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Der Mann im Mond. Вильгельм ГауфЧитать онлайн книгу.

Der Mann im Mond - Вильгельм Гауф


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sein, denn da fiel mir ein, daß doch nicht so leicht mit vornehmen Leuten umzugehen sei, wie man sich sonst wohl einbildet; er ist auch nicht so ein Herr Obenhinaus und Nirgendan wie unsere jungen Herren, mit denen man kurzen Prozeß macht, nein, er sah gar zu vornehm aus. ›Ich wollte nur gefälligst fragen, ob Ew. Exzellenz mit Ihrem Logis zufrieden seien?‹ hub ich an.

      Er stand auf, fragte mich, ob ich Madame wäre, holte mir, denken Sie sich, so artig als wäre ich eine polnische Prinzeß einen Stuhl und lud mich zum Sitzen ein. Es ist erstaunend, was der Herr freundlich sein kann, aber man sieht ihm doch an, daß es nicht so recht von Herzen gehen will.

      An dem Logis hatte er gar nichts auszusetzen und auch die Straße gefiel ihm. Das Gespräch kam auf die Nachbarschaft und auch auf Präsidents Haus; ich erzählte ihm von dem wunderschönen Fräulein, die erst aus der Pension gekommen, und wie sie so gut und liebenswürdig sei; von dem alten Herrn drüben und daß die gnädige Frau schon so lange tot sei; und ich hatte mich so ins Erzählen vertieft, daß ich gar nicht merkte, wo die Zeit hinging und statt ihn auszufragen hatte ich die Gelegenheit so dumm verplaudert!«

      »Schade! Jammerschade!« lachte Berner über die sprachselige Wirtin.

      »Und wie gut der Herr ist; denken Sie sich nur, hinten im Garten wo es nun freilich zu jetziger Jahreszeit nicht mehr schön ist, sitzt mein Luischen; das Dingelchen ist jetzt acht Jahre und schon recht vernünftig, sitzt es im Garten und weiß nicht, daß ein so vornehmer Herr hinter ihm steht. Ich war in der Küche und sah alles mit an; mein Luischen kann allerhand schnackische Lieder, auch ein schwäbisches, ich weiß nicht wer sie es gelernt hat; wie nun der Graf hinter ihr steht fängt der Unband an zu singen:

      ›'n bissel schwarz und 'n bissel weiß

      'n bissel polnisch und 'n bissel deutsch,

      'n bissel weiß und 'n bissel schwarz

      'n bissel falsch ist mei Schatz!‹

      Ich glaube, ich muß vor Scham in den Wurstkessel springen, daß mein Kind so ungebildetes Zeug singt, was mußte nur der Graf von meiner Erziehung denken! Ihm aber schoß das helle, klare Schmerzenswasser in die Augen; er bog sich nieder, nahm das Dingelchen auf den Arm, herzte und küßte es, daß mir brühsiedheiß wurde und fragte, wo sie das Liedchen herhabe!

      Das Kind weiß vor Schrecken gar nicht zu antworten; mein Herr Graf aber langt in die Tasche, kriegt einen blanken Taler heraus und verspricht, wenn es das Verschen noch einmal deutlich sage und zweimal singe, so bekomme es den Taler. Ich hätte ihm befehlen mögen wie ich hätte mögen, es hätte nicht gesungen. Der Taler aber tat seine Wirkung; sie sagte ihr Sprüchlein ganz mir nichts dir nichts auf und sang nachher das ›bissel polnisch und e bissel deutsch‹, wie wenn es so sein müßte. Den Taler bekam es richtig; er liegt in der Sparbüchse in ein Papier geschlagen und drauf steht deutlich, daß sie es in zwölf Jahren noch lesen und einmal ihren Kindern noch zeigen kann: › Den 12. November 1825 bekommen vom Polnisch-Gardeoffizier, Grafen von Martiniz‹.«

      Der Hofrat auf der Lauer

      Die Gäste waren nach und nach alle zur Abendtafel herbeigekommen. Madame trennte sich von dem Hofrat mit dem Versprechen, ihm nächstens wieder zu erzählen. Der Hofrat sann nach über das, was er gehört, die Szenen und Winke, die ihm Madame Plappertasche vorgesetzt hatte, gingen ihm wie ein Mühlenrad im Kopf herum, sinnend kam er an seinen Platz und setzte sich nieder. Vater tot, Mutter tot, Schwestern tot, und dennoch hatte der alte Diener gesagt, ›Ja wenn es dies allein wäre‹, was konnte ihm denn sonst noch gestorben sein, etwa eine Gel– nein! geliebt konnte er nicht haben, denn wie könnte er nach dreiviertel Jahren, so lange hatte der Diener gesagt, sei er traurig, wie konnte er nach so kurzer Frist schon wieder um eine Gräfin Aarstein auf die Freite gehen? Unmöglich! – Hätte, wenn jenes doch der Fall wäre, hätte Ida auf ihn einen solchen Eindruck –

      Ja, das wollte er eigentlich, der gute Hofrat, Ida hatte bestimmt auf ihn einen großen Eindruck gemacht, das war auf dem Ball ganz und gar sichtbar, denn er schaute ja nur nach ihr und immer wieder nach ihr, und sein ernstes Gesicht, wie klärte es sich auf, als sie ihn im Kotillon holte! Heute früh, hatte er nicht einen Feuerblick gegen sie heraufgeworfen, als hätte er eine Congrevesche Batterie hinter den Wimpern aufgefahren, war es ihm selbst nicht, als sollte die Schokolade in seiner Hand, von diesen Brennspiegeln getroffen, anfangen zu sieden?

