Эротические рассказы

Die Kartause von Parma. StendhalЧитать онлайн книгу.

Die Kartause von Parma - Stendhal


Скачать книгу

      »Wie heißt du eigentlich?« fragte der Korporal darauf. »Wenn ich Meldung erstatten muß, möchte ich dich doch nennen.«

      »Ich heiße Vasi«, antwortete Fabrizzio und zog ein dummes Gesicht. »Das heißt Boulot«, verbesserte er sich rasch.

      Boulot hieß der Inhaber des Soldbuches, das ihm die Kerkermeistersfrau eingehändigt hatte. Er hatte es am Tag vorher während des Marsches genau studiert, denn er fing an, besonnener zu werden, und war den Dingen schon besser gewachsen. Außer dem Soldbuche des Husaren Boulot bewahrte er sorglich auch den italienischen Paß, der ihn zur Führung des edlen Namens Vasi, Händlers mit Wettergläsern, berechtigte.

      Als der Korporal ihm Hochmut vorwarf, war er nahe daran gewesen, zu antworten: »Ich hochmütig, ich, Fabrizzio Valserra, Marchesino del Dongo, der sich nicht schämt, den Namen eines Hausierers zu tragen?«

      Während er nachdachte und sich sagte: ›Ich darf nicht vergessen, daß ich Boulot heiße und mich vor dem Kerker hüten muß, mit dem mir das Schicksal droht‹, wechselten der Korporal und die Marketenderin ein paar Worte leise über ihn.

      »Glauben Sie nicht, ich sei neugierig«, sagte die Marketenderin zu ihm, indem sie ihn nicht mehr duzte. »Es ist nur zu Ihrem Wohl, wenn ich Fragen stelle. Wer sind Sie eigentlich?«

      Fabrizzio antwortete nicht sofort. Er überlegte sich, daß er keine treueren Freunde und keinen besseren Rat finden könne, und Rates bedurfte er sehr. ›Wir kommen auf einen Sammelplatz‹, sagte er sich. ›Der Befehlführende wird fragen, wer ich sei, und wenn ich durch meine Antworten verrate, daß ich vom vierten Husarenregiment, dessen Uniform ich trage, keine Katze kenne, nageln sie mich fest.‹

      Als österreichischer Untertan wußte Fabrizzio, wie wichtig ein Paß ist. Seine Familie hatte, obwohl sie adlig und fromm war und obwohl sie zur siegreichen Partei gehörte, mehr als zwanzigmal Scherereien in Paßangelegenheiten gehabt. Die Frage der Marketenderin verletzte ihn also keineswegs; aber ehe er eine Antwort gab, suchte er nach den klarsten französischen Worten. Die Marketenderin brannte vor Neugier, und um ihn zum Reden zu ermutigen, sagte sie: »Korporal Aubry und ich, wir werden Ihnen gut raten, wie Sie sich zu verhalten haben.«

      »Daran zweifle ich nicht«, erwiderte Fabrizzio. »Ich heiße Vasi und bin aus Genua; meine Schwester, eine berühmte Schönheit, ist mit einem Rittmeister verheiratet. Da ich erst siebzehn Jahre alt bin, sollte ich sie besuchen, um Frankreich kennen zu lernen und ein bißchen Schliff zu erhalten. In Paris fand ich sie nicht, erfuhr aber, daß sie hier bei der Armee wäre. So bin ich hergekommen und habe sie überall gesucht, ohne sie zu finden. Soldaten, denen meine Aussprache auffiel, haben mich festnehmen lassen. Ich hatte Geld und gab davon dem Kerkermeister, der mir ein Soldbuch und eine Uniform gab und sagte: ›Lauf, schwöre mir aber, daß du nie meinen Namen nennst!‹«

      »Wie hieß er?« fragte die Marketenderin.

      »Ich habe mein Wort gegeben«, versetzte Fabrizzio.

      »Er hat recht«, fiel der Korporal ein. »Der Kerkermeister ist ein Lump, aber der Kamerad darf seinen Namen nicht sagen. Und wie heißt der Rittmeister, der Mann Ihrer Schwester? Wenn wir das wissen, können wir ihn suchen.«

      »Teulier, Rittmeister bei den vierten Husaren«, antwortete unser Held.

      »So,« sagte der Korporal mit einiger Schärfe, »und wegen Ihrer fremdländischen Aussprache haben die Soldaten Sie für einen Spion gehalten?«

       »Da haben wir dies niederträchtige Wort!« rief Fabrizzio mit flammenden Augen. »Ich, der ich den Kaiser und die Franzosen so liebe! Diese Beleidigung hat mich am meisten geärgert.«

      »Darin liegt nichts Beleidigendes. Sie täuschen sich. Der Irrtum der Soldaten war sehr natürlich«, erwiderte Korporal Aubry ernst.

      Darauf setzte er ihm schulmeisterlich auseinander, daß man bei der Armee einem Truppenteil angehören und eine Uniform tragen müsse. Andernfalls sei es ganz natürlich, daß man für einen Spion gehalten werde.

