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Gesichter. Otto W. BringerЧитать онлайн книгу.

Gesichter - Otto W. Bringer


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den Einbau in den Reifen später.

      Machte weiter mit dem Kopf. Ging um das Holzstück mit dem fertigen Gesicht herum. Prüft mit wissendem Blick seine Ausmaße. Unter dem Chat muss der Hinterkopf ausgeprägter sein als bei normalen Menschen. Höher und länger. Kennzeichen königlicher Würde. Krieg ich das hin? Fragte er sich. Drittes Problem?

      Kaya hatte manchen Kopf modelliert und kannte das Prinzip. Wusste aber auch, jeder Kopf ist anders. Tejes Kopf muss er gewissermaßen idealisieren. Was aber ist das Ideal. Bei Königen ist es leicht zu erreichen, indem man die Krone aufsetzt. Aber bei Königinnen? Kollege Tutmosis vom Hof in Achet-Aton modellierte Teje mit offizieller Krone, doppelter Feder und Sonnenscheibe zwischen Kuhhörnern. Seine Teje krönt ein Chat. Das Kopftuch betont die ausgeprägte Kopfform. Die Zofe hatte es sorgsam vorbereitet. Mehrfach Leinwand verklebt über einem Holzmodell. So bleibt es in Form. Plötzlich wusste er nicht mehr, was er im Palast sah. Suchte im Tonmodell die Rettung. Klein, aber erkennbar. Hinter den Ohren erweitert sich das plissierte Tuch. Rundet sich allmählich nach hinten, umschließt das volle Haar. Elliptisch gewölbt zur Haube. Modelliert mit dem erhöhten Hinterkopf eine Art Höhepunkt. Genauso mach ich´s.

      Begann mit dem Stirnschmuck. Einem breiten Reifen, der zwischen den Schläfen sichtbar ist. Ansonsten unter dem Chat verschwindet. Drei parallel laufende Profile. In Natura getriebenes Messingblech vergoldet mit umlaufender Gravur, das den sichtbaren Teil des Reifens ziert. Er schnitt Vertiefungen und gravierte in die erhabenen Profile ein feines, durchlaufendes Muster. Im Original gesehen und skizziert. Schnitt ein Loch mit den Maßen des Passstückes in die Mitte des Reifens, exakt über der Nase. Passte die Schlange ein. Vollendete die Rundung des Chat und gravierte in die Oberfläche die feinen Plisseestrukturen. Die pingelige Feinarbeit dauerte drei ganze Tage. Schmirgelte zum Schluss mit unterschiedlich großen Bimssteinen alles glatt. Damit das Blattgold sofort und unlösbar haftet.

      Das Vergolden wird klappen. Er hat Routine. Manch Adeliger am Hof war sein Auftraggeber. Sein Ruf glänzte in ganz Unterägypten. Nach zwei Stunden glänzte seine Teje. Und sah gar nicht mehr begehrenswert aus.

      Löste den Schraubstock, nahm die Skulptur vorsichtig in beide Hände und setzte sie auf den Arbeitstisch. Sie steht gerade. Gut. Nur noch den kurzen Hals vollenden und die Oberfläche von Hals und Sockel glätten für die Vergoldung.

      Legte los. Überstrich die Skulptur mit einer dünnen Gipsschicht. Dann mit dem Leim. Er hatte genügend hauchdünn gehämmertes Gold gekauft. Handtellergroße Folien. Lieber zu viel als zu wenig, dachte er. Lange nicht mehr vergoldet. Es machte ihm richtig Spaß, ein Blatt nach dem anderen aufzulegen. Mit dem Ziegenhaarpinsel sanft anzudrücken, bis es auf der Leimschicht haftete. Drückte das weiche Material mit den Fingern noch einmal nach, damit feine Profile und Strukturen gut sichtbar werden. Lippen, Nasenlöcher, Augenlider, die Plisseefalten. Im Eifer klebte er die Folien überall hin. Auch bis in die Vertiefungen um Augen und in den Brauen, die später mit passgenau geschnittenen Saphiren ausgefüllt werden sollen. Die großen Augäpfel hatte er verschont. Warum, wusste er nicht mehr.

      Gold sollte haften bis in alle Ewigkeit. Auf Gold aber hält nichts. Kein Kleber sichert die Saphir-Zuschnitte auf dem Untergrund. Ein pflanzliches Mittel kann Gold nicht lösen. Blieb ihm nur, es herauszustechen. Also mechanisch zu entfernen. Dabei in Kauf zu nehmen, dass die Rinnen tiefer und breiter werden als geplant. Zum Glück hatte der Edelsteinschleifer die Steine noch nicht zugeschnitten. Eine zweite Garnitur hätte den Gewinn aufgefressen. Amun Re sei Dank. Für die Iris entschied er den dunkleren Achat zu nehmen. Passt besser zu ihrem Typ als der helle Bergkristall. Neue Forschung hält Teje für eine Nubierin.

      Fertig? Nein, fast vergessen. Schnell noch beim Goldschmied die Ohrhänger abholen. Die gleichen, die Teje trug, als er sie modellierte. In Ton ließen sich die feinen Gespinste nicht darstellen. Auch damals galt der Spruch: aus dem Auge aus dem Sinn. In letzter Sekunde daran gedacht. Bohrte Löchlein in die Ohrläppchen und hing an jedes eine goldene Barke mit silbernem Vollmond.

