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Joseph Conrad: Das Ende vom Lied – Weihe – Hart of Darkness:. Joseph ConradЧитать онлайн книгу.

Joseph Conrad: Das Ende vom Lied – Weihe – Hart of Darkness: - Joseph Conrad


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ihn in jeder Weise ermutigt. Keine Exzellenz – dieser Mister Denham – dieser Gouverneur in Hemdärmeln; ein Mann, der sozusagen Nacht und Tag das schnelle Aufblühen der Niederlassung mit selbstloser Hingabe überwachte, wie eine Wärterin ein Kind, das sie liebt; ein alleinstehender Junggeselle, der mit den wenigen Dienern und seinen drei Hunden wie in einem Feldlager in dem Gebäude wohnte, das der Regierungsbungalow genannt wurde: ein Bau mit niedrigem Dach auf dem halb gerodeten Hang eines Hügels, mit einer neuen Flaggenstange davor und einer Polizeiordonnanz in der Veranda. Kapitän Whalley dachte daran, wie er in drückender Sonne zu seiner Audienz den Hügel hinaufgegangen war, dachte an den leeren Eindruck des kühlen, schattigen Raumes; der lange Tisch war an einem Ende mit Stößen von Papieren bedeckt, am anderen lagen zwei Gewehre, ein Messingfernrohr und eine kleine Ölflasche mit einer Feder darin. – Er dachte auch an die schmeichelhafte Aufmerksamkeit, die ihm der damalige Machthaber erwiesen hatte. Das Unternehmen, das auseinanderzusetzen er gekommen war, hatte seine großen Gefahren. Doch eine Unterredung von zwanzig Minuten im Regierungsbungalow hatte es glatt vom Stapel gehen lassen. Und als er sich zurückzog, rief ihm Mr. Denham, der sich schon wieder zu seinen Papieren gesetzt hatte, nach: ‚Im nächsten Monat geht die „DIDO“ auf Kreuzfahrt in Ihre Nähe. Ich werde den Kapitän nachdrücklich auffordern, nach Ihnen zu sehen.’ Die „DIDO“ war eine der schmucken Fregatten der Chinastation – und fünfunddreißig Jahre sind eine große Zeitspanne. Vor fünfunddreißig Jahren war ein Unternehmen wie das seine für die Kolonie wichtig genug, dass ein königliches Schiff geschickt wurde, um nach ihm zu sehen. Eine große Zeitspanne. Damals hatte der einzelne Mann noch seinen Wert. Männer wie er; Männer auch wie der arme Evans zum Beispiel, mit seinem roten Gesicht, seinem kohlschwarzen Backenbart und den ruhelosen Augen, der am Rande des Urwaldes, in einer einsamen Bai, drei Meilen weiter aufwärts, die erste Patenthelling zur Ausbesserung kleiner Schiffe eingerichtet hatte. Mr. Denham hatte auch dieses Unternehmen ermutigt, und doch war der arme Evans schließlich in der Heimat in traurigen Verhältnissen gestorben. Sein Sohn, hieß es, presste Öl aus Kokosnüssen, auf irgendeinem gottverlassenen Inselchen des Indischen Ozeans, um nur leben zu können. Aus dieser Patenthelling aber, in einer einsamen, waldigen Bucht, waren die Werkstätten der Vereinigten Dockgesellschaft entstanden, mit ihren drei Trockendocks, die aus gewachsenem Fels gesprengt waren, mit ihren Werften, Hafendämmen, ihrer elektrischen Lichtanlage und dem Kesselhaus – mit ihren ungeheuren Mastenkranen, die stark genug waren, um die schwersten Gewichte zu heben, und deren Oberende wie die Spitze eines eigenartigen Denkmals über das sandige Vorland und die Waldgipfel weg zu sehen war, wenn man von Westen her in den Hafen einfuhr.

      Ja, das war eine Zeit gewesen, in der die Männer etwas galten: damals gab es nicht so viele Gespanne in der Kolonie, obwohl Mr. Denham, soviel er sich erinnerte, ein Buggy gehabt hatte. Und Kapitän Whalley hatte das Gefühl, als würde er von einer geistigen Rückströmung aus der großen Allee hinausgespült. Er erinnerte sich an morastige Ufer, an einen Hafen ohne Quais, an den einzigen hölzernen Landungssteg, der von der Gemeinde errichtet war und sich wackelig ins Meer hinausstreckte. An die ersten Kohlenschuppen, die auf Monkey Point errichtet wurden, dann geheimnisvoll in Brand gerieten und tagelang glimmten, so dass die einfahrenden Schiffe zu ihrer Verwunderung in eine Reede voll von Schwefeldämpfen gerieten, über der die Sonne glutrot im Mittag hing. Er erinnerte sich an die Dinge, die Gesichter und noch etwas daneben – wie an den feinen Duft einer bis auf den Grund geleerten Schale, an ein gewisses Etwas in der Luft, das sich in der Luft dieser Tage nicht mehr vorfand.

       In dieser rückschauenden Stimmung, die rasch und deutlich alle Einzelheiten hervortreten ließ, wie ein Aufblitzen von Magnesiumlicht in den Nischen einer dunklen Gedächtnishalle, betrachtete Kapitän Whalley die Dinge, die einst wichtig gewesen waren, die Anstrengungen kleiner Leute, das Wachsen eines großen Platzes, was alles nun sein Gewicht verloren hatte durch die Größe des Erreichten und die Hoffnung auf eine noch größere Zukunft; das gab ihm einen Augenblick lang eine so brennende Klarheit des Zeitbegriffs, ein solches Verständnis für unsere unveränderlichen Gefühle, dass er kurz stehen blieb, seinen Stock auf den Boden stieß und ausrief: „Was zum Teufel tue ich hier!“ Er schien in Überraschung verloren; da hörte er eine klägliche Stimme einmal, zweimal seinen Namen rufen – und wandte sich langsam um.

