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Die Kartause von Parma. StendhalЧитать онлайн книгу.

Die Kartause von Parma - Stendhal


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legte unserem Helden mehrere Fragen vor, die dieser mit den lebhaftesten Ausdrücken der Begeisterung für Kaiser und Freiheit erwiderte, worauf der Gendarmerieoffizier mit einem Male in ein unbändiges Gelächter ausbrach.

      »Sapperment! Gar zu schlau bist du nicht, mein Jungel« rief er aus. »Das ist doch starker Tobak, daß man uns Grünschnäbel deiner Art herzuschicken wagt!« Und was auch Fabrizzio sagen mochte: seine redseligen Beteuerungen, er sei gar kein Barometerhändler, waren vergebens. Der Offizier ließ ihn ohne weiteres in das Gefängnis des nächsten kleinen Städtchens B. abführen, wo unser Held gegen drei Uhr früh, todmüde und außer sich vor Wut, anlangte.

      Fabrizzio verbrachte, anfangs überrascht, dann zornig, ohne die geringste Ahnung, was man wohl mit ihm vorhabe, dreiunddreißig langweilige Tage in diesem abscheulichen Gewahrsam. Er schrieb Brief über Brief an den Ortskommandanten, und die Frau des Kerkermeisters, eine hübsche Flamin von sechsunddreißig Jahren, erbot sich, die Briefe zu besorgen. Aber da sie nicht wollte, daß ein so netter Junge erschossen werde, und er überdies gut zahlte, so warf sie alle diese Briefe ohne weiteres ins Feuer. Allabendlich, sehr spät, geruhte sie ihn zu besuchen und die Jeremiaden des Gefangenen anzuhören.

      Sie hatte ihrem Mann gesagt, daß der Grünschnabel Geld habe, worauf der verständige Kerkermeister ihr freie Hand ließ. Sie machte von dieser Erlaubnis Gebrauch und ließ sich etliche Napoleondors geben, denn der Feldwebel hatte ihm nur die Pferde und der Gendarmerieoffizier überhaupt nichts weggenommen.

      Eines Nachmittags im Monat Juni hörte Fabrizzio in beträchtlicher Ferne starken Kanonendonner. Man schlug sich also endlich! Sein Herz schwoll vor Ungeduld. Auch vernahm er viel Lärm in der Stadt. In der Tat ging es sehr lebhaft zu. Drei Divisionen marschierten durch B. Als die Kerkermeisterin um elf Uhr abends, wie gewöhnlich, kam, um Fabrizzios Kummer zu teilen, war er noch artiger als sonst; schließlich faßte er ihre Hände und sagte: »Laß mich fort von hier! Ich schwöre dir bei meiner Ehre, sobald die Schießerei da draußen zu Ende ist, stelle ich mich wieder im Gefängnis ein!«

      »Papperlapapp! Hast du Moos?«

      Fabrizzio war verdutzt, er verstand das Wort Moos nicht. Die Kerkermeisterin schloß aus seiner Verlegenheit, daß in seinem Beutel Ebbe eingetreten sei, und statt von Goldstücken zu reden, wie es eigentlich ihre Absicht gewesen war, begnügte sie sich, von Franken zu sprechen.

      »Höre mal,« sagte sie zu ihm, »wenn du mir hundert Franken geben kannst, will ich dem Korporal, der nachts die Runde macht, einen Goldfuchs auf jedes Auge drücken. Er sieht dann nicht, daß du weg bist, und wenn sein Regiment im Laufe des Tages ausrückt, muß er die Sache auf sich beruhen lassen.«

       Der Handel war bald geschlossen, die Frau sogar bereit, Fabrizzio die Nacht über in ihrer Stube zu verbergen, von wo er am anderen Morgen leichter entwischen könne.

      Vor Tagesanbruch sprach sie ganz gerührt zu ihm: »Du liebes Kerlchen, du bist noch viel zu jung für so ein garstiges Handwerk. Glaube mirs! Geh gar nicht wieder dazu!«

      »Aber wieso?« entgegnete Fabrizzio. »Ist es denn ein Verbrechen, das Vaterland zu verteidigen?« »Schon gut, schon gut! Vergiß nur nie, daß ich dir das Leben gerettet habe! Dein Fall war klar. Du wärst erschossen worden. Aber sage niemandem etwas davon; du brächtest meinen Mann und mich um unsere Stellung. Vor allen Dingen hänge ja keinem Menschen wieder dein dummes Märchen auf vom Mailänder Edelmann, der sich als Barometerhändler verkleidet hat. Das ist zu albern. Hörst du? Ich werde dir die Uniform eines Husaren geben, der vorgestern im Arrest gestorben ist. Tu den Mund so wenig wie möglich auf! Sollte dich aber schließlich ein Wachtmeister oder ein Offizier anhalten und Rede und Antwort verlangen, so meldest du ihm, du habest krank bei einem Bauern gelegen, der habe dich vom Fieber befallen aus einem Straßengraben aufgelesen und aus Mitleid mit in sein Haus genommen. Wenn man mit dieser Antwort nicht zufrieden sein sollte, so sage noch, du seiest auf der Suche nach deinem Regiment. Sollte man dich wegen deiner Aussprache festnehmen, dann gib an, du seiest in Piemont geboren, seiest ausgehoben worden und vom vorigen Jahr her noch in Frankreich, und so weiter.«

      Zum ersten Male nach dreiunddreißig Tagen der Wut begriff Fabrizzio den ganzen Zusammenhang dessen, was ihm widerfahren war. Man hatte ihn für einen Spion gehalten. Er besprach seine Lage mit der Kerkermeisterin, die an diesem Morgen ganz besonders zärtlich war, und erzählte der erstaunten Frau am Ende, während sie ihm die Attila enger nähte, unverhohlen seine Geschichte. Im Augenblick glaubte sie daran; er sah so harmlos aus, und die Husarenattila stand ihm allerliebst!

