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Geheimagent Nr. 6. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Geheimagent Nr. 6 - Edgar Wallace


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Tre-Bong merkte sich ihn, um später eventuell Nutzen daraus zu ziehen.

      Der alte Lefèbre sah den zufriedenen Ausdruck in Tre-Bongs Gesicht und ging zu der Koje eines Bekannten.

      »Smith scheint ja einen guten Fang gemacht zu haben«, meinte er. »Er sieht so vergnügt aus ... Vor einem Monat kam er von Enghien, hatte die Taschen voll Geld, und in der Seine fand man die Leiche des berühmten Sportsmanns Tosseau ... Chi So sollte doch solche Verbrecher nicht hier verkehren lassen.«

      Der andere schimpfte und fluchte, weil er in seinen angenehmen Träumen gestört worden war, und Lefèbre ging wieder fort.

      Tre-Bong lag in seiner Koje, stützte sich auf die Ellenbogen und war auch in Träume versunken. Sie waren jedoch von anderer Art, als man hätte annehmen sollen.

      Punkt zwei Uhr kam Cäsar Valentine mit Chi So, der ihn gewöhnlich begleitete. Der Asiate war sehr unterwürfig, aber Valentine sagte nichts. Er ging zwischen den Kojen durch und machte vor dem Platz von Tre-Bong halt, der mit offenen Augen vor sich hinstarrte.

      Valentine betrachtete ihn einen Moment zerstreut, dann wandte er sich ab und ging durch die kleine Tür, die Chi So für ihn geöffnet hatte. Kurz darauf erschien er in der Loge, legte seine weißen Hände auf die rote Plüschpolsterung der Brüstung und sah auf die Opiumraucher hinunter. Und immer wieder kehrten seine Blicke zu dem unrasierten Engländer zurück.

      Um halb drei entstand plötzlich eine Unruhe; aufgeregte Stimmen waren auf der Treppe zu hören, die zur Opiumhöhle hinunterführte. Gleich darauf erschien Chi So. Er war außer sich vor Schrecken, ging schnell auf Tre-Bong Smith zu und sprach mit ihm. In einer Sekunde war Smith auf den Füßen.

      »Sie müssen gehen – die Polizei sucht nach Ihnen – hier, diesen Weg!« Chi So zeigte auf den kleinen Ausgang, der zur Loge hinaufführte. »Mr. Valentine wird nichts dagegen haben.«

      Mit zwei großen Sätzen war Smith bei der Tür, schloß sie hinter sich und stieg geräuschlos die Treppe hinauf.

      Cäsar Valentine wandte sich um, als Tre-Bong eintrat.

      »Sind Sie in Gefahr?« fragte er.

      »Im Augenblick noch nicht, aber in ein paar Minuten wird es wohl soweit sein«, entgegnete Smith und öffnete sein Hemd auf der Brust.

      Cäsar sah die Mündung einer kleinen Pistole, die der Mann unter dem Arm versteckt hatte, und begriff nun auch, warum Tre-Bong immer auf der rechten Seite lag.

      »Kennen Sie den Ausgang? Ich will Ihnen den Weg zeigen.«

      Er zog den Vorhang zurück, der eine Tür in der Wand verdeckte. Smith ging hindurch und kam in einen matt erleuchteten Gang.

      »Geradeaus, dann nach rechts«, sagte Cäsar hinter ihm. »Die Tür öffnet sich sehr leicht.«

      Smith fand die Tür und trat auf einen kleinen Hof hinaus. Cäsar Valentine eilte an ihm vorbei über den Hof und öffnete ein Tor, das auf eine Seitenstraße führte. Es regnete heftig, und ein scharfer Südwestwind blies ihnen ins Gesicht.

      »Warten Sie«, sagte Cäsar.

      Er legte seinen weiten Mantel um die Schultern.

      »Sie sind jünger als ich, und der Regen wird Ihnen nicht schaden.«

      Smith grinste im Dunkeln und zog das Dolchmesser aus der Hüfttasche.

      Valentine führte ihn durch ein Labyrinth von kleinen Gassen, und kurze Zeit später standen sie auf dem verlassenen, düsteren Quai.

      Plötzlich packte Valentine seinen Begleiter am Arm.

      »Einen Augenblick. Sie sind doch der Mann mit dem lächerlichen Spitznamen – nicht wahr?«

      »Ich kann nichts dafür, daß die Leute ihn mir gegeben haben«, erwiderte Smith ein wenig kühl.

      Valentine lachte.

      »Sie sind also Tre-Bong Smith?«

      Der andere nickte.