      »Der Feind schickt uns viele. Alle Welt ist in diesem Kriege verräterisch.«

      Fabrizzio fiel es wie Schuppen von den Augen. Zum ersten Male begriff er, daß er alles, was ihm seit zwei Monaten widerfahren war, falsch angesehen hatte.

      »Der Kleine muß uns aber alles erzählen«, sagte die Marketenderin, deren Neugier immer mehr angestachelt wurde.

      Fabrizzio willfahrte ihr. Als er zu Ende war, sagte die Marketenderin in gewichtigem Ton zu dem Korporal: »Im Grunde ist der Junge gar nicht Soldat. Wir gehen üblen Kämpfen entgegen, jetzt, da wir geschlagen und verkauft sind. Warum soll er sich um Gotteslohn die Knochen zerschlagen lassen?«

      »Noch dazu,« ergänzte der Korporal, »da er sein Gewehr nicht einmal laden kann, weder mit zwölf Griffen noch überhaupt. Ich habe ihm die Knarre laden müssen, als er den Preußen niederknallte.«

      »Und dann zeigt er allen Leuten sein Geld«, setzte die Marketenderin hinzu. »Sobald er nicht mehr bei uns ist, wird ihm alles abgenommen werden.«

      »Der erste beste Kavallerieunteroffizier, dem er begegnet,« sagte der Korporal, »steckt es ein und jagt es durch die Gurgel. Und wer weiß, vielleicht wirbt man ihn gar für den Feind an, denn überall lauern Verräter. Irgendwer befiehlt ihm, zu folgen, und er folgt ihm. Das beste wärs, er träte bei unserm Regiment ein.«

       »Nein, nein, das gefälligst nicht, Herr Korporal!« rief Fabrizzio lebhaft. »Reiten ist bequemer! Und übrigens verstehe ich das Gewehrladen wirklich nicht, aber wie Sie sehen, kann ich mit einem Gaul umgehen.«

      Auf diese kleine Auseinandersetzung war Fabrizzio sehr stolz. Die lange Verhandlung über sein weiteres Schicksal, die zwischen dem Korporal und der Marketenderin stattfand, wollen wir übergehen. Fabrizzio hörte, daß die beiden sich alle Einzelheiten seiner Erlebnisse drei- oder viermal wiederholten: den Verdacht der Soldaten, die Geschichte mit dem Kerkermeister, der ihm ein Soldbuch und eine Uniform verkauft hatte, die Art und Weise, wie er sich tags zuvor dem Stabe des Marschalls angeschlossen, wie er den Kaiser hatte vorbeigaloppieren sehen, wie man ihn um sein Pferd gebracht hatte, und so weiter.

      Mit weiblicher Neugier kam die Marketenderin immer wieder darauf zurück, wie man ihm das schöne Pferd abgenommen hatte, das sie ihm hatte kaufen helfen: »Du merktest, wie man dich an den Beinen packte, dich sacht über die Kruppe des Pferdes herunterzog und dich auf den Boden setzte ...«

      ›Wozu so oft wiederholen,‹ sagte Fabrizzio bei sich, ›was wir alle drei längst wissen ?‹

      Er wußte noch nicht, daß die kleinen Leute in Frankreich sich auf diese Weise auf Gedanken bringen.

      »Wieviel Geld hast du?« fragte ihn die Marketenderin plötzlich. Fabrizzio antwortete ihr ohne Verzug. Er war der anständigen Gesinnung dieser Frau sicher; das ist eine schöne Seite an den Franzosen.

      »Alles in allem muß ich noch dreißig Napoleons in Gold und acht bis zehn Fünffrankenstücke haben.«

      »Dann hast du gewonnenes Spiel!« rief die Marketenderin. »Mache dich fort von dieser geschlagenen Armee, drücke dich beiseite und nimm den ersten besten reitbaren Weg rechts ab. Gib deinem Gaul die Zinken und suche immer mehr vom Heer abzukommen. Bei der ersten Gelegenheit kaufst du dir Zivil. Wenn du acht bis zehn Meilen Vorsprung hast und keine Soldaten mehr siehst, setzt du dich in die Post. In irgendeiner netten Stadt erholst du dich acht Tage lang und ißt ordentlich Beefsteaks. Erzähle keinem Menschen, daß du bei der Armee gewesen bist. Die Gendarmen könnten dich als Fahnenflüchtigen festnehmen, denn so gescheit du sein magst, Kleiner, um einem Gendarmen Rede zu stehen, bist du nicht gerissen genug. Sobald du Zivilkleider auf dem Buckel hast, zerfetzt du dein Soldbuch in tausend Stücke und nimmst deinen wirklichen Namen wieder an. Hießest du nicht Vasi? Und«, fragte sie den Korporal, »was soll er sagen, woher er käme?«

      »Von Cambrai an der Schelde. Das ist eine nette kleine Stadt, weißt du, von wegen der Kathedrale und FénelonFrançois de Fénelon(1651-1715), Erzbischof von Cambrai. Er liegt unter seinem Marmordenkmal in der Kathedrale begraben..«


Скачать книгу
Яндекс.Метрика