Эротические рассказы

Milly Darrell. Мэри Элизабет БрэддонЧитать онлайн книгу.

Milly Darrell - Мэри Элизабет Брэддон


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hatte. Der kleine Ort bot selbst an diesem regnerischen Winterabend ein freundliches und behagliches Aussehen dar, und es fielen mir unter andern zwei schöne alte Kirchen und ein großes modernes Gebäude, das ich für das Rathhaus hielt, angenehm auf.

      Wir kehrten der Stadt wieder den Rücken, ehe wir zu Albury Lodge gelangten. Es war ein großes, viereckiges, aus rothen Ziegelsteinen erbautes Haus an der Landstraße, von der es durch hohe Mauern abgesperrt wurde. Das große gußeiserne Thor auf der Vorderseite war mit Brettern verschlagen und als Eingang diente eine kleine Nebenpforte, durch die man auf einen gepflasterten Weg gelangte, der zu einer kleinen Thüre an der Seite des Hauses führte. Der Omnibuskutscher setzte mich an dieser Pforte mit allen meinen weltlichen Habseligkeiten ab, welche zu dieser Zeit meines Lebens aus zwei sehr kleinen Koffern und einem lackierten Toilettenkästchen bestand, das alle meine theuersten Schätze enthielt.

      Ich wurde von einer sehr übellaunig aussehenden Hausmagd mit einer puritanischen Haube und einer fleckenlosen weißen Schürze eingelassen. Ich bildete mir ein, daß sie etwas verächtlich auf meine Koffer blickte, die wahrscheinlich für ihre eigene Garderobe zu klein gewesen wären.

      »O, Sie sind wahrscheinlich die Gouvernante-Schülerin?« sagte sie. »Sie sind schon zeitig diesen Nachmittag erwartet worden. Miß Bagshot und Miß Susan sind ausgegangen zum Thee; aber ich kann Ihnen ihre Schlafstelle zeigen, wenn Sie mit mir gehen wollen. Glauben Sie, daß Sie einen Ihrer Koffer tragen können, wenn ich den andern nehme?

      Ich glaubte ich könnte es und so schleppten die Hausmagd und ich dieselben nach der kleinen Thüre an der Seite des Wohngebäudes und von dort eine Hintertreppe hinauf bis in das oberste Stockwerk, wo mich die Dienerin in ein langes kahles Gemach mit zehn kleinen Betten führte. Das öde Aussehen der Schlafsäle in den gewöhnlichen Erziehungsinstituten war mir nichts Neues, aber dieser kam mir ganz besonders traurig vor.

      Eine Gasflamme brannte an dem einen Ende des Gemachs in der Nähe einer Thüre, die zu einem Waschzimmer führte, das indeß so klein war, daß es nur für einen einzigen Waschtisch Raum hatte, in dem aber zehn junge Mädchen ihre täglichen Waschungen vornehmen mußten. Hier wusch ich mein Gesicht und meine Hände in eisig kaltem Wasser und ordnete mein Haar, so gut ich es ohne die Hilfe eines Spiegels, eines Luxusgegenstands, für den in Albury Lodge keine Vorsorge getroffen war, zu thun vermochte. Während ich auf diese Weise meine kurze Toilette machte, sah mir die Dienerin zu, indem sie darauf wartete, mich nach dem Schulzimmer zu führen. Vor Frost zitternd folgte ich ihr in ein großes leeres Gemach im ersten Stock. Die Ferien waren noch nicht ganz vorüber und von den Zöglingen war noch keine zurückgekehrt. Eine fast peinliche Sauberkeit und Nacktheit herrschte überall in diesem Gemach und ich konnte mich des Gedankens nicht enthalten, daß ein Saal in einem Arbeitshause mindestens ebenso freundlich aussehen würde. Selbst das Feuer in dem hochvergitterten Kamin schien anders zu brennen als andere Feuer dieser Art. Es wurde dies, wie ich später erfuhr, durch reichliche Beimischung von Coks bewirkt. Ein langsamer Rauch stieg aus der trägen Masse auf, die nur selten durch eine schwache gelbliche Flamme belebt wurde. Ein einziges Gaslicht erhellte spärlich dieses lange düstere Gemach, in dem sich außer mir und meiner Führerin kein menschliches Wesen befand.

      »Ich werde-Ihnen gleich etwas zum Abendessen bringen, Miß,« sagte die Hausmagd und entfernte sich, ehe ich um jenes weibliche Lieblingsgetränk, um eine Tasse Thee, eine schüchterne Bitte vorbringen konnte.

      Ich hatte nicht erwartet, am ersten Abend meiner Ankunft mich ganz allein zu finden und ein Gefühl hoffnungsloser Verlassenheit überkam mich, als ich mich an dem einen Ende eines langen grünen Wachstuch überzogenen Tisches niedersetzte und den Kopf auf meine übereinander gefaltete Arme legte. Dies war allerdings sehr schwach und töricht von mir, ein schlimmer Anfang meines neuen Lebens; aber ich bin ganz unfähig, gegen dieses Gefühl äußersten Elends anzukämpfen. Ich dachte an Alle, die ich zu Hause zurückgelassen hatte. Ich dachte, wie mein Leben beschaffen sein würde, wenn mein Vater ein wenig besser daran wäre und dann brach ich in Weinen aus, als ob mir das Herz brechen wollte.

