kapitel

       9. Kapitel

       10. Kapitel

       11. Kapitel

       12. Kapitel

       13. Kapitel

       14. Kapitel

       15. Kapitel

       16. Kapitel

       17. Kapitel

       18. Kapitel

       19. Kapitel

       20. Kapitel

       Impressum neobooks

      1. Kapitel

      Zum ersten Mal begegnete ich Jonathan Seyberg im Londoner Stadtteil Mayfair. Er stand hinter dem massiv-hölzernen Rednerpult aus Palisander im großen Kongress-Saal des traditionsreichen Grosvenor House und hielt einen Vortrag über Kommunikation. Im Auditorium saßen mehrere hundert internationale Wirtschaftsführer. Ich war damals Journalist und sofort fasziniert von dem, was er sagte und wie er es sagte. Alles war ungewöhnlich: Seine Ausstrahlung, sein Intellekt, die Einfachheit seiner Worte, sein Sinn für Humor. Seiner Rede hatte er den Titel „Thesis 21“ gegeben. Der glänzende Redner wurde immer wieder vom Beifall unterbrochen. Er schonte seine Zuhörer nicht. Mit feiner Ironie verpackte er harte Fakten, modulierte geschickt seine wohlklingende Stimme und machte dramaturgisch genau austarierte Pausen. Die Bewegungen seiner schlanken Hände, die Blicke über die goldene Halbbrille – der braungebrannte, hochgewachsene Mann zog diese exzentrische Millionärsversammlung in seinen Bann.

      Er sprach frei, nur geführt durch die Reihenfolge seiner PowerPoint-Charts, deren Wechsel er mit der kabellosen Infrarot-Fernbedienung auslöste und auf denen seine Kernthesen in klarer, typografischer Gestaltung den Raum beherrschten. Kein Schnickschnack, keine lustigen Bilder und es war dennoch, um in der Terminologie jener Kreise zu bleiben, durchaus ein multisensuales Erlebnis. Der Harvardprofessor für Kommunikationswissenschaften, sich selbst eher als Psychologe und Künstler einstufend, denn als Ökonom und Strategy Consultant, war am Zenith seiner Karriere angelangt. Er besaß das Ohr der Mächtigen dieser Welt, jedenfalls soweit es den demokratischen Kapitalismus betraf. Alle im Saal spürten die zielgenau Kritik, die messerscharfe Analyse für die Ursachen der Krise. Einige saßen mit roten Köpfen da und man bemerkte die ohnmächtige Wut dem nichts entgegensetzen zu können als ein albernes, nur kurzfristig befreiendes Lachen und geräuschvolles Aufeinanderschlagen der Handflächen.

      „Die Mächtigen“, formulierte Jonathan Seyberg, „werden vor allem dadurch auffällig, dass sie nichts zu lernen brauchen. Was ganz besonders schwer wiegt, weil sie eigentlich dringend lernen müssten um ihrer Rolle in beiden Gesellschaften, der eigenen und unser aller, wirklich gerecht werden zu können.“ Lernfähig, was ihren Intellekt angeht, wären die vielen Männer und wenigen Frauen an der Spitze bedeutender Unternehmen meistens schon. Aber wären sie auch lernbereit, in guten Zeiten und ganz ohne Not? Der Redner bezweifelte es, indem er Nietzsche zitierte: „Der Philosoph Friedrich Nietzsche erhob den Willen zur Macht zum höchsten Wert des Lebens. Doch ohne Gerechtigkeit und Klugheit wird Macht amoralisch. Da nützen auch ihre Bemühungen, verbindliche Verhaltensregeln aufzustellen wenig. Jeder von uns wird sich selbstverständlich für gerecht und klug halten, es vielleicht sogar partiell sein. Fest steht jedenfalls, dass zunehmende Machtfülle die Tendenz hat, sich als Instrument zu verselbständigen. Sie tragen, meine Damen und Herren, nicht nur alle dunkle Kostüme und Anzüge, der Beweis ist durch Augenschein leicht zu erbringen, sondern auch ausnahmslos unsichtbare Tabugürtel. Denn neben den sichtbaren Insignien ihrer Macht, den Marmorpalästen, in denen sie arbeiten, oder den langen Schlangen der gepanzerten Rolls-Royce- und Mercedes-Limousinen, in denen Sie sich vor Beginn dieser Veranstaltung die Park Lane hinaufchauffieren ließen, gibt es unsichtbare Barrieren. Auch solche, die sie gar nicht mehr selbst wahrnehmen. Das sind die weitaus gefährlicheren.“

      Es wurde so still im Raum, dass die sorgsam gedämpften Geräusche der Klimaanlage fast zum Meeresrauschen anschwollen. Die wenigen Sekunden bis der Professor fortfuhr, erschienen mir wie eine Ewigkeit. Ich war mir nicht sicher ob es sich bei dem Klingen in meinen Ohren nur um einen Innenton, den normalen Tinnitus, oder um die durch Lüftung hervorgerufene Bewegung der mächtigen, gedimmten Kristalllüster an der Decke handelte. Eigentlich musste ich mich gar nicht gemeint fühlen als Berichterstatter. Doch auch ich war gespannt, was jetzt kommen würde.

      „Meine Damen und Herren“, sagte Jonathan Seyberg, „ich habe heute und an dieser Stelle weiter nichts als die Mission, Ihnen das Thema „Bessere Kommunikation“ näher zu bringen. Kommunikation bestimmt nicht nur unser Zeitalter, Kommunikation ist auch eine permanent stattfindende Sache. Oder wie es mein Kollege Watzlawick sehr anschaulich ausgedrückt hat: Wir können nicht nicht kommunizieren! Auch wenn ich ab jetzt nichts mehr sagen würde, einfach stumm bliebe, so wie Sie im Moment, findet dennoch Kommunikation zwischen uns statt. Nonverbale Kommunikation! Sie würden es gewiss als ungehörig empfinden, mit einem stummen Redner konfrontiert zu werden und mein Honorar zurückverlangen. Es wäre zugegeben eine Manipulation und Provokation, eine offensichtliche sogar und nicht eine der subtileren Formen, wie sie von Ihnen mit Vorliebe gewählt werden. Klar und deutlich: Business-Psychopathen übertreffen die negativen Eigenschaften von verhaltensgestörten Kriminellen oft signifikant – es wird nur kaum bemerkt, weil sie einfach die besseren Schauspieler sind. Und gleichzeitig die Hauptverursacher von außergewöhnlichen Erfolgen wie auch kaum einzudämmenden Krisen.“

      Die Atmosphäre reiner Neugier im Saal schien in Richtung Empörung zu kippen. Es gab Unruhe und einige riefen „Unverschämtheit!“ und „Unterstellung!“ Doch der Professor


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