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Wolf unter Wölfen. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wolf unter Wölfen - Ханс Фаллада


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ist unerhört ... wollte Direktor Klotzsche losbrechen und sich über Pressespionage, die sich bis auf seine Ferngespräche erstreckte, ereifern. Aber zur rechten Zeit fiel ihm noch ein, daß dieser Herr Kastner eine Empfehlung des Herrn Justizministers in der Tasche trug. Zudem hieß der Herr Reichskanzler wohl Cuno, aber er sollte ja schon wieder wackeln, und mit der SPD, deren Presse Herr Kastner vertrat, durfte man es also nicht verderben. Es ist unerhört, fuhr er darum wesentlich gemäßigter fort, wie in diesem Klatschnest aus der einfachen Erfüllung einer dienstlichen Vorschrift eine große Sache gemacht wird. Droht Unruhe im Zuchthaus, habe ich vorsorglich Polizei und Reichswehr zu benachrichtigen. Nach fünf Minuten konnte ich den Alarm schon wieder rückgängig machen. Sie sehen, Herr Doktor –!

      Aber auch der Doktor zog bei diesem Manne nicht. Er fragte: Immerhin drohte auch Ihrer Ansicht nach Unruhe. Warum –?

      Der Direktor ärgerte sich schändlich – aber was half es? – Es war wegen des Brotes, sagte er langsam. Es war einem nicht gut genug, er schrie. Und als sie das Schreien hörten, schrien gleich zwanzig mit ...

      Zwanzig, nicht zehn, sagte der Reporter.

      Meinethalben hundert, rief der Direktor, dem die Galle überlief. Meinethalben, mein Herr, tausend, alle –! Ich kann es nicht ändern, das Brot ist nicht gut – aber was soll ich machen? Unsere Verpflegungssätze hinken um vier Wochen hinter der Geldentwertung drein. Ich kann kein vollwertiges Mehl kaufen – was soll ich tun?!

      Anständiges Brot liefern. Schlagen Sie doch Krach im Ministerium. Machen Sie Schulden für die Justizverwaltung, alles gleich – die Leute sind nach Vorschrift ausreichend zu beköstigen.

      Jawohl, sagte der Direktor bitter: Ich riskiere Kopp und Kragen, damit meine Herren nur gut zu essen haben. Und draußen hungert das unbestrafte Volk, was?!

      Aber Herr Kastner war für Ironie und Bitterkeit nicht zugänglich. Er hatte einen Mann in Zuchthauskleidung gesehen, der den Gang bohnerte; er rief, plötzlich recht freundlich: Sie, hören Sie mal, Sie da! Ihr Name bitte?

      Liebschner.

      Hören Sie mal, Herr Liebschner, sagen Sie mir mal ganz ehrlich: wie ist das Essen? Besonders das Brot?

      Der Gefangene sah mit raschen Augen von dem Direktor zu dem dunklen Herrn in Zivil, noch unsicher, was man hören wollte. Man konnte nicht wissen, der Fremde konnte von der Staatsanwaltschaft sein, und wenn man die Klappe aufriß, saß man drin. Er entschied sich für Vorsicht: Das Essen? Mir schmeckt es. Ach, Herr Liebschner, sagte der Reporter, der nicht zum erstenmal mit einem Gefangenen sprach, ich bin Presse, vor mir brauchen Sie sich nicht zu genieren. Sie werden keine Nachteile haben, wenn Sie offen sprechen. Wir werden ein Auge auf Sie haben. Also was war das heute früh mit dem Brot?

      Ich bitte doch sehr! rief der Direktor, bleich vor Wut. Das grenzt an Aufwiegelei ...

      Machen Sie sich doch nicht lächerlich! bellte Herr Kastner. Wenn ich den Mann auffordere, die Wahrheit zu sagen, heißt das Aufwiegeln? Reden Sie ruhig frei von der Leber weg – ich bin Kastner vom Sozialdemokratischen Pressekonzern. Sie können mir immer schreiben ...

      Doch der Gefangene hatte sich schon entschieden. Manche müssen immer meckern, sagte er und sah dem Reporter treu ins Auge. Das Brot ist, wie es ist, und ich mag's essen. Die hier drinnen am lautesten schreien, schieben draußen meistens Kohldampf und haben keine heile Hose auf dem Hintern.

      So, sagte der Reporter Kastner mit gerunzelter Braue, sichtlich unzufrieden, indes der Direktor leichter atmete. So! – Wegen was sind Sie denn bestraft?

      Hochstapelei, antwortete Herr Liebschner. Und dann sollen ja jetzt Erntekommandos rausgehen, Tabak und Fleisch, so viel man will ...

      Danke! sagte der Reporter kurz, und zum Direktor gewandt: Gehen wir weiter? Ich hätte gerne noch eine Zelle gesehen. Man weiß auch, was man vom Geschwätz der Kalfaktoren zu halten hat, die haben alle Angst um ihren Posten. Und dann Hochstapelei – Hochstapler und Zuhälter, das ist das unglaubwürdigste Gesindel von der Welt!

