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Altneuland. Theodor HerzlЧитать онлайн книгу.

Altneuland - Theodor Herzl


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      ALTNEULAND

      Theodor Herzl

      Inhaltsverzeichnis

       ERSTES BUCH Ein gebildeter undverzweifelter junger Mann

       1. Kapitel.

       2. Kapitel.

       3. Kapitel.

       4. Kapitel.

       5. Kapitel.

       6. Kapitel.

       ZWEITES BUCH Haifa 1923

       1. Kapitel.

       2. Kapitel.

       3. Kapitel.

       4. Kapitel.

       5. Kapitel.

       6. Kapitel.

       DRITTES BUCH Das blühende Land

       1. Kapitel.

       2. Kapitel.

       3. Kapitel.

       4. Kapitel.

       5. Kapitel.

       6. Kapitel.

       VIERTES BUCH Passah

       1. Kapitel.

       2. Kapitel.

       3. Kapitel.

       4. Kapitel.

       5. Kapitel.

       6. Kapitel.

       FÜNFTES BUCH Jerusalem

       1. Kapitel.

       2. Kapitel.

       3. Kapitel.

       4. Kapitel.

       5. Kapitel.

       6. Kapitel.

       NACHWORT DES VERFASSERS

       Impressum

      DEM ANDENKEN

      meines Vaters Jakob Herzl,

      geb. 17. April 1836, gest. 9. Juni 1902,

      und

      meiner Schwester Pauline Herzl,

      geb. 10. März 1859, gest. 7. Februar 1878

      gewidmet.

      ERSTES BUCH

       Ein gebildeter und

      verzweifelter junger Mann

      1. Kapitel.

      Dr. Friedrich Löwenberg saß in tiefer Melancholie an dem runden Marmortische seines Kaffeehauses. Es war eines der alten gemütlichen Wiener Cafes auf dem Alsergrunde. Er kam seit Jahren dahin, schon als Student. Mit der Regelmäßigkeit eines Bureaukraten pflegte er um die fünfte Nachmittagsstunde einzutreten. Der blasse, kranke Kellner begrüßte ihn ergebenst. Löwenberg machte eine höfliche Verbeugung vor der ebenfalls blassen Kassiererin, mit der er nie sprach. Dann setzte er sich an den runden Lesetisch, trank seinen Kaffee, las alle Zeitungen durch, die ihm der Kellner beflissen brachte. Und wenn er mit den Tages- und Wochenzeitungen, Witzblättern und Fachjournalen fertig war, was nie weniger als anderthalb Stunden in Anspruch nahm, kamen die Gespräche mit Freunden oder die einsamen Träume.

      Das heißt: ehemals waren es Plaudereien gewesen, jetzt waren es nur noch Träumereien, denn die zwei guten Gesellen, die jahrelang mit ihm diese eigentümlich leeren und charmanten Abendstunden im Cafe Birkenreis verbracht hatten, sie waren beide in den letzten Monaten verstorben. Beide waren älter gewesen als er, und es war wie der eine, Heinrich, in seinem Abschiedsbrief an Löwenberg schrieb, bevor er sich eine Revolverkugel in die Schläfe schoß: »es war sozusagen chronologisch begreiflich, daß sie früher verzweifeln als er.« Der andere, Oswald, war nach Brasilien gezogen, um für eine Ansiedlung jüdischer Proletarier tätig zu sein, und dort war er unlängst dem gelben Fieber erlegen.

      So kam es, daß Friedrich Löwenberg seit einigen Monaten einsam an dem alten Tische saß und, wenn er sich durch den Zeitungshaufen durchgeschlagen hatte, vor sich hinträumte, ohne eine Ansprache zu suchen. Er war zu müde, neue Bekanntschaften zu schließen, als wäre er nicht dreiundzwanzig Jahre alt, sondern ein Greis gewesen, der schon zu oft hatte von lieben Leuten Abschied nehmen müssen. Da saß er und starrte in den leichten Dunst hinein, der die ferneren Winkel des Saales verschleierte. Um den Billardtisch standen mit langen Stöcken und kühnen Stoßgeberden einige junge Leute. Die waren nicht unvergnügt, obwohl sie sich in ähnlicher Lage befanden, wie er: es waren angehende Ärzte, neugebackene Doktoren der Rechte, absolvierte Techniker. Die höheren Studien hatten sie vollendet, und zu tun gab es nichts. Die meisten waren Juden und pflegten zu klagen, wenn sie nicht gerade Billard oder Karten spielten, wie schwer es »in dieser Zeit« sei, das Fortkommen zu finden. Einstweilen vertrieben sie sich diese Zeit mit endlosen Spielpartien. Löwenberg bedauerte und beneidete zugleich diese Gedankenlosen. Sie waren eigentlich nur bessere Proletarier, Opfer einer Anschauungsweise, die vor zwanzig oder dreißig Jahren in den mittleren Schichten der Judenschaft geherrscht hatte. Die Söhne sollten etwas anderes werden, als die Väter gewesen. Los vom Handel, von den Geschäften. Da hatte ein Massenauszug des Nachwuchses nach den »gebildeten« Berufen stattgefunden. Das Ende war ein jammervoller Überfluss an studierten Leuten, die keine Beschäftigung fanden, zu bescheidener Lebensführung nicht mehr taugten, in Ämtern nicht unterschlüpfen


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