      »Wenn du so darauf versessen bist, den Rummel mitzumachen,« sagte sie schließlich halb überzeugt, »so hättest du dich bei deiner Ankunft in Paris von einem Regiment anwerben lassen müssen. Irgendeinem Wachtmeister die Zeche bezahlt, und die Sache war im Lot!«

      Die Kerkermeisterin fügte eine Menge guter Ratschläge für die Zukunft hinzu und ließ Fabrizzio bei Morgengrauen endlich aus ihrem Hause; er hatte ihr noch hundertmal schwören müssen, nie ihren Namen zu nennen, was auch geschehen möge.

      Kaum war Fabrizzio aus dem Städtchen hinaus, den Husarensäbel unter dem Arm, munter ausschreitend, da kam ihm ein Bedenken. ›Da laufe ich nun‹, sagte er zu sich, ›im Rock und mit dem Soldbuch eines im Arrest verstorbenen Husaren; er war eingesperrt, weil er eine Kuh geraubt und ein silbernes Besteck gestohlen haben soll. Ich führe sozusagen sein Leben fort, und noch dazu unfreiwillig und ohne eine Ahnung zu haben, auf welche Weise. Nimm dich vor dem Kerker in acht! Das Vorzeichen ist deutlich: ich werde viel im Kerker zu leiden haben!‹

      Er war noch keine Stunde von seiner Wohltäterin fort, als es so stark zu regnen begann, daß der neubackene Husar kaum mehr weiter zu kommen vermochte in seinen Kommißstiefeln, die ihm nicht paßten. Da begegnete ihm ein Bauer auf einem elenden Klepper. Er kaufte ihn ihm ab, und zwar durch Zeichensprache. Die Kerkermeisterin hatte ihm eingeschärft, wegen seiner Aussprache möglichst wenig zu reden.

      An jenem Tage marschierte die Armee nach dem siegreichen Gefecht bei Ligny auf Brüssel. Es war am Tag vor der Schlacht von Waterloo. Gegen Mittag, während der Regen noch immer in Strömen fiel, vernahm Fabrizzio Kanonendonner. Dieses Glück ließ ihn mit einem Schlag die schrecklichen Augenblicke der Verzweiflung vergessen, die ihm die so unschuldig erlittene Haft bereitet hatte. Er ritt bis tief in die Nacht hinein, und da er anfing, etwas praktischen Sinn zu bekommen, quartierte er sich in einem weit abseits der Heerstraße gelegenen Bauernhause ein. Der Bauer heulte und behauptete, man hätte ihm alles genommen, Fabrizzio gab ihm einen Taler und fand Hafer. ›Mein Gaul ist nicht schön,‹ sagte er sich, ›aber trotzdem könnte er in irgendeinem Feldwebel einen Liebhaber finden.‹ Und er schlief im Stall neben dem Tier.

      Am anderen Morgen war Fabrizzio eine Stunde vor Tagesanbruch auf der Landstraße. Durch gütliches Zureden gelang es ihm, seinen Schinder in Zotteltrab zu bringen. Um fünf Uhr hörte er Kanonendonner: das Vorspiel von Waterloo.

      Drittes Kapitel

      Fabrizzio stieß bald auf Marketenderinnen, und die besondere Dankbarkeit, die er für die Kerkermeistersfrau von B. hegte, bestimmte ihn, sich an sie zu wenden. Er fragte eine von ihnen, wo das vierte Husarenregiment sei, zu dem er gehöre.

      »Du tätest gut, wenn du dich nicht so beeiltest, kleiner Soldat!« meinte die Marketenderin, von Fabrizzios Blässe und seinen schönen Augen gerührt. »Deine Faust scheint mir noch nicht kräftig genug für die Säbelhiebe, die es heute regnen wird. Wenn du wenigstens eine Flinte hättest, wollte ich nichts sagen. Deine Kugeln könntest du ebensogut abschießen wie jeder andere.«

      Dieser Rat mißfiel Fabrizzio, aber er mochte seinem Klepper die Sporen geben, soviel er wollte, er kam kein bißchen flotter vorwärts als der Karren der Marketenderin. Der Kanonendonner näherte sich offenbar, so daß sich die beiden bisweilen kaum verstehen konnten. Fabrizzio war nämlich vor Begeisterung und Freude dermaßen außer sich, daß er die Unterhaltung wieder angeknüpft hatte. Jedes Wort der Marketenderin ließ ihn sein Glück erst recht erfassen, verdoppelte es ihm. Außer seinem wahren Namen und seiner Flucht aus der Haft erzählte er der Frau, die so gutherzig schien, schließlich alles. Sie war höchst erstaunt, verstand aber nichts von dem, was ihr der hübsche


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