Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2. Dr. Phil. Monika EichenauerЧитать онлайн книгу.
verkauft mit dieser Politik in Deutschland die Seele!
Denn hätte man dem Psychotherapeutengesetz 1998 nicht zugestimmt, hätte es einen Eklat gegeben, der gesellschaftspolitisch auffällig geworden wäre. Also wurde es beschlossen, um ganz in Ruhe und den Augen der Öffentlichkeit weitgehend entzogen, Psychologische Psychotherapeuten als einen Hilfsberuf der Medizin unterzuordnen und wie oben von unserem eigenen Präsidenten der Bundespsychotherapeutenkammer, Rainer Richter, zitiert, Psychotherapie als ERGÄNZUNG zur Medizin deklarieren zu können. Um dies zu erreichen, wurden der Fachbereich Psychotherapie und jeder einzelne Psychologische Psychotherapeut nun 11 Jahre niederfinanziert. Schlicht ausgedrückt: Wir wurden unter aller Würde honoriert. Existenzangst ist für jeden Menschen ein Mittel, um ihn zum Schweigen zu bringen und bis zum Umfallen zur Arbeit – und wenn er noch so erbärmlich honoriert wird – zu bringen: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Die neue „PSYCHOTHERAPIE“ kommt dann schillernd medien- und medizinideologietauglich in Kleidern wie Rainer Richter es in seinem Interview mitteilt, daher: „Dafür ist es notwendig, die multiprofessionelle Kooperation zu stärken, aber auch Veränderungen innerhalb der eigenen Profession anzuschieben.“ (Gieseke & Rabbata, 2009, S. 9. Hervorhebung M.E.)
Multiprofessionelle Kooperation hört sich toll an und niemand hätte etwas dagegen, wenn sie sich in den Händen unseres Fachbereiches der psychologischen Psychotherapie befände. Aber die Berufsrechte sind gesetzlich so angelegt, dass wir uns finanziell und strukturell immer noch nicht beruflich frei bewegen können!!! Davon handelt das vorliegende Buch.
Die Psychologischen Psychotherapeuten sollen generell weiterhin verschärft und unauffällig in jeder Hinsicht unter die Vormundschaft von Medizin und Ärzteschaft gestellt werden. Honorarverteilung und Berufsrechte spielen entscheidende Rollen in diesem Vorgehen. Innerhalb der fachärztlichen Psychotherapie werden einerseits Ärzte und Diplom-Psychologen politisch und wirtschaftlich gegen einander ausgespielt. Voraussetzung hierfür war die Integration in die KV, eine politisch möglicherweise freundlich gemeinte Einverleibung, die uns jedoch seit Jahren in Grabenkämpfe hineinzieht. Darüber hinaus existieren innerhalb der Psychologischen Psychotherapie andererseits politische Vorherrschaftskämpfe zwischen Verhaltenstherapie und tiefenpsychologischer Psychotherapie. Generell verbannt diese psychoökonomische Atmosphäre im Gesundheitswesen den Menschen und die Heilung auf einen immer weniger präsenten Platz in der Werteskala in unserer Kultur. Mensch, und damit die Seele, werden unter der Ökonomie begraben.
Werden die Psychologischen Psychotherapeuten abgeschafft, wird es keine hoch qualifizierte Berufsgruppe oder anders ausgedrückt, fachpsychologisch-psychotherapeutische Elite, die für die Seele des Menschen, für das menschliche Wesen, eintreten könnte, mehr in Deutschland geben. Dann hat die Seele keine Lobby mehr. Die Medizin hat sich noch nie für die Seele stark gemacht. Im Gegenteil verleugnet sie diese noch immer und wertet selbst ihre Ärzte ab, die sich mit der Seele beschäftigen und sich um die Psyche von Menschen in ihrem Fachbereich heutzutage bemühen. Es wird keine Berufsgruppe mehr geben, die sich für die Seele des Menschen, für deren Heilung im menschlichen Wesen professionell, d.h. (wirklich und nicht nur aufgrund eines Urteils des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie!) wissenschaftlich und fachlich psychotherapeutisch begründet und politisch relevant im Rahmen des Gesundheitswesens in unserer Kultur einsetzte. Die gegenwärtige Entwicklung im bürokratisierten und ökonomisierten Gesundheitswesen zeigt genau in die Richtung der Abschaffung der Psychologischen Psychotherapeuten und gleichzeitig der endgültigen Abschaffung der Seele hinsichtlich ihrer Bedeutung für das menschliche Wesen wie für das gesellschaftliche Leben. Dies darzustellen ist mein Anliegen.
Mein konkretes Ziel ist es, Psychologische Psychotherapie kulturell und politisch fest und anerkennt in unserer Gesellschaft installiert zu sehen. Wir brauchen berufliche und finanzielle Handlungsfreiheit und die Möglichkeit, unser Wissen vom Menschen über Behandlungen hinaus in die Gesellschaft politisch relevant und wirksam für das Leben der Menschen in ihr einzubringen. Es kann nicht sein, dass Politiker entscheiden, was man als Behandler generell für Menschen und Patienten tun oder nicht tun kann. Dann müsste man fragen, warum wir studiert und über Jahre hinaus Erfahrungen gesammelt haben... damit dann die Experten aus Wirtschaft und Politik sagen, wie wir behandeln sollen? Das kann nicht sein!
