Der Mann, der seinen Namen änderte. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.
n>
LUNATA
Der Mann, der seinen Namen änderte
Kriminalroman
© 1927 by Edgar Wallace
Originaltitel The Man who was Nobody
Aus dem Englischen von Ravi Ravendro
© Lunata Berlin 2020
Inhalt
1
Deinen Baron hast du dir ja nun glücklich erobert! Was hältst du denn jetzt von ihm?« fragte Javot und schaute sich mit einem zynischen Lächeln um.
Der verhältnismäßig kleine Gesellschaftsraum in Almas Wohnung bot ein Bild vollkommener Unordnung. Die Möbel waren an die Wände gerückt, um mehr Raum für die Tanzfläche zu schaffen. Einer der silbernen Armleuchter hing schief, weil ihn ein angetrunkener Gast in seinem Übermut verbogen hatte, und eine große, kostbare Vase mit weißem Flieder war umgeworfen worden. Die welken Blumen lagen zwischen den Porzellanscherben in einer Wasserlache auf dem Boden. Mit schrillem, metallischem Ton spielte ein Schallplattenspieler einen Twostep. Mehrere Paare tanzten mit etwas unsicheren Schritten nach der abgehackten Melodie, die ab und zu von der ausgelassenen, lauten Unterhaltung und dem Gelächter übertönt wurde. Der Sekt hatte seine Wirkung getan; selbst die Damen kicherten und sprachen hemmungslos.
Die hübsche Frau, die neben dem Schauspieler Javot stand, sah zu einem jungen Herrn hinüber, der mit hochrotem Gesicht den Versuch machte, auf den Händen zu stehen. Ein Freund, der nicht nüchterner zu sein schien als der Amateurakrobat, feuerte ihn durch laute Zurufe an.
Alma Trebizond hob die Augenbrauen leicht und warf Javot einen merkwürdigen Blick zu.
»Wenn man kein Geld hat, kann man eben nicht lange wählen«, erwiderte sie nachdenklich. »Großen Eindruck kann ich ja nicht mit ihm machen, aber er ist ein Baron von altenglischem Adel und hat ein jährliches Einkommen von vierzigtausend Pfund. Das fällt doch ins Gewicht.«
»Vergiß nicht das berühmte Diamantenhalsband aus dem Familienschmuck der Tynewoods«, entgegnete er leise. »Es wird ein ungewöhnlich entzückender Anblick sein, dich darin zu sehen. Schlecht gerechnet hat es einen Wert von hunderttausend Pfund, mein Liebling. Das gibt dir erst das nötige Profil.«
Sie seufzte befriedigt, denn sie hatte ein hohes Spiel gewagt und einen Erfolg errungen, der ihre kühnsten Hoffnungen weit übertraf.
»Ja, die Sache ist besser gegangen, als ich je erwartet hätte. Ich habe übrigens eine Vermählungsanzeige an die maßgebenden Zeitungen geschickt.«
Er sah sie scharf und durchdringend an. Kalte, habichtähnliche Augen belebten sein sonst sehr intelligentes, hageres Gesicht. Seine Haare hatten sich schon stark gelichtet.
»Hast du die Nachricht wirklich schon an die Redaktionen geschickt?« fragte er langsam. »Das wäre aber sehr unüberlegt von dir gewesen.«
»Warum denn?« erwiderte sie ärgerlich. »Ich brauche mich doch absolut nicht zu schämen! Ich bin genauso viel wert wie er, und es ist in unseren Tagen durchaus nichts Ungewöhnliches, wenn eine Schauspielerin von meinen Fähigkeiten einen Repräsentanten des hohen Adels heiratet!«
»Ein Baron gehört wirklich nicht zum hohen Adel«, verbesserte er sie ironisch. »Aber darauf kommt es im Augenblick ja nicht an. Viel wichtiger ist, daß er dich ausdrücklich gebeten hat, die Eheschließung mit ihm geheimzuhalten.«
»Aber ich wüßte gar nicht, warum ich das tun sollte.«
Ein sarkastisches Lächeln spielte um seinen Mund.
»Es gibt genug Gründe dafür!« sagte er