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Ein gerissener Kerl. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Ein gerissener Kerl - Edgar Wallace


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von Millionen. Erst die Organisation. Dann der Coup. Dann alle deine Feinde zu deinen Füßen. Jawohl! Aber im Augenblick ...«

      Er schob seinem Freund und Brotherrn einen Bogen Papier hin. »Sechzehntausend Pfund fünf Schilling und drei Pence sind heute fällig oder ...« Er knipste wieder mit seinen Wurstfingern.

      Julian war im Augenblick ernüchtert. »Soviel?« ächzte er entsetzt.

      Guelder nickte. »Und wir haben unser Bankkonto schon überzogen. Sie haben schon moniert. Wir müssen Geld auftreiben, denn wir müssen unseren Kredit aufrechterhalten. Was soll sonst aus dem großen Coup werden?«

      »Sechzehntausend Pfund?«

      Julian blickte den andern verzweifelt an. Von Ursula Frenshams Vermögen waren noch zwanzigtausend Pfund in Aktien da. Sie mußten den Weg der übrigen gehen. Er schritt auf den Safe zu und entnahm ihm ein langes Kuvert.

      »Verkaufe sie und lege einige ›Val Kraft Syndikat‹ an ihre Stelle.«

      Rex ging ans Telefon und traf die nötigen Anordnungen. Eine Stunde später kam die Nachricht, daß die Aktien verkauft waren. Im selben Augenblick trat Lord Frensham ins Büro.

      »Das ist aber eine unerwartete Ehre«, lächelte Julian heiter.

      Lord Frensham warf sich schwer auf den nächsten Sessel und blickte den Holländer starr an, der dies für eine günstige Gelegenheit hielt zu verschwinden.

      Nach Guelders Abschied kämpfte der Lord mit seinem Vorhaben.

      »Julian, nachdem du von mir fortgegangen bist, rief mich ein Freund an.«

      Julian Reefs Herz hörte fast auf zu schlagen. Er wußte, was jetzt kommen würde.

      »Und, Julian, ich bin doch zu der Ansicht gekommen, daß Ursulas Aktien auf einer Bank liegen sollten. Kann ich sie haben?«

      5

      Nicht durch das leiseste Zucken eines Muskels verriet Julian Reef seine Bestürzung. Er blickte Lord Frensham gelassen an. Sein Gehirn arbeitete emsig. Vor drei Jahren hatte Frensham mündelsichere Aktien im Wert von sechzigtausend Pfund bei ihm hinterlegt. Von den ursprünglichen Stücken war nicht ein einziges Stück mehr vorhanden. Eins nach dem andern war verkauft worden, um dringende Verpflichtungen des jungen Finanzmannes zu erledigen, und war durch Aktien seiner eigenen Gesellschaften ersetzt worden, die nur den Makulaturwert besaßen. Pünktlich auf die Minute hatte er aus seiner eigenen Tasche die halbjährlichen Dividenden auf die alten, längst verschleuderten Aktien des Lord Frensham bezahlt.

      »Ist das dein Ernst?« fragte er, äußerlich vollkommen ruhig. »Ich bin, offen gesagt, ein bißchen überrascht. Es scheint wirklich, als sei es dem ›gerissenen Kerl‹ gelungen, dich mit seinen schmutzigen Verdächtigungen zu beeinflussen. Natürlich, wenn du die Aktien haben willst, werde ich sofort die Bank anweisen und sie dir zusenden lassen.«

      »Es handelt sich hier durchaus nicht um einen Verdacht«, erwiderte Lord Frensham gequält, »die Sache liegt nur so, mein lieber Julian: meine Geschäfte sind in einer solchen Unordnung, daß ich wenigstens Ursula gesichert sehen möchte. Vielleicht hältst du mich für kindisch, aber es ist nun einmal so. Die Aktien liegen auf deiner Bank. Vielleicht könnte ich im Vorbeigehen ...«

      »Das ist nicht möglich«, erwiderte Julian kühl. »Ich will über deine Maßnahme nichts weitersagen, Onkel John, aber ich darf wohl darauf hinweisen, daß es meinem Kredit nicht gerade förderlich wäre, wenn du mit einer Vollmacht bei meiner Bank vorsprichst und die Aktien abhebst, die ich verwalte. Es ist für die Bank kein Geheimnis, daß ich Ursulas Vermögen in Obhut habe. Es scheint mir zweckmäßig, wenn ich diese Anstalten selbst treffe. Warum hast du deine Ansicht geändert?«

