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Die Kartause von Parma. StendhalЧитать онлайн книгу.

Die Kartause von Parma - Stendhal


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wie Fabrizzio in Grianta war, hätte ohne das liebenswürdige Vorgehen seines Bruders kein Mensch seinen Namen erwähnt. Jedermann hätte getan, als wisse er ihn in Mailand, und nie wäre die Mailänder Polizei auf seine Abwesenheit aufmerksam geworden.

      »Zweifellos haben die Zollbeamten Ihren Steckbrief,« sagte der Bote seiner Tante zu ihm, »und wenn Sie auf der Hauptstraße reisen, werden Sie an der Grenze des lombardo-venezianischen Königreichs festgenommen.«

      Fabrizzio und seine Leute kannten in den Bergen zwischen Lugano und dem Comer See jeden Weg und Steg.

       Sie verkleideten sich als Jäger, das heißt als Schmuggler, und da sie ihrer drei waren und recht energische Mienen zur Schau trugen, begnügten sich die Grenzwächter, die ihnen begegneten, mit einem Gruß. Fabrizzio richtete es so ein, daß er das Schloß erst gegen Mitternacht erreichte. Um diese Stunde waren sein Vater und die gepuderten Bedienten schon lange schlafen gegangen. Mühelos kletterte er in den tiefen Graben und stieg durch ein kleines Kellerfenster in das Schloß, wo er von seiner Mutter und seiner Tante erwartet wurde. Bald kamen seine Schwestern herbeigeeilt. Die Zärtlichkeitsergüsse und Tränen wollten nicht aufhören, und kaum begann man sich vernünftig zu unterhalten, als die ersten Strahlen der Morgensonne diese Menschen, die sich nun nicht mehr für unglücklich hielten, an die Flüchtigkeit der Zeit mahnten.

      »Vermutlich hat dein Bruder keine Ahnung von deiner Heimkehr«, sagte die Pietranera zu ihm. »Ich habe seit seiner schönen Tat kein Wort mehr mit ihm gesprochen, wofür mir seine Eigenliebe die Ehre erwiesen hat, beleidigt zu sein. Heute beim Abendessen habe ich geruht, das Wort an ihn zu richten. Ich mußte einen Vorwand finden, um meine tolle Freude zu bemänteln, die ihn hätte argwöhnisch machen können. Als ich dann bemerkte, daß er auf diese scheinbare Aussöhnung ganz stolz war, habe ich mir sein Behagen zunutze gemacht und ihn über die Maßen zum Trinken verleitet. Sicherlich hat er heute nicht daran gedacht, sich auf die Lauer zu legen, um sein Spionieren fortzusetzen.«

      »Wir müssen unseren Husaren in deinen Gemächern verbergen«, rief die Marchesa. »Er kann nicht sogleich wieder abreisen. Für den ersten Augenblick sind wir nicht genügend Herr unseres Denkens, und doch handelt es sich darum, die schreckliche Mailänder Polizei auf die beste Art zu beschwichtigen.«

      Man befolgte ihren Vorschlag, aber es fiel dem Marchese und seinem ältesten Sohne tags darauf doch auf, daß die Marchesa ununterbrochen im Zimmer ihrer Schwägerin weilte.

      Wir wollen uns nicht dabei aufhalten, den zärtlichen Freudenrausch zu schildern, der an diesem Tage jene glücklichen Wesen beseelte. Die italienischen Herzen werden viel mehr als unsere von Argwohn und törichten Gedanken gequält, die ihnen eine feurige Einbildungsgabe heraufbeschwört, dafür aber sind ihre Freuden inniger und währen länger. Jenen ganzen Tag über waren die Gräfin und die Marchesa vollkommen bar aller Vernunft. Sie nötigten Fabrizzio, seinen ganzen Bericht noch einmal zum besten zu geben. Schließlich kam man überein, die allgemeine Freude in Mailand weiter zu genießen, da es allzu schwierig dünkte, sie vor den Späheraugen des Marchese und seines Sohnes Ascanio länger zu verbergen.

      Man nahm die gewöhnliche Barke des Hauses und fuhr nach Como. Anders zu handeln, hätte tausendfachen Verdacht erweckt. Als sie in Como anlegten, tat die Marchesa so, als ob sie in Grianta Papiere von größter Wichtigkeit vergessen hätte. Schnell schickte sie die Ruderknechte dahin zurück, so daß diese Leute keinerlei Beobachtungen darüber anstellen konnten, auf welche Weise die beiden Damen ihre Zeit in Como verbrachten. Kaum angekommen, mieteten sie auf gut Glück einen Wagen, wie sie an dem bekannten hohen mittelalterlichen Turm über dem Mailänder Tor auf Fahrgäste zu warten pflegen. Unverzüglich fuhr man ab, ohne daß der Kutscher Zeit hatte, mit irgendwem ein Wort zu wechseln. Eine Viertelstunde vor der Stadt begegnete den Damen ein Jäger, den sie kannten und der ihnen, da die Damen keinen männlichen Begleiter hatten, seine Ritterdienste bis an die Tore von Mailand anbot, wohin er einen Jagdausflug machte. Alles ging gut, und die Damen plauderten mit dem jungen Mann auf das vergnügteste, als an einer Biegung der Landstraße um den entzückenden Hügel und das Wäldchen von San Giovanni drei verkleidete Gendarmen den Pferden in die Zügel fielen.