      Er sah einen Mann von altmodischem, gichtischem Aussehen gewichtig auf sich zuwatscheln, dessen Haar weiß war wie sein eigenes, dessen blühende Wangen aber glatt rasiert waren und der einen Maschenbinder trug – fast schon ein Halstuch –, dessen Stoffenden zu beiden Seiten weit vom Kinn abstanden; mit runden Beinen, runden Armen, einem runden Leib, einem runden Gesicht machte seine kurze Gestalt den Eindruck, als wäre sie mit einer Luftpumpe bis an die Grenze der Haltbarkeit seiner Kleidernähte aufgetrieben worden. Das war der Direktor des Hafenarsenals, eine höhere Art von Hafenmeister also, eine Persönlichkeit draußen im Osten, die in ihrem Machtbereich nicht ohne Bedeutung ist; ein Regierungsbeamter, über die Hafengewässer gesetzt und mit einer nicht ganz scharf umrissenen Disziplinargewalt über Seeleute aller Klassen ausgestattet. Von diesem besonderen Arsenaldirektor hieß es, dass er seine Macht als jämmerlich unvollkommen empfand, weil sie nicht die Gewalt über Tod und Leben in sich schloss. Das war eine spaßhafte Übertreibung. Kapitän Eliott war mit seiner Stellung recht zufrieden und sich der Machtfülle, die sie bot, recht wohl bewusst. Seine eitle und herrschsüchtige Gemütsart ließ nicht zu, dass sie etwa von seinen Händen unbenutzt verkümmerte. Die laute, heißblütige Offenherzigkeit seiner Auslassungen über den Charakter und die Aufführung mancher Leute machten ihn gefürchtet; wenn auch gesprächsweise manche behaupteten, ihn durchaus nicht zu scheuen, so lächelten doch andere säuerlich bei der bloßen Nennung seines Namens, und es gab sogar manche, die es wagten, ihn einen zudringlichen alten Halunken zu nennen. Doch war fast für jeden einzelnen unter ihnen allen die Aussicht, einen von Kapitän Eliotts Ausbrüchen aushalten zu müssen, so schrecklich wie etwa die völlige Vernichtung.

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      V

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      Sobald er ganz nahe herangekommen war, sagte er mit bärbeißigem Vorwurf:

      „Was höre ich da, Whalley? Ist es wahr, dass du die „FAIR MAID“ verkaufst?“

      Kapitän Whalley sah beiseite und sagte, die Sache sei abgemacht und das Geld diesen Morgen erlegt worden; und der andere drückte sofort seine Zustimmung zu diesem so ungewöhnlich vernünftigen Schritt aus. Er sei aus seinem Käfig herausgekommen, um vor dem Abendessen die Beine ein wenig gerade zu strecken, erklärte er. Sir Frederick sehe übrigens für seine Jahre noch recht gut aus. Oder nicht? Kapitän Whalley konnte darüber nichts sagen; hatte nur den vorbeifahrenden Wagen bemerkt.

      Der Arsenaldirektor versenkte beide Hände in die Taschen eines leichten Röckchens, das für einen Mann seines Alters und seiner Erscheinung unangemessen kurz und eng war; mit einem leichten Hinken fiel er neben Kapitän Whalley, dem er bis an die Schultern reichte, in Schritt. Sie waren vor Jahren gute Kameraden gewesen, beinahe Busenfreunde. Zur selben Zeit, wie Whalley den berühmten „KONDOR“, hatte Eliott die fast ebenso berühmte „RINGDOVE“ für dieselben Reeder geführt; und als die Stelle eines Arsenaldirektors geschaffen wurde, wäre dafür außer ihm nur noch Whalley ernstlich in Betracht gekommen. Kapitän Whalley aber, damals in der Vollkraft seiner Jahre, war entschlossen, niemand als seinem eigenen guten Glück zu dienen. Während er weit weg seine heißen Eisen glühte, freute es ihn zu hören, dass der andere Erfolg gehabt hatte. Der aufgeblasene Ned Eliott hatte eine berechnende Schmiegsamkeit, die ihm in dieser amtlichen Stellung sehr wertvoll sein musste. Und im Grunde waren sie so verschieden, dass es, als sie am Ende der Allee vor der Kathedrale angekommen waren, Whalley noch gar nicht eingefallen war, er selbst hätte an der Stelle dieses Mannes sein können – bis zum Ende seiner Tage versorgt.

      Der heilige Bau, der in feierlicher Einsamkeit inmitten der zusammenlaufenden, von ungeheuren Baumriesen umstandenen Alleen aufragte, als wollte er ernste Gedanken des Jenseits in den Feiernden wecken, bot der Lichtflut aus dem Westen ein geschlossenes, gotisches Portal dar. Das Glasfenster in der Rosette über dem Spitzbogen glühte wie feurige Kohle aus dem marmornen Schnörkelwerk. Die beiden Männer kehrten um.

       „Ich will dir sagen, was sie nun als nächstes tun sollten“, knurrte Kapitän Eliott


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