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Joseph Conrad: Das Ende vom Lied – Weihe – Hart of Darkness:. Joseph ConradЧитать онлайн книгу.

Joseph Conrad: Das Ende vom Lied – Weihe – Hart of Darkness: - Joseph Conrad


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hastig.

      „Ganz langsam“, sagte der Kapitän laut, mit fester Stimme.

      Der Serang rückte den Hebel des Maschinentelegraphen. Unten erklang ein Gong. Massy ging mit einem verächtlichen Schnauben davon und steckte den Kopf in das Oberlichtfenster zum Maschinenraum.

      „Sie können sich auf ein närrisches Getue mit den Maschinen gefasst machen, Jack“, bellte er. Der Raum, in den er hinuntersah, war tief und düster; und das graue Schimmern von Stahl dort unten wirkte kühl nach dem grellen Glanz der See rings um das Schiff. Die Luft allerdings schlug einem heiß und stickig ins Gesicht. Ein kurzer Schrei, der kaum zu deuten schien, hallte aus der Tiefe herauf. Das war die Art, in der der Zweite Ingenieur seinem Vorgesetzten antwortete.

       Er war ein älterer Mann von nachlässigem Benehmen und augenscheinlich so sehr in der schweigsamen Sorge um seine Maschinen befangen, dass er darüber die Sprache verloren hatte. Wenn man ihn unmittelbar anredete, so war seine einzige Antwort, je nach der Entfernung, ein Knurren oder ein Schrei. Während all der vielen Jahre, die er auf der „SOFALA“ zugebracht, hatte man ihn nie auch nur ein lautes „Guten Morgen“ mit einem seiner Schiffskameraden wechseln hören. Er schien es nicht zu merken, dass Leute kamen und in die Welt hinausgingen; er schien sie überhaupt nicht zu sehen. Tatsächlich schien er seine Schiffskameraden an Land nie zu kennen. Bei Tisch (die vier Weißen der „SOFALA“ speisten gemeinsam) saß er da und blickte teilnahmslos auf seinen Teller; gegen Ende der Mahlzeit aber sprang er auf und stürzte hinunter, wie in der plötzlichen Befürchtung, man könnte ihm während des Essens die Maschinen gestohlen haben. Am Ende der Reise ging er im Hafen regelmäßig an Land, doch wusste niemand, wo und auf welche Weise er seine Abende zubrachte. Unter den Leuten der Küstenfahrer lief immer noch ein wildes und unbestimmtes Gerücht um von seiner Liebschaft mit der Frau eines Sergeanten in einem irischen Infanterieregiment. Das Regiment aber hatte seine Garnisonzeit dort draußen schon vor Jahren abgedient und war irgendwohin auf die andere Hälfte der Erdkugel versetzt worden, weiter weg, als das Wissen der Menschen reichte. Zweimal oder vielleicht dreimal im Jahre pflegte er zuviel zu trinken. Bei diesen Gelegenheiten kehrte er früher als gewöhnlich an Bord zurück, rannte über das Deck, wobei er sich mit ausgespreizten Armen, wie ein Seiltänzer, im Gleichgewicht hielt, schloss sich dann in seiner Kajüte ein und redete und schimpfte die ganze lange Nacht in allen Tönen vor sich hin; Wut, Hohn und Wehklagen wechselten unerschöpflich miteinander ab. Massy, der Wand an Wand mit ihm schlief, pflegte sich in seiner Koje auf den Ellbogen aufzurichten und entdeckte dann, dass sein Zweiter Offizier den Namen jedes Weißen behalten hatte, der durch Jahre und Jahre auf der „SOFALA“ Dienst getan hatte. Er erinnerte sich an die Namen von Leuten, die gestorben, die nach Hause oder nach Amerika gegangen waren; er erinnerte sich während seiner Räusche an die Namen von Männern, deren Verbindung mit dem Schiff so kurz gewesen war, dass Massy selbst die näheren Umstände vergessen hatte und sich eben noch an die Gesichter erinnern konnte. Die trunkene Stimme jenseits des Schotts ergoss über sie alle eine ungewöhnliche Flut giftiger und lästerlicher Verleumdungen. Scheinbar hatten sie alle ihn auf irgendeine Weise beleidigt, und zum Lohn dafür war er ihnen allen hinter die Schliche gekommen. Er murmelte finster; er lachte höhnisch; er zermalmte sie, einen nach dem anderen; von seinem Vorgesetzten aber, Massy, plapperte er voll Bewunderung und Neid. „Gerissener Schuft! Trifft seinesgleichen nicht alle Tage. Seht ihn nur an! Ha! Groß! Eigenes Schiff. Würde sich nie erwischen lassen. Keine Angst – der Hund!“ Und nachdem Massy eine Weile mit dankbarem Lächeln diesem kunstlosen Tribut an seine Größe gelauscht hatte, begann er wohl zu brüllen und mit den Fäusten gegen das Schott zu trommeln.

