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Das Lexikon der uncoolen Dinge. Harry LuckЧитать онлайн книгу.

Das Lexikon der uncoolen Dinge - Harry Luck


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Wer also nach dem täglichen Überlebenskampf im Büro auch noch seine Ferienzeit damit zubringen will, gegen Moskitos, korrupte Kellner oder radebrechende Fremdenführer und Taxifahrer zu kämpfen, der soll doch einen Individualurlaub mit Zelt und Rucksack machen – sich danach aber nicht beklagen, wenn die Erholung auf der abenteuerlichen Survivaltour auf der Strecke bleibt.

      Was zeichnet denn Urlaub und Entspannung aus? Man muss sich um nichts kümmern, bekommt alles hinterhergetragen, trifft nur Menschen, die einem wohlgesinnt sind und die gleiche Sprache sprechen, und ein rotes Bändchen am Handgelenk legitimiert zum unbeschränkten Verzehr von Speisen und Getränken, die man gefahrlos konsumieren kann, weil der deutsche Magen an sie gewöhnt ist und Montezumas Rachegelüste erst gar keine Chance zur Entfaltung bekommen. Wer möchte schon seine hart verdienten Urlaubstage mit Lebensmittelvergiftung im Hotelzimmer verbringen und auf den „Global Doctor“ warten. Schweinsbraten und Kaiserschmarren schmecken schließlich weltweit gleich gut - und da weiß man, was man hat. In Australien warnen Schilder davor, dass Frauen während der Menstruation nicht ins Wasser gehen sollen, um keine Haie anzulocken. Und in Thailand gibt es Quallen, deren Gift ausreicht hundert Menschen zu töten. Kein Witz.

      Das erste Abenteuer eines sogenannten Individualurlaubs beginnt ja bereits mit dem Weg zum Flughafen und allen damit verbundenen Gefahren, sich am Terminal zu verirren, den Check-in-Schalter nicht zu finden oder den Flieger zu verpassen, weil man mit dem Auto im Stau steht. Da ist es doch viel komfortabler, sich vom klimatisierten Reisebus in Wurmannsquick oder Radevormwald vor der Haustür abholen zu lassen und sein Schicksal in die kompetenten Hände von vielsprachigen, hochgebildeten Alleinunterhaltern zu legen: Der hochgestreckte Regenschirm in der Hand verleiht ihnen ähnliche Autorität wie die Verkehrskelle einem Polizisten und der Bischofsstab einem Oberhirten. Sie kennen nicht nur alle Insider-Geheimtipps, die in keinem Baedecker oder einem meist englischsprachigen Lonely-Planet-Reiseführer stehen. Sie führen einen zielsicher zu Teppich-Basaren und Schmuck-Werkstätten, wo unschlagbare Schnäppchenangebote locken – inklusive günstigem Versand in die Heimat. Und sie verhindern, dass man auf betrügerische Straßenhändler hereinfällt, die einem ein T-Shirt mit der in fremder Sprache gedruckten Aufschrift verkaufen: „Ich bin ein Tourist, bitte rauben Sie mich aus!“

      Warum soll man sich freiwillig in die Situation begeben, auf einer griechischen Insel die Orientierung zu verlieren, weil man kein einziges Straßenschild entziffern kann? Warum soll man sich freiwillig größeren Gefahren aussetzen als einem Sonnenbrand am hoteleigenen Strand oder einer unerwarteten Begegnung mit den Kegelbrüdern aus der Heimat?

      Natürlich muss es nicht immer eine von vorn bis hinten durchorganisierte All-inclusive-Neckermann-Reise sein. Es gibt auch eine Form von Individualurlaub, die keine Wünsche offen lässt und auch für Flugangst- und Tsunami-Paranoiker hundertprozentig geeignet ist: Ferien auf dem Bauernhof im Bayerischen Wald mit täglich frischer Milch und Frühstücksei. Das wird auch nach fünfundzwanzig Jahren nicht langweilig, wenn irgendwann die Kinder mit ihren Kindern auf demselben Hof im Kuhstall spielen, und man weiß immer, welche Briefmarke man auf die Ansichtskarte an die Daheimgebliebenen zu kleben hat. Und mal ehrlich: Schweinsbraten und Kaiserschmarren schmecken doch immer noch zu Hause am besten.

      Wertstoffhof

      Jeder kennt wohl jemanden, der jemanden kennt, der schon mal gesehen haben will, wie Arbeiter am Bahnsteig die für Papier, Plastik und Restmüll separierten Abfallbehälter bei der Entleerung skrupellos zusammenschütten. Mit dem Fazit: Mülltrennung ist Lug und Trug und dient nur zur Beruhigung des Gewissens der Müllverursacher. Und deshalb werden vermutlich, so die Verschwörungstheoretiker, die Inhalte von gelber, grüner, blauer, grauer und brauner Tonne von der Müllmafia auch ebenso skrupellos auf Deponien zusammengekippt.

      Vermutlich allerdings haben nur die wenigsten wirklich mit eigenen Augen ein solch ungeheuerliches Vorgehen beobachtet. Denn die Faktenlage spricht eindeutig für den ökologischen Effekt des sortierten Abfalls. Papier kann inzwischen bis zu acht Mal wiederverwendet werden, ohne dass ein einziger Baum dafür sterben muss. Aus altem Plastik werden Eimer oder Pullover, Biomüll wird in Kraftwerken zur Energiegewinnung genutzt. Insgesamt ist das Recycling längst zu einer lukrativen Branche geworden, die in Deutschland zweihundertfünfzigtausend Menschen beschäftigt und fünfzig Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.

