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Der grüne Bogenschütze. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Der grüne Bogenschütze - Edgar Wallace


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      »Nein, das ist das erste, was ich davon höre. Wer ist denn der neue Mieter?«

      Abel Bellamy schüttelte den Kopf.

      »Ich weiß es nicht, kümmere mich auch nicht darum. Warum konnten die Leute nicht irgendwo anders hingehen?«

      Später am Nachmittag begleitete ihn Julius, als er auf dem breiten, von Bäumen eingefaßten Weg einen Rundgang durch das Grundstück machte.

      »Ich vermute, das ist das Haus,« sagte Bellamy und zeigte mit seinem Stock auf ein niedriges, massives, graues Gebäude, dessen Dach und Kamine über die hohe Mauer ragten, die seinen Park umgaben. »Ich habe das Haus früher einmal besichtigt, aber ich wollte es nicht kaufen. Sagen Sie, ist das eine Tür dort in der Mauer?«

      »Es sieht so aus. Früher bestand wahrscheinlich eine Verbindung zwischen der Burg und Lady's Manor. Es war ein Witwensitz.«

      Es zeigte sich, daß es eine ganz altertümliche Tür war. Ihre dicken Eichenbohlen waren mit starken Eisenplatten beschlagen, aber sie schien seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden zu sein. Der Eisenbeschlag war verrostet, und die Tür war fast ganz mit Efeu überwachsen. Man hätte mindestens einen Tag arbeiten müssen, um den Eingang wieder freizulegen. Aber das beruhigte Bellamy nicht.

      »Holen Sie einen Maurer vom Dorf und lassen Sie die Tür zumauern,« sagte er. »Ich wünsche nicht, daß fremde Leute in meinem Grundstück umherspionieren. Denken Sie daran, Savini!«

      Julius machte sich eine Notiz, und noch am selben Nachmittag kamen zwei Leute aus dem Dorf, rissen die Efeuranken von der Tür, schnitten die Zweige und Sträucher ab und begannen die Türöffnung zuzumauern. Als Valerie Howett, die einen Rundgang in dem verwilderten Garten ihres neuen Wohnsitzes machte, das Klopfen der Maurerkellen gegen die Steine hörte, vermutete sie, was auf der anderen Seite des verfallenen Tores vor sich ging.

      Lady's Manor hatte sie in vieler Hinsicht überrascht. Eine genaue Besichtigung hatte ergeben, daß das Innere nur wenig Reparaturen brauchte. Alle Räume waren mit schönen, alten Holzpaneelen überzogen, die Decken waren getäfelt, und das Holzwerk brauchte nur neu poliert zu werden. Nur an einem der schön eingelegten Parkettböden war eine größere Ausbesserung nötig. Zu ihrer größten Freude stellte Valerie fest, daß man die neue Wohnung gleich beziehen konnte, und sie faßte auch den Entschluss, den Umzug sofort zu bewerkstelligen.

      Der gutmütige Mr. Howett gab seine Einwilligung, und noch bevor die Handwerker das Haus verlassen hatten, fuhren große Möbelwagen in langer Reihe durch die ruhigen Straßen von Berkshire und bogen in die Torfahrt von Lady's Manor ein.

      Eines Morgens sah Abel Bellamy von dem Fenster seines Schlafzimmers aus, daß über den Bäumen des Parks aus der Richtung von Lady's Manor Rauch aufstieg. Er schimpfte und fluchte. In den letzten Tagen stand er früher auf, weil seine Diener die oberen Räume nicht mehr betraten, bis die Polizeihunde an die Kette gelegt waren. Diese neuen Wächter trieben sich in der ganzen Burg herum, und Julius hörte nachts öfter ihre leisen Tritte auf den fliesenbelegten Korridoren und zitterte vor Furcht. Die Anwesenheit der Tiere hatte auch einen gewissen Erfolg, denn seitdem sie die Burg bewachten, war nichts mehr vom Grünen Bogenschützen zu sehen.

      Mr. Bellamy fiel eine Überschrift im »Daily Globe« auf:

      »Polizeihunde bewachen den Millionär aus Chicago vor dem gespenstigen Bogenschützen.«

      Er brummte ärgerlich vor sich hin, aber er hatte sich schließlich damit abgefunden, in der Öffentlichkeit bekannt zu sein. Er hatte eine Abneigung gegen Spike Holland, aber er unternahm doch nichts, um sich an ihm zu rächen, obwohl er in den vergangenen Tagen Zeitungsleuten schon aus geringeren Anlässen übel mitgespielt hatte. Obendrein hatte Spike Holland noch die Kühnheit, sich an dem Tage nach seiner Rückkehr von Belgien beim Pförtner von Gurre Castle zu melden und Einlass zu verlangen.