       »Ach, mein Mann hat uns verraten!« rief die Marchesa und ward ohnmächtig. Ein Wachtmeister, der ein wenig zurückgeblieben war, trat stolpernd an den Wagenschlag und sagte mit einer Stimme, als ob er aus dem Wirtshaus käme:

      »Ich bedauere den Auftrag, den ich zu erfüllen habe, aber ich verhafte Sie, Herr General Fabio Conti!«

      Fabrizzio glaubte, der Wachtmeister mache einen schlechten Witz, indem er ihn mit General anredete.

      ›Das soll dir teuer zu stehen kommen!‹ sagte er sich. Er beobachtete die verkleideten Gendarmen und spähte nach einem günstigen Augenblick, um aus dem Wagen herauszuspringen und sich in die Felder zu retten.

      Die Gräfin lächelte keck darauflos und sagte dann zu dem Wachtmeister:

      »Bester Herr Wachtmeister, halten Sie diesen sechzehnjährigen Jungen für den General Conti?«

      »Sind Sie nicht die Tochter des Generals?« fragte der Wachtmeister.

      »Sehen Sie sich meinen Vater an!« scherzte die Gräfin und wies auf Fabrizzio. Die Gendarmen brachen in ein tolles Gelächter aus.

      »Zeigen Sie Ihre Pässe vor und reden Sie nicht!« befahl der Wachtmeister, den die allgemeine Heiterkeit ärgerte.

      »Die Damen nehmen nie Pässe mit, wenn sie nach Mailand fahren«, sagte der Kutscher mit kalter Philosophenmiene. »Sie kommen von ihrem Schloß Grianta. Das hier ist die Frau Gräfin Pietranera und das die Frau Marchesa del Dongo.«

      Gänzlich außer Fassung gebracht, lief der Wachtmeister vor die Pferde des Wagens und beriet sich dort mit seinen Leuten. Diese Beratung dauerte schon reichlich fünf Minuten, als die Gräfin Pietranera die Herren um Erlaubnis bat, daß der Wagen ein paar Schritte weiter in den Schatten fahre. Die Hitze war drückend, obgleich es erst elf Uhr war. Fabrizzio blickte sich sehr aufmerksam um, ob sich nicht ein Weg zur Flucht böte, da sah er auf einem Seitenpfad, der durch die Felder führte, ein junges Mädchen der staubigen Landstraße zuschreiten. Es mochte vierzehn bis fünfzehn Jahre alt sein und weinte ängstlich in das vorgehaltene Taschentuch. Zwei Gendarmen in Uniform begleiteten es; hinterher schritt, ebenfalls zwischen zwei Gendarmen, ein großer, magerer Herr, gravitätisch wie ein hoher Staatsbeamter, der einer Prozession folgt.

      »Wo habt ihr denn die erwischt?« rief der in diesem Augenblick gänzlich verwirrte Wachtmeister.

      »Sie liefen querfeldein und ohne Paß.«

      Der Wachtmeister war sichtlich nahe daran, seinen Verstand zu verlieren; statt der zwei Gefangenen, die er haben sollte, standen fünf vor ihm. Er ging ein paar Schritte seitwärts und ließ nur einen seiner Leute zurück, den Verhafteten mit dem würdevollen Gebaren zu bewachen, dazu einen, um die Pferde am Weiterfahren zu hindern.

      »Bleib!« flüsterte die Gräfin Fabrizzio zu, der schon aus dem Wagen gesprungen war. »Es wird sich alles machen.«

      Sie hörte einen der Gendarmen rufen: »Ach was! Wenn sie keine Pässe haben, sind sie allemal ein guter Fang!«

      Der Wachtmeister schien nicht ganz so entschlossen. Der Name der Gräfin Pietranera verursachte ihm Bedenken. Er kannte den General, wußte aber nicht, daß er gestorben war. ›Der General ist nicht der Mann, der mit sich spaßen läßt, wenn ich seine Frau ohne Grund festnehme‹, sagte er sich.

      Während diese Beratung fortdauerte, spann die Gräfin ein Gespräch mit dem jungen Mädchen an, das neben dem Wagen im Straßenstaub stand; seine Schönheit fiel ihr außerordentlich auf.

      »Sie werden einen Sonnenstich bekommen, Signorina«, sagte sie, und halb zu dem Gendarmen gewandt, der die Pferde bewachte: »Der brave Soldat wird wohl nichts dagegen haben, wenn Sie in den Wagen steigen.«

      Fabrizzio, der um den Wagen herumschlich, sprang schnell herbei, um der jungen Dame beim Einsteigen behilflich zu sein. Sie hatte schon einen Fuß auf den Wagentritt gesetzt, und Fabrizzio stützte ihr den Arm beim Einsteigen, als der große Mann, der sechs Schritt hinter dem Wagen stand, sie mit einer Stimme, die gebieterisch klingen sollte, anbrüllte:


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