      Auch wenn sich Dosenpfand auf Vaterland reimt, befinden sich unter den Mülltrennern nicht mehr ideologisch verblendete als unter den Glas-in-den-Papierkorb-Werfern. Der ökologische Gewinn von Mülltrennung ist nicht zu bestreiten. Auch wenn vermutlich in naher Zukunft die Sortiermaschinen so ausgereift sein werden, dass das getrennte Wegwerfen im Haushalt überflüssig wird, so ist der psychologische Effekt des strukturierten Entrümpelns nicht zu vernachlässigen. Das Gefühl, die in einer Woche gesammelten Joghurtbecher, Saftflaschen und Milchkartons im gelben Sack abholen oder im Plastikcontainer verschwinden zu lassen, dabei kiloweise Ballast abzuwerfen und auch noch die Gewissheit zu haben, etwas Gutes zu tun, ist unvergleichlich befreiend und wird nur noch durch eins übertroffen: den Besuch am Wertstoffhof.

      Viel zu selten hat man die Gelegenheit, die großen Recycling-Parks aufzusuchen, wo riesige Container von unrasierten Müll-Sheriffs in orangefarbenen Westen bewacht werden, die streng darauf achten, dass Papier nicht im Container für Kartonagen landet, Metall nicht beim Sperrmüll und zerlegte Möbel auch wirklich zerlegt sind. Eine Pkw-Ladung darf man dort täglich loswerden, nachdem man tagelang das Laub im Garten gesammelt, Schrankwände in Einzelbretter zerlegt, Umzugskartons platt gemacht oder ausrangierte Computer samt Monitor und Lautsprecherboxen abmontiert – Kabel separat – und zum Abtransport für den Wertstoffhof vorbereitet hat. Es scheint, als habe man den Ballast eines halben Lebens aufgetürmt, der jahrelang ungenutzt im Weg stand, für Klaustrophobie gesorgt und den Wohnraum verkleinert hat. Und dann verschwindet dieser Unrat in Minutenschnelle wie nichts im riesigen Schlund des Müllmonsters und verliert sich innerhalb von Augenblicken im Unrat der gesamten Nachbarschaft, bevor er zermalmt, zerkleinert oder auf andere Weise atomisiert wird. Was noch vor Kurzem wie eine zentnerschwere Last auf Seele und Wohlbefinden drückte, hat sich in Luft aufgelöst - und Platz gemacht für neue Schrankwände, Stehlampen und Computer, die auch irgendwann zum Plunder werden und Anlass für einen neuen befreienden Ausflug zum Wertstoffhof bieten. Nicht umsonst lehren Feng-Shui-Gurus, dass man täglich siebenundzwanzig Dinge wegschmeißen soll, um sein Leben zu erleichtern.

      Das Gerede, Mülltrennung diene nur der Beschäftigung von Gutmenschen und militanten Ökos, ist nichts anderes als die faule Ausrede von ignoranten Klimakillern, die hinter jeder Tonne die Müllmafia vermuten. Mülltrennung schont die Umwelt, spart Ressourcen – und der gebührenfreie Besuch beim Wertstoffhof ist immer deutlich günstiger und manchmal wirkungsvoller als eine langwierige Psychotherapie.

      Opel

      Ein Geschäftsmann berichtet, dass er sich einen neuen Wagen zulegte, nachdem ihn ein Kunde gefragt hat: „Geht es Ihnen schon so schlecht, dass Sie Opel fahren müssen?“ Dass ein Opel als so sexy gilt wie eine Nähmaschine oder ein Kühlschrank, hat vielleicht historische Gründe. Denn der legendäre Firmengründer Adam Opel begann seine Erfolgsgeschichte nicht in einer Garage, sondern in einem Kuhstall. Und dort schraubte er 1863 nicht etwa die ersten Automobile zusammen, sondern produzierte – wirklich wahr – Nähmaschinen. Zu Lebzeiten von Adam Opel hat seine Firma kein einziges Auto hergestellt und war bis in die Vierzigerjahre vor allem mit Kühlschränken erfolgreich. Wenn ein Unternehmen mit dieser Erfahrung in der Nähmaschinen- und Kühlschrankbranche schließlich auf Automobile umsattelt, dann müssen dabei schon sehr einzigartige Fahrzeuge herauskommen.

      Lange bevor der als Brotkasten verspottete Heimcomputer C64 die Welt eroberte, fuhr bereits der Opel-Commodore mit hundertfünfzig PS, sechs Zylindern, Servolenkung, Vinyldach, Sitzheizung und Scheinwerferreinigungsanlage über die deutschen Straßen. Und auch der zum Witzobjekt verkommene Manta, der als Facharbeiter-Porsche bis heute eine Legende ist, hat es wohl neben dem VW Käfer als einziges serienmäßiges Fahrzeug geschafft, ein Leinwandstar zu werden. Einen Opel zu fahren, ist eine Lebenseinstellung, die schon durch die staatstragenden Namen der Modelle deutlich wird: Olympia, Kapitän, Senator, Admiral, Diplomat und Rekord klingt einfach anders


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