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Titus Andronicus. William ShakespeareЧитать онлайн книгу.

Titus Andronicus - William Shakespeare


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Gefangnen, Soldaten und Gefolge. Der Sarg wird niedergesetzt, und Titus spricht.

      TITUS.

      Heil dir, o Rom! Siegprang' im Trauerkleid!

      Sieh, wie das Schiff, das ablud seine Fracht,

      Mit teurer Ladung heim zum Hafen kehrt,

      Wo es zuerst die Anker lichtete, –

      So kommt Andronicus, im Lorbeerkranz;

      Mit Tränen grüßt er seine Heimat neu,

      Mit Tränen wahrer Lust des Wiedersehns. –

      Du großer Schirmherr dieses Kapitols,

      Sieh gnädig auf des heil'gen Opfers Brauch!

      Von fünfundzwanzig tapfern Söhnen, Rom,

      Hälfte der Zahl von König Priams Stamm,

      Schau hier den armen Rest, lebend und tot! –

      Mit Lieb' empfange Rom euch Lebende;

      Euch Toten, die zur letzten Ruh'statt gehn,

      Schenk' es ein Grab in ihrer Ahnen Gruft;

      Hier gönnt der Got' erst Ruhe meinem Schwert.

      Titus, unliebend, sorglos für dein Blut,

      Was duld'st du, daß noch grablos dein Geschlecht

      Umschweben muß des Styx grau'nvollen Strand?

      Geh, bette sie bei ihren Brüdern hin! –

      Das Grab wird geöffnet.

      Dort grüßt euch schweigend, wie's der Toten Brauch;

      Schlaft friedlich, die ihr starbt fürs Vaterland! –

      O meiner Kinder heiliges Gewölb',

      Geliebtes Wohnhaus echten Edelsinns,

      Wie manchen Sohn hast du mir schon entrafft,

      Und hältst ihn ewig hier in finstrer Haft! –

      LUCIUS.

      Gib der gefangnen Goten stolzesten,

      Daß wir, die Glieder stümmelnd, seinen Leib

      Ad manes fratrum opfern in der Glut,

      Vor diesem ird'schen Kerker ihres Staubs! –

      Auf daß nicht ungesühnt ihr Schatten sei,

      Noch uns bedräu' auf Erden ihr Gespenst!

      TITUS.

      Ich geb' ihn euch, der Feinde trefflichsten:

      Den Erstgebornen dieser Königin. –

      TAMORA.

      Halt, röm'sche Brüder! Gnadenreicher Held,

      Siegreicher Titus, sieh die Tränenflut,

      Die einer Mutter Gram dem Sohne weint!

      Und liebtest du jemals die Söhne dein,

      Ach, denk', was muß ein Sohn der Mutter sein! –

      Genügt dir's nicht, daß man nach Rom uns führte,

      Als deines Einzugs und Triumphes Schmuck,

      Gefangne dir und deinem Römerjoch?

      Mußt du den Sohn noch schlachten auf dem Markt,

      Weil er fürs Vaterland mit Mut gekämpft?

      Oh, dünkt der Streit für König und für Volk

      Euch fromme Pflicht, so ist er's diesem auch:

      Titus, beflecke nicht dein Grab mit Blut;

      Und willst du der Natur der Götter nahn,

      Nah' ihnen denn, indem du Gnade übst:

      Denn gnädig sein gibt echten Adel kund.

      O schone, Titus, meinen ältsten Sohn! –

      TITUS.

      Ergib dich, Fürstin, fass' dich in Geduld! –

      Hier stehn die Brüder derer, die dein Volk

      Lebend und tot sah; den Erschlagnen heischt

      Ein Totenopfer frommes Pflichtgefühl;

      Dem ist dein Sohn bestimmt; sein Tod versöhnt

      Der heimgegangnen Schatten Klageruf.

      LUCIUS.

      Hinweg mit ihm! Ein Feuer zündet schnell;

      Auf einem Holzstoß laßt uns mit dem Schwert

      Die Glieder ihm zerhaun, bis sie verbrannt!

      Mutius, Marcius, Quintus und Lucius gehn mit Alarbus ab.

      TAMORA.

      O grauser, gottverhaßter Totenbrauch! –

      CHIRON.

      War Scythien halb so blutig je gesinnt?

      DEMETRIUS.

      Vergleiche Scythien nicht dem stolzen Rom!

      Alarbus geht zur Ruh', wir leben noch,

      Und zittern vor des Titus zorn'gem Blick.

      So faßt Euch, Mutter, aber hofft zugleich,

      Derselbe Gott, der Trojas Königin

      Gelegenheit zu bittrer Rache gab

      An Thraziens Wüt'rich in dem eignen Zelt, –

      Gönnt Tamora, der Gotenkönigin

      (Wenn Goten Goten, Ihr die Königin! –),

      Daß sie die Blutschuld tilgt an ihrem Feind.

      Lucius, Quintus, Marcius und Mutius kommen zurück.

      LUCIUS.

      Seht, Herr und Vater, treu befolgten wir

      Den röm'schen Brauch: Alarbus ward zerstückt,

      Sein Eingeweide nährt die Opferglut,

      Daß Dampf, dem Weihrauch gleich, die Luft durchwürzt.

      Nun fehlt nur noch, die Brüder zu bestatten,

      Und hier in Rom der laute Freundesgruß.

      TITUS.

      Also gescheh' es, und Andronicus

      Sagt ihrem Geist sein letztes Lebewohl.

      Trompetenstoß, die Särge werden in die Gruft gestellt.

      Schlaft, meine Söhne, hier in Fried' und Ruhm!

      Roms mutigste Verteid'ger, ruht allhier,

      Geschirmt vor Leid und Wechsel dieser Welt!

      Hier lauert kein Verrat, hier schwillt kein Neid,

      Wächst kein verhaßter Zwist, kein Sturm für euch,

      Kein Lärm: nur Schweigen und ein ew'ger Schlaf;

      In Fried und Ruhm liegt, meine Söhne, hier! –

      Lavinia tritt auf.

      LAVINIA.

      In Fried' und Ruhm, Held Titus, lebt noch lang'! –

      Mein teurer Vater, für die Ehre lebt!

      An diesem Grab bring' ich der Tränen Zoll

      Den Brüdern dar, als letzte Huldigung:

      Und weine knieend dir zu Füßen auch

      Der Freude Tränen, weil du heimgekehrt.

      O


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