Эротические рассказы

Nana. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Nana - Emile Zola


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gekleidete Frau. Sie war in Gesellschaft eines ernst aussehenden Herrn, eines Bürochefs im Ministerium des Innern, den Faloise kannte, da er ihn bei Muffat getroffen hatte. Fauchery seinerseits glaubte, die Dame nenne sich Madame Robert; sie sei eine ehrbare Frau, die nie mehr als einen einzigen Liebhaber, und zwar immer einen respektablen Herrn, zu haben pflege.

      Aber sie mußten schweigen, denn Daguenet lächelte ihnen zu. Jetzt, da Nana Erfolg gehabt hatte, verbarg er sich nicht mehr, sondern zeigte sich mit triumphierender Miene in den Gängen. Sein Nachbar, der Student, dagegen hatte seinen Sessel nicht verlassen; er saß wie angenagelt da, die Bewunderung für Nana hatte ihn geradezu gelähmt. Das also war sie, das also war das Weib! Er wurde rot bis über beide Ohren und zog in Gedanken seine Handschuhe an und aus. Dann wagte er an seinen Nachbarn, den er von Nana hatte sprechen hören, die Frage:

      »Sie verzeihen, mein Herr, kennen Sie die Dame vielleicht, die die Venus spielt?«

      »O ja, ein wenig«, gab Daguenet überrascht und zögernd zur Antwort.

      »Dann wissen Sie möglicherweise auch, wo sie wohnt?« Die Frage war so plump und geradezu gestellt, daß Daguenet große Lust verspürte, sie mit einer Ohrfeige zu beantworten. »Nein«, versetzte er trocken und wandte den Kopf zur Seite. Der blonde Jüngling begriff, daß er eine Unschicklichkeit begangen hatte, errötete noch mehr und blieb in großer Bestürzung sitzen.

      Jetzt erschallten die drei Schläge; der letzte Akt begann. Die Claque beklatschte die Dekoration, die eine in einer Silbergrube ausgehöhlte Grotte des Ätna darstellte, deren Seitenwände hell wie neue Talerstücke schimmerten; im Hintergrund stand Vulkans Schmiede, deren Esse den Eindruck eines niedergehenden Gestirns machte. Diana verständigte sich mit dem Gott über die im zweiten Akt offengebliebenen Differenzen; Vulkan sollte eine Reise erheucheln, um für Venus und Mars freie Bahn zu lassen. Kaum befand sich Diana allein, als Venus erschien. Ein aufgeregtes Beben durchlief den Saal. Nana war nackt. Sie zeigte sich in ihrem Kostüm mit ruhiger, bewußter Kühnheit, des Allvermögens ihrer Reize gewiß. Ein loser Gazeschleier umhüllte sie; ihre vollen Schultern, ihr Amazonenbusen unter dem leichten Schleier, der die Farbe weißen Schaumes hatte, schimmerten hindurch. Die den Fluten entstiegene Venus, deren schönste Bekleidung ihr wallendes Haar ist, zeigte sich hier dem Publikum. Plötzlich erwachte in dem kindisch-gutherzigen Geschöpf das Weib, das mit seinem unruhigen Drang all das Unbekannte der Begierde erschließt und die Weiblichkeit triumphieren läßt. Nana lächelte, aber ihr Lächeln war jenes scharfe, spitze Lächeln des Männerherzen aussaugenden Vampirs. – »Alle Teufel!« wandte sich Fauchery an seinen Freund.

      Mars eilte inzwischen mit seinem wallenden Federbusch zum Rendezvous herbei und stand jetzt zwischen den beiden Göttinnen. Nun folgte eine Szene, die Prullière mit aller ihm eigenen Finesse spielte; geliebkost von Diana, die noch eine letzte Anstrengung an ihn verschwenden wollte, bevor sie ihn dem Vulkan überlieferte, gestreichelt von Venus, die durch die Gegenwart ihrer Rivalin noch mehr gereizt wurde, überließ er sich den süßen Empfindungen mit dem glückstrahlendsten Gesicht und blähte sich auf wie der Vogel im Hanfsamen. Ein großes Trio bildete den Schluß der Szene, und in diesem Augenblick trat eine Schließerin in die Loge von Lucy Stewart und warf zwei ungeheure Buketts von weißem Flieder auf die Bühne. Man applaudierte; Nana und Rose Mignon knicksten, während Prullière die Buketts aufhob. Ein Teil der im Parkett sitzenden Personen blickte lächelnd zu der Loge hinauf, in welcher Steiner und Mignon saßen. Der Bankier, dem das Blut ins Angesicht getreten war, bebte am ganzen Körper, sein Kinn zitterte konvulsivisch, gerade als ob ihm etwas in der Kehle steckengeblieben wäre.

      Was nun folgte, war dazu angetan, das Publikum vollends zu packen. Diana war wütend davongerast. Gleich darauf rief Venus, die sich auf eine Moosbank hingestreckt hatte, Mars an ihre Seite. Noch niemals hatte man eine glühendere Verführungsszene dem Publikum zu zeigen gewagt. Nana, die ihre Arme um Prullières Hals schlang, zog ihn zu sich nieder, als plötzlich Fontan in einem trefflich nachgeahmten Anfall toller Wut, mit dem glühend erregten Gesicht des gefoppten Ehemanns, der seine Frau auf frischer Tat überrascht, im Hintergrund der Grotte erschien und das berüchtigte Eisenmaschennetz wild in den Händen schwang. Ein Moment noch, dann ein geschickter Ruck, und Venus und Mars waren in der Schlinge gefangen; das Netz umschlang sie, und bewegungslos mußten sie in ihrer verliebten Positur verharren.