      Frensham blickte an ihm vorbei und rieb sich verlegen die Finger. »Ich will dir gegenüber ganz offen sein, Julian. Du erinnerst dich: in dem Vermögen waren siebenhundert ›Blueberg-Goldminen-Syndikat‹. Sir George Crater, der die Blueberg leitet und ein alter Freund von mir ist ... nun, er rief mich vorhin an und fragte mich, warum ich die Bluebergs verkauft hätte. Machte mir Vorwürfe, weil sie seit dem Verkauf um Pfunde gestiegen sind. Ich hatte keine Ahnung, daß wir verkauft haben.«

      Julian lächelte gequält. »Ich sehe«, sagte er, »du mißtraust mir« Und als der Lord widersprechen wollte, verwies er ihn mit einer schmerzlichen Geste zur Ruhe. »Natürlich habe ich die Bluebergs verkauft. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht. Ich habe dafür Westafrikaner gekauft, die fabelhaft gestiegen sind und eine glänzende Dividende zahlen. Ist ja Pech, daß die Bluebergs gestiegen, sind, aber das konnte ich nicht voraussehen.«

      Lord Frensham wurde schwach. Sehr schlau verfolgte Julian seinen Vorteil.

      »Noch niemals hat mich etwas so mitgenommen wie dein Argwohn. Ich bin einfach fassungslos. Ganz ohne Zweifel hat dich dieser Lümmel beeinflußt.«

      Frensham wollte sprechen, aber Reef machte ein beschwichtigende Bewegung und sprach weiter.

      »Das Gift dieses Burschen wirkt in dir.«

      Frensham schüttelte matt den Kopf. »Wenn du mit diesem ›Lümmel‹ Tony Braid meinst, täuschst du dich, Julian«, unterbrach er hastig. »Ich lasse mich nicht von einem Mann beeinflussen, dem ich mein Haus verboten habe. Ich denke lediglich an Ursula. Ich bin selbst in arger Bedrängnis. Ich habe eben nicht das Zeug zum Finanzmann. Und dieser Aktiensturz in Lulanga-Öl gibt mir den Rest.«

      »Heute an der Börse waren sie höher – das weißt du wohl schon?«

      Lord Frensham nickte. »Ich habe es aus der Zeitung ersehen. Doch nur ganz wenig. Sie müßten um ein Pfund steigen, damit ich aus meinen Sorgen herauskomme.«

      Julian blickte ihn prüfend an. »Was hast du denn noch für Sorgen? Ich kenn sie doch alle? Oder nicht?«

      Frensham antwortete nicht gleich. Julian, der ihn scharf beobachtete, sah, wie er mit sich rang.

      »Nein«, sagte er endlich, »ich habe mich in anderen Märkten engagiert. Ich habe dir natürlich nichts gesagt, weil ich mich nicht lächerlich machen wollte, wenn ich verlor, und ein wenig unabhängig werden wollte, wenn ich gewann. Ich habe verloren. Wann ist Zahltag?«

      »Morgen«, sagte Julian. Er kannte die Zahltage! Frensham stand auf und schritt im Zimmer auf und ab, das Kinn auf die Brust gesenkt, die Hände im Rücken verschränkt. Julian Reef wartete, völlig unvorbereitet auf das, was kam.

      »Ich muß es dir wohl sagen«, begann Frensham, »nach meinen großen und gewaltigen Worten über Ursulas Geld wirst du mich für den elendsten Heuchler halten. Nicht, was Tony Braid sagte, nicht, was man mir über die Bluebergs berichtete, etwas ganz anderes hat mich hierhergeführt. Eines Tages wird Ursula eine sehr reiche Frau sein – das weißt du nicht, aber es ist Tatsache. Sie hat da einen etwas verwickelten Anspruch auf ein sehr großes Vermögen, und Ursulas vorhandenes Vermögen brauche ich jetzt für mich. Ich bin nun so weit, daß ich ihre Aktien bei meiner Bank verpfänden muß. Ich habe mein Konto überzogen!«

      Julians Lippen spitzten sich, als wollte er pfeifen. Doch kein Laut kam. »So schlimm steht's?« fragte er sanft.

      »Du kannst mir wohl nicht helfen?« Frensham blickte den Neffen beschwörend an.

      Julian schüttelte den Kopf. »Du triffst mich gerade in einer üblen Situation. Ich habe ein Geschäft, das mir wahrscheinlich Millionen eintragen wird, aber es wird sich kaum vor einigen Monaten realisieren. Augenblicklich bin ich verflucht knapp.«

      Lord Frensham wanderte ruhelos auf und nieder.

      »Ich kenne niemanden, an den ich mich wenden könnte. Ursula würde es sicher tun. Wenn ich sie bäte, würde sie gewiß sofort einwilligen.«

      »Warum tust du's nicht?« entfuhr es Julian.

      »Weil sie nichts davon erfahren soll.«

      Plötzlich blieb er stehen und überlegte finster: »Einen Mann gibt es, der mir das Geld borgen würde. Aber den kann ich natürlich nicht bitten.«

      Der


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