Mein genereller Wunsch ist es, das Prinzip der Heilung als unberührbar von Ökonomie und Politik in unserer Kultur als obersten Wert in einer am Menschen orientierten Gesellschaft festzuschreiben und zu etablieren. Letztlich hat die Ökonomie nur einen ernst zunehmenden Gegner: Die Seele. Die Ökonomie kann die Gesundung von Menschen verunmöglichen und daran verdienen. Sie kann die Heilungsabsichten mittels ökonomischer Strukturen in die Irre führen. Sie kann dergestalt die Seele demütigen, dass menschliche Wesen und deren psychische Verarbeitungsmöglichkeiten in unbekannte Verliese geschickt werden, um Gewinne noch weiter zu erhöhen und Krankheiten sich weiter zahlenmäßig ins Unermessliche und einzig als körperliche Krankheit anerkannt entwickeln lassen. Sie kann alles Körperliche am Menschen untersuchen, zerschnippeln, vernichten, wieder aufbereiten und weiter verkaufen – aber nicht die Erfahrungen der Seele. Sie tauchen da wieder auf, wo man sie am wenigsten erwartet oder gar schon tot geglaubt hat: In der Erinnerung eines Zeugen, in Träumen von Familienangehörigen, die über die seelischen Nöte ihrer Angehörigen träumen und ans Licht bringen, was keiner wissen sollte und wollte. Auf die Seele ist Verlass. Die Frage ist, ob auch auf die Liebesfähigkeit und auf das Mitgefühl des menschlichen Wesens Verlass ist: Hilft der eine Mensch dem anderen, wenn er Hilfe braucht? Die Ökonomie grenzt Seele, Mitgefühl wie Gefühl aus – es sei denn, sie kann daran verdienen ohne sich um Seele, Mitgefühl und Gefühl zu kümmern! Hinzu gesetzt sei: Diesen Vorgang der Manipulation nennt man Missbrauch. Menschliche Empathie wird durch Ökonomie genutzt, um zu erkunden, was der andere Mensch braucht, um es ihm zu entwenden und wieder- oder als neu zu verkaufen, als etwas was ihm fehlt. In ökonomischen Systemen treten blind für die Seele politische Unrechtsstrukturen in Form finanzieller Abhängigkeiten im Leben von Millionen von Menschen, die Elend und Not in unterschiedlichen Formen hervorrufen, zutage. Kulturell, wissenschaftlich und politisch ist die Seele vogelfrei – nirgends ist ein Schutz, eine Grenze zu erblicken, die sie schützte. Dies muss sich ändern.
Der Sprung ins kalte Wasser
Einer Untersuchung der Gmünder Ersatzkasse zufolge, nahm die ambulante Psychotherapie „innerhalb von sieben Jahren um 61 % zu: Im Jahr 2000 waren 0,55 Prozent der Versicherten in Deutschland in Behandlung, im Jahr 2006 bereits 0,88 Prozent, ergab eine Studie des Institutes für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung, MHH Hannover (im Auftrag der Gmünder Ersatzklasse).“ Diese Studie diente nicht dazu, die Notwendigkeit der Aufstockung von Psychotherapieplätzen aufgrund der Zunahme psychischer Erkrankungen zu belegen, sondern die mäßige Wirksamkeit hinsichtlich Kostenreduzierung in anderen Bereichen des Gesundheitswesens darzustellen: „Die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung und der BVVP bezweifeln die Relevanz der Studie: der Anstieg der Psychotherapiepatienten auf 0,88 Prozent der Versicherten sei relativ bescheiden – gemessen daran, dass der reale Bedarf bei etwa 7 % liege. Und: Die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen genüge nicht als Maßstab zur Bewertung des psychotherapeutischen Ergebnisses.“ (Pabst Science Publishers, http: .pabst-publishers.de; 5. März 2008. Studie: .GEK.de - GEK-Report ambulant-ärztliche Versorgung 2007).
Mit der Gegenüberstellung des realen Bedarfs psychotherapeutischer Arbeit in der Bevölkerung einerseits und andererseits dem generellen Ansinnen von Krankenkassen, diesem Bedarf nicht realitätsgerecht nachkommen zu wollen, werden Untersuchungszusammenhänge ersonnen, die quasi die Unwirksamkeit von Psychotherapie belegen sollen - damit ist der politische Diskurs in Deutschland kurz und bündig grob benannt. Dabei wird eine Berufsgruppe, Psychologische Psychotherapeuten, gegen die andere, Ärzte oder besser und genauer formuliert Mediziner, ausgespielt – oder auch tiefenpsychologische Psychotherapie gegen Verhaltenstherapie. Im Rahmen des vorliegenden Band 2 zur Heillosen Kultur wird das politische Mittel der Spaltung von Berufsgruppen, um letztlich Unterfinanzierungen zur Einsparung von Kosten im Gesundheitswesen zu begründen, thematisiert.
Nebenbei bemerkt könnte der durch