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Jochen Klepper: Der Vater Roman eines Königs. Jochen KlepperЧитать онлайн книгу.

Jochen Klepper: Der Vater Roman eines Königs - Jochen Klepper


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das Heer der Verblutenden nicht zu fassen.

      Das nahe Gehöft war eine Schenke. Es ging hoch her in ihr. Sie feierten den Sieg; nur Männer, nur Soldaten fand er vor. Sie hatten das längst von Wirt und Frau und Knecht und Magd Und Kind verlassene Haus aufgespürt. Der Stall war niedergebrannt; das Haus stand beinahe unversehrt. Am Brunnenschwengel war ein Kalb angebunden gewesen, und in dem Keller hatten heil die Fässer flämischen Weines gelegen.

       In der Schenkstube und im offenen Flur tanzten Soldaten miteinander. Der Dessauer weilte hier und sah seinen Leuten zu. Als der Kronprinz eintrat, das Gesicht beschattet von Mühsal, Schwermut und Erschöpfung, schritt der Fürst auf ihn zu, legte den Arm um seine Hüfte, fasste seine rechte Hand und führte den Prinzen zum Tanz.

      „Es ist Sitte so im Lager nach dem Sieg.“ Das war seine Aufforderung. Und sein Abschiedswort nach dem Tanze war: „Das Leben geht immer weiter.“

      Die Grenadiere freuten sich. Gleich stimmten sie der Hoheit und der Durchlaucht zu Ehren das Lied ihrer Feldzüge an. „So leben wir, so leben wir –.“

      So leben wir, so leben wir,

      so leb'n wir alle Tage

      in der allerschönsten Kundenkompanie.

      Des Morgens bei dem Brantewein,

      des Mittags bei dem Bier,

      des Abends bei den Mägdelein im Nachtquartier.

      Manchmal gaben sie der Weise auch andere heitere, derbe Worte, weil sie den Harten liebten, der immer mit ihnen lebte und überall, ob bei Cassano oder Malplaquet, an ihrer Spitze kämpfte.

      „So leben wir, so leben wir“, begannen sie von neuem, das dritte Mal in dieser Nacht.

      Und plötzlich begehrte der junge Prinz in seinem Herzen, dass nie ein Lied auf ihn gesungen werde und dass man niemals eine Krone auf sein Haupt drücke. Er zog sich in einen Winkel zurück. Da saß einer, der nicht mittanzte, und putzte an einem blanken Ding herum. Was er da habe, fragte der Prinz, und er möge nur sitzen bleiben.

      Der Soldat wies die Kugeleinschläge im Helm. Der war das Beutestück von einem Toten.

      Einen Helm mit den Löchern der Kugel darin, dachte der Königssohn, den müssten die Könige am Tage ihrer Krönung tragen; einen blanken, eisernen Helm mit den Spuren des Todes, den Helm, in dem einer für sie starb – ein Landessohn oder ein Söldner.

      Da sah er wieder das welke, schwache Köpflein seines Kindes unter der mörderischen Krone. Aufschreckend, sprach er mit dem Manne weiter; ob er ein Brandenburger sei und aus welcher Landschaft er komme. Er stamme aus der Havelberger Gegend. Schon saß der Kronprinz dicht neben ihm. Wie lange es schon her sei, dass er in den Krieg zog?

      „O Herr“, rechnete der junge Mann ihm schwerfällig vor, „nun sind es schon vier Ernten. Und in den Krieg gezogen bin ich nicht. Sie haben mich geschickt.“

      „Was heißt: geschickt? Geworben –?“

      „Nein, Euer Gnaden: Der Herr Baron aus unserer Herrschaft musste Ablösung stellen für seine Söhne.“

      „Was hat Er getan, ehe der Baron Ihn schickte?“

      „Den Eltern das Feld bestellt. Der Vater ist alt.“

      „Was haben die jungen Barone getan, als Er sie ablösen ging?“

      Oh, der Grenadier begriff ganz gut.

      „Die jungen Herrn Barone, Euer Gnaden, mussten ins Ausland reisen, reiche Bräute in der Fremde zu suchen, weil wir Bauern allein es nicht schaffen konnten, Schloss und Gut aus den Schulden zu bringen.“

       Der nächste Mann, zu dem der Kronprinz trat, verstand ihn nicht: Soldat zwar in brandenburgischer Uniform, jedoch von fremder Sprache und einer Mundart, die seine Herkunft kaum erraten ließ. Nur so viel war aus ihm herauszuholen: „... mehr Sold versprochen.“

      Versprochen. Versprochen. Der Kronprinz kannte den Kehrreim.

      Außer im Kürassierregiment „Kronprinz“ und in dem Infanterieregiment des Fürsten Anhalt-Dessau stand es überall schlimm um Löhnung, Verpflegung und Montur.