      Heute abend, wer hatte denn da hinter den roten Gardinen auf des Mädchens gefühlvolles Spiel gelauscht, als er? wer war so gerührt davon, daß ihm die hellen Tränen hervorperlten, als der gute Graf Martiniz? Und Idchen? nun die war ja reinweg in den Mondgast verschossen. »Die Aktien stehen gut!« lachte der Hofrat in sich hinein und rieb sich unter dem Tisch die Hände, »bin neugierig, ob diesmal der alte vergessene Hofrat nicht weiterkömmt mit seinem guten ehrlichen Hausverstand als der Herr Minister-Staatssekretär Superklug und Übergescheit in der Residenz mit seinen diplomatischen, extrafeinen Kniffen, mir muß das Goldfischchen in das Netz, mir muß –«

      »Wenn ich nicht irre, mein Herr, so hatte ich gestern schon das Vergnügen –« tönte dem alten Träumer, der über seinen staatsklugen Planen die Tafel, Nachbarschaft und alles vergessen hatte und jetzt erschrocken auffuhr und sich umsah, ins Ohr – es war Martiniz, der sich unbemerkt neben ihn gesetzt hatte; er hätte vor Schrecken in den Boden sinken mögen, denn sein erster Gedanke war, dieser müsse seine Gedanken erraten haben, besonders da er sich nicht mehr deutlich erinnern konnte, ob er nicht etwa, was ihm oft passierte, laut mit sich selbst gesprochen habe?

      Die Nähe des Fremden übte eine beinahe magische Gewalt auf den Hofrat aus; die sinnende kluge Miene, das neben seinem schwärmerischen Glanz, Verstand und Nachdenken verratende Auge, imponierte ihm, jedoch auf eine Weise, die ihm nicht unangenehm war; es war ihm, als müsse er sich vor dem jungen Mann recht zusammennehmen, um nirgends eine Blöße zu geben oder einen seiner Plane zu verraten. Die gewöhnlichen Fragen, wie sich der Gast hier gefalle, Komplimente über seine Reitfertigkeit, mit welcher er heute früh einem Kind das Leben gerettet und dergleichen, waren bald abgemacht, ohne daß er über des Fremden Gesinnungen nähern Aufschluß bekommen hätte. Es kam an die Gegend des Freilinger Kreises, es wurde gelobt, gepriesen, einzelne Güter, die durch Lage und Ertrag sich auszeichneten, näher beschrieben, aber auch hier ging der Gast nicht ein; er verlor kein Wörtchen, als wolle er sich nur um einen Taler Land mieten oder kaufen.

      Der Hofrat haute sich jetzt einen neuen Weg ins Holz; er lobte die Residenz, das angenehme Leben dort, die Schönen der Stadt und des Hofes, jetzt mußte er etwas sagen, es mußte sich zeigen, ob er die Aarstein – Der Gast sprach von der Residenz, von den schönen Anstalten dort, von der Militärverfassung, schien namentlich über die Kavallerie sich gerne genauere Aufschlüsse geben zu lassen, aber kein Wörtchen über die Damen. Endlich, der Hofrat hatte gerade eine trefflich bereitete Ortolane à la Provençale, seine Leibspeise am Mund und einen tüchtigen Biß hineingetan, da wandte sich Martiniz zu ihm herüber und fragte, ob er nicht in der Residenz die schöne Ar– Schnell wie der Wind fuhr Berner mit seiner Ortolane auf den Teller, wischte den Mund ab und war ganz Ohr, denn jetzt mußte ja die Gräfin aufs Tapet kommen, ob er nicht die schöne Armenanstalt kenne, die er in solcher Vollkommenheit nirgends gesehen habe?

      Dem Hofrat war es auf einmal wieder froh und leicht um das Herz, denn solange er ja über das Verhältnis des Polen zur Gräfin Aarstein nichts Gewisses wußte, durfte er immer der Hoffnung Raum geben. Als die Abendtafel zu Ende war, rief Martiniz nach Punsch und lud seinen Nachbar ein, mit ihm noch ein Stündchen zu trinken. Berner sagte zu und hat es nie bereut, denn hatte ihm der interessante junge Mann zuvor durch seine äußere Persönlichkeit imponiert, so gewann er jetzt ordentlich Respekt vor ihm, da jener, wie es schien, von dem Punsch, dem die Mondwirtin eine eigene geheimnisvolle Würze zu geben verstand, aufgetaut, eine so glänzende Unterhaltungsgabe entwickelte, wie sie dem Hofrat, obgleich er in seinem Leben vieles gesehen und gehört hatte, selten vorgekommen war.

      Wie freudig war aber sein Erstaunen, als er nach einer Viertelstunde schon bemerkte, daß er und sein Nachbar die Rollen getauscht zu haben schienen. Der kluge Alte bemerkte nämlich bald, daß der Graf auf allerlei Umwegen sich immer nur einem Ziele, nämlich Ida, nähere. Er konnte dieses Flankieren dem


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