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Wolf unter Wölfen. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wolf unter Wölfen - Ханс Фаллада


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den Kopf. Tut mir leid, Herr Leutnant, aber wir können Ihnen diesmal nicht gefällig sein. Es lohnt sich nicht für uns. Sie holen es immer schon den nächsten Tag wieder, all die Schererei – und, wissen Sie, diese Kleider kommen ja auch aus der Mode! – Vielleicht ein anderes Mal wieder, wenn Sie etwas – Modischeres haben.

      Der Onkel sah Pagel noch einmal an, hob die Feder, mit der Spitze gegen ihn, so kam es Wolf vor, und schrieb schon weiter. Der Angestellte schloss langsam, ohne hochzusehen, den Kofferdeckel und ließ die Schlösser einschnappen. Die beiden Frauen blickten Wolfgang verlegen und doch ein wenig schadenfroh an, wie Schüler den Mitschüler von der Seite ansehen, wenn er vom Lehrer wegen eines Fehlers getadelt wird.

      Hören Sie einmal, Herr Feld, sagte Pagel lebhaft und ging quer durch die Leihe auf den ruhig Weiterschreibenden zu. Ich habe da einen reichen Freund im Westen, der mir bestimmt aushilft. Geben Sie mir das Fahrgeld. Ich lasse die Sachen hier, komme heute Abend noch vor Geschäftsschluss vorbei, gebe Ihnen das Geld wieder, meinethalben das Fünffache. Oder das Zehnfache.

      Der Onkel sah Wolfgang durch die Brille nachdenklich an, runzelte die Stirn und sagte: Tut mir leid, Herr Leutnant. Wir geben hier keine Darlehen, wir leihen nur auf Pfänder.

      Aber es sind ja nur die lumpigen paar Tausend Fahrgeld, beharrte Wolf. Und ich lasse Ihnen die Sachen hier.

      Ohne Pfandschein darf ich die Sachen nicht behalten, sagte der Verleiher. Und ich will sie nicht in Pfand. Tut mir leid, Herr Leutnant.

      Er sah Wolfgang noch einmal mit gerunzelter Stirn aufmerksam an, als wolle er die Wirkung seiner Worte ihm vom Gesicht ablesen, dann nickte er leicht und kehrte zu seinen Büchern zurück. Auch Wolfgang hatte die Stirn gerunzelt, auch er nickte dem Schreibenden leicht zu, wie zum Zeichen, daß er die Weigerung nicht übel aufnehme, und wandte sich zur Tür. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er drehte sich rasch um, ging noch einmal auf Herrn Feld zu und sagte: Wissen Sie was, Herr Feld?! Kaufen Sie mir den ganzen Kitt ab. Für drei Dollar. Dann hat die liebe Seele Ruh. Ihm war eingefallen, daß der reiche Zecke ihm sicher mit einer größeren Summe aushelfen würde. Es würde ein Riesenspaß sein, Peter mit einer völlig neuen Ausstattung zu überraschen. Was sollte sie da noch mit dem alten Plunder? Nein, weg mit dem Kram!

      Herr Feld schrieb noch eine Weile weiter. Dann steckte er die Feder ins Faß, lehnte sich etwas zurück und sagte: Ein Dollar, mit dem Koffer, Herr Leutnant. Wie gesagt, die Sachen sind – nicht modern. Sein Blick fiel auf die Wanduhr. Es war zehn Minuten vor zwölf. Und zum gestrigen Dollarkurs.

      Einen Augenblick wollte sich Wolfgang ärgern. Es war die frechste Beutelschneiderei von der Welt! Einen Augenblick überkam es Wolfgang leise, leise, als müsse er auch an den Peter denken – Waschzeug und sein uralter Sommerpaletot waren zur Zeit ihr einziger Besitz, aber ebenso rasch kam der Gedanke: ›Zecke gibt Geld. Und wenn nicht er, ich habe noch immer Geld geschafft!‹ – Und er sagte mit einer raschen Handbewegung, die zeigen sollte, wie wenig es darauf ankam: Also, in Ordnung! Her mit dem Zaster! Vierhundertvierzehntausend!

      Es war wirklich ein Dreck, wenn er bedachte, daß er gestern Abend nahezu dreißig Millionen auf Null verspielt hatte. Und man mußte lachen über solche Mikrobe wie den Feld, der sich um diesen Dreck abmühte, um diese lächerlichen Beträge!

      Der Onkel, der böse, zähe Onkel, die Mikrobe, kletterte langsam von seinem Kontorbock herunter, ging zum Safe, wühlte eine Weile darin und zählte Wolfgang dann vierhunderttausend Mark auf.

      Fehlen noch vierzehn, sagte Wolfgang.

      Vier Prozent Skonto gehen wie handelsüblich für Barzahlung ab, sagte Herr Feld. Macht eigentlich dreihundertachtundneunzigtausend. Zweitausend schenke ich Ihnen, weil Sie alter Kunde sind.

      Wolfgang lachte: Tüchtig sind Sie nun einmal, Onkelchen! Sie kommen zu was, passen Sie auf! Ich werde dann Chauffeur bei Ihnen, ja?

