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Wolf unter Wölfen. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Wolf unter Wölfen - Ханс Фаллада


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      Das höre ich lieber nicht, sagte der Beamte leise.

      Wie –?!

      Haben Sie eine Bankbescheinigung über den rechtmäßigen Erwerb der Devisen? Durften Sie sie kaufen? Durften Sie sie weitergeben?

      Der Rittmeister saß da, ziemlich weiß, kaute an den Lippen. Dies war also die Hilfe, die ihm der Staat angedeihen ließ! Er war betrogen worden – und ihn bedrohte man! Alle hatten sie Devisen statt des Dreckgeldes – er hätte wetten mögen, der graue Mann da vor ihm trug auch welche in seiner Tasche!

      Lassen Sie den Mann laufen, Herr von Prackwitz, sagte der Beamte begütigend. Was ist Ihnen denn damit gedient, daß wir den Mann kriegen und einstecken? Das Geld ist dann längst nicht mehr da und Leute kriegen Sie dadurch auch nicht! Fälle über Fälle, Tag für Tag, Stunde um Stunde. Ein Fahndungsblatt täglich sooo lang – es hat keinen Sinn, glauben Sie mir! Plötzlich aber ganz dienstlich: Natürlich, wenn Sie es wünschen, da ist die Sache mit dem Fahrgeld ... Sie stellen Strafantrag – ich lege dann einen Akt an ...

      Von Prackwitz zuckte die Achseln, er sagte schließlich: Und ich habe meine Ernte draußen stehen. Verstehen Sie, Brot über Brot! Ausreichend Brot für Hunderte! Ich habe ihm die Devisen ja nicht zu meinem Vergnügen gegeben, einfach, weil keine Leute zu kriegen sind ...

      Ja, natürlich, sagte der andere. Ich verstehe schon. Also lassen wir die Sache fallen. Um den Schlesischen Bahnhof herum gibt es genug Vermittler – sicher kriegen Sie Leute. Und nichts im voraus zahlen. Auch dem Vermittler nicht.

      Schön, sagte der Rittmeister. Ich will's also noch mal versuchen.

      Am Nebentisch, der großnasige Dieb weinte jetzt. Er sah abstoßend aus, er weinte bestimmt nur, weil er keine Lügen mehr wußte.

      Also, danke schön, sagte von Prackwitz, fast gegen seinen Willen. Und plötzlich halblaut zu dem andern, fast kameradschaftlich, wie zu einem Leidensgefährten: Finden Sie noch durch – hier – so mit allem? Er machte eine vage Handbewegung.

      Der andere hob die Achseln und ließ sie hoffnungslos wieder fallen. Er setzte an, zögerte, schließlich sagte er: Seit Mittag steht der Dollar 760 Tausend. Was sollen die Leute da machen? Hunger tut weh.

      Der Rittmeister ließ ebenfalls hoffnungslos die Achseln fallen und ging wortlos zur Tür.

       5

      In einer oder der andern Stunde seines Lebens läßt auch der tätige Mensch, an einer Daseinswende angelangt, vom Gefühl seiner Ohnmacht überwältigt, die Hände sinken. Wehrlos, ohne den Gedanken auch nur an Gegenwehr, läßt er sich treiben und schieben – nicht einmal den Nacken zieht er ein vor dem Schlag, der ihm droht. Treibe hin, Mensch, Blatt auf dem Strome des Lebens! Auf eiligen Wellen trägt es dich unter einer Uferböschung stilleres Wasser; aber schon faßt dich ein neuer Wirbel, und dir bleibt nichts, als dich wirbeln zu lassen, zu Untergang oder neuem Verweilen – weißt du es?

      Petra Ledig, die halbnackt Ausgetriebene, hätte mit ein paar Worten den Sturm der beiden Frauen in der Küche beschworen – es war alles gar nicht so schlimm, hätte sie nur gesprochen. Worte verändern alles, sie schleifen die scharfen Ränder ab – schon ist alles ganz anders; wie war es eben? Nur nicht dieses starre Schweigen, das Hochmut wie Verzweiflung, Hunger wie Verachtung verbergen konnte.

      Nichts zwang Petra Ledig, an der offenen Tür ihres Zimmers vorüberzugehen. Eintreten und den Schlüssel umdrehen, sie konnte es, doch sie tat es nicht. Die Lebenswoge hob das Blatt, hob es, hob es. Zu lange schon hatte es in dem stillen Uferwasserwinkel gelegen, nur manchmal leise zitternd unter den letzten Ausläufern von Wirbeln. Nun schwemmte die Woge das Willenlose hinaus, in die völlige Ungewissheit hinein – auf die Straße hinaus.

      Es war Nachmittag, vielleicht drei, vielleicht schon halb vier – die Arbeiter waren noch nicht zurück aus den Fabriken, die Frauen gingen noch nicht zu ihren Besorgungen. Hinter den Ladenfenstern, auch in den dunklen, muffig riechenden Hinterstuben der Läden saßen die Ladenbesitzer, nickten und dösten. Kein Kunde in Sicht. Es war so heiß –!

      Eine Katze lag blinzelnd auf einem Treppenstein; von gegenüber, von der andern Straßenseite her, spähte ein Hund. Aber dann lohnte es sich ihm nicht, er öffnete weit den sanft rosenfarbenen Rachen und gähnte.

