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Mauern der Macht. Ralf HäckerЧитать онлайн книгу.

Mauern der Macht - Ralf Häcker


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hochmotivierter und korrekter Mann. Obwohl Igor Panev bei seinen Kollegen und Mitmenschen sehr beliebt war, musste ihn jemand gehasst haben.

      Der Tote war übelst zugerichtet. Die Leiche wies am ganzen Körper Schlagspuren auf. Er wurde buchstäblich zu Tode geprügelt, wie ein Hund. Um seinen Hals war ein Halsband gelegt.

      (Näheres lesen Sie auf Seite 3.)

      Tatjana war, obwohl sie sich dafür schämte, erleichtert. Sollte all der Wahnsinn der vergangenen Tage ein Ende haben? Wer waren diese Männer? Sie stieg in den nächsten Bus und fuhr in ihr Büro.

      Den ganzen Tag über wurde in der Firma über den Tod von Igor Panev gesprochen. Tatjana hielt sich aus allem heraus und versuchte so gut und unauffällig wie möglich ihre Arbeit zu verrichten.

      Am Abend wurde sie von Putkins Leuten abgeholt. Schon kurze Zeit später waren sie an seinem Haus angekommen.

      Kapitel 8

      Putkin wartete wie immer in seinem Kaminzimmer auf sie. „Tatjana, schön, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Bitte setzen Sie sich.“

      Sie nahm Platz, ohne zu grüßen. „Panev ist tot.“

      „Ja, ich weiß, ich habe es heute Morgen aus der Zeitung erfahren.“ Er wirkte, als er das sagte, sehr nachdenklich und in sich gekehrt. „Die Welt wird immer brutaler. Wo soll das alles noch hinführen? Aber sehen Sie, vielleicht hat er auch ganz einfach nur einen Fehler gemacht? Gegen einen Ehrenkodex verstoßen oder sich an eine Abmachung nicht gehalten? Vielleicht aber ist er auch einem Schwächeren, sagen wir, zu nahe getreten? Sicherlich ist so etwas schlimm aber versuchen Sie einfach daraus zu lernen. Heutzutage lauern überall Gefahren, besonders wenn man sich mit den falschen Leuten einlässt.“

      Tatjana schaute ungläubig. „Man kann nicht einfach Jemanden erschlagen.“

      Putkin musterte sie eindringlich. „Die Frage ist, ab wann ist man ein Jemand? Muss man sich das Jemandsein nicht erst verdienen? Hat man Jemanden erschlagen, wenn man die Welt von einem Tyrannen befreit oder hat man nur den Dreck von der Straße gekehrt? - Kaputte Seelen kann man aber nicht reinigen, sie vergessen nie.“

      Er bot Tatjana zu trinken an, prostete ihr kurz zu und kam schließlich zur Sache. „ Aber der Grund Ihres Besuchs liegt nicht darin mit Ihnen über ermordete Mitbürger zu philosophieren, sondern weil ich Ihnen eine interessante Aufgabe zugedacht habe. Nachdem Panev bedauerlicherweise nicht mehr unter uns weilt, werden Sie eben für mich nach New Orleans fliegen und diesen Dr. Greene aufspüren. Bringen Sie ihm bei, sich mit Ihnen über seine Erkenntnisse bei der Umwandlung von Botox in pulverisierten Kampfstoff auszutauschen. Ich bin mir sicher, mit Ihrem Erscheinungsbild wird es keine Schwierigkeit sein ihn für sich zu gewinnen. Ach übrigens, wenn Sie wollen, können Sie gerne zum Abendessen bleiben. Meine Leute würden Sie anschließend nach Hause fahren.“

      Tatjana lehnt ab. „Ich kann heute nicht, bitte fahren Sie mich sofort nach Hause.“

      Noch Stunden saß sie auf ihrem Sofa und gab sich ihren Sorgen hin. Wie sollte das alles enden? Putkin würde bekommen, was immer er forderte. Er war ein erfolgreicher Mann von knapp 60 Jahren, der in seinem Leben alles erreicht hatte. Ganz sicher würde er auch vor ihr nicht halt machen. Aber wer waren die beiden Männer, die Panev bei ihr abgeholt hatten? Und wer hat ihn letztendlich umgebracht? Waren es die Beiden? Aber warum? Wer steckte dahinter? War es Putkin? Aber welches Interesse sollte er daran haben? Er selbst brauchte ihn nicht zu fürchten, dafür war er zu mächtig, aber ihn umbringen zu lassen, nur um ihr einen Gefallen zu tun? Fragen über Fragen bohrten sich in ihr Gehirn. Aber erfahren sollte sie es nie.

      Monate später, legte auch die Polizei den Fall zu den Akten. Er sollte niemals aufgeklärt werden.