      Ah, schon die Monturkostüme, wie jeder Chef eines Regimentes in der ganzen verbündeten Armee sie sich erdachte, forderten Spott und Zorn des Prinzen heraus; Spott und Zorn, durch die er sich unter den Fürstlichkeiten und Offizieren von Tag zu Tag unbeliebter machte. Der junge Herr schien ins Lager gekommen, um unter all den Erfahrenen und geruhsam Lässigen feurige Reformen einzuführen; und weil der Fürst von Anhalt-Dessau allmählich Wind davon zu bekommen schien, dass man ihn, den gar so Unbequemen – wenn auch Unentbehrlichen – weder im neuen Preußen noch im alten Reich zum Generalissimus erheben wollte, hielt er sich nun wohl an den Neuerungssüchtigen. Man hatte dem Ehrgeiz des berühmten Feldherrn mehr zugetraut, als dass er sich nur den Erben der Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches zum Protektor und Zögling zugleich ausersah. Schließlich gab ihm der Kaiser doch nun schon den Titel Durchlauchtig und nannte ihn nicht mehr nur Hochgeboren.

      Seit der Bund mit dem Dessauer bestand, der Bund, durch den er hoffen konnte, ihn bei Brandenburg zu halten, war die Tatenlust des Kronprinzen ungeheuer belebt. Er bestellte Creutz an die Grenze. In wenigen Tagen sollte man sie nun überschreiten.

      Creutz trug die Uniform des kronprinzlichen Regimentsschreibers. Alle Papiere hatte er ordentlich und sauber bei sich.

      Die Zahl der an der Pest gestorbenen Litauer war in die Hunderttausende gestiegen.

      „Ein Drittel der Bevölkerung“, erklärte Friedrich Wilhelm in kurzer Unterbrechung dem Fürsten Anhalt-Dessau, der dem Gespräch mit Creutz beiwohnte. Der Kronprinz hatte die wichtigsten Zahlen im Kopf, die Zahlen, die Leben benannten.

      Graf Gaëtano, meldete der Regimentsschreiber ferner, habe vom König endlich die fünfzigtausend Taler erhalten, sein großes Experiment angekündigt und umfangreiche Aufträge für allerlei Einzelvorbereitungen an vielerlei Handwerker vergeben: Creutz hatte von den verschiedenen Bestellungen des Conte gute Kenntnis.

      Der Kronprinz horchte auf. „Daraus schmilzt man kein Gold. Daraus baut man eine Kutsche.“ Es ließ sich unschwer errechnen.

      Der königliche Münzmeister war um seine Entlassung eingekommen. Der Ausbruch eines lange unterdrückten Lungenleidens hätte ihn zu weiterem Dienste unfähig gemacht. Treue Verwandte seiner Frau, in Lohn und Brot bei einem Schweizer Landedelmann, wollten ihm den Aufenthalt in gesunder Landluft ermöglichen.

       Nun stockte der Bericht. Denn die junge Hoheit ging sofort daran, Maßnahmen vorzubereiten, die den Münzmeister am Grenzübertritt verhinderten, ohne dass ein Eingriff in der Majestät alleinige Rechte geschah. Der Graf war noch sicherer zu machen, das Misstrauen der Bevölkerung noch zu steigern, damit der König zu eigenem Einschreiten gedrängt werde. Die Wusterhausener Truppe sollte nach und nach zum Besuch der Residenz beurlaubt werden und Quartier nehmen um das Fürstenhaus am Friedrichswerder, wo der Conte als Gast des Königs lebte, und um das Münzamt und jegliche Werkstatt, die für Gaëtano arbeitete. Es ging um mehr als das Ertappen eines Gauners.

      Creutz eilte den brandenburgischen Truppen voraus nach Berlin. Auch der Kronprinz drängte unter diesen Umständen auf Rückkehr in die Winterquartiere.

      Manchmal beengte ihn der Reisewagen; dann ritt er eine weite Strecke. Pläne, für die er Genehmigung und Unterstützung des Königs erbitten und einholen wollte, beschäftigten ihn zu jeder Stunde. Jeder Aufenthalt war ihm eine Pein.

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      Endlich, in Küstrin, rastete er wieder in einem Schlosse seines Vaters; und, dreimal endlich, war es das letzte Quartier vor der Hauptstadt! Was machte es da aus, wie kalt der Abend im alten Markgrafenschloss war, wie der Wind der Oderebene durch alle Fugen und Ritzen der Fenster drang. Er hatte dieses erste Ziel gewählt um einer neuen Verabredung mit Creutz willen.

      Nur ein Häuflein Fischer stand am Tor, als sie in den Schlosshof einritten. Der Kronprinz war müde und grüßte


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