      Zuerst schien Ihnen an der Aussage dieses Hochstaplers aber viel zu liegen, Herr Kastner. – Der Direktor lächelte hinter seinem blonden Bart.

      Der Reporter sah und hörte nicht. Und dann Erntekommandos! Den Großagrariern ihre Dreckarbeit machen, für die sich sogar die Pollacken zu schade sind! Und für Schandlöhne! Ist das eine Erfindung von Ihnen?

      Nicht doch, sagte der Direktor freundlich. Nicht doch. Eine Verfügung Ihres Parteigenossen im Preußischen Justizministerium, Herr Kastner ...

       2

      Frau Thumann, sagte Petra in der Küche ihrer Wirtin, hatte den schäbigen Sommerpaletot fest von oben bis unten zugeknöpft und kümmerte sich gar nicht um ihr Zimmer-Visavis, die rassige, aber versoffene Ida vom Alex, die am Küchentisch saß und schöne, glasierte Schnecken in Milchkaffee tauchte – Frau Thumann, haben Sie nicht ein bißchen was zu tun für mich?

      Jotte doch, Mächen! ächzte die Pottmadamm am Spülstein. Was meenst du nu wieder mit wat zu tun? Willste uff de Uhr kieken, ob er kommt, oder haste Kohldampf?

      Allet beedet, sagte die Ida mit ihrer tiefen, vom Schnaps kratzigen Stimme und zog schlürfend über ein Stück Zucker im Munde ihren Kaffee.

      De jrünen Heringe ha'ck schon ausjenommen und jeschuppt, und den Kartoffelsalat machste doch nich, wie Willem ihn will – und sonst?

      Sie sah sich um, aber es fiel ihr nichts ein.

      Da ha'ck nu jespannt und jejachtert, dat ick noch rechtzeitig zu de pikfeine Trauung unter de Kirchentür stehe, und nu is es ein Uhr vierzig, und wat de Braut is, die läuft noch in 'nem Herrenpaletot mit nackje Beene. Imma wird man belämmert!

      Petra setzte sich auf einen Stuhl. Ihr war wirklich ein wenig sehr schwach im Magen, ein ziehendes Gefühl mit einer leisen Andeutung von kommendem Schmerz, Schwäche in den Knien und immer wieder ein Schweißausbruch, der nicht allein von der stickenden Schwüle kommen konnte. Aber ihre Stimmung war trotzdem recht gut. Eine große, glücklichmachende Gewissheit war in ihr. Sie konnte die beiden ruhig reden lassen, es gab den Stolz nicht mehr und nicht mehr die Scham von früher. Sie wußte, wohin der Weg ging. Daß er ans Ziel führte, darauf kam es an, nicht darauf, daß er beschwerlich war.

      Setzen Se sich bloß langsam uff den Stuhl nieda, meine Dame! höhnte die rassige Ida wieder: Sonst hält er nich, bis der Bräutjamm kommt, Sie holen zur Trauung.

      Mach es nicht zu schlimm mit ihr in meine Küche, Ida, mahnte die Pottmadamm am Spültisch. Bislang hat er ja noch imma allens bezahlt, und mit zahlende Jäste soll man lieblich sind.

      Eenmal is es aba alle, Thumann, sagte die Ida weise. Ich hab en Blick for die Männers, ick weeß, wenn die Marie dünne wird, und er möchte rücken – ihrer is heute jerückt.

      Saren Se det bloß nich, Ida! klagte Frau Thumann weinerlich. Wat soll mir denn det Mächen mit nischt als 'en Paletot und nackje Beene?! – O Jott? schrie sie laut und warf mit einem Topf, daß es schepperte, mir jeht doch allens schief, ick kann ihr womöchlich noch ein Kleid koofen, bloß, det ick ihr loswerde!

      Ein Kleed koofen! sagte die Ida verächtlich. Zu dumm kleid't ooch nich hübsch, Thumann! Da saren Se dem nächsten Sipo soundso – et wohnt ja jleich eener ind Vorderhaus – und vastehnse und Betrug und ab mit ihr zur Wache und uff den Alex. Die ziehen Ihnen da schon wat an, Fräulein, wat Sie denken, blauer Husar und Kopftuch, vastehn Se?!

      Mir müssen Sie nicht Angst machen, sagte Petra friedlich und ein wenig schwach. Sie hat wohl auch schon einmal einer sitzen lassen. Sie hatte es nicht sagen wollen, aber wes das Herz voll ist, des geht der Mund über – und so hatte sie es gesagt!

      Der Ida blieb die Luft fort, als habe sie einer derb vor die Brust gestoßen.

      Den haste wech, Mächen! kicherte die Thumann.

      Eener, Fräulein?! sagte da die Ida mit erhobener Stimme. Eener – saren Se?! Hundert sollten Se saren! Da reichen keene hundert Male, det ick mir Eisbeene und dicke Knie stehe, und der Seejer uff de Normaluhr jeht und jeht, bis ich dußlijet Aas endlich merke: mir


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