Die Abenteuerin. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.
klebte ich dünne schwarze Seidenfäden über die einzelnen Türen. Diese drei sind zerrissen; daraus geht klar hervor, daß sie geöffnet worden sind. – Zuerst wollen wir einmal diesen hier versuchen. Geben Sie mir die Schlüssel.«
Der ›Kriminalbeamte‹ öffnete ein kleines Lederetui, das er aus der Tasche geholt hatte, und zog einige merkwürdig geformte Instrumente heraus. Dreimal versuchte sie zu öffnen, aber jedesmal zog sie das Werkzeug wieder aus dem Schlüsselloch, um die Spitze ein wenig zu verändern. Beim vierten Mal schnappte das Schloß auf, und die schwere Stahltür öffnete sich.
»Da haben wir ja Glück, daß wir es gleich richtig gemacht haben«, sagte sie triumphierend.
Sie nahm ein großes Etui aus dem Innern des Safes, öffnete es und warf einen Blick auf den Inhalt, dann schob sie es in eine lange Seitentasche ihres Kleides. Dann nickte sie ihrem Begleiter zu.
»Öffnen Sie schnell das Fenster, aber machen Sie vorher das Licht aus. Es wird etwas schwierig für Sie sein, durch die engen Eisengitter zu kommen, Jimmy, aber Sie werden es schon schaffen. Mir hat es nicht die geringste Mühe gemacht.«
Draußen in der Halle hatte der Sergeant Mühe mit dem Telefon. Schließlich legte er den Hörer wieder auf und wandte sich verzweifelt an den Lord.
»Ich kann den Inspektor nicht erreichen. Wenn Sie nichts dagegen haben, fahre ich schnell selbst nach Scotland Yard; ich habe ein Motorrad draußen. Vielleicht gehen Sie so lange in die Bibliothek und leisten meinem Kollegen Gesellschaft.«
»Das werde ich nicht tun«, erwiderte der Lord entrüstet. »Ein Beamter von Scotland Yard kann doch wohl allein mit einem solchen Auftrag fertig werden. Ich bin es nicht gewohnt –« Er mußte Luft holen.
»Sehr wohl, Mylord«, entgegnete der Sergeant respektvoll.
Kurz darauf hörte man ihn auf seinem Motorrad davonfahren.
»Wir wollen doch lieber einmal nachsehen und den Rat des Sergeanten befolgen«, meinte Grandman. »Schaden kann das doch auf keinen Fall.«
»Aber mein lieber Freund«, fuhr der Lord ärgerlich auf, »ein Polizeibeamter wird doch wohl noch so ein schwaches Mädchen bewachen können. – Meinen Sie nicht auch, Johnson?«
Der Privatdetektiv antwortete nicht sofort.
»Gewiß, Mylord. Aber ich möchte doch auch sagen, daß ich mich unbehaglich fühle, wenn diese›Quadrat-Jane‹ sich in dem gleichen Raum aufhält, in dem sich auch die Juwelen befinden.«
»Donnerwetter!« rief der Mylord atemlos. »Daran habe ich gar nicht gedacht. Aber es ist ja ein Polizeibeamter bei ihr. Sie kennen den Mann doch, Johnson?«
»Nein, ich kenne ihn nicht«, erklärte der Privatdetektiv. »Ich komme nicht oft mit den Beamten von Scotland Yard zusammen. Es sind so viele, und sie wechseln häufig von einer Abteilung in die andere. Es ist daher schwierig, die einzelnen Beamten im Auge zu behalten.«
Der Lord dachte einige Zeit nach, dann packte ihn eine entsetzliche Angst.
»Vielleicht haben Sie doch recht, Grandman«, sagte er schließlich. »Wir wollen in die Bibliothek gehen und nachsehen.«
Er steckte den Schlüssel in das Schloß der schweren Tür und drehte ihn um. Als er öffnete, war das Zimmer dunkel.
»Sind Sie hier?« schrie der Lord so bestürzt und ängstlich, daß Grandman sich das Lachen verbeißen mußte.
Johnson war inzwischen ins Zimmer getreten und hatte das Licht eingeschaltet. Nun zeigte sich, daß der Raum vollkommen leer war.
Lord Claythorpe sah sofort nach der Wand mit den zehn Safes hinüber. Neun waren geschlossen, aber auf einem, dessen Tür offenstand, klebte ein viereckiges Stück Papier. Grandman war der erste, der es entdeckte, und er wußte auch gleich, was das zu bedeuten hatte.
»Was ist das?« fragte der Lord mit zitternder Stimme und zeigte auf das Papiersiegel.
»Die Visitenkarte der ›Quadrat-Jane‹!«
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