      Plötzlich fühlte ich mitten in diesem törichten Ausbruch eine leichte Hand auf meiner Schulter und, als ich aufblickte, sah ich ein Gesicht über mich gebeugt, ein Gesicht voll von Theilnahme und Mitleid.

      O Milly Darrell, meine herzensgeliebte Freundin, auf welche Weise soll ich beschreiben, wie Du an diesem Abend vor meinen Augen erschienen bist? Wie wenig vermögen meine Worte Deine jungfräuliche Schönheit zu schildern, wie Du in diesem schwach erleuchteten Schulzimmer mit himmlischer Theilnahme in deinen dunkeln beredten Augen zu mir niederblicktest!

      Gerade in diesem Augenblicke war ich so elend und so geneigt, in meinem Elend mürrisch zu sein, daß selbst der Anblick dieses freundlichen Gesichts mir wenig Vergnügen machte. Ich stieß die sanfte Hand verdrießlich zurück und erhob mich rasch von meinem Sitze.

      »Bitte, weinen Sie nicht mehr,« sagte die junge Dame, »ich kann Sie nicht so weinen hören.«

      »Ich werde nicht mehr weinen,« antwortete ich, in rascher heftiger Weise meine Augen trocknend.

      »Es war sehr thöricht von mir, überhaupt zu weinen; aber dieser Platz hatte ein so freudloses trauriges Aussehen und ich dachte an Vater und Mutter und an Alles, was ich zu Hause verlassen habe.«

      »Es war ganz natürlich, daß Sie an dieselben dachten. Alles kommt uns am ersten Abend so kalt und düster vor; aber Sie sind doch sehr glücklich, daß Sie so viele Lieben zu Hause haben. Ich habe nur meinen Papa.«

      »So!« sagte ich, kein besonderes Interesse für ihre Angelegenheiten hegend.

      Ich blickte sie an, wie sie ein wenig an den Tisch gelehnt dastand und nachlässig mit den an ihrer goldenen Kette hängenden Kleinodien spielte. Sie war wirklich sehr schön, eine Brunette, mit einer kleinen graden Nase, mit braunen Augen und dunkelbraunen Haaren. Ihr Mund war der schönste, den ich in meinem Leben gesehen hatte und gab ihrem Gesichte einen unaussprechlichen Reiz. Ihr Kleid bestand aus violetter Seide mit reichem weißen Spitzenbesatz am Hals und an den Aermeln.

      »Sie werden die Dinge viel angenehmer finden, wenn die Mädchen zurückkommen. Natürlich ist die Schule im Vergleiche zum elterlichen Hause immer ein wenig langweilig. Man ist ja darauf vorbereitet, aber ich zweifle nicht daran, daß Sie sich hier ebenfalls auch glücklich fühlen werden und ich hoffe, daß wir sehr gute Freundinnen sein werden. Ich glaube, Sie müssen die Miß Crofton sein, von der ich in der letzten Zeit sprechen hörte?«

      »Im mein Name ist Crofton — Mary Crofton.«

      »Und der meinige ist Emily Darrell. Zu Hause und von Allen, die mich lieben, werde ich Milly genannt. Ich bin eine Pensionärin mit eigenem Zimmer und kann nach Gefallen im Hause herumgehen. Ich bin, wie Sie sehen, zu alt für die Schule, aber ich werde zu Ende dieses Jahres nach Hause zurückkehren. Ich wurde daheim von einer Gouvernante erzogen; aber dann setzte sich Papa in den Kopf, ich würde unter Mädchen von meinem eigenen Alter glücklicher sein und schickte mich in das Institut. Er ist seit dieser Zeit auf Reisen und so bin ich während der Weihnachtsferien nicht zu Hause gewesen. Sie können sich denken, wie unangenehm dies war.«

      Ich versuchte theilnehmend auszusehen und, da ich nicht wußte, was ich sagen sollte, fragte ich, ob Miß Darrells Vater in der Nachbarschaft wohne.

      »O nein,« antwortete sie, »er wohnt über hundert Meilen entfernt in einem sehr wilden Theile von Yorkshire, nicht weit von der See. Aber Thornleigh — das ist der Name unseres Hauses — ist ein so theurer alter Platz und ich liebe unser wildes Land mehr als den lieblichsten Ort in der Welt. Ich bin dort geboren und alle meine glücklichen Erinnerungen an meine Kindheit und meine Mutter sind mit diesem theuren alten Hause verknüpft.«

      »Ist es schon lange her, seit Sie Ihre Mutter verloren haben?«

      »Zehn Jahre Ich liebte sie so sehr. Es giebt Gegenstände, über die man nicht zu reden wagt. Ich traue mir nicht oft zu, über sie zu sprechen.«

      Nach dieser Aeußerung fühlte ich mich etwas mehr zu ihr hingezogen. Zuerst war es mir vorgekommen, als ob sie durch ihre Schönheit und ihren hübschen Anzug eine gewisse Ueberlegenheit mir gegenüber ausübe; ich hatte das Gefühl, als ob sie ein Wesen anderer Art -— ein frohes glückliches


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