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Der grüne Bogenschütze. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Der grüne Bogenschütze - Edgar Wallace


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weil Sie ein Kerl sind, den ich gebrauchen kann. Ich habe Sie ganz und gar durchschaut, haben Sie das gehört? Sie waren damals mit einer Bande von Falschspielern zusammen, als ich Sie auflas. Die Polizei wartete nur auf eine Gelegenheit, Sie ins Gefängnis zu stecken. So habe ich alles über Sie erfahren. Als der Detektiv gestern Abend kam, um mich über Creager auszufragen, war eine seiner ersten Fragen an mich, ob ich wüßte, was für eine Art von Sekretär ich mir da angeschafft hätte. Wußten Sie das?«

      Auf Savinis Gesicht konnte man die Antwort deutlich lesen. Die mattgelbe Farbe war einer aschgrauen Blässe gewichen.

      »Ich hörte nicht zum erstenmal von Ihnen,« fuhr der Alte erbarmungslos fort, »es ist schon länger als ein Jahr her, als der Polizeichef oder Polizeiinspektor oder wie man immer solche Menschen nennt, mich wegen einer Krawattennadel aufsuchte, die ein Hotelangestellter gestohlen hatte. Ich lud ihn zum Essen ein, mit der Polizei habe ich mich immer gut vertragen, das lohnt sich. Und während wir speisten, hat er mir alles von Ihnen erzählt, so daß ich Ihre Vergangenheit genau kenne. Vermutlich glaubten Sie, daß Sie Ihre Sucht, leicht Geld zu verdienen, befriedigen könnten, als ich Sie anstellte? Aber darin hatten Sie sich geirrt. Mir gegenüber sind Sie immer ehrlich gewesen, und das hatte auch seinen guten Grund. Ich hatte Sie kaum eine Woche engagiert, als die Falschspielerbande, der Sie angehörten, aufgegriffen wurde, und Sie waren zufrieden, daß Sie nun eine Zuflucht bei mir gefunden hatten.«

      Er ging langsam auf seinen Sekretär zu und hakte seinen dicken Finger in den Westenausschnitt Savinis ein.

      »Das Geschwätz von dem Grünen Bogenschützen wird sehr bald sein Ende finden,« sagte er bedeutungsvoll. »Und das wäre auch besser. Ich schieße rücksichtslos auf alles Grüne, und ich brauche dem Leichenbeschauer nicht zu erklären, wie sich der Unglücksfall zutrug. In den Zeitungen konnten Sie lesen, daß schon einmal ein Grüner Bogenschütze eines schnellen Todes starb – es ist leicht möglich, daß sich das wiederholt!«

      Bellamy packte seinen Sekretär fester und ohne sichtliche Anstrengung schüttelte er den hilflosen jungen Menschen hin und her.

      »Sie wissen, daß ich ein Raufbold bin, aber Sie denken, ich bin leicht zu durchschauen – Sie irren sich! Aber alle Ihre Schliche durchschaue ich und bin Ihnen über!«

      Plötzlich streckte er seinen Arm aus und Savini taumelte rückwärts.

      »Den Wagen um fünf Uhr!« Mit einer Seitwärtsbewegung des Kopfes entließ Bellamy seinen Sekretär für den Tag.

      Savini ging auf sein Zimmer und kam geistig und körperlich allmählich wieder zu sich. Er war verstört und erholte sich nur allmählich von seiner Furcht. Er stützte die Arme auf den Schreibtisch und schaute nachdenklich auf sein braunes Gesicht im Spiegel.

      Er hatte nur die Wahrheit gesprochen, als er die ganze Verantwortung für die Geschichte des Grünen Bogenschützen den Zeitungen zuschob. Er hatte viel gute Gründe, um das Neuauftauchen dieser sonderbaren Erscheinung nicht in die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Der alte Bellamy wußte also alles! Diese Entdeckung erschreckte ihn zuerst, aber nun war sie ein Trost für ihn. Er hatte schon in Schrecken und Sorge gelebt, daß eines guten Tages sein Vorleben entdeckt werden könnte, aber warum er das fürchtete, ahnte selbst Abel Bellamy nicht. Die sanften, braunen Augen, die ihm aus dem Spiegel entgegenschauten, lächelten. Abel Bellamy vermutete es nicht! Er schaute auf seine Uhr. Es war kurz nach neun, und der ganze Tag bis fünf gehörte ihm. Alle die Entschuldigungen, die er sich zurechtgelegt hatte, um auszugehen, brauchte er nun nicht. Wenn man Bellamy dienen wollte, mußte man ihn absolut allein lassen, wenn er keine Gesellschaft wünschte. Und es gab Tage, an denen er den Alten von morgens bis abends nicht sah, an anderen Tagen wieder waren alle Stunden ausgefüllt mit Korrespondenz, denn Bellamy ließ die Beantwortung von Briefen zusammenkommen.

