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Erzählungen aus 1001 Nacht - 1. Band. AnonymЧитать онлайн книгу.

Erzählungen aus 1001 Nacht - 1. Band - Anonym


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sind für mich und für euch zum Handel. Die andere Hälfte laßt uns vergraben, damit sie uns diene, wenn uns ein Unglück widerfährt, denn dann haben wir jeder tausend, um einen Laden zu eröffnen.‹ ›Recht ist deine Rechnung,‹ erwiderten beide, und ich gab einem jeden seine tausend Goldstücke und behielt die gleiche Summe für mich, nämlich tausend Dinare. Dann kauften wir passende Waren ein, mieteten ein Schiff, und nachdem wir unsere Waren eingeschifft hatten, zogen wir aus und fuhren Tag für Tag, einen ganzen Monat lang, bis wir in einer Stadt ankamen, wo wir unsere Waren verkauften; und für jedes Goldstück verdienten wir zehn. Und als wir uns wieder zur Reise wandten, fanden wir an der Meeresküste ein Mädchen in zerrissener und zerschlissener Kleidung, und sie küßte mir die Hand und sprach: ›O Herr, lebt Freundlichkeit in dir und Erbarmen? Ich kann dir eine passende Gegengabe dafür bieten.‹ Und ich erwiderte: ›Gewiß; wahrlich, in mir leben Wohlwollen und gute Werke, ob du mir auch keine Gegengabe bötest.‹ Sprach sie: ›Nimm mich zum Weibe, o mein Herr, und bringe mich in deine Stadt, denn ich habe mich dir ergeben; drum tue eine Freundlichkeit an mir, ich bin von denen, die taugen für gute Werke und Wohltat: ich will sie dir vergelten, und schäme dich nicht meines Aussehns.‹ Als ich ihre Worte hörte, sehnte mein Herz sich nach ihr, denn also wollte es Allah (er sei erhöht und erhoben!); und ich nahm sie und kleidete sie und bereitete ihr im Schiff eine schöne Lagerstatt und handelte ehrenhaft an ihr. So segelten wir weiter, und mein Herz hing sich an sie in äußerster Liebe, und ich trennte mich von ihr weder Tag noch Nacht und achtete ihrer mehr als meiner Brüder. Und sie entfremdeten sich mir und wurden eifersüchtig auf meinen Reichtum und auf die Fülle der Waren, die ich hatte, und ihre Augen verschlangen gierig meinen ganzen Besitz. Da berieten sie sich, mich zu ermorden und meinen Reichtum an sich zu nehmen, und sagten: ›Laßt uns unseren Bruder erschlagen, und all sein Geld ist unser‹; und Satan zeigte ihnen diese Tat in so schönen Farben, daß sie mich in meiner Kammer suchten (ich schlief zur Seite meines Weibes), und uns beide ergriffen und ins Meer hinabwarfen. Mein Weib aber erwachte erschreckt aus dem Schlaf und wurde alsbald zu einer Ifritah; und sie griff mich auf und brachte mich auf eine Insel und verschwand auf kurze Zeit; aber am Morgen kehrte sie zurück und sagte: ›Hier bin ich, deine treue Sklavin, die dir gebührend vergolten hat; denn ich griff dich auf Befehl des Allmächtigen aus dem Wasser auf und rettete dich vom Tode. Wisse, ich bin eine Dschinniyah, und als ich dich sah, liebte mein Herz dich nach dem Willen des Herrn, denn ich glaube an Allah und seinen Propheten (den der Himmel segne und behüte!). Daher kam ich zu dir, wie du mich sahest, und du nahmest mich, und siehe, jetzt habe ich dich vor dem Sinken gerettet. Aber ich bin ergrimmt wider deine Brüder, und sicherlich muß ich sie erschlagen.‹ Als ich nun ihre Geschichte hörte, staunte ich und dankte ihr für alles, was sie getan hatte, und sagte: ›Aber meine Brüder darfst du nicht erschlagen.‹ Da erzählte ich vom Beginn unseres Lebens bis zum Ende alles, was sich mit ihnen zugetragen hatte, und als sie es hörte, sprach sie: ›Heute nacht will ich als ein Vogel über ihr Schiff hinfliegen und es versenken und sie so erschlagen.‹ Sprach ich: ›Allah sei mit dir, tue das nicht, denn das Sprichwort sagt: O du, der du Gutes tust an dem, der Böses tut, laß den Missetäter seinen Missetaten. Und sie sind immer noch meine Brüder.‹ Sie aber versetzte: ›Bei Allah, es hilft nichts, ich muß sie erschlagen.‹ Ich demütigte mich vor ihr, und sie hob mich auf und flog mit mir fort, bis sie mich schließlich auf dem Terrassendach meines Hauses niedersetzte. Ich tat die Türen auf und holte hervor, was ich vergraben hatte, und nachdem ich die Leute begrüßt hatte, tat ich meinen Laden wieder auf und kaufte mir Waren. Als nun die Nacht kam, ging ich nach Hause; dort fand ich zwei Hunde angebunden, und als sie mich sahen, sprangen sie auf und winselten und umschmeichelten mich; aber ehe ich noch wußte, was geschehen war, sprach mein Weib zu mir: ›Diese beiden Hunde sind deine Brüder!‹ Ich aber fragte: ›Und wer hat ihnen das angetan?‹ und sie erwiderte: ›Ich habe meiner Schwester eine Botschaft geschickt, und sie hat sie so verwandelt, und nicht eher sollen sie aus ihrer jetzigen Gestalt befreit werden, als bis zehn Jahre verstrichen sind.‹ Und jetzt bin ich auf dem Wege zur Schwester meines Weibes hier angekommen, damit sie sie befreie, nachdem sie zehn Jahre geduldet haben. Und auf dem Wege sah ich diesen jungen Mann, der mir berichtete, was ihm zugestoßen war, und ich beschloß, nicht weiterzuziehen, bis ich gesehen hätte, was zwischen ihm und dir geschehen würde. Solches ist meine Geschichte.‹ Sprach der Dschinni: ›Wahrlich, dies ist eine seltsame Geschichte, und deshalb schenke ich dir den dritten Teil seines Blutes und seiner Schuld.‹ Da sprach der dritte Schaykh, der Herr der Eselin: ›Ich kann dir eine Geschichte erzählen, wunderbarer als diese beiden, so du mir dann den Rest seines Blutes und Vergehens schenkest.‹ Und der Dschinni sprach: ›So sei es.‹ Da begann der Alte

      ›Wisse, o Sultan und Haupt der Dschann, diese Eselin war mein Weib. Nun geschahe es, daß ich auszog und ein ganzes Jahr abwesend war; und als ich von meiner Reise heimkehrte, kam ich zu ihr bei Nacht und sah einen schwarzen Sklaven bei ihr auf dem Bette liegen, und sie plauderten und scherzten und lachten und küßten sich und spielten das Lendenspiel. Als sie mich aber sah, sprang sie auf und lief mit einem Krug Wasser auf mich zu und besprengte mich unter Zaubersprüchen und sagte: ›Tritt heraus aus deiner Gestalt in die Gestalt eines Hundes‹; und ich wurde sofort ein Hund. Sie aber trieb mich zum Hause hinaus, und ich floh durch die Tür und hörte zu laufen nicht auf, bis ich zur Bude eines Schlächters kam, wo ich Halt machte und zu fressen begann, was an Knochen herumlag. Als mich der Schlächter sah, nahm er mich auf und führte mich in sein Haus, aber sowie seine Tochter mich erblickte, verschleierte sie das Gesicht vor mir und rief: ›Bringst du Männer zu mir und trittst mit ihnen bei mir ein?‹ Und ihr Vater fragte: ›Wo ist der Mann?‹ und sie versetzte: ›Dieser Hund ist ein Mann, den sein Weib verzaubert hat, und ich vermag ihn zu befreien.‹ Als aber ihr Vater ihre Worte hörte, sprach er: ›Allah sei mit dir, o meine Tochter, befreie ihn.‹ Da nahm sie einen Krug Wassers, besprach es und besprengte mich und sagte: ›Tritt heraus aus dieser Gestalt in deine frühere Gestalt.‹ Und ich kehrte in meine natürliche Gestalt zurück. Da küßte ich ihr die Hand und rief: ›Ich wollte, du verwandeltest mein Weib, wie sie mich verwandelt hat.‹ Und sie gab mir einiges Wasser und sagte: ›Sobald du sie schlafend findest, besprenge sie mit dieser Flüssigkeit und sprich die Worte, die du mich sprechen hörtest, so wird sie werden, was immer du willst.‹ Ich ging zu meinem Weibe und fand sie in festem Schlaf, und während ich sie besprengte, sagte ich: ›Tritt heraus aus dieser Gestalt in die Gestalt einer Maultierstute.‹ Und sie wurde im Nu eine Eselin, und sie siehest du hier mit deinen Augen, o Sultan und Haupt aller Könige der Dschann!‹ Da wandte sich der Dschinni zu ihr und fragte: ›Ist das wahr?‹ Und sie nickte mit dem Kopf und erwiderte durch Zeichen: ›Wahrlich, es ist die Wahrheit, denn das ist meine Geschichte, und all das ist mir widerfahren.‹ Als nun der Alte geendet hatte, schüttelte sich der Dschinni vor Vergnügen und schenkte ihm das Drittel von des Kaufmanns Blut. – –«

      Und Schahrazad bemerkte das Grauen des Tages und hielt inne in der verstatteten Rede. Da sagte Dunyazad: »O meine Schwester, wie schön ist deine Erzählung, und wie entzückend, und wie lieblich und wie berückend!« Sie aber erwiderte: »Und was ist sie erst, verglichen mit der, die ich in der kommenden Nacht erzählen könnte, wenn ich lebte und der König mich verschonte!« Da dachte der König: »Bei Allah, ich will sie nicht erschlagen, bis ich den Schluß der Geschichte hörte, denn wahrlich, sie ist wunderbar.« So schliefen sie in dieser Nacht in gegenseitiger Umarmung bis zum Tage. Dann aber ging der König in seine Staatshalle, und der Vezier und die Truppen traten ein, und der Hof war voll, und der König gab seine Befehle und sprach Recht und ernannte und setzte ab, ordnete an und verbot während des ganzen Tages. Und schließlich brach der Diwan auf, und der König Schahryar kehrte in seinen Palast zurück. Als nun die Dritte Nacht da war, und der König an der Tochter des Veziers seinen Willen genossen hatte, sagte Dunyazad, ihre Schwester: »Erzähle uns deine Geschichte zu Ende«; und sie erwiderte: »Mit Freude und großer Lust! Ich habe gehört, o glücklicher König, als der dritte Alte dem Dschinni eine Geschichte erzählte, wunderbarer noch als die beiden früheren, da habe der Dschinni in höchstem Staunen gestaunt; und indem er sich vor Vergnügen schüttelte, rief er: ›Siehe, ich habe dir den Rest der Strafe des Kaufmanns geschenkt, und um deinetwillen gab ich ihn frei.‹ Da umarmte der Kaufmann die Alten und dankte ihnen, und die Schaykhs wünschten ihm Freude zu seiner Rettung und zogen davon, ein jeder in seine Stadt.


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