      Ein Gemurmel wurde laut und schwoll an gleich einem aufsteigenden Seufzer. Ein paar Hände klatschten, sämtliche Augengläser und Operngläser waren auf Venus gerichtet. Allmählich hatte Nana vom Publikum Besitz ergriffen, jedermann war ihr jetzt untertan. Das Fluidum, das von ihr ausging, breitete sich mehr und mehr aus und erfüllte den Saal. In diesem Augenblick atmeten auch ihre leisesten Gebärden Wollust; eine einzige Bewegung ihres kleinen Fingers ließ jedes Männerherz stillstehen … Fauchery sah vor sich den jungen Bruder Studio, den die Flammen der Leidenschaft von seinem Fauteuil emporhoben. Er fühlte eine neugierige Regung, den Grafen Vandeuvres zu betrachten, der bleich mit zusammengekniffenen Lippen auf seinem Sessel lehnte; dann glitt sein Blick auf den dicken Steiner, dessen Gesicht in apoplektischer Röte glühte; dann auf Labordette, der mit dem Erstaunen eines eine vollendete Stute bewundernden Pferdehändlers sein Monokel ins Auge drückte; endlich auf Daguenet, dessen Ohren flammten und im Gefühl befriedigten Sinnenrausches sich bewegten. Dann trieb ihn ein instinktartiges Gefühl, vorwärts zu schauen, und er blieb einen Moment lang verdutzt über das, was sein Blick in der gräflichen Loge der Muffats erschaute: hinter der Gräfin, die blaß und ernst aussah, richtete sich die Gestalt des Grafen empor, dessen Mund offenstand. Sein marmornes Angesicht war rot gefleckt, und neben ihm tauchten aus dem Schatten die trüben Augen des Marquis de Chouard auf, die sich zu einem Paar phosphoreszierender Katzenaugen umgewandelt hatten.

      Nana, die kühne Nana, blieb angesichts dieses verblüfften Publikums, angesichts dieser fünfzehnhundert zusammengepferchten Personen, die abgespannt, nervös erregt nur für das seinem Ende zuneigende Schauspiel Sinn hatten, Nana blieb Siegerin. Der Vorhang sank über die Apotheose: Der Chor der Gehörnten lag auf den Knien, einen Dankeshymnus zu Venus emporsendend, die in ihrer souveränen Nacktheit lächelte und zu unsagbarer Größe emporwuchs.

      Die Zuschauer waren bereits aufgestanden und eilten nach den Ausgangstüren. Man rief die Autoren, und inmitten der donnernden Bravorufe erfolgten zwei Hervorrufe: »Nana! Nana!« Dieser Schrei packte die Menge wie rasend. Dann wurde es finster, obwohl der Saal noch nicht leer war, die Lampenreihe auf der Bühne verlosch, der Kronleuchter wurde heruntergeschraubt, lange Ziehdecken aus grauer Leinwand glitten über die Logen, verhüllten die Vergoldungen der Galerien. Der Saal, der eben noch so heiß, so lärmend gewesen war, versank plötzlich in einen schweren, dumpfen Schlaf, und ein Moder- und Staubgeruch stieg auf. An der Brüstung ihrer Loge lehnte die Gräfin Muffat. Sie wartete, bis die Menge sich verzogen hatte, und schaute, in ihren Pelz gehüllt, nieder in die langsam eintretende Finsternis des Saales. Fauchery und Faloise hatten, um den Ausgang beobachten zu können, eiligst den Saal verlassen. Das Vestibül entlang bildeten die Herren Spalier, während die Doppeltreppe hinab sich schrittweise zwei endlose, regelrechte geschlossene Reihen bewegten. Steiner, den Mignon mit sich zog, war einer der ersten gewesen, der die unteren Räume erreichte. Der Graf von Vandeuvres kam mit Blanche de Sivry am Arm. Einen Moment lang schienen Gaga und ihre Tochter verlegen, daß sie eines männlichen Schutzes entbehrten, aber Labordette eilte herbei und besorgte ihnen einen Wagen, dessen Tür er galant hinter ihnen schloß. Niemand aber hatte Daguenet das Theater verlassen sehen. Als der kleine Bruder Studio mit glühenden Wangen, entschlossen, vor der Schauspielertür zu warten, nach der Passage des Panoramas rannte, deren Gitter er aber verschlossen fand, streifte Satin, die auf dem Gehsteig stand, seine Beine mit ihren Röcken; aber er schob sie, von Verzweiflung gepackt, ohne weiteres beiseite und verschwand dann, von Liebe getrieben und fast in Tränen über seine Unbeholfenheit. Verschiedene Herren steckten sich behaglich Zigarren an und entfernten sich, die Melodie »Wenn Venus abends Pflaster tritt« vor sich her summend. Satin war nach dem »Café des Variétés« zurückgegangen, wo Auguste ihr gestattete, die von den Gästen übriggelassenen Zuckerstücke zu verzehren. Ein großer dicker Mann, der sehr erhitzt aus dem Lokal trat, nahm sie endlich in den Schatten des langsam einschlafenden Paris mit sich. Noch immer aber kamen Leute aus dem Theater. Faloise wartete auf Clarisse; Fauchery hatte versprochen, Lucy Stewart mit Caroline Héquet und ihrer Mutter nach Hause zu bringen. Sie kamen, nahmen fast eine ganze Ecke des Vestibüls


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