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Überfallkommando. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Überfallkommando - Edgar Wallace


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Sie gar nicht gesehen.«

      »Die Leute pflegen mich auch selten zu sehen, wenn sie nach der entgegengesetzten Richtung schauen«, sagte er.

      Sie glaubte, daß seine Blicke das Innere des Wagens absuchten.

      »Sind Sie ganz allein? Das ist großartig. Wenn ich von mir sprechen darf, so liebe ich es auch, mich nur mit mir selbst zu unterhalten. Vielleicht fühlen Sie ähnlich.«

      Er sah, daß der Verkehrspolizist den Weg freigab.

      »Fahren Sie zufällig in die Nähe der Marble Arch? – Wissen Sie, ich spare immer das Geld für den Autobus, deshalb hält man mich für einen Schotten.«

      Sie zögerte. Es war unerträglich, ihn neben sich zu wissen, aber Mark hatte gesagt ...

      »Bitte steigen Sie ein. Ich fahre dort vorbei.«

      Er stieg rasch in den Wagen und setzte sich neben sie.

      »Sicher trägt das zu meinem guten Ruf bei«, sagte er scherzend. »Wenn meine Vorgesetzten sehen könnten, daß ich in so guter Gesellschaft fahre, würde ich nächste Woche befördert werden.«

      Sie konnte seine sarkastische Art kaum ertragen; sie haßte ihn um so mehr, als sie überzeugt war, daß er sich innerlich über sie lustig machte. Gewiß kannte er die Rolle, die sie in Mark McGills Organisation spielte. Und doch schien er eher belustigt als empört darüber zu sein. Das väterliche Wohlwollen in seinem Ton war unausstehlich.

      Sie preßte die Lippen zusammen, als ihr Wagen jetzt schneller zwischen einem Gewirr von Lastwagen, Straßenbahnen und anderen Fuhrwerken nach Sheperds Bush fuhr.

      »Geht es Mr. McGill gut?« fragte er höflich, fast achtungsvoll.

      »Ich weiß sehr wenig von Mr. McGill«, sagte sie ablehnend. »Ich sehe ihn nur gelegentlich.«

      »Natürlich«, sagte er halblaut. »Wenn man in demselben Haus wohnt, sieht man ja nicht viel voneinander. Wie geht es denn mit dem Heim, das er unterhält? Den Mann muß man wirklich einen Wohltäter der Menschheit nennen. Wenn ich nicht zufällig Detektiv wäre, so möchte ich am liebsten ein reicher Bankier sein und Geld wegschenken.«

      Sie ermunterte ihn nicht, das Gespräch fortzusetzen, aber Bradley kümmerte sich nicht darum.

      »Möchten Sie nicht heute Abend ins Theater gehen, Miss Perryman?«

      »Nein.«

      »Oder wollen Sie gern einmal auswärts speisen?«

      Mark hatte ihr gesagt, daß er sie diesen Abend vielleicht brauchen werde.

      »Sie wollen mich wohl zum Essen einladen?« fragte sie ironisch.

      »In gewissem Sinne, ja.«

      Zum zweiten Male beobachtete sie, daß er nach rückwärts in das Innere des Wagens schaute. Er war schweigsam, bis sie in der Nähe des Marble Arch hielt.

      »Ich danke Ihnen vielmals für die Fahrt, Miss Perryman«, sagte er, als er ausgestiegen war. Er wollte noch ein wenig neben dem Wagen stehenbleiben und mit ihr sprechen, aber bevor er zu Wort kam, war sie schon davongefahren.

      Mark beschäftigte einen Mechaniker, der zu gleicher Zeit auch Fahrer war, um das Auto zu betreuen. Der Mann hinkte und wohnte über der Garage. Als Ann die Hinterstraße entlangfuhr, stand er schon vor der Tür und wartete auf sie.

      »Guten Abend, Miss – Sie kommen heute etwas spät.«

      Sie lächelte über seine Besorgnis. Mark McGill suchte seine Angestellten an sonderbaren Stellen. Diesen Fahrer hatte er aus seinem Heim für Obdachlose geholt.

      »Es ist schon gut, Manford – ich hatte einen Passagier, mit dem ich nicht so schnell fahren konnte.«

      In diesem Augenblick fuhr ein Taxi vorbei und bog nach Cavendish Square ein. Als sie jetzt selbst auf den Platz hinaustrat, sah sie, daß der Wagen hielt. Der Passagier war ausgestiegen und stand auf dem Gehsteig. Als sie vorüberging, schaute sie ihn flüchtig von der Seite an.

