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Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen. Johann Wolfgang von GoetheЧитать онлайн книгу.

Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen - Johann Wolfgang von Goethe


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Ihnen sagen, wenn ich allein bin. Die traurige Lage, in der ich mich befinde, nötigt mich zu diesem zweideutigen Schritt.«

      So mag es sein! – – Der kleine Jäck ist mir wohl ein sichrer Bote. Sie geht an die Türe und ruft. Jäck!

      Zweiter Auftritt

      Nichte. Jäck.

      NICHTE. Kleiner! weißt du des Ritters Greville Wohnung?

      JÄCK. Ich bin oft dort gewesen.

      NICHTE. Willst du mir wohl gleich ein Billett an ihn bestellen? Aber daß es niemand erfährt!

      JÄCK. Recht gern! Was hab ich davon?

      NICHTE indem sie ihm Geld reicht. Einen Laubtaler!

      JÄCK der sich auf einem Fuß einigemal herumdreht. Ich habe Flügel.

      NICHTE indem sie ihm das Billett gibt. Hier!

      JÄCK. Das Geld wird bald verdient sein. Wahrscheinlich ist er in der Nähe. Um diese Zeit pflegt er in das Kaffeehaus an der Ecke zu kommen.

      NICHTE. Das wäre schön. Nur vorsichtig!

      JÄCK. Geben Sie nur. Verlassen Sie sich auf mich.

      NICHTE. Du bist ein durchtriebener Schelm!

      JÄCK. Ich bin zu brauchen, das weiß Ihre Tante.

      Dritter Auftritt

      NICHTE allein. Wie frech dieser Knabe ist! Wie abgerichtet! So sollt ich auch werden; und wäre sie langsamer zu Werke gegangen, sie hätte mich Schritt vor Schritt ins Verderben geführt. Glücklicherweise werd ich es gewahr und fühle noch soviel Kraft, mich zu retten. Geist meiner Mutter, steh mir bei! Ein Fehler riß mich aus dem gleichgültigen Zustande, in welchem ich sonst zwischen Tugend und Laster schlummerte. O möge dieser Fehler der erste Schritt zur Tugend sein!

      Vierter Auftritt

      Nichte. Marquise.

      MARQUISE. Lassen Sie sehen, Nichte, wie finden Sie sich in das neue Kleid?

      NICHTE. Nicht eben so ganz, als wenn es mein eigen wäre.

      MARQUISE. Nun, nun, es geht schon! Es kleidet Sie alles.

      NICHTE. Auch der Betrug, wie Sie heute gesehen haben.

      MARQUISE. Wer wird solche Worte brauchen! Etwas an ihr zurechtrückend. So! es muß mehr an den Leib geschlossen sein, und diese Falte muß reicher fallen. Der Wagen wird bald kommen, und wir fahren heute noch aufs Land.

      NICHTE. Noch heute?

      MARQUISE. Ja, und Sie haben heute noch eine Rolle zu spielen.

      NICHTE. Noch eine? Sie sind unbarmherzig, Tante. Die erste hat mir schon so viel Mühe gekostet, daß Sie mich mit der zweiten verschonen sollten.

      MARQUISE. Eben deswegen, mein Kind. Noch diese und dann die dritte und vierte, und es wird Ihnen keine Mühe mehr kosten.

      NICHTE. Ich fürchte, Sie finden mich nicht halb so fähig, als Sie glauben.

      MARQUISE. Es kommt auf einen Versuch an. Diese Nacht werden Sie eine sehr geringe Rolle zu spielen haben.

      NICHTE. In diesem prächtigen Kleide?

      MARQUISE. Dem Inhalte nach, meine ich. Sie haben eine halb stumme Liebhaberin vorzustellen.

      NICHTE. Wie verstehn Sie das?

      MARQUISE. Ich bringe Sie in einen Garten, führe Sie in eine Laube, gebe Ihnen eine Rose, und Sie verweilen einen Augenblick. Es kommt ein Kavalier auf Sie zu, er wirft sich Ihnen zu Füßen, er bittet Sie um Vergebung, Sie geben einen unvernehmlichen Laut von sich: »Mein Herr!« – oder was Sie wollen; – er fährt fort, um Verzeihung zu bitten. »Stehn Sie auf!« versetzen Sie leise; er bittet um Ihre Hand als um ein Zeichen des Friedens. Sie reichen ihm Ihre Hand; er bedeckt sie mit tausend Küssen. »Stehn Sie auf!« sagen Sie alsdann, »entfernen Sie sich, man könnte uns überraschen!« Er zaudert; Sie stehen vom Sitze auf: »Entfernen Sie sich!« sagen Sie dringend und drücken ihm die Rose in die Hand. Er will Sie aufhalten. »Es kommt jemand!« lispeln Sie und eilen aus der Laube. Er will zum Abschiede einen Kuß wagen; Sie halten ihn zurück, drücken ihm die Hand und sagen sanft: »Wir sehn uns wieder!« und machen sich von ihm los.