      »Sagen Sie ihm,« fuhr Bellamy am Telefon erregt auf, »daß ich die Hunde auf ihn hetzen werde, wenn er der Burg irgendwie zu nahe kommt!«

      »Er möchte Ihnen eine Mitteilung über Creager machen, der neulich ermordet wurde.«

      »Ich brauche keine Mitteilungen!« brüllte Bellamy und hängte wütend den Hörer an.

      Kurz darauf machte er wieder eine seiner ruhelosen Wanderungen durch den Park. Plötzlich stand er wie vom Blitz getroffen still. Zorn und Verwunderung packten ihn, denn der rothaarige Reporter spazierte seelenruhig über den Rasen. Er hatte eine Zigarre im Munde und die Hände in den Hosentaschen. Gelassen nahm er eine Hand aus der Tasche und grüßte wohlwollend zu dem bestürzten Bellamy hinüber.

      »Wie sind Sie denn hier hereingekommen?«

      »Über die Mauer,« erwiderte Spike strahlend.

      Bellamys Gesicht wurde noch eine Schattierung dunkler.

      »Dann machen Sie sofort, daß Sie wieder über die Mauer hinüberkommen,« sagte er barsch. »Sie haben kein Recht, sich hier aufzuhalten! Sie Strolch! – Vorwärts marsch!«

      »Sehen Sie einmal, Mr. Bellamy, es hat gar keinen Zweck, hier einen großen Spektakel zu machen. Ich bin nun einmal hier, und Sie können mich doch erst einmal anhören.«

      »Ich will nichts hören – machen Sie, daß Sie fortkommen!«

      Bellamy ging auf den Reporter zu, der nicht den geringsten Zweifel über seine Absichten hatte.

      »Ich glaube, es ist aber besser, daß Sie mir mal zuhören,« sagte Spike ruhig und wich keinen Zoll zurück. »Die Polizei hat nämlich die Kopie eines Briefes gefunden, den Creager über einen gewissen Mann namens Z. an Sie schrieb, und man ist nun sehr begierig, das Jahr festzustellen, in dem der Brief geschrieben wurde und wer dieser Mr. Z. ist.«

      Plötzlich änderte sich Bellamys Benehmen.

      »Ein Brief, der an mich geschrieben sein soll,« fragte er ungläubig. »Hat denn dieser Esel – hat denn der Abschriften von seinen Briefen gemacht?«

      Spike nickte.

      »Man fand über hundert Abschriften von Briefen in seinem Schreibtisch. Ich vermute, daß er das immer so gehalten hat.«

      Abel Bellamy dachte einen Augenblick nach, dann sagte er plötzlich:

      »Kommen Sie mit mir ins Haus.«

      Spike folgte ihm triumphierend und hoch erhobenen Hauptes.

      15

      Nun erzählen Sie mir einmal alles, was mit der Sache zusammenhängt. Woher wissen Sie denn überhaupt etwas von dem Brief?«

      »Ich war gerade dabei, als er gefunden wurde. Die Polizei hätte ihn tatsächlich achtlos beiseite gelegt, wenn ich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.«

      »So, die hätten das übersehen?« fragte der Alte grimmig.

      »Ja, aber ich entdeckte das Schreiben und machte eine Abschrift, bevor der Polizeiinspektor feststellte, daß es ein wichtiges Schriftstück war.«

      Spike nahm ein Notizbuch aus der Tasche, zog einen Bogen Papier heraus, faltete ihn auseinander und legte ihn auf den Tisch.

      »Ich will es Ihnen vorlesen,« sagte er dann. »Der Brief trägt kein Datum, und diese Tatsache gab der Polizei zu denken.«

      »Mr. Abel Bellamy.

      Betrifft Mr. Z. Er befindet sich unter den Gefangenen, die ich zu versorgen habe und ist ein etwas hitziger Bursche. Ich glaube, daß ich das ausführen kann, was Sie mir bei unserem letzten Zusammensein sagten, aber Sie müssen mich gut bezahlen, denn ich kann dabei meine Stellung verlieren, besonders wenn die Sache schief geht und ein anderer Wärter mich sehen würde. Auch kann das sehr unangenehm für mich werden und es ist auch möglich, daß ich mich dabei schwer verletzte. Deshalb muß ich wissen, was dabei für mich herauskommt. Ich mag Z. nicht leiden, er ist mir zu schlau und zu geschwätzig, und ich hatte auch schon in letzter Zeit gewisse Unannehmlichkeiten mit ihm. Wenn Sie sich weiter mit der Sache befassen wollen, können


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