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Wolf unter Wölfen. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wolf unter Wölfen - Ханс Фаллада


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An Neulohe grenzt Altlohe, und da sind viele Industriearbeiter, und das bedeutet natürlich Feindschaft bis aufs Messer mit uns vom Hof und mit den Bauern in Neulohe. Denn wo die einen zu essen haben, und die andern haben Hunger, da ist es wie in einem Pulverfass – und geht es in die Luft, fliege ich mit.

      Ich sehe noch nicht recht, wie du da etwas hindern kannst, sagte von Studmann.

      Hindern ... Aber vielleicht werde ich mich entscheiden müssen, ob ich mitmache oder nicht? Man will doch nicht unkameradschaftlich sein. Es sind doch die alten Kameraden bei der Reichswehr, Studmann, und wenn die was riskieren wollen und die Karre aus dem Dreck holen, und man wäre dann nicht dabei gewesen – man müßte sich ja zu Tode schämen! Ja, und vielleicht ist doch alles nur Gequatsche, Gemache von ein paar Abenteurern, aussichtsloser Putsch – und darum Hof und Auskommen und Familie riskieren ...

      Der Rittmeister sah Studmann fragend an. Der meinte: Hast du denn niemanden bei der Reichswehr, den du beiseite nehmen und auf Ehre und Gewissen fragen kannst –?

      Gott, fragen, Studmann! Natürlich kann ich fragen, aber wer weiß denn was? Bei so was wissen doch nur drei, vier wirklich Bescheid, und die antworten dir bestimmt nicht. – Hast du mal von einem Major Rückert gehört?

      Nein, sagte Studmann. Von der Reichswehr?

      Ja, siehst du, Studmann, das ist es ja gerade! Dieser Rückert soll der Mann sein, welcher ... Aber ich kann nicht einmal rausbringen, ob er zur Reichswehr gehört oder nicht. Die einen sagen ja, die andern sagen nein, und die ganz Schlauen zucken die Achseln und sagen: ›Das weiß er vielleicht selber nicht!‹ Und das klingt dann wieder so, als stünden andere hinter ihm – es ist wirklich zum Verzweifeln, Studmann!

      Ja, sagte Studmann. Ich verstehe schon. Wenn es nötig ist, sofort, aber für irre Abenteuer – danke!

      Richtig! sagte Prackwitz.

      Dann schwiegen beide. Aber Prackwitz sah weiter erwartungsvoll auf Studmann, den gewesenen Oberleutnant und jetzigen Hotelempfangschef. (Trug beim Rrrr'ment den Spitznamen ›das Kindermädchen‹.) Schließlich ein Mann mit neuerdings sehr merkwürdigen, eigentlich schon verdächtigen Ansichten über Geld und gottgewollte Armut. Sah auf ihn, als erwarte er von seiner Antwort Befreiung aus allen Zweifeln.

      Und schließlich sagte dieser Studmann auch langsam: Ich glaube, du solltest dir nicht solche Sorgen machen, Prackwitz. Du solltest einfach warten. Wir kennen das doch eigentlich aus dem Felde. Sorge und auch mal Angst hatte man nur, wenn man in Ruhe oder still im Graben lag. Aber wenn es dann hieß: Raus und vorwärts! – dann war man da und ging los und alles war vergessen. Du wirst das Signal schon nicht überhören, Prackwitz. Wir haben es im Felde doch schließlich gelernt, das ruhige Warten ohne Grübeln – warum soll man es jetzt nicht können?

      Recht hast du! sagte der Rittmeister dankbar, und ich will auch daran denken! Es ist komisch, daß man jetzt nicht mehr warten kann! Ich glaube, es macht dieser blöde Dollar. Laufe, renne, schnell noch was einkaufen, hetze, jage ...

      Ja, sagte Studmann. Jagen und gejagt werden, Jäger und Wild zugleich, das macht so böse und ungeduldig. Aber man braucht beides nicht. Ja ... lächelte er, aber nun muß ich wieder los, ganz bin ich ja auch nicht frei davon. Ich sehe da den Portier winken. Vielleicht jagt schon ein Direktor nach mir, wieso und warum ich denn eigentlich nirgendwo zu sehen bin. Und ich werde die Stubenmädchen wieder ein wenig jagen, damit die Zimmer der Abreisen um zwölf fertig sind. Also Weidmannsheil, Prackwitz! Und wenn du heute um sieben noch in der Stadt sein solltest und hast nichts vor ...

      Dann bin ich schon längst wieder in Neulohe, Studmann, sagte von Prackwitz. Aber ich habe mich wirklich unsinnig gefreut, direkt unsinnig gefreut, dich wiederzusehen, Studmann, und wenn ich mal wieder in die Stadt komme ...