      »Das dachte ich mir doch gleich. Ich wollte nur keinen Fehler machen. Das ist ja eigentlich bei mir auch ausgeschlossen«, fügte er hinzu.

      Smith sah zwei Scheinwerfer und vermutete, daß sie zu Valentines Auto gehörten. Mit schnellen Schritten ging er seinem Begleiter etwas voraus auf den Wagen zu. Aber als er kaum noch dreißig Schritte davon entfernt war, tauchte plötzlich ein Mann aus dem Dunkeln auf, packte ihn am Kragen, drehte ihn um und leuchtete ihm mit einer Taschenlampe ins Gesicht.

      »Hallo!« sagte der Mann. »Sie sind doch Tre-Bong Smith? Ich verhafte Sie, mein Junge.«

      Valentine hielt bestürzt an, zog sich in den Schatten zurück und beobachtete von dort aus die weitere Entwicklung.

      Nur einen Augenblick zögerte Smith, dann schlug er mit einer schnellen Bewegung die Taschenlampe aus der Hand des Beamten. Im nächsten Moment hatte er ihn an der Kehle gepackt und drückte ihn gegen die graue Steinbrüstung, hinter der die Seine floß.

      »Was, du willst mich verhaften, du Schwein?« zischte er.

      Das Dolchmesser blitzte in seiner Hand, und mit unglaublicher Schnelligkeit stieß er zu.

      Der Polizist sank lautlos zu Boden.

      Smith sah sich hastig nach allen Seiten um, bückte sich dann, hob den Mann auf und warf ihn über das Geländer in den Fluß.

      Ein Stöhnen war zu hören, aber Tre-Bong Smith lachte nur, als er das Messer nahm und ins Wasser schleuderte.

      Valentine rührte sich nicht, bis die Waffe im Strom verschwand. Dann kam er hervor.

      »Sie sind etwas hitzig, mein Freund«, sagte er nur, ging mit raschen Schritten zu dem Wagen und öffnete die Tür.

      Der Chauffeur hatte bei der schlechten Beleuchtung nicht sehen können, was geschehen war, aber andere Leute konnten Zeugen dieses kurzen, unheimlichen Kampfes gewesen sein.

      Gleich darauf fuhr der Wagen an. Als sie an der Stelle vorbeikamen, wo der Zusammenstoß mit dem Polizisten stattgefunden hatte, glaubte Smith eine Gestalt an dem grauen Steingeländer zu sehen. Er ließ das vom Regen beschlagene Fenster herunter, um hinauszuschauen.

      Im Lichtkegel der Scheinwerfer entdeckte er ein junges Mädchen, das vollständig in Schwarz gekleidet war und über das Geländer in den dunklen Fluß sah. Als das Auto vorbeifuhr, wandte es den Kopf, und Smith konnte einen Augenblick ihr schönes, trauriges Gesicht erkennen.

      Er beugte sich weiter hinaus und schaute zurück, aber Valentine packte ihn am Arm.

      »Machen Sie doch nicht solchen Unsinn«, sagte Cäsar ärgerlich. »Wen wollen Sie denn sehen?«

      »Ach, niemand«, erwiderte Smith und schloß das Fenster.

      3

      Cäsar Valentine hatte verschiedene Häuser und Wohnungen in und bei Paris. Tre-Bong Smith wußte das genau. Zuerst glaubte er, daß die Wohnung am Boulevard Victor Hugo das Ziel sein würde, aber der Wagen fuhr geradeaus über den Place de l'Etoile und raste die Avenue de la Grande Armée entlang.

      In einer solchen Nacht war es schwer, die Richtung zu erkennen, aber nach einiger Zeit merkte Smith, daß sie auf Maisons Laffitte zuhielten. Gleich darauf bog das Auto in eine Seitenstraße ein, die von hohen Hecken umgeben war, und dann ging es über einen unebenen Feldweg zu einem halbverfallenen Tor. Es war so dunkel, daß man das Gebäude dahinter nicht sehen konnte. Auch als der Wagen stand und Smith ausstieg, blieb ihm keine Zeit, sich lange umzuschauen. Er sah nur, daß es ein ziemlich großes Schloß war.

      Cäsar öffnete die Tür und führte seinen Gast in die große, dunkle Halle. Dann machte er Licht, und sie gingen quer durch den Raum in einen hohen, geräumigen Salon.

      »Nehmen Sie Platz!« befahl Cäsar. »Wollen Sie etwas Wein trinken?«

      Er nahm ein Tablett, eine Flasche und Gläser aus einem Schrank und stellte


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