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AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK. Henry Rider HaggardЧитать онлайн книгу.

AYESHA - SIE KEHRT ZURÜCK - Henry Rider Haggard


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mich jeden Kommentars enthalten. Von ihm und seiner tieferen Bedeutung muss sich jeder Leser sein eigenes Urteil bilden. Nur eins ist mir klar - unter der Voraussetzung, dass Mr. Holly die Wahrheit sagte über das, was er und Leo Vincey sahen und erlebten, was ich jedenfalls glaube dass von allen Interpretationen, mit denen Ayesha und andere eine Erklärung dieses Mysteriums zu finden hofften, nicht eine wirklich befriedigend ist.

      Genau wie Mr. Holly neige ich zu der Theorie, dass Sie, wenn ich sie noch immer bei diesem Namen nennen darf, der auf diesen Seiten nur sehr selten gebraucht wird, einige von ihnen erfunden hat, wie etwa den vagen Isis-Mythos oder die seltsame bildhafte Geschichte von dem Berg-Feuer, und sie als Schleier benutzte, hinter denen sie die Wahrheit verbarg, die sie einmal enthüllen wollte, in dem Lied, das sie niemals sang.

      Der Herausgeber

      Fast zwanzig Jahre sind vergangen, seit der Nacht von Leos Vision - vielleicht die schrecklichsten Jahre, die Menschen jemals überstehen mussten -, zwanzig Jahre des Suchens und unerträglicher Strapazen, die mit einem erschütternden, wunderbaren Erlebnis zu Ende gingen.

      Mein Tod steht vor der Tür, und ich bin froh darüber, denn ich möchte meine Suche in anderen Gefilden fortsetzen, so wie es mir vorausgesagt und versprochen worden ist. Mich drängt es, den Anfang und das Ende dieses spirituellen Dramas kennenzulernen, von dem ein paar Seiten auf Erden zu lesen mich das Schicksal bestimmt hatte.

      Ich, Ludwig Horace Holly, bin sehr krank gewesen. Sie haben mich, mehr tot als lebendig, von den Bergen getragen, deren niedersten Gipfel ich von meinem Fenster aus sehen kann, denn ich schreibe diese Seiten in einem Ort an der Nordgrenze Indiens. Jeder andere Mann wäre sicher längst gestorben, doch das Schicksal hat mein Herz weiterschlagen lassen, vielleicht, damit dieser Bericht beendet werden und anderen hinterlassen werden kann. Ich muss einen Monat oder zwei hier ausharren, bis ich wieder kräftig genug bin, um die Heimreise antreten zu können, denn ich möchte an dem Ort sterben, an dem ich geboren wurde. Während ich noch die Kraft dazu habe, will ich die Geschichte zu Papier bringen, oder zumindest die wichtigsten Teile der Geschichte, denn vieles davon kann - und muss sogar - fortgelassen werden. Ich möchte kein zu dickes Buch schreiben, obwohl meine Notizen mir so viel Material geben würden, um mehrere Bände zu füllen.

      Ich will mit der Vision beginnen.

      Nachdem Leo Vincey und ich im Jahre 1885 aus Afrika zurückgekommen waren, auf der Suche nach Einsamkeit und Ruhe, die wir sehr dringend brauchten, um uns von dem entsetzlichen Schock zu erholen, den wir beide erlitten hatten, und um Zeit und Gelegenheit zum Nachdenken zu finden, fuhren wir zu einem alten Haus in Cumberland, das sich seit vielen Generationen im Besitz meiner Familie befindet. Dieses Haus gehört noch immer mir, falls es nicht jemand übernommen hat, der mich tot glaubte - und dorthin will ich reisen, um zu sterben.

      Jeder, der diese Worte liest - falls überhaupt jemand sie lesen sollte - mag fragen: was für ein Schock?

      Nun, ich bin Horace Holly, und mein Begleiter, mein geliebter Freund, mein Sohn im Geiste, den ich von Kindheit an großgezogen habe, war - nein, ist - Leo Vincey.

      Wir sind die Männer, die in Verfolgung einer antiken Spur zu den Höhlen von Kôr in Zentralafrika gereist sind, wo wir die fanden, die wir suchten, die unsterbliche Sie-der-man-gehorchen-muss. In Leo hatte sie ihren Geliebten gefunden, den wiedergeborenen Killikrates, jenen griechischen Priester der Isis, den sie vor mehr als zweitausend Jahren in einem Anfall unbeherrschter Eifersucht erschlagen und so an ihm das Urteil der wütenden Göttin vollstreckt hatte. In ihr fand ich die Göttin, zu deren Anbetung ich verurteilt worden war - zu einer Anbetung aus der Ferne, nicht im Fleisch, denn das ist alles vergangen und dahin, doch dies ist noch schlimmer, weil die Last niemals von mir genommen wird. Das Fleisch stirbt, oder verändert sich zumindest, und die Leidenschaft vergeht, doch die Passion des Geistes - diese Sehnsucht nach dem Einssein - ist unsterblich.

