Эротические рассказы

Oliver Twist. Charles DickensЧитать онлайн книгу.

Oliver Twist - Charles Dickens


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Landstreicher begeben, daß seine Mutter fast vor Kummer gestorben wäre.«

      »O, du kleiner Taugenichts! – Mach', daß du nach Hause kommst, du ungeratener Bengel!« riefen die Weiber.

      »Ich bin meinen Eltern nicht entlaufen!« rief Oliver in großer Angst. »Ich habe weder Schwester noch Eltern. Ich bin eine Waise und wohne in Pentonville.«

      »Ach du gütiger Himmel, wie trotzig er schon geworden ist!« schluchzte das junge Mädchen.

      »Ei, Nancy!« rief Oliver, der jetzt erst ihr Gesicht sah, im höchsten Erstaunen aus.

      »Sie sehen, er kennt mich,« sagte Nancy. »Helfen Sie mir ihn nach Hause bringen, lieben Leute; seine Eltern und wir alle sterben sonst noch vor Kummer über ihn.«

      »Zu allen Teufeln, was ist das hier?« schrie ein aus einem Bierladen hervorstürzender Mann. »Oliver, Satansbrut, komm augenblicklich mit nach Hause zu deiner armen Mutter. Sofort kommst du mit!«

      »Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich kenne sie nicht, Hilfe, Hilfe!« rief Oliver, indem er sich unter dem festen Griff des Mannes verzweifelt wand.

      »Hilfe!« polterte Sikes. »Ich will dir gleich helfen. Was sind das für Bücher? – Ohne Zweifel gestohlen – her damit!«

      Er entriß ihm das Päckchen und versetzte ihm damit einen heftigen Schlag auf den Kopf.

      »So ist's recht; das wird ihn schon wieder zur Besinnung bringen,« riefen die Weiber.

      »Sollt's auch meinen,« rief der Mann, gab Oliver noch ein paar Schläge auf den Kopf und packte ihn beim Kragen. »Komm, du kleiner Taugenichts! Hier, Tyras, paß auf ihn auf! Paß auf!«

      Noch geschwächt von seiner Krankheit, betäubt durch die Schläge und das Überraschende des ganzen Vorgangs, in Schrecken gesetzt durch das Knurren des Hundes und die Brutalität des baumstarken Mannes, und überwältigt durch den Beifall, den die Umstehenden seinen Angreifern gaben – was konnte das geängstete Kind tun? Es war dunkel geworden, die Gasse sah an sich selbst schon verdächtig aus, Hilfe war nirgends zu erblicken, Widerstand nutzlos. Ohne recht zu wissen, wie ihm geschah, fühlte sich Oliver durch ein Labyrinth von engen Straßen geschleppt, und sein jeweiliges Rufen verhallte um so mehr, da er so schnell fortgerissen wurde, daß er keinen Augenblick zu Atem kommen konnte; doch würde es auch von niemand beobachtet worden sein.

      Die Gaslampen waren angezündet; Frau Bedwin erwartete mit herzpochender Ungeduld, daß die Haustür sich auftun sollte; die Magd war zwanzigmal die Straße hinuntergelaufen, um nach Oliver auszusehen; die beiden alten Herren saßen beharrlich im Dunkeln neben der zwischen ihnen liegenden Uhr.

      Kapitel 16

      Was sich mit dem entführten Oliver begab

      Die engen Straßen und Gäßchen mündeten endlich auf einen weiten offenen Platz, um den rings Stallungen standen zum Zeichen, daß hier ein Viehmarkt war. Sikes verlangsamte seinen Schritt, als sie diese Gegend erreichten, da das Mädchen völlig außerstande war, den Laufschritt, den sie bisher angeschlagen hatten, länger auszuhalten. Sich an Oliver wendend, befahl er ihm barsch, Nancys Hand zu fassen.

      »Hörst du nicht?« brummte Sikes, als Oliver zögerte und sich umsah.

      Sie befanden sich in einem finsteren, ganz abgelegenen Stadtteil, und Oliver sah nur zu gut ein, daß Widerstand nutzlos war. Er streckte seine Hand aus, die Nancy fest mit der ihrigen umklammerte.

      Der Abend war dunkel und feucht; die Lichter in den Läden konnten kaum gegen den Nebel ankämpfen, der immer dichter wurde und die Straßen und Häuser in ein undurchdringliches Grau hüllte. Sie hatten Smithfield erreicht, als tiefe Glockenschläge die Stunde verkündeten. Sikes und Nancy standen bei den ersten Schlägen still und wandten sich nach der Richtung um, aus welcher die Töne erschallten.

      »Acht Uhr, Bill,« sagte Nancy, als die Glocke aufhörte zu schlagen.

      »Ich habe selbst Ohren,« erwiderte Sikes mürrisch.

      »Ich möchte wohl wissen, ob sie es schlagen hören können?« fuhr Nancy fort.