      Hatte sie ihn schon einmal gesehen? Er kam ihr irgendwie bekannt vor. Er stand reglos und schweigsam da. Als sie die Treppe zu ihrer Wohnung emporstieg und zurückblickte, stand er noch an derselben Stelle, und sie bildete sich ein, daß er sie beobachtete.

      Sie wußte, daß Mark zu Hause war. Im Vorraum brannten zwei Lampen, die man von der Straße aus durch das Fenster über der Tür sehen konnte.

      Ann schloß auf und trat in das Wohnzimmer ein. Mark saß am Kamin, in dem ein kleines Feuer brannte, und las die Abendzeitung.

      Sie hatte Mark vielfach auf die Probe gestellt, und er hatte sie nicht enttäuscht. Seine Zuneigung war von brüderlich-kameradschaftlicher Art.

      »Zurück? Das Geschäft hat also geklappt! Fein, daß Sie den Flieger getroffen haben. Er ist ein tüchtiger Kerl. Früher war er einer der besten Flieger in der französischen Armee.«

      Ann hatte ihre Kappe abgenommen und ordnete ihr Haar.

      »Ich hatte einen Passagier von Hammersmith bis nach Marble Arch ... Raten Sie mal, wen – dreimal dürfen Sie raten.«

      Er schüttelte den Kopf, langte nach dem Silberkasten, der auf dem Tisch stand, und nahm sich eine Zigarre.

      »Ich bin zu müde, um zu raten, außerdem kenne ich Ihre Freundinnen zu wenig.«

      »Versuchen Sie es doch!«

      McGill seufzte und setzte sich bequem in seinem Sessel zurecht.

      »Rätselraten liegt mir nicht besonders – aber sicher ist es irgendeine interessante Persönlichkeit gewesen, dessen bin ich sicher.«

      »Es war Polizeiinspektor Bradley.«

      Nun war er doch etwas betroffen.

      »Bradley? Was wollte er denn von Ihnen? Hat er Sie angehalten? Wollte er den Wagen durchsuchen? Wo war denn die Ware?«

      »Er bat mich, ihn nach der Stadt mitzunehmen. Ich konnte ihn nicht gut abweisen. Er hat sich auch nach Ihnen erkundigt.«

      Mark kniff die Augen zusammen.

      »Ein komischer Kerl!« sagte er dann lächelnd, aber er fühlte sich unbehaglich.

      Sie trat wieder vor den Spiegel und ordnete ihr Haar aufs neue mit einem kleinen, goldenen Kamm.

      Er konnte ihr hübsches, ovales Gesicht sehen, ihre roten Lippen, die großen, grauen Augen und das rötlichgolden schimmernde Haar.

      »Jedesmal, wenn ich mich im Spiegel betrachte, denke ich, daß meine Haare zu auffallend sind und mich verraten könnten. Es ist wohl das beste, wenn ich sie schwarz färben lasse.«

      Mark antwortete nicht, und sie schwiegen beide kurze Zeit. Als sie wieder sprach, betrachtete er stirnrunzelnd das Teppichmuster.

      »Manchmal brauche ich viel Unterstützung, um einen Entschluss zu fassen. Ich hatte eigentlich heute Bradley gegenüber nicht mehr das alte Gefühl, als er neben mir saß. Er hätte mir doch eigentlich unerträglich sein müssen, und doch war es nicht so. Es ist nicht leicht, alten Haß neu aufzustacheln. Ich sagte mir immer wieder: Neben dir sitzt der Mann, der Ronnie umgebracht hat – aber war er es denn wirklich? Vielleicht war es einer von den anderen Leuten, vielleicht dieser gräßliche Simmonds.«

      »Bradley hat ihn wirklich auf dem Gewissen.« Mark starrte immer noch auf den Teppich. »Auch an dem Tod des alten Li wird er schuldig sein.«

      Langsam erhob er sich und ging mit verschränkten Armen im Zimmer auf und ab. Ein unmutiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht.

      »Ich spreche nicht gern über Ronnie, aber Sie haben im vergangenen Monat nun schon zweimal davon angefangen. Wie sich die Sache genau zugetragen hat, weiß niemand.«

      Er blieb vor dem Schreibtisch stehen, schloß eine Schublade auf, nahm einen Umschlag heraus und schüttelte den Inhalt auf die Schreibunterlage. Dann suchte er in den Papieren umher, zog schließlich einen Zeitungsabschnitt hervor und ging zum


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