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Erzählungen aus 1001 Nacht - 3. Band . AnonymЧитать онлайн книгу.

Erzählungen aus 1001 Nacht - 3. Band  - Anonym


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er den Vezier in allen Ehren und gab seinen Untertanen Feste, allen, den Großen wie den Kleinen; und zwei Monate hindurch wurde also gefeiert, und nichts vergaß man, was Herz oder Auge erfreuen mochte. Doch als dann alles bereit war, wessen die Braut bedurfte, da ließ der König die Zelte hinausschaffen und vor der Stadt ein Lager aufschlagen; dort packten sie die Stoffe der Braut in Kisten, und sie machten die griechischen Dienerinnen bereit, und die türkischen Sklavinnen, und sie versahen die Prinzessin mit vielerlei kostbaren Schätzen und wertvollen Edelsteinen. Eine Sänfte aus rotem Golde hatte der König ihr machen lassen, und sie war besetzt mit Perlen und Juwelen, und zwei Mauleselinnen trugen sie; die Sänfte war wie eine der Kammern in einem Palaste, und wenn sie darin saß, dann sah sie aus, als wäre sie eine der lieblichsten Huris, und als säße sie in einem der Zelte des Paradieses. Und als sie die Schätze und das Geld in Ballen gepackt und auf den Maultieren und Kamelen verladen hatten, da zog König Zahr Schah drei Parasangen weit mit ihr hinaus; dort bot er ihr und dem Vezier und seinem Geleit Lebewohl und kehrte in Freude und Sicherheit zurück. Der Vezier aber zog mit der Königstochter dahin, und er ließ nicht ab von seiner Wanderung über die wüsten Strecken. – –«

      Und Schahrazad bemerkte das Grauen des Tages und hielt inne in der verstatteten Rede. Doch als die Hundertundneunte Nacht da war, fuhr sie also fort: »Ich vernahm, o glücklicher König, daß der Vezier mit des Königs Tochter in Eilmärschen dahinzog und seine Reise Tag und Nacht nach Kräften beschleunigte, bis zwischen ihm und seiner Stadt nur noch drei Märsche lagen. Da schickte er einen Boten zum König Sulayman Schah, der ihm die Ankunft der Braut vermelden sollte. Und der König freute sich dessen und verlieh dem Boten ein Ehrengewand; er befahl seinen Truppen, hinauszuziehen in großem Aufzug, der Prinzessin und ihrem Geleit zu Ehren, angetan mit ihrem besten Schmuck, und die Banner über den Häuptern zu entrollen. Und sie gehorchten seinem Befehl. Des ferneren aber befahl er, daß man durch die ganze Stadt hin ausrief, kein verschleiertes Mädchen, keine vornehme Dame und keine von der Zeit gebrochene Greisin sollte es unterlassen, der Braut entgegenzuziehen. So zogen sie alle hinaus, um sie zu begrüßen, und die Größten von ihnen wetteiferten in ihrem Dienste, und sie kamen überein, sie bei Nacht in des Königs Palast zu führen. Die Würdenträger aber beschlossen, den Weg zu schmücken und sich in doppelter Reihe aufzustellen, wenn die Braut dahinzöge, geführt von ihren Eunuchen und Dienerinnen, und gekleidet in das Gewand, das ihr Vater ihr gegeben hatte. So umringten die Truppen sie, als sie erschien, und die Sänfte zog mit ihr dahin, bis sie sich dem Palaste nahten; und keiner blieb zurück, sondern alle kamen, um die Prinzessin zu sehen. Die Trommeln dröhnten, Speere wurden geschwungen, die Hörner schmetterten, Flaggen wehten, Rosse tänzelten, und Wohlgerüche ergossen ihren Duft, bis sie das Tor des Palastes erreichten und die Sklaven einzogen mit der Sänfte in die Pforte des Harims. Dort aber strahlte alles vor Glanz, und die Wände glitzerten vor Schmuck. Als nun die Nacht kam, öffneten die Eunuchen die Tür zum Brautgemach, und sie stellten sich auf am Eingang; da trat die Braut hervor, und inmitten ihrer Mädchen glich sie dem Monde unter den Sternen oder einer großen Perle unter geringeren, und sie trat in das Brautgemach, wo man ihr ein Alabasterlager bereitet hatte, das besetzt war mit Perlen und Juwelen. Und sowie sie saß, trat der König ein, und Allah füllte sein Herz mit der Liebe zu ihr, so daß er ihr das Mädchentum nahm und alle Sorge und Unruhe von ihm abfiel. Fast einen Monat lang blieb er bei ihr, doch in der ersten Nacht schon hatte sie empfangen; und als der Monat verstrichen war, da verließ er sie und setzte sich auf seinen Thron und sprach Recht unter seinen Untertanen, bis die Monde ihrer Schwangerschaft erfüllet waren. Am letzten Tage des neunten Monats kamen gegen Tagesanbruch die Wehen; so setzte sie sich auf den Schemel der Entbindung, und Allah machte ihr die Wehen leicht, und sie gebar einen Knaben, der alle Zeichen des Glückes trug. Als nun der König das hörte, da freute er sich in höchster Freude, und er belohnte den Bringer der guten Nachricht mit großen Schätzen; und in seiner Freude trat er ein zu dem Kinde und küßte es zwischen den Augen und staunte ob seiner glänzenden Schönheit; denn an ihm ward der Spruch des Dichters wahr:

      In ragenden Festen macht Allah zum König ihn – Den Löwen, am Herrschaftshimmel zum leuchtenden Stern:

      Seines Aufgangs freuen sich Speer und Thron – Und Gazelle und Strauß und Kriegesherrn:

      Setzt ihn nicht auf die Brust, dann zeigt er euch bald – Nicht die Amme, das Roß reitet einzig er gern:

      Entwöhnt ihn der Milch, denn süßerer Trank – Ist des Feindes Blut ihm, der einfiel von fern.

      Und die Wehefrauen nahmen das neugeborene Kind und durchschnitten die Nabelschnur und schwärzten ihm die Augenlider mit Kohl und nannten es Tadsch al-Muluk Kharan. Er wurde gesäugt an der Brust liebreicher Nachsicht und aufgezogen im Schoße des Glücks; und so liefen seine Tage dahin, und die Jahre verstrichen, bis er sein siebentes Jahr erreichte. Da berief Sulayman Schah die Weisen und Gelehrten und befahl ihnen, ihn zu unterrichten im Schreiben, in den Wissenschaften und in der Literatur. Das taten sie denn ein paar Jahre hindurch, bis er alles Nötige gelernt hatte; und als der König sah, daß er wohlbewandert war in allem, was er wünschte, da nahm er ihn den Lehrern und Gelehrten und übergab ihn einem geschickten Meister, der den Knaben die Reitkunst lehrte und ritterliche Übungen, bis er sein vierzehntes Jahr erreichte; und so oft er ausging, waren alle, die ihn sahen, entzückt von seiner Schönheit, und sie sangen Lieder auf ihn; und selbst Fromme wurden verführt von seiner Schönheit. – –«

      Und Schahrazad bemerkte das Grauen des Tages und hielt inne in der verstatteten Rede. Doch als die Hundertundzehnte Nacht da war, fuhr sie also fort: »Ich vernahm, o glücklicher König, daß Tadsch al-Muluk Kharan, der Sohn Sulayman Schahs, ein vollendeter Reiter wurde und alle seine Zeitgenossen übertraf; und wenn er ausging, so entzückte seine Schönheit alle, die ihn sahen, also daß sie Lieder auf ihn dichteten; und selbst die Frommen verführte seine strahlende Lieblichkeit. Spricht doch der Dichter von ihm:

      Ich hielt ihn im Arm und war trunken von seinem Duft – Den herrlichen Zweig, dem Zephir die Nahrung lieh:

      Nicht trunken dem Trinker des Weins gleich: trunken vom Trank – Den nächtlich der Honigtau seiner Lippen lieh:

      Ganz zeigt sich die Schönheit in seiner Gestalt – Die über die Herzen der Menschen ihm Macht verlieh:

      Bei Allah, mein Herz soll nie seine Liebe mißachten – Solange im Kerker des Lebens ich noch verzieh':

      Solange ich lebe, leb ich in Liebe, und sterb ich – Vor Sehnsucht nach ihm, so ruf ich: Welch Glück, o sieh!

      Und als er das achtzehnte Jahr erreichte, sproßte zarter Flaum auf seiner jugendfrischen Wange, die rechts ein rosiges Mal und links ein zweiter Schönheitsfleck verzierte, der einem Korne grauen Ambers glich; und er berückte Auge und Verstand eines jeden, der ihn sah, wie es der Dichter singt:

      Er ist Kalif der Schönheit an Jusufs Stelle – Die Liebenden fürchten, wenn seine Anmut sie sehen:

      Steh still und schau; so siehst du auf seiner Wange – Wie der Kalifen sandfarbene Banner wehen.

      Und ein anderer:

      Nie hat dein Aug einen schöneren Anblick gesichtet – Unter allem, was auf der Erde sprießt,

      Als dieses braune Mal auf der rundlichen Wange – Die rosig das schwarze Auge umschließt.

      Und ein dritter:

      Ich staune, seh ich das Mal, das zum Feuer der Wange betet – Und doch nicht im Feuer verbrennt, ist es auch negerfarben3;

      Ich staune, seh ich den Blick, der wie ein Gottesapostel – Wunder wirkt, wirkt er sie auch durch zaubrische Strahlengarben:

      Wie frisch und hell deckt der Flaum seine Wange, und dennoch – Nährten wie Wasser ihn berstende Gallen all derer, die starben.

      Und ein vierter:

      Ich staune, wenn ich die Menschen fragen höre – In welchem Land man die Quelle des Lebens gefunden:

      Ich sah sie sprudeln aus zierlich geschwungenen Lippen – Dem rosigen Mund, von grünlichem Flaum umwunden:

      Ein Wunder der Wunder: als Moses sie erblickte – Weshalb er nicht ruhte von müden Wanderstunden!


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