      Nun steht sie da. Auf dem höchsten Bock in seiner Werkstatt. Glänzt und schaut, ob einer sie abhole. Oder sollte er sie hinbringen? Noch einmal ihr Gesicht mit dem Original vergleichen. Aus dem schönen Mund lobende Worte hören? Oder Kritik?

      Kaya lässt sie abholen, um nicht noch mal ihre Lippen sehen zu müssen, die ihn an seinen Fehlschnitt erinnern. Hoffte inständig, dass es niemand merkt und packte die Schöne in eine gepolsterte Kiste. Nahm sich vor, das Honorar für eine Bootsfahrt auf dem Nil nach Nubien zu den Verwandten wieder auszugeben? Verprassen für ein Fest. Im Gedenken an die schönste Frau seines Künstlerlebens.

      Was wirklich geschah, wissen wir nicht. Bleibt ein Rätsel. Nur, dass es viele Büsten von Teje gibt. Prächtigere. Aber die aus Tamariskenholz geschnitzte animierte mich, diese aufregende Geschichte zu erzählen. Einschließlich der bewiesenen und unbewiesenen Fakten hinter der beschädigten Fassade. Gefiel sie Ihnen?

Teje, Tutenchamuns Großmutter

      Jesus von Nazareth

      Wie sah er aus? Zeigt es der Abdruck eines Gesichtes auf dem Grabtuch in Turin? Es ist das Gesicht eines Mannes. Unzweifelhaft. Aber wessen Gesicht? Unbekannt. Nur in den Köpfen gläubiger Christen der Mann aus Nazareth. Fromme Mär dichtet ihre eigene Wahrheit. Zu glauben, was man nicht wissen kann. Aber vorstellen müssen wir es uns. Uns ein Bild machen von dem, was so eminent wichtig scheint. Wenn schon an jemanden glauben, dann wollen wir wissen, wie wir uns diesen jemanden vorstellen können. Abstrakta lassen uns kalt.

      Als Kinder hatten wir das Bild des lieben Heilands auf Glanzbildchen und danach im Kopf. Stellten uns Jesus wie einen freundlichen Onkel vor. Der einem die Hand gibt und liebe Worte sagt. Die Künstler der Renaissance malten ihn mal so mal so. Leonardo da Vincis Jesus ein netter junger Mann. Mit seinen Freunden bei der gemeinsamen Abendmahlzeit. Michelangelo schuf einen Hero. Männlich, kraftstrotzend. Nazarener malten ihn mit entrücktem Gesicht, als sähe er Engel. Bis Emil Nolde in den Vierzigern des neunzehnten Jahrhunderts Christus mit wilden Hieben auf die Leinwand pinselte, als wüsste er noch nicht wie er auszusehen habe. Zerrissen zwischen Schwarz und Rot, Gott und Mensch, Können und Nichtkönnen. Glauben und Nichtglauben. Wie also sah er denn wirklich aus, der Mann aus Nazareth?

      Für damals potentielle Auftraggeber von Künstlern war Jesus keiner, der es wert war in Stein verewigt zu werden. Oder in Bronze gegossen Jahrtausende zu überdauern. Im Gegenteil. Sie hielten ihn für einen Kriminellen, der das Volk aufwiegelte. Und kreuzigten ihn, wie wir lesen. Und von frommen Predigern anhören müssen in der tiefvioletten Fastenzeit. Kein einziges Bild seines Gesichtes gibt uns Auskunft darüber, wie er wirklich aussah. Kunst zeigt ihn ernst, zornig, verzweifelt, der Erde enthoben. Lässt uns rätseln, was hinter solchen Fassaden steckt. Göttliches vielleicht. Oder etwa nicht?

      Alle Religionen dieser Welt haben ihre eigene Wahrheit. Und ihren eigenen Gott. Ob er nun vom Himmel gefallen, dem Meer, einer Höhle entstiegen oder aus der Fantasie geboren wurde. Nur die Christen haben einen Gott in drei Personen. Ansprechpartner ist dieser Jesus, Gottes Sohn. Alle Religionen dieser Welt hatten und haben Priester, die uns erzählen, wer ihr Gott ist. Wo er residiert und was er von uns erwartet. Bleiben wir bei Jesus von Nazareth.

      Aus der Zeit seines Lebens auf Erden gibt es keine schriftlichen Zeugnisse. Erst deutlich später werden sie aufgeschrieben. Um neue Anhänger zu gewinnen. Die Namen Matthäus, Lukas, Markus und Johannes als Autoren untergeschoben. Zeitgenössische Beweise und Bilder gibt es nicht. Für Martin Luther ist der Evangelist Johannes aller Rollenmeister Gaukelsack.

      Nichts gegen diese Berichte. Sie lesen sich spannend und machen nachdenklich. Einschließlich der Geheimen Offenbarungen des Johannes. Sogenannte Wunder sind geschönt, vieles übertrieben. Alles zeitgemäß. Unterstelle, die Erzähler waren selbst so begeistert von dem was sie erzählten, dass sie nicht objektiv sein konnten. Außerdem verlangt das Volk nach Worten, die die Welt erklären. Damals und heute.

      Geschichtenerzähler haben immer Konjunktur. Der Orient lebt davon. Damals waren es der wunderpredigende Mann aus Nazareth und seine Apostel. Vor allem Paulus, Weltreisender in Sachen Jesus von Nazareth. Heute ist eines der bekannten


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