       4

      Das Mädchen saß allein, unbeweglich, beschäftigungslos, immer noch auf dem Bett in der Stube. Der Kopf war ein wenig gesenkt, die Linie, die aus dem Rücken über den Nacken zum Kopf führte, war nachgiebig, weich. Das kleine, klare, reinlinige Gesicht stand weich in der Luft, die Lippen waren halb geöffnet, der auf die verschabten Dielen gerichtete Blick sah nichts. Unter dem auseinander geglittenen Mantel schimmerte das nackte Fleisch, leicht bräunlich, sehr fest. Die Luft war stickig, voller Gerüche ... Das voll erwachte Haus marschierte schreiend, rufend, weinend, Türen schlagend und Treppen polternd durch seinen Tag. Das Leben äußerte sich hier vor allem durch Geräusche, und weiter noch durch Zersetzung, durch Gestank. In der Blechstanzerei im Erdgeschoß schrie zerschnittenes Blech auf, es klang, als schrien Katzen oder gequälte Kinder. Dann war es wieder fast still, nur die Treibriemen schnurrten und surrten auf den Transmissionen. Das Mädchen hörte eine Uhr zwölf schlagen.

      Unwillkürlich hob es den Kopf und sah nach der Tür. Wenn er nach dem ›Onkel‹ noch einmal zu ihr hereinsah, etwa, um ihr etwas zu essen zu bringen, mußte er jetzt kommen. Er hatte so etwas von gemeinsamen Frühstück gesagt. Aber er kam nicht, sie hatte das bestimmte Gefühl, er kam nicht. Er fuhr sicher direkt zu seinem Freund. Wenn er dort Geld bekam, ging er vielleicht noch zu ihr, vielleicht auch direkt zum Spielen, und sie sah ihn erst gegen Morgen wieder, ausgebeutelt oder mit Geld in den Taschen. Gleichviel, sie sah ihn wieder.

      Ja, überfiel es sie plötzlich, war es denn so sicher, daß sie ihn wiedersah –? Sie hatte sich daran gewöhnt: er war immer fortgegangen, und er war immer wiedergekommen. Was er auch getrieben hatte, wo er auch gewesen war, stets hatte sein Weg hier bei ihr in der Georgenkirchstraße geendet. Er war über den Hof gegangen, die Treppen hinaufgestiegen – und er war bei ihr angelangt, freudig erregt oder völlig erschöpft.

      Aber, dachte sie zum erstenmal, zutiefst erschreckt: aber ist es denn sicher, daß er immer wiederkommt –?! Es war doch möglich, daß er einmal nicht wiederkam, vielleicht heute schon. Nein, heute kam er natürlich noch wieder, er wußte doch, wie sie dasaß, sehr hungrig, nackt in seinem schäbigen Sommerpaletotchen, ohne die einfachsten Lebensbedürfnisse, mit Schulden bei der Wirtin. Heute kam er bestimmt noch wieder – aber morgen vielleicht schon –?

      ›Ich habe nie etwas von ihm verlangt‹, denkt sie. ›Warum soll er nicht wiederkommen? Ich war nie eine Last für ihn!‹

      Dann fällt ihr ein, daß sie doch etwas von ihm verlangt hat, daß sie es immer weiterverlangt, nicht mit Worten, aber sie verlangt es darum nicht weniger: daß er nämlich zurückkommt zu ihr.

      ›Auch das kann einmal eine Last für ihn sein‹, denkt sie, von einer grenzenlosen Traurigkeit erfüllt. ›Auch meine Liebe kann einmal eine Last für ihn sein, und dann kehrt er nicht heim.‹

      Es wird heiß und heißer. Sie steht mit einem Ruck von der Bettkante auf, geht zum Spiegel und bleibt vor ihm stehen. Ja, das ist sie – Petra Ledig –, aber auch das kann ihn nicht halten. Haar und Fleisch, ein eiliger Ruch, Begehren, Erfüllen – aber die Welt ist voll davon. Flüchtig fallen ihr die tausend Zimmer ein, in die um diese Stunde wieder das Vormittagsbegehren einkehrt: Küsse werden getauscht, Frauen langsam entkleidet, Bettstätten knarren, der flüchtige Seufzer der Lust wird laut und entflieht. Es wird angeknüpft und vollendet, man trennt sich – zu jeder Stunde, in jeder Minute – in tausend Zimmern.

      Hat sie geglaubt, sie sei sicher davor? Es könne so weitergehen? Zutiefst weiß sie, hat sie immer gewußt, es würde nicht dauern.

      Sie rannten so auf den Straßen, sie hatten alle Eile, liefen, den Zug noch zu fassen, das Mädchen zu treffen, diesen Schein noch vor seiner völligen Entwertung auszugeben. Was dauerte denn –? Und Liebe sollte dauern –?!

      Plötzlich begreift sie, daß alles Unsinn ist, woran sie ihr Herz gehängt. Diese standesamtliche Trauung, die ihr heute früh noch so wichtig erschien, daß sie ihm darum eine Szene machte – was änderte die schon? Vorbei! Dahin! Und daß sie hier ohne alles, halbnackt sitzt, überhungrig, mit Schulden – deswegen sollte er heute wiederkommen?! Aber wenn er nicht wiederkommt, ist es doch ganz gleich, wie sie sitzen bleibt – meinethalben mit einem Auto und einer Villa im Grunewald –, er kommt nicht wieder, das ist das einzig Wichtige! Und was sie dann anfängt, ob sie aus dem Fenster springt oder wieder Schuhe verkauft oder auf den Strich geht – das ist dann auch gleich, er kommt nicht wieder!

      Sie


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