      »Natürlich können sie's,« sagte Sikes. »Es war um Bartholmäi, als ich in Dobes1 gesteckt wurde, und auf dem ganzen Markt schnarrte keine Pfennigtrompete, die ich nicht gehört hätte. Nachdem ich für die Nacht eingeschlossen war, machte der Lärm und das Getöse draußen das vermaledeite alte Gefängnis so still und einsam, daß ich mir den Kopf hätte einrennen mögen an den Basteln2

      »Die armen Kerls! Ach, Bill, was sie für schmucke junge Leute sind!«

      »Ja, ja, so sprecht ihr Weibsbilder alle!« erwiderte Sikes in einem Anflug von Eifersucht. »Schmucke junge Leute! Doch sie sind so gut wie tot, also mag's gleichviel sein.«

      Er faßte den Knaben wieder fester und trieb zur Eile an.

      »Noch einen Augenblick,« sagte das Mädchen; »ich würde nicht vorbeilaufen, wenn Ihr's wär't, der zum Galgen herausgeführt würde, wenn's wieder acht schlägt. Ich würde auf und nieder travallen, bis ich niedersänke, und wenn fußhoher Schnee läge, und ich hätte kein warmes Tuch, mich einzuhüllen.«

      »Das sollte mir wohl viel helfen,« bemerkte der nichtsentimentale Sikes. »Könntest du mir nicht ä Kulm3 und ä zwanzig Ellen Kabot4 'neinpraktizieren, so möcht'st du fünfzig Meilen laufen oder ganz zu Hause bleiben, es wäre mir alles nichts nütze. Vorwärts, steh' hier nicht länger und paternelle5 nicht!«

      Das Mädchen brach in ein Gelächter aus, ergriff Olivers Hand, und sie eilten weiter. Oliver fühlte, daß ihre Finger zitterten, und als sie an einer Gaslampe vorüberkamen, sah er, daß ihr Gesicht totenblaß war.

      Sie lenkten nach einer halben Stunde in eine enge, schmutzige Gasse ein, die fast ganz von Trödlern bewohnt zu sein schien, und standen vor einem verschlossenen Laden still. Das Haus schien unbewohnt zu sein und sah halb verfallen aus. Über der Tür war eine Tafel angenagelt, auf welcher zu lesen war, daß das Haus zu vermieten sei; sie schien jedoch dort schon jahrelang befestigt gewesen zu sein.

      Nancy bückte sich, und Oliver hörte den Ton einer Glocke. Sie gingen auf die entgegengesetzte Seite der Straße und stellten sich unter eine Laterne. Ein Geräusch ließ sich hören, als ob ein Fenster vorsichtig in die Höhe geschoben würde, und gleich darauf öffnete sich geräuschlos die Tür. Mr. Sikes packte den erschrockenen Knaben jetzt ohne Umstände beim Kragen, und im nächsten Augenblick befanden sich alle drei im Innern des Hauses. Hier war es stockfinster. Sie warteten, bis die Person, die sie eingelassen hatte, die Tür wieder verschlossen und mit einer Sicherheitskette verwahrt hatte.

      »Ist jemand hier?« fragte Sikes.

      »Nein,« erwiderte eine Stimme, die Oliver bekannt vorkam.

      »Ist der Alte hier?« fragte der Dieb.

      »Ja,« antwortete die Stimme, »und er wird sicher sehr erfreut sein, Sie zu sehen.«

      »Machen Sie Licht,« versetzte Sikes, »oder wir brechen uns den Hals oder treten auf den Hund. Nehmen Sie Ihre Beine in acht, wenn Sie es tun.«

      »Bleiben Sie einen Augenblick stehen; ich werde Licht bringen,« erwiderte die Stimme. Man hörte, wie sich der Sprecher entfernte, und eine Minute später erschien die Gestalt John Dawkins', genannt der »gepfefferte Baldowerer«. Der junge Herr gab nur durch ein spöttisches Grinsen kund, daß er Oliver wiedererkannt habe, und bat die Besucher, ihm eine Anzahl Stufen hinunterzufolgen. Sie gingen durch eine leere Küche und traten in ein niedriges, dumpfiges Gemach ein. Ein lautes Gelächter schallte ihnen entgegen. Charley Bates wälzte sich im eigentlichen Sinne vor Vergnügen über den gar zu kostbaren Spaß auf dem Boden, riß sodann Jack Dawkins das Licht aus der Hand, hielt es Oliver dicht vor das Gesicht und beschaute ihn von allen Seiten, während ihm Fagin scherzhafterweise tiefe Verbeugungen machte und der Baldowerer, der von ernsterem Wesen war und sich nicht leicht der Heiterkeit überließ, wenn es Geschäfte zu verrichten galt, sorgfältig seine Taschen durchsuchte.

      »Ich


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