      NICHTE. Liebe Tante, verzeihen Sie mir, es ist eine schwere, eine gefährliche Aufgabe. Wer ist der Mann? Wen soll ich vorstellen? Wird die Nacht, werden die Umstände ihn nicht verwegner machen? Können Sie mich so aussetzen?

      MARQUISE. Du bist sicher, mein Kind. Ich bin in der Nähe und werde nicht einen Augenblick verweilen, wenn ich diese letzten Worte höre. Ich trete herbei und verscheuche ihn.

      NICHTE. Wie soll ich meine Rolle recht spielen, da ich nicht weiß, wen ich vorstelle?

      MARQUISE. Betragen Sie sich edel, sprechen Sie leise; das übrige wird die Nacht tun.

      NICHTE. Welch einen Argwohn erregt mir das blaue Kleid, diese silbernen Muschen!

      MARQUISE. Nun gut, wenn Sie es denn vermuten, wenn Sie es erraten. Sie stellen die Prinzessin vor, und der Kavalier wird der Domherr sein.

      NICHTE. Liebe Tante, wie können Sie einem unglücklichen verlassenen Mädchen solch eine sonderbare Unternehmung zumuten! Ich begreife den Zusammenhang nicht, ich sehe nicht, was es Ihnen nutzen kann; aber bedenken Sie, daß es kein Scherz ist. Wie hart würde einer gestraft, der die Hand des Fürsten in irgendeiner Unterschrift nachahmte, der das Bild seines Königes auf ein unechtes Metall zu prägen sich unterfinge? Und ich soll, wissentlich, mein armseliges Selbst für die geheiligte Person einer Fürstin geben, soll mit erlogenen Zügen, durch erborgte Kleider die äußere Gestalt jener erhabenen Person nachäffen und durch mein Betragen in ebendem Augenblick die edle Sittlichkeit schänden, die den Charakter dieser großen Fürstin macht? Ich schelte mich selbst, ich bin zu bestrafen, bin zu verdammen. Haben Sie Mitleid mit mir! denn Sie werden mich nicht retten, wenn man mich verurteilt. Wollen Sie mich zu einer Verbrecherin machen, weil ich Ihnen einen Fehler eingestand?

      MARQUISE. Es ist nicht zu ändern.

      NICHTE bittend. Meine Tante!

      MARQUISE gebieterisch. Meine Nichte! – Sobald der Wagen da ist, erfahren Sie es; werfen Sie dann Ihren Mantel um und folgen Sie mir.

      NICHTE. Ich wünschte –

      MARQUISE. Sie wissen, was zu tun ist; es kann nichts abgeändert werden.

      Fünfter Auftritt

      Nichte, nachher Jäck.

      NICHTE. So war mein Argwohn auf dem rechten Wege! Es ist gewiß, was ich fürchtete. Sie will mich dem Domherrn auf eine oder die andere Weise in die Hände liefern, und vielleicht ist der Marquis selbst mit ihr einig. Von solchen Menschen läßt sich alles erwarten, und desto besser habe ich getan, mich an den Ritter zu wenden. Ich werde mich heute schon zu betragen wissen, und morgen, wenn ich mich in ihm nicht betrogen habe –

      JÄCK in der Türe. Ist sie weg?

      NICHTE. Nur herein!

      JÄCK. Wie gesagt, so getan!

      NICHTE. Was bringst du?

      JÄCK. Hier ein Blättchen! Indem er ihr ein Billett gibt und sich dann im Sprunge herumdreht. Und noch einen Laubtaler vom Ritter für meine Mühe. Brauchen Sie mich ferner zum Kurier.

      NICHTE. Wo hast du ihn angetroffen?

      JÄCK. Im Kaffeehause gegenüber, wie ich sagte.

      NICHTE. Sagte er was zu dir?

      JÄCK. Er fragte, ob Sie zu Hause, ob Sie allein seien? – Ich muß sehen, was es gibt; ich höre, die gnädige Frau fährt aus.

      Sechster Auftritt

      Nichte, nachher der Ritter.

      NICHTE das Billett lesend. »Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen und freue


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