      Was für ein Verbrechen hatte ich begangen, dass mir eine so harte Strafe auferlegt worden war? Doch ist es wirklich eine Strafe? Könnte es nicht lediglich jenes schwarze, schreckliche Tor sein, das zum Palast der Glückseligkeit führt? Sie hat mir geschworen, dass ich auf ewig ihr Freund und der Freund Leos sein und für immer bei ihnen sein würde. Und ich glaube ihr.

      Wie viele Winter sind wir durch die eisigen Berge gezogen, durch Steppen und Wüsten. Doch endlich kam der Bote und führte uns zum Berg, und auf dem Berg fanden wir den Schrein, und in dem Schrein den Geist. Könnten alle diese Dinge nicht eine Allegorie sein, die man zu unserer Belehrung vorbereitet hatte? Ich möchte daran glauben. Ich hoffe, dass dem so ist. Nein, ich bin dessen sicher!

      Man wird sich erinnern, dass wir in Kôr die Unsterbliche fanden. Dort, vor den zuckenden Blitzen und den aufsteigenden Dämpfen bei den Pfeilern des Lebens, erklärte sie ihre mystische Liebe und wurde dann vor unseren Augen in einen Tod gerissen, der so entsetzlich war, dass die Erinnerung daran mich noch heute, nach allem, was inzwischen geschehen ist, erschauern lässt. Doch wie lauteten Ayeshas letzte Worte? Vergesst mich nicht... habt Mitleid mit meiner Schande. Ich sterbe nicht. Ich werde wiederkommen, und ich werde wieder schön sein. Ich schwöre es - es ist wahr...

      Aber ich kann nicht wieder von dieser Geschichte reden. Außerdem ist sie niedergeschrieben worden. Der Mann, dem ich in dieser Angelegenheit mein Vertrauen schenkte, hat mich nicht enttäuscht, und das Buch, das er aus meiner Geschichte gemacht hat, scheint auf der ganzen Welt bekannt geworden zu sein. Ich habe es hier in Englisch gesehen, und als erstes eine hindustanische Übersetzung gelesen. Dieses Buch empfehle ich denen zu lesen, die auf den Beginn der Geschichte Ayeshas neugierig sind.

      In dem Haus an der einsamen Küste Cumberlands lebten wir ein Jahr lang, trauerten um unseren Verlust, suchten nach einem Weg, Ayesha zurückzugewinnen, und fanden keinen. Doch hier gewannen wir unsere Kräfte wieder, und Leos Haar, das bei den entsetzlichen Ereignissen in der Höhle weiß geworden war, wuchs wieder in seiner natürlichen blonden Farbe nach. Auch seine Schönheit kehrte zurück, sein Gesicht wurde wieder so, wie es vorher gewesen war, doch durch das Leid veredelt.

      Ich werde diese Nacht niemals vergessen - vor allem nicht die Stunde unserer Erleuchtung. Wir waren in Trauer und Verzweiflung gefangen; wir suchten nach Zeichen, konnten jedoch nirgends eines finden. Die Toten blieben tot, und niemand antwortete auf unsere Tränen.

      Es war ein drückend schwüler Augustabend, und nach dem Abendessen gingen wir zur Küste, lauschten dem Rauschen der schweren Brandung und sahen Blitze aus einer weit entfernten Wolke zucken. Wir gingen schweigend, bis Leo plötzlich aufstöhnte - es war mehr ein Schluchzen - und nach meinem Arm griff.

      »Ich ertrage es nicht länger, Horace«, sagte er. »Ich bin völlig aufgewühlt. Meine Sehnsucht nach Ayesha bringt mich um. Solange keine Hoffnung besteht, sie wiederzusehen, ist mein Leben sinnlos. Und ich bin kräftig. Vielleicht lebe ich noch fünfzig Jahre.«

      »Was kannst du dann tun?«, fragte ich.

      »Ich kann den kurzen Weg zum Wissen wählen - und zum Frieden«, antwortete er leise. »Ich kann sterben, und ich will sterben - ja, noch heute Nacht.«

      Ich blickte ihn wütend an, denn seine Worte erfüllten mich mit Angst.

      »Leo, du bist ein Feigling!«, sagte ich. »Kannst du nicht deinen Schmerz genauso ertragen wie... wie andere?«

      »Du meinst, wie du, Horace«, sagte er mit einem bitteren Lachen, »denn auch auf dir ruht der Fluch - und mit weniger Grund. Du bist stärker als ich, und zäher; vielleicht weil du länger gelebt hast. Nein, ich kann es nicht länger ertragen. Ich will sterben.«

      »Es ist ein Verbrechen«, sagte ich, »die größte Beleidigung gegenüber den Mächten, die dich geschaffen haben, das Leben wie einen abgenutzten, wertlosen Gegenstand fortzuwerfen, ein Verbrechen, das eine Strafe nach sich zieht, die schlimmer ist, als du sie dir vorzustellen vermagst; vielleicht sogar die Strafe ewiger Trennung.«

      »Begeht ein Mann, der in der Folterkammer gequält wird, ein Verbrechen, wenn er ein Messer ergreift und sich umbringt? Vielleicht; aber sicher ist das eine Sünde, die vergeben werden kann - wenn zerfetztes Fleisch und zerrissene Nerven nach Erlösung schreien.


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