      Am nächsten Morgen, sie war später dran als sonst, eilte sie die Treppe hinunter, um den nächsten Bus noch zu erreichen. Schon am Hauseingang wurde sie von Putkins Leuten gestoppt. „Frau Dr. Smirnow, wenn Sie bitte mitkommen. Der Chef möchte Sie sehen.“

      Ihr bleib nichts anderes übrig und so stieg sie in den Wagen. „Ich muss zur Arbeit, ich bin schon spät dran.“ Der Kleine war an diesem Tag auffallend höflich und beruhigte sie. „Keine Sorge, es ist alles geregelt. Man hat Sie für einige Zeit freigestellt.“

      Tatjana fiel auf, dass sie diesmal einen anderen Weg fuhren. „Wo fahren Sie mich hin? Ich dachte, wir wollen zu Herrn Putkin?“ „Wir werden gleich da sein“ entgegnete ihr der Kleine. Wenige Minuten später hielten Sie vor der exklusiven Boutique, deren Angestellten sie schon ihr Herz ausgeschüttet hatte. Ihre beiden Begleiter folgten ihr noch bis vor den Eingang, betraten den Laden aber nicht.

      Eine Dame mittleren Alters öffnete ihr die Tür. Tatjana fiel sofort die schicke und geschmackvolle Kleidung an ihr auf. Alles war aufeinander abgestimmt, von den Schuhen über das Kostüm bis zu ihrem Halstuch. Selbst der Schmuck, den sie trug, schien eigens dafür gemacht. Sie nahm Tatjana in den Arm und vermittelte ihr ein Gefühl des Willkommenseins. „Seien Sie herzlich gegrüßt, Frau Dr. Smirnow, mein Name ist Natalia Medvedew. Herr Putkin hat mein Geschäft heute exklusiv für Sie reservieren lassen. Ich stehe Ihnen zur Verfügung, so lange Sie mich brauchen. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl bei uns.“

      Tatjana wusste nicht wie ihr geschah. „Herr Putkin hat mir schon angedeutet, mir bei Ihnen etwas aussuchen zu dürfen, aber das hier verschlägt mir die Sprache.“

      „Nicht so schüchtern, lassen Sie sich Zeit und nehmen Sie, was Ihnen gefällt. Sie werden das ein oder andere Designerstück sicher demnächst auf Ihrer Geschäftsreise brauchen. – Und heute Abend sollten Sie elegant aussehen, Herr Putkin möchte mit Ihnen essen gehen. Enttäuschen Sie ihn nicht.“

      Mehrere Stunden war Tatjana damit beschäftigt Gardarobe zu sichten und zu probieren. Am frühen Nachmittag füllten Kleider, Kostüme, Röcke, Blusen und Jacken einen fast zwei Meter langen fahrbaren Kleiderständer. Auf einem separaten Wagen stapelten sich noch vier Schuhkartons und drei aufgerollte Ledergürtel, Tücher und dazu passende Ketten und Armreife.

      Noch während Frau Medvedew sich von Tatjana verabschiedete und ihr für die Zukunft alles Gute wünschte, verluden ihre beiden Fahrer die gesamte Ware mitsamt des zerlegten Kleiderständers in den Wagen. Zu Hause angekommen, brachten sie ihr den gesamten Einkauf nach oben. Erst als die gesamte Kleidung wieder fein säuberlich am aufgebauten Kleiderständer hing, verließen sie ihre Wohnung, mit dem Hinweis, sie gegen 19:30 Uhr wieder abzuholen.

      Als sie endlich alleine war, bestaunte sie ungläubig ihre zahlreichen neuen Kleider. Niemals in ihrem Leben hatte sie so noble und teilweise auch extravagante Stücke besessen. Ein Glücksgefühl wollte sich jedoch keines einstellen, zu frisch waren die Geschehnisse der letzten Tage. Noch tags zuvor war sie bis in ihr Innerstes gedemütigt worden. Kurz darauf wurde ihr Peiniger auf brutalste Weise ermordet, ehe sie nur wenig später mit edelster Designerware überhäuft wurde. Nur wenige Stunden danach, war sie elegant gekleidet und geschminkt mit einem undurchsichtigen älteren Herrn zum Abendessen verabredet. Zuviel für eine einfache Seele. Aber sie kämpfte und nahm sich fest vor diesen Abend unbeschadet hinter sich zu bringen.

      Ihr Augen-Make-up war passend auf ihr langes dunkelgrünes Cocktailkleid abgestimmt. Ihre neuerworbenen Schuhe vervollständigten ihr perfektes Outfit. Äußerlich war sie wunderschön, innerlich ein fast schon gebrochener Mensch.

      Putkin füllte mit seiner Aura nicht nur den Tisch an dem er saß, er nahm auch den ganzen Raum für sich ein. Zweifellos war er eine imposante Erscheinung. Trotz seiner grauen Schläfen sah man ihm seine knapp sechzig Jahre keinesfalls an. Seine gepflegten Hände zeugten davon, niemals handwerklich tätig gewesen zu sein. Als er Tatjana auf sich zukommen sah, stand er sofort auf, reichte ihr die Hand und begrüßte sie überschwänglich. „Sie sehen wundervoll aus. Bitte setzen Sie sich.“ Er rückte ihr den Stuhl zurecht und winkte den Kellner herbei. „Herr Ober, haben Sie einen Aperitif für uns, der mir genauso gut tut, wie die Schönheit dieser Frau?“ Der Ober warf ihr einen kurzen verlegenen Blick zu und empfahl französischen Champagner. Putkin nickte.

      Den ganzen Abend über sparte er nicht mit Komplimenten,


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