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Don Quijote. Miguel de CervantesЧитать онлайн книгу.

Don Quijote - Miguel de Cervantes


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traf Don Quijote Anstalt, Geld aufzutreiben, und indem er einen Acker verkaufte und einen andren verpfändete und dabei alles verschleuderte, brachte er eine ziemliche Summe zusammen. Desgleichen versah er sich mit einem Rundschilde, den er sich von einem Freunde leihen ließ, und nachdem er seinen zerschlagenen Helm, so gut er konnte, hergerichtet, benachrichtigte er seinen Knappen Sancho von Tag und Stunde, wo er sich auf den Weg zu begeben gedachte, damit auch er sich mit allem versehe, was er am meisten zu bedürfen dächte; vor allem aber gab er ihm den Auftrag, einen Zwerchsack mitzunehmen. Sancho erwiderte, er würde allerdings einen solchen bei sich führen, und ebenso gedenke er auch einen Esel mitzunehmen, da er einen sehr guten habe; denn er für sein Teil sei nicht gewohnt, viel zu Fuße zu gehen.

      In betreff des Esels hatte Don Quijote einiges Bedenken und überlegte hin und her, ob er sich irgendeines fahrenden Ritters entsinnen könne, der einen Schildknappen eselhaft beritten bei sich gehabt hätte; aber es kam ihm keiner in den Sinn. Jedoch trotz alledem entschied er sich dafür, daß Sancho ihn mitnehmen solle; nur nahm er sich vor, ihn mit einer ehrbaren Reitgelegenheit zu versehen, sobald die Möglichkeit sich böte, dem ersten ungebärdigen Ritter, auf den er stieße, das Pferd abzunehmen. Er versah sich auch mit Hemden und mit den andern Dingen, soviel ihm möglich, gemäß dem Rate, den der Wirt ihm gegeben.

      Als all dies getan und zu Ende geführt war, zogen beide – Sancho Pansa, ohne von Kindern und Weib, Don Quijote, ohne von Haushälterin und Nichte Abschied zu nehmen – eines Nachts aus dem Dorfe von dannen, ohne daß jemand sie sah, und in dieser Nacht legten sie so viel Weges zurück, daß sie beim Morgengrauen sich für sicher hielten, man würde sie nicht finden, selbst wenn man auf die Suche nach ihnen ginge. Sancho Pansa zog auf seinem Esel einher wie ein Patriarch, mit seinem Zwerchsack und seiner Lederflasche und mit großem Sehnen, sich schon als Statthalter der Insul zu sehen, die sein Herr ihm versprochen hatte.

      Don Quijote nahm zufällig dieselbe Richtung und Straße, die er bei seiner ersten Fahrt genommen, nämlich über das Gefilde von Montiel, das er mit minderer Beschwer als das vorige Mal durchzog, da es die Morgenstunde war und die Sonnenstrahlen sie nur schräg trafen, so daß sie von diesen nicht sehr belästigt wurden.

      Hier nun sagte Sancho Pansa zu seinem Herrn: »Gnädiger Junker, fahrender Herr Ritter, sehet wohl zu, daß Euch nicht in Vergessenheit gerate, was Ihr mir von wegen der Insul versprochen habt; denn ich will schon verstehen, sie zu regieren, wie groß sie auch immer sein mag.«

      Darauf erwiderte ihm Don Quijote: »Du mußt wissen, Freund Sancho, daß es ein vielfach betätigter Brauch der alten fahrenden Ritter war, ihre Knappen zu Statthaltern der Insuln oder Königreiche zu machen, die sie gewannen, und ich habe mir vorgenommen, daß durch mich ein so preisenswürdiges Herkommen nicht in Abgang geraten soll; vielmehr gedenke ich in demselben noch viel weiter zu gehen. Denn jene haben in manchen Fällen, und vielleicht in den meisten, gewartet, bis ihre Knappen alt geworden, und nachdem sie schon müde waren, zu dienen und schlimme Tage und schlimmere Nächte zu ertragen, so verliehen sie ihnen ein Amt als Graf oder wenigstens als Markgraf über irgendein Tal oder einen Gau von größerer oder geringerer Bedeutung. Allein wenn du leben bleibst und ich leben bleibe, könnte es wohl geschehen, daß, ehe ein halb Dutzend Tage um sind, ich ein großes Königreich gewänne, zu dem noch ein paar andre als Nebenländer gehörten, und die kämen gerade zupaß, um dich zum König über eines derselben zu krönen. Und das brauchst du nicht für etwas Besonderes zu halten; denn es begegnen den besagten Rittern Vorfälle und Zufälle auf so unerhörte und ungeahnte Weise, daß ich mit Leichtigkeit dir sogar noch mehr geben könnte, als ich dir verspreche.«

      »Auf diese Art«, entgegnete Sancho Pansa, »wenn ich durch eines der Wunder, wie sie Euer Gnaden erwähnt, König würde, dann brächte es Johanna Gutiérrez, meine Hausehre, mindestenfalls zur Königin und meine Kinder zu Prinzen?«

      »Wer zweifelt daran?« antwortete Don Quijote.

      »Ich zweifle daran«, versetzte Sancho Pansa, »weil, ich habe so die Meinung, daß, wenn Gott auch Königreiche herabregnen ließe, doch keines auf den Kopf einer Gutiérrez passen würde. Wisset, Euer Gnaden, zur Königin ist sie keine zwei Pfennige wert; Gräfin stünde ihr schon besser, und selbst da müßte der liebe Himmel und guter Menschen Beistand das Beste tun.«

      »Befiehl das unserem Herrgott, Sancho«, erwiderte Don Quijote. »Er wird ihr schon geben, was ihr am zuträglichsten ist. Aber werde du nicht so kleinmütig, daß du dich am Ende gar mit wenigerem begnügst, als Landvogt zu werden.«

      »Das werde ich nicht tun, gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »zumal ich in Euer Gnaden einen so hochgestellten Herrn habe, der in seiner Einsicht schon wissen wird, mir all das zu geben, was gut ist und was ich tragen kann.«

      8. Kapitel

      Von dem glücklichen Erfolg, den der mannhafte Don Quijote bei dem erschrecklichen und nie erhörten Kampf mit den Windmühlen davontrug, nebst andern Begebnissen, die eines ewigen Gedenkens würdig sind

      Indem bekamen sie dreißig oder vierzig Windmühlen zu Gesicht, wie sie in dieser Gegend sich finden; und sobald Don Quijote sie erblickte, sprach er zu seinem Knappen: »Jetzt leitet das Glück unsere Angelegenheiten besser, als wir es nur immer zu wünschen vermöchten; denn dort siehst du, Freund Pansa, wie dreißig Riesen oder noch etliche mehr zum Vorschein kommen; mit denen denke ich einen Kampf zu fechten und ihnen allen das Leben zu nehmen. Mit ihrer Beute machen wir den Anfang, uns zu bereichern; denn das ist ein redlicher Krieg, und es geschieht Gott ein großer Dienst damit, so böses Gezücht vom Angesicht der Erde wegzufegen.«

      »Was für Riesen?« versetzte Sancho Pansa.

      »Jene, die du dort siehst«, antwortete sein Herr, »die mit den langen Armen, die bei manchen wohl an die zwei Meilen lang sind.«

      »Bedenket doch, Herr Ritter«, entgegnete Sancho, »die dort sich zeigen, sind keine Riesen, sondern Windmühlen, und was Euch bei ihnen wie Arme vorkommt, das sind die Flügel, die, vom Winde umgetrieben, den Mühlstein in Bewegung setzen.«

      »Wohl ist’s ersichtlich«, versetzte Don Quijote, »daß du in Sachen der Abenteuer nicht kundig bist; es sind Riesen, und wenn du Furcht hast, mach dich fort von hier und verrichte dein Gebet, während ich zu einem grimmen und ungleichen Kampf mit ihnen schreite.«

      Und dies sagend, gab er seinem Gaul Rosinante die Sporen, ohne auf die Worte zu achten, die ihm sein Knappe Sancho warnend zuschrie, es seien ohne allen Zweifel Windmühlen und nicht Riesen, die er angreifen wolle. Aber er war so fest davon überzeugt, es seien Riesen, daß er weder den Zuruf seines Knappen Sancho hörte noch selbst erkannte, was sie seien – obwohl er schon sehr nahe war –, vielmehr rief er mit lauter Stimme: »Fliehet nicht, feige niederträchtige Geschöpfe; denn ein Ritter allein ist es, der euch angreift.«

      Indem erhub sich ein leiser Wind, und die langen Flügel fingen an, sich zu bewegen. Sobald Don Quijote dies sah, sprach er: »Wohl, ob ihr auch mehr Arme als die des Riesen Briareus bewegtet, ihr sollt mir’s doch bezahlen.«

      Und dies ausrufend und sich von ganzem Herzen seiner Herrin Dulcinea befehlend und sie bittend, ihm in so entscheidendem Augenblicke beizustehen, wohl gedeckt mit seinem Schilde, mit eingelegtem Speer, sprengte er an im vollsten Galopp Rosinantes und griff die erste Mühle vor ihm an; aber als er ihr einen Lanzenstoß auf den Flügel gab, drehte der Wind diesen mit solcher Gewalt herum, daß er den Speer in Stücke brach und Roß und Reiter mit sich fortriß, so daß sie gar übel zugerichtet übers Feld hinkugelten.

      Sancho Pansa eilte im raschesten Trott seines Esels seinem Herrn beizustehen, und als er herzukam, fand er, daß Don Quijote sich nicht regen konnte, so gewaltig war der Stoß, mit dem Rosinante ihn niedergeworfen. »So helf mir Gott!« sprach Sancho, »hab ich’s Euer Gnaden nicht gesagt, Ihr möchtet wohl bedenken, was Ihr tuet, es seien nur Windmühlen, und das könne nur der verkennen, der selbst Windmühlen im Kopf habe?«

      »Schweig, Sancho«, antwortete Don Quijote. »Denn die Dinge des Krieges, mehr als andere, sind fortwährendem Wechsel unterworfen; zumal ich meine, und gewiß verhält sich’s so, daß jener weise Fristón, der mir das Zimmer und die Bücher entführte, diese Riesen


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