      Herr Feld nahm es ernst. Er protestierte: Von Ihnen mich fahren lassen, Herr Leutnant! Nein, nicht einmal umsonst! Wo es Ihnen doch auf gar nichts ankommt, nicht einmal auf Ihre Sachen. Nein, nein ... Und wieder ganz der Pfandleiher: Also wenn wieder einmal etwas ist, Herr Leutnant. Bis dahin!

      Pagel ließ die Scheine mit dem schönen Holbeinischen Bild des Kaufmanns Georg Giße – der sich auch nicht gegen den Missbrauch seiner Person wehren konnte – in der Hand knistern und sagte lachend: Wer weiß, vielleicht verhilft mir dies zu einem eigenen Auto!

      Die Miene des Pfandleihers blieb sorgenvoll, er schrieb. Lachend trat Wolfgang auf die Straße.

       3

      Nach der ekelhaften Verhandlung in der Schnitter-Vermittlung, fand Rittmeister von Prackwitz, hatte er ein wenig Ausspannung verdient. Aber wo ging man hin, so am frühen Vormittag? Dies war eine Zeit, um die der Rittmeister bisher noch nicht oft unterwegs gewesen war in Berlin. Schließlich fiel ihm ein Hotel-Café in der Friedrichstadt ein, wo man angenehm sitzen und vielleicht ein paar gut angezogene Frauen sehen konnte.

      Der erste Mensch, den der Rittmeister in der Hotelhalle sah, war natürlich ein Bekannter. (Prackwitz traf in ›seiner‹ Gegend – natürlich nicht am Schlesischen Bahnhof – immer Bekannte. Oder Bekannte von Bekannten. Oder Verwandte. Oder Bekannte von Verwandten. Oder Kameraden vom Regiment. Oder Kameraden aus dem Krieg. Oder Baltikumer. Oder ›Schnöffels‹, wie man im Rrrr'ment die Muschkoten früher genannt hatte. Er kannte in aller Welt alle Welt.)

      Diesmal war es sogar ein Regimentskamerad, Oberleutnant von Studmann.

      Herr von Studmann stand in der Halle, tadelloser Gehrock, spiegelnde Schuhe (zu so früher Stunde!), und schien einen Augenblick über das Wiedersehen etwas verlegen. Aber der Rittmeister merkte in seiner Freude, einen Gefährten für die zwei Stunden Wartezeit gefunden zu haben, nichts davon.

      Studmann, Alter – großartig, daß ich dich mal wiedersehe! Ich habe zwei Stunden Zeit für dich. Hast du schon Kaffee getrunken –? Ich will grade – zum zweiten Mal, heißt das. Aber der erste auf dem Schlesischen rechnet nicht, er war schauerlich. Wann haben wir uns eigentlich das letzte Mal gesehen? In Frankfurt – zum Offizierstreffen? Na, egal, jedenfalls bin ich froh, dich mal wiederzusehen. Aber komm doch, da drinnen sitzt man ganz gemütlich, wenn ich mich recht erinnere ...

      Oberleutnant von Studmann sagte sehr leise und deutlich, aber etwas mühsam: Gerne, Prackwitz – sobald es meine Zeit erlaubt. Ich bin nämlich – äh – Empfangschef in diesem Laden. Ich will nur erst mal die Gäste vom Neun-Uhr-vierzig-Zug ...

      Au verdammt! sagte der Rittmeister plötzlich ebenso leise und ganz verdüstert. Die Inflation, was –? Diese Gauner! Na, ich kann auch ein Lied singen!

      Von Studmann nickte trübe, als sei ihm selbst das Liedsingen schon längst vergangen. Angesichts des langen, glatten, energischen Gesichts wollte Prackwitz sich eines gewissen Abends erinnern, da man das E. K. Erster dieses selben Studmann gefeiert hatte – es war Anfang fünfzehn gewesen, tatsächlich das erste E. K. Erster, das an das Regiment gefallen war ... Er wollte sich an das lachende, frohe, übermütige, allerdings rund acht Jahre jüngere Gesicht dieses selben Studmann erinnern, aber da sagte der grade: Jawohl, Portier, sofort ... Er wendete sich mit einer bedauernden, vertröstenden Bewegung an von Prackwitz und ging dann auf eine ziemlich umfangreiche Dame im staubgrauen Seidenmantel zu: Bitte sehr, gnädige Frau –?

      Einen Augenblick sah der Rittmeister zu, wie der Freund dort stand, leicht vorgeneigt, und mit ernstem, doch freundlichem Gesicht den heftig vorgebrachten Wünschen oder Beschwerden der Dame lauschte. Dabei stieg ein Gefühl tiefer Trauer in ihm auf, gestaltloser, alles durchdringender Trauer: ›Zu nichts Besserem gut?‹ fragte es in ihm. Etwas wie Scham überkam ihn, als habe er den Kameraden bei etwas Entwürdigendem, Entehrendem beobachtet. Er wandte sich rasch ab und trat in das Café.

      Im Hotel-Café war die frühe, vormittägliche Stille, die dort immer herrscht, wenn nur erst die Hausgäste da sind, das Straßenpublikum noch nicht seinen Einzug gehalten hat. Wenige Gäste saßen paarweise oder einzeln an weit voneinander gelegenen Tischen. Eine Zeitung raschelte, ein Paar sprach halblaut, die Kaffeekännchen aus Neusilber glänzten matt, ein Löffel klirrte an einer Tasse. Die wenig beschäftigten Kellner standen still an ihren Plätzen; einer


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