      Die Sonne, deren Licht wohl noch blendete, war nur hinter Dunst zu sehen wie ein rötlich über seine Ränder kochender Glutball. Was es auch sein mochte, Hauswände oder Baumrinde, Schaufensterscheibe oder Pflaster, Wäschestück auf dem Balkongitter oder Uringerinnsel eines Pferdes auf dem Fahrdamm – alles atmete, ächzte, schwitzte, roch. Heiß. Glutheiß. Dem stille stehenden Mädchen war es, als höre es ein Summen durch die Stadt, ein leises, eintöniges, immer vor sich hin summendes Geräusch – als koche die ganze Stadt.

      Petra Ledig wartete, mit den Augen müde gegen das Licht blinzelnd, wartete auf irgendeinen Anstoß, der das Blatt weitertreiben sollte, gleichviel wohin, irgendwohin. Die Stadt summte vor Hitze. Eine Weile starrte sie angestrengt zu dem Hund hinüber, als könne von ihm irgendein Anstoß ausgehen. Der Hund starrte zurück – dann ließ er sich hinfallen, streckte, vor Hitze ächzend, alle viere von sich und schlief ein. Petra Ledig stand, stand; nein, sie zog nicht den Nacken ein, auch ein Schlag wäre jetzt Erlösung gewesen – aber nichts geschah. Die Stadt summte vor Hitze. –

      Und wie sie wartend auf irgend etwas an der überhitzten Georgenkirchstraße stand, saß ihr Liebster, Wolfgang Pagel, wartend in einem fremden Haus, in einer fremden Küche – wartend auf was? Seine Führerin, die so frisch gewaschene Liesbeth, war im Innern des Hauses verschwunden. An dem schneeweißen Herd mit den verchromten Beschlägen hantierte ein anderes junges Mädchen, dem Liesbeth mit einigen Flüsterworten Bescheid gesagt hatte. Ein Topf klapperte auf der Platte, emsig kochend. Wolfgang saß, wartend, kaum noch wartend, den Ellbogen auf ein Knie gestützt, das Kinn in der Hand.

      Solche Küche hatte er noch nicht gesehen. Groß wie ein Tanzsaal, weiß, silbern, kupferrot, das matte, körnige Schwarz der Elektrotöpfe – und mitten durch sie lief ein Geländer, hüfthoch, aus weißem Holz, eine Art Podium begrenzend, und trennte den Arbeits- von dem Aufenthaltsraum. Zwei Stufen gab es; unten waren Herd, Küchentisch, Töpfe, Schränke. Oben aber, wo Pagel saß, stand ein langer Esstisch, schneeweiß, bequeme weiße Stühle. Ja, sogar ein Kamin war hier, aus schönen, rotgebrannten Steinen mit sauberen weißen Fugen.

      Oben saß Wolfgang, unten wirtschaftete am Herd das fremde Mädchen.

      Er sah gleichmütig, stumpf durch die hohen, hellen Scheiben, vor denen Weinlaub hing, in den sonnenglänzenden Garten – freilich waren Gitter vor den Scheiben. ›Und‹, mußte er zerfahren denken, ›wie man das Verbrechen hinter Gittern verwahrt, so flüchtet sich auch der Reichtum hinter Gitter, fühlt sich dort erst sicher – hinter den Gittern der Banken, den Stahlwänden der Safes, den schmiedeeisernen Zieraten, die doch auch Gitter sind, den stählernen Rolljalousien und Alarmvorrichtungen seiner Villen. Seltsame Ähnlichkeit – nicht so seltsam eigentlich, aber ich bin so müde ...‹

      Er gähnte. Grade sah das Mädchen vom Herd zu ihm hin. Er nickte, leise lächelnd, nicht ohne betonten Ernst. Also noch ein Mädchen mehr, auch nicht unsympathisch – ach, Mädchen genug, und überall Nicken, Mitgefühl! –›Aber was in aller Welt soll ich tun?! Ich kann doch nicht hier so sitzen ... Worauf warte ich eigentlich? Doch nicht auf diese Liesbeth, was soll die mir sagen?! Bete und arbeite, Morgenstunde hat Gold im Munde, Arbeit und Fleiß, das sind die Flügel, Arbeit ist des Bürgers Zierde, Arbeit macht das Leben süß. Aber Arbeit schändet auch nicht, und jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert, darum soll er auch ein Arbeiter im Weinberg sein, arbeiten und nicht verzweifeln ...‹

      ›Ach‹, dachte Wolfgang wieder und lächelte sehr schwach, fast als sei er ein wenig angeekelt, ›was haben sich die Menschen doch alles für Sprüche zurechtgemacht, bloß um sich einzureden, daß sie arbeiten müssen und daß Arbeit etwas Gutes ist. Am liebsten säßen sie doch alle hier wie ich, nichts tuend, und warteten auf irgend etwas, ich weiß ja selbst nicht was. Nur abends am Spieltisch weiß ich es, wenn die Kugel schnurrt und klappert und gleich ins Loch fallen wird – da weiß ich, auf was ich warte. Aber wenn sie dann in das Loch


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