      Ein Mietauto brachte ihn vor das Portal eines großen Häuserblocks in Maida Vale. Er ließ sich auch nicht von dem Liftboy hinauffahren, sondern ging zu Fuß die Treppe in die Höhe, zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete Tür Nr. 12.

      Bei dem Geräusch des Aufschließens trat eine Frau mit einer Zigarette im Mund in den Gang hinaus, um sich nach dem Besucher umzusehen.

      »O, du bist es!« sagte sie gleichgültig, als er die Tür hinter sich schloß und seinen Hut an den Garderobenständer hing.

      »Wer sollte denn sonst kommen?« fragte er.

      »Ich habe das Mädchen ausgeschickt, um Eier zu holen,« antwortete sie, als er ihr in das kleine, gutmöblierte Wohnzimmer folgte. »Wo warst du gestern? Ich dachte, du würdest zum Abendbrot kommen.«

      Sie hatte sich auf die Ecke des Tisches gesetzt und wippte mit den Füßen. Sie war von hübscher Gestalt, aber etwas unordentlich in ihrer Kleidung. Dichte blonde Haare umrahmten ihr Gesicht mit den schönen dunklen Augen. Die Puderschicht schien ein wenig unnötig, aber sie gab ihm die Erklärung.

      »Sieh mich nicht an,« sagte sie, als er sie neugierig und eingehend betrachtete. »Ich war zum Tanzen aus bis drei Uhr, und ich habe noch nicht gebadet. Heute morgen bekam ich einen Brief von Jerry,« fügte sie plötzlich hinzu und lachte über das erstaunte Gesicht, das er machte.

      Sie sprang vom Tisch und holte einen blauen Briefumschlag vom Kamin.

      »Ich will es gar nicht sehen, ich hasse die Berührung von Dingen, die aus dem Gefängnis kommen.«

      »Du kannst von Glück sagen, daß du selbst nicht dort bist, mein Junge,« sagte sie und steckte sich eine frische Zigarette mit dem Stummel an, den sie eben zu Ende geraucht hatte. »Jerry wird in sechs Monaten aus dem Gefängnis kommen. Er möchte gerne wissen, was du für ihn tun wirst. Du bist ja jetzt ein Millionär, Julius.«

      »Sei doch nicht verrückt,« sagte er rau.

      »Bellamy ist es wenigstens, und da kannst du doch verschiedenes erben.«

      »Sicher gibt es dort viel zu erben.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen, schlenderte zum Fenster und stellte sich so, daß sein Gesicht im Schatten war.

      »Eine halbe Million gibt es für uns in Garre.«

      »Meinst du Dollars oder Pfund?« fragte sie ohne große Begeisterung.

      »Pfunde.«

      Sie lachte leise.

      »Der alte Bellamy würde sehr besorgt sein, wenn er wüßte –«

      »Er weiß. Er ist von allem unterrichtet.«

      Sie schaute ihn erstaunt an.

      »Daß du – ?«

      Er nickte.

      »Daß ich viel auf dem Kerbholz habe –. Er sagte mir heute morgen, daß ich ein Verbrecher wäre.«

      »Was ist das eigentlich für eine Geschichte mit dem Grünen Bogenschützen?« fragte sie und erhob sich, um die Tür zu schließen, als sie hörte, daß das Mädchen zurückkam. »Ich habe heute morgen die Sache in der Zeitung gelesen.«

      Er antwortete nicht gleich.

      »Ich habe nichts bemerkt,« sagte er dann. »Einer von den Dienstboten glaubt ihn gesehen zu haben, und der Alte hat mir gesagt, daß jemand seine Tür während der Nacht geöffnet hätte.«

      »Das warst du natürlich!« Aber zu ihrem größten Erstaunen schüttelte er den Kopf.

      »Es liegt doch gar kein Grund vor für solche nächtliche, Streifzüge. Ich kenne jeden Teil des Schlosses genau und der Geldschrank ist ein Ding, das ich nicht allein übernehmen kann. Dazu gehört ein Sachverständiger.« Er legte die Stirn in nachdenkliche Falten. »Ich möchte dir sagen, was ich darüber denke. Unsere alte Gesellschaft löst sich auf. Jerry ist im Gefängnis, ebenso Ben; Walters ist nach dem Festland hinüber. Nur du und ich sind übriggeblieben. Die Sache ist erledigt, und wir wollen sie auch erledigt sein lassen. Was haben wir beide denn auch schon groß daran verdient? Ein paar Pfund die Woche mit harter Arbeit, davon kann man nichts zurücklegen, wenn wir alle die Unkosten abziehen. Die Sache war zu klein angelegt. Und dumme Leute, die man neppen kann, werden selten. Aber hier können wir eine halbe Million bekommen,


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