      „Hören Sie auf, Narr! Wollen Sie mich nicht schlafen lassen! Saufbold!“

      Dabei aber umspielte immer noch ein halbes Lächeln des Triumphs seine Lippen; draußen stand der Laskar, den die Nachtwache im Hafen getroffen hatte (ein Junge vielleicht, der gerade aus einem Walddorf gekommen war), reglos im tiefen Schatten des Decks und lauschte dem endlosen trunkenen Geschwätz. Sein Herz pochte vor atemloser Ehrfurcht vor den weißen Männern: den hartnäckigen, herrschsüchtigen Männern, die unbeugsam ihre unverständlichen Ziele verfolgen – Wesen mit unerhörtem Tonfall in der Stimme, von unberechenbaren Gefühlen und unergründlichen Trieben bewegt.

      * * *

      VIII

       VIII

      Massy blieb nach dem Antwortschrei seines Zweiten noch eine Weile über das Fenster zum Maschinenraum gebeugt. Kapitän Whalley, der kraft seiner fünfhundert Pfund sein Kommando drei Jahre lang beibehalten hatte, hätte nun den Verdacht erwecken können, als hätte er die Küste nie zuvor gesehen. Er schien sich nicht entschließen zu können, das Glas abzusetzen, als wäre es ihm unter den zusammengezogenen Brauen festgewachsen. Dieses krampfhafte Stirnrunzeln gab seinem Gesicht den Ausdruck unbeugsamer und gerechter Strenge; doch sein erhobener Ellbogen zitterte leicht, und die Schweißtropfen rannen unter seinem Hut hervor, als wäre plötzlich im Zenit, neben der glühenden Kugel, die schon dort hing, eine zweite aufgegangen, in deren blendend weißem Licht die Erde wie ein Sonnenstäubchen erglühte.

      Von Zeit zu Zeit hob er, während er mit der anderen immer noch das Glas hielt, die freie Hand, um sich das triefende Gesicht abzuwischen. Die Tropfen rollten ihm die Wange hinunter, fielen wie Regen auf das weiße Barthaar, und plötzlich streckte er, wie unter einem unbesiegbaren, ängstlichen Impuls, den Arm nach dem Maschinentelegraphen aus.

      Unten klang der Gong. Die gemessenen Umdrehungen der langsamen Fahrt hörten zugleich mit jedem sonstigen Laut und jeder Erschütterung im Schiff auf, als hätte sich die große Ruhe, die draußen über der Küste lagerte, durch die eisernen Seitenwände eingeschlichen und von den geheimsten Winkeln des Schiffes Besitz ergriffen. Die schwache Brise, die des Dampfers Fahrt erzeugt hatte, verwehte, als wäre mit einmal die Luft zu dick geworden, um noch bewegt werden zu können; sogar das leise Plätschern des Wassers am Bug erstarb. Der schmale, lange Rumpf glitt ohne ein Kräuseln dahin, schien sich an das seichte Wasser über der Bank heranzustehlen. Das Aufklatschen des Bleis und die klagenden Schreie des Laskars erklangen in immer längeren Zwischenräumen; die Leute auf der Brücke schienen den Atem anzuhalten.

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      Der Malaie am Steuer sah starr nach der Windrose, der Kapitän und der Serang nach der Küste.

      Massy hatte das Oberlicht verlassen und war auf leisen Sohlen genau an den Punkt der Brücke zurückgekehrt, an dem er früher gestanden hatte. Ein träges, stieres Grinsen entblößte sein breites Gebiss: im Schatten des Sonnensegels glitzerten die Zähne gleichmäßig, wie die Tasten eines Klaviers in einem dämmerigen Zimmer.

       Schließlich tat er so, als spräche er in äußerster Verwunderung zu sich selbst, und sagte, nicht sehr laut:

      „Die Maschinen stoppen! Was noch, das möchte ich gern wissen!“

      Er wartete, zuckte die Schultern, schüttelte den Kopf, warf schiefe Blicke, dann hob er die Stimme ein wenig:

      „Wenn ich es wagen wollte, eine Bemerkung zu machen, so möchte ich wohl sagen, dass Sie nicht Schneid genug haben...“

      Aber in den Laskaren beim Lot schien, unerwartet genug bei der tiefen Ruhe der Küste, ein Geist lärmenden Aufruhrs gefahren zu sein. Sein eintöniger, langgezogener Singsang wurde zu lautem, schnellem Rufen. Er wirbelte das Gewicht nur einmal in der Luft herum und ließ es dann fliegen, dass die Leine pfiff; ein Aufklatschen folgte unmittelbar auf das andere. Das Wasser war seicht geworden, und der Mann rief, anstatt wie bisher in Faden, die Lotung in Fuß aus.

      „Fünfzehn Fuß, fünfzehn, fünfzehn! Vierzehn, vierzehn...“

      Kapitän Whalley ließ den Arm sinken, der das Glas hielt. Er glitt langsam nieder, wie durch sein eigenes Gewicht; kein anderes Glied seines mächtigen Körpers rührte sich, und die schnell aufeinanderfolgenden Schreie mit ihrem warnenden Unterton ließen ihn unberührt, als wäre er taub.

      Massy stand bewegungslos und gespannt lauschend da und hielt die Augen fest auf den silberweißen, kurzgeschorenen Hinterkopf des Alten


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