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Das Elfenbeinkind. Henry Rider HaggardЧитать онлайн книгу.

Das Elfenbeinkind - Henry Rider Haggard


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beste Fasanenheger im ganzen Lande, und so muß ich mich mit ihm abfinden. Kommen Sie nun herein, ja? Charles wird auf Ihre Gewehre und Patronen achtgeben.«

      Er führte Scroope und mich durch eine Seitentür in die große Halle und machte mich mit den übrigen Mitgliedern der Jagdgesellschaft bekannt. Es waren ausgezeichnete Schützen. Ihren berühmten Namen war ich oft genug in der Zeitschrift »Die Jagd« begegnet, die ich auch in Afrika hielt, trotzdem ich, wenn ich gerade auf meinen Expeditionen war, manchmal ein Jahr lang keine Nummer zu sehen bekam.

      Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, daß ich einen der Herren kannte. Wir waren sicherlich ein Dutzend Jahre lang einander nicht in den Weg gelaufen, aber ich war überzeugt, daß ich mich nicht irrte. Ein so gemeines Äußeres, solche kleine, graue, ruhelose Augen konnten niemand anderem gehören als van Koop, dessen Name seinerzeit in Südafrika berühmt und – berüchtigt war in Verbindung mit riesigen und außerordentlich erfolgreichen Betrügereien. Betrügereien, gegen die das Gesetz keine Handhabe bot, bei denen auch ich eins der vielen Opfer war, und zwar mit einem Betrage von zweihundertfünfzig Pfund, einer großen Summe für mich.

      Als wir seinerzeit dort unten zum letztenmal zusammengekommen waren, hatte es eine stürmische Szene zwischen uns gegeben. Sie endete damit, daß ich ihm wütend erklärte, ich würde ihn, wenn er mir auf dem Feld noch einmal unter die Augen käme, ohne Bedenken niederschießen. Vielleicht war das einer der Gründe, warum van Koop auf einmal aus Südafrika verschwand; er war ein mit allen Hunden gehetzter Fuchs. Ich glaube, er war eben hereingekommen. Wahrscheinlich wohnte er irgendwo in der Nachbarschaft von Ragnall. Auf jeden Fall wußte er nichts von meiner Anwesenheit. Hätte er es gewußt, er wäre – dessen bin ich ganz sicher – weggeblieben. Als er mich sah, rief er: »Allan Quatermain, so wahr ich lebe!« – halblaut nur, aber in solch erstauntem Tone, daß es die Aufmerksamkeit von Lord Ragnall erregte, der in der Nähe stand.

      »Ja, Herr van Koop,« antwortete ich munter, »Allan Quatermain, niemand anders; und ich hoffe, Sie sind ebenso erfreut mich zu sehen, wie ich Sie.«

      »Das muß ein Irrtum sein,« sagte Lord Ragnall mit erstauntem Gesicht, »das ist doch Sir Junius Fortescue, früher Herr Fortescue.«

      »Was Sie nicht sagen«, antwortete ich. »Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals bei diesem Namen habe rufen hören, aber was ich weiß, ist, daß wir alte – Freunde sind.«

      Lord Ragnall entfernte sich, da er wahrscheinlich die Unterhaltung nicht fortzusetzen wünschte. Niemand sonst hatte zugehört. Van Koop schob sich an mich heran.

      »Herr Quatermain,« sagte er mit unterdrückter Stimme, »meine Verhältnisse haben sich, seit wir uns das letztemal trafen, geändert!«

      »Den Eindruck habe ich auch,« versetzte ich, »aber meine sind genau dieselben geblieben, und wenn es Ihnen jetzt passen würde, mir jene zweihundertfünfzig Pfund, die Sie mir schulden, samt Zinsen zurückzuzahlen, so wäre ich Ihnen sehr verbunden. Wenn nicht, so hätte ich eine hübsche Geschichte von Ihnen zu erzählen.«

      »Oh, Herr Quatermain,« antwortete er mit einem gewissen Lächeln, daß es mir schwer wurde, ihm nicht einen Tritt zu geben, »wie Sie wissen, bestreite ich die Schuld.«

      »So, tun Sie das?« rief ich aus. »Vielleicht werden Sie die Geschichte auch bestreiten. Aber die Frage ist, wird man Ihnen auch dann glauben, wenn ich Beweise bringe?«

      »Haben Sie schon mal etwas von einem Statut über beschränkte Haftung gehört, Herr Quatermain?« fragte er hohnlächelnd.

      »Nicht, soweit sie den Ruf betrifft«, antwortete ich mit Betonung. »Nun, was gedenken Sie zu tun?«

      Er dachte einen Moment nach und antwortete:

      »Passen Sie auf, Herr Quatermain, Sie waren immer so etwas wie ein Sportsmann, und ich will Ihnen einen Vorschlag machen. Wenn ich heute mehr Vögel als Sie herunterbringe, sollen Sie versprechen, den Mund über meine Angelegenheiten in Südafrika zu halten, und wenn Sie mehr herunterbringen als ich, sollen Sie ihn immer noch halten, aber ich will Ihnen jene zweihundertfünfzig Pfund samt Zinsen für sechs Jahre bezahlen.«

      Ich überlegte einen Moment, wohl wissend, daß der Mann etwas im Schilde führte. Gewiß, ich konnte ablehnen und Skandal machen. Aber das lag mir nicht und würde mich auch meinen zweihundertfünfzig Pfund nicht näherbringen, die, falls ich gewann, doch ihren Weg in meine Tasche zurückfinden konnten.

      »Gut, abgemacht«, sagte ich.

      »Um was dreht sich die Wette, Sir Junius?« fragte Lord Ragnall näherkommend.

      »Es ist eine ziemlich lange Geschichte,« antwortete jener, »vor Jahren, als ich in Afrika reiste, hatte ich mit Herrn Quatermain eine Meinungsverschiedenheit über eine Summe von fünf Pfund. Um Auseinandersetzungen über diese Kleinigkeit zu vermeiden, haben wir ausgemacht, sie zum Gegenstand eines Wettschießens zu machen.«

      »So, so«, sagte Lord Ragnall ziemlich ernsthaft; ich sah ihm an, daß er van Koops Darstellung über die Höhe der Summe nicht traute. »Geradeheraus gesagt, Herr Junius, ich bin nicht sehr davon eingenommen, daß hier Wetten abgeschlossen werden. Ich glaube Herrn Quatermain gestern auch erwähnen zu hören, daß er in England noch niemals Fasanen geschossen hätte, und deshalb erscheint mir die Sache nicht ganz fair. Doch müssen die Herren Ihre Angelegenheiten natürlich selbst am besten beurteilen können. Nur, da hier Geld in Frage kommt, muß ich jemanden damit beauftragen, Ihre Vögel zu zählen und mir über das Endergebnis Bericht zu erstatten.«

      »Einverstanden«, sagte van Koop. Ich gab keine Antwort. Denn um die Wahrheit zu sagen, mir war die ganze Sache sehr peinlich. Hernach gingen Lord Ragnall und ich an der Spitze der ganzen Gesellschaft zur ersten Schonung hinüber. Wir hatten ungefähr eine halbe Meile zu marschieren.

      »Sie sind schon früher mit Sir Junius zusammengekommen?« fragte er mich mit einer gewissen Betonung.

      »Ja«, antwortete ich. »Vor etwa zwölf Jahren. Van Koop machte damals als erfolgreicher – hm – Spekulant viel von sich reden. Aber kurze Zeit darauf verschwand er aus Südafrika.«

      »Um hier aufzutauchen. Vor zehn Jahren kaufte er eine große Besitzung in der Nachbarschaft. Vor drei Jahren wurde er Baron.«

      »Wie konnte ein Mensch wie van Koop Baron werden?« forschte ich.

      »Durch Kauf, glaube ich.«

      »Durch Kauf! Werden in England Titel verkauft?«

      »Sie sind erfreulich unschuldig, Herr Quatermain, so wie ein Jäger aus Afrika eigentlich sein soll«, sagte Lord Ragnall lachend. »Ihr Freund –«

      »Entschuldigen Sie, Lord Ragnall, ich bin eine bescheidene Person, nicht einmal so eingebildet wie etwa Ihr Wildhüter. Deswegen aber möchte ich den Baron Junius, früheren Herrn van Koop, noch lange nicht meinen Freund nennen, wenigstens nicht im Ernst.«

      Der Lord lachte von neuem.

      »Nun, die Persönlichkeit, mit der Sie Ihre Wette abgeschlossen haben, hat große Summen für die Fonds seiner Partei gezeichnet. Ich sage Ihnen nur, was ich weiß. Die Höhe des Betrages kenne ich nicht. Es war von fünfzehn- oder von fünfzigtausend Pfund die Rede, und auf die Spende hin wurde er Baron.«

      »Das ist die ganze Geschichte«, fuhr er fort. »Ich mag den Mann ja selbst nicht. Aber er ist ein ausgezeichneter Fasanenschütze, und dieser Umstand öffnet ihm alle Türen. Der Schießsport wird eben einmal hierzulande wie ein Fetisch gepflegt und in Ehren gehalten, Herr Quatermain. So ist es zum Beispiel auf dieser Besitzung Tradition, daß wir mehr Fasanen schießen müssen als irgend jemand sonst im Lande, und deswegen habe ich die Verpflichtung, die besten Schützen einzuladen, mögen sie auch nicht immer einwandfreie Burschen sein. Es ist mir ja nicht angenehm, aber offenbar kann ich nichts anderes tun, als was meine Vorfahren getan haben.«

      »Unter diesen Umständen würde ich die Sache überhaupt aufgeben, Lord Ragnall. Sport als Sport ist gut, aber wenn er zum Geschäft wird, lernt man ihn hassen. Ich weiß Bescheid, da ich ihn viele Jahre als Handwerk betreiben mußte.«

      »Das ist eine Idee«